Museeuw wurde in Varsenare geboren und wuchs in Gistel auf. Sein Vater Eddy war zwei Saisons lang ebenfalls Radprofi, wenn auch ohne großen Erfolg. In seiner Jugend und als Amateur war Museeuw im Winter im Cyclocross aktiv und konnte zudem einige kleinere Erfolge im Straßenradsport verzeichnen.[2][3]
Mit seinen drei Siegen bei der Flandern-Rundfahrt ist er mit fünf anderen Fahren Rekordsieger des Rennens. Sein erster Sieg gelang ihm 1993 im Zweiersprint gegen Frans Maassen. Bei den beiden weiteren Erfolgen 1995 und 1998 beendete er das Rennen jeweils nach einer Soloflucht mit 1:27 Minuten bzw. 47 Sekunden Vorsprung gegenüber seinen Verfolgern.
Bei Paris-Roubaix 2000 fuhr Museeuw 60 Kilometer vor dem Ziel mit Frankie Andreu an seinem Hinterrad aus einer kleineren Gruppe heraus. Sie überholten den Führenden Max van Heeswijk. Am Pavé-Sektor von Ennetières setzte sich Museeuw ab und entschied das Rennen mit 15 Sekunden Vorsprung vor seinen Verfolgern für sich.[5] Für Museeuw bedeutete sein zweiter Sieg etwas Besonderes, da er sich zwei Jahre zuvor bei einem Sturz während Paris–Roubaix sein Knie so schwer verletzt und anschließend infiziert hatte, dass es Überlegungen gegeben hatte, das Bein zu amputieren.[6] Bei seinem Sieg 2000 machte Museeuw seine wohl berühmteste Geste: Auf der Ziellinie zeigte er auf sein ausgestrecktes linkes Bein.[5]
Bei seinem dritten Paris-Roubaix-Sieg 2002 löste sich Museeuw nach der Trouée d’Arenberg mit George Hincapie und Steffen Wesemann aus dem Peloton und machte sich auf die Verfolgung der Führenden, deren Vorsprung ständig schmolz. 44 Kilometer vor dem Ziel wurde die Spitzengruppe von ihnen eingeholt. Kurz darauf attackierte Museeuw alleine und gewann mit einem Vorsprung von 3:04 Minuten auf Wesemann.[7]
Museeuw beendete seine Karriere nach den Frühjahrsklassikern 2004 beim Scheldeprijs, den er nach einer erfolglosen Attacke im Hauptfeld beendete.[1] Zuvor wurde noch einmal Fünfter bei Paris–Roubaix. Am 2. Mai fuhr er in Gistel ein Abschiedsrennen vor 50.000 Zuschauern. Bereits am nächsten Tag begann er seine Tätigkeit als Sportlicher Leiter bei Quick Step.[8]
Das Ende seiner Karriere wurde dabei von einer Dopingaffäre überschattet. Aufgrund von Telefon- und SMS-Abhörprotokollen, die nahelegten, das Museeuw und einige andere belgische Rennfahrer von dem Tierarzt José Landuyt verbotene Mittel (u. a. Aranesp und EPO) erhalten und benutzt hatten, wurde der inzwischen zurückgetretene Museeuw im Oktober 2004 vom belgischen Radsportverband für zwei Jahre gesperrt. Anfang 2007 gab er offiziell zu, auf Doping zur Leistungssteigerung zurückgegriffen zu haben. Im Rahmen dieses Geständnisses trat er zeitgleich von seiner Position als PR-Manager von Quick Step zurück. Im Dezember 2008 befand ein Gericht in Kortrijk Museeuw und die anderen Angeklagten für schuldig. Er wurde deshalb zu einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung und zur Zahlung von 15.000 Euro verurteilt.[9]
Johan Museeuw in der Datenbank von Radsportseiten.com
Johan Museeuw in der Datenbank von ProCyclingStats.com (englisch)
Einzelnachweise
↑ abJohan Museeuw rollt in Rente. schwaebische.de, 15. April 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Juni 2016; abgerufen am 31. Oktober 2015.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schwaebische.de
↑Johan Museeuw. In: ProCyclingStats. Abgerufen am 22. April 2025.
↑Eddy Museeuw. In: ProCyclingStats. Abgerufen am 22. April 2025.
↑Ich habe nie ein Rennen vorher geplant. In: Tour. Nr.6/2004. Atlas Verlag, Reutlingen 2004, S.51.
↑Haftstrafe für Museeuw. sport1.de, 3. Dezember 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Dezember 2008; abgerufen am 19. Oktober 2015.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sport1.de