Jodensavanne

Jodensavanne
Koordinaten: 5° 25′ N, 54° 58′ W
Karte: Suriname
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Jodensavanne
Jodensavanne auf der Karte von Suriname
Basisdaten
StaatSuriname
DistriktPara
Detaildaten
GewässerSuriname
ZeitzoneUTC−3
Jodensavanne, Benoit 1830
Jodensavanne, Benoit 1830
Reste der Synagoge auf Jodensavanne, Februar 2000
Reste der Synagoge auf Jodensavanne, Februar 2000
Reste des Kamp Jodensavanne in 1947
Reste des Kamp Jodensavanne in 1947

Jodensavanne (Niederländisch, Judensavanne) ist ein ehemaliger Wohnort von sefardischen Juden in Suriname, circa 50 Kilometer südlich von Paramaribo. Der Ort liegt im Distrikt Para am rechten Ufer des Suriname. Jodensavanne wurde auch als „Jerusalem am Fluss“ bezeichnet. Er ist seit einem verheerenden Brand 1832 nicht mehr bewohnt.

Besiedlung

Die ersten Juden ließen sich hier bereits rund 1640 am Cassiporabach, einem Nebenflüsschen des Suriname, nieder. Die Jodensavanne ist damit eine der ältesten und wichtigsten Ansiedlungen von Juden in der Neuen Welt. Sie waren vor der Verfolgung durch die Inquisition aus Spanien und Portugal geflüchtet und begannen mit der Pflanzung und Anlage von Zuckerrohrplantagen. Unter dem ersten erfolgreichen europäischen Kolonisator von Suriname, Lord Francis Willoughby of Parham kam 1652 eine zweite Gruppe englischer Juden, via Barbados nach Suriname. Eine dritte Gruppe kam 1664 unter der Leitung von David Nassy, aus Mauritsstad (Moritzstadt, heute Recife), (Brasilien) nach Suriname. Sie waren ursprünglich von Spanien aus nach Niederländisch-Brasilien geflüchtet und hatten dort unter Gouverneur Moritz von Nassau zusammen mit Niederländern Zuckerrohrplantagen angelegt. Als das niederländische Gebiet in Brasilien 1654 durch die Portugiesen zurückerobert wurde, flüchtete ein großer Teil der Juden erneut. Einige ließen sich in der Kolonie Cayenne, (dem heutigen Französisch-Guyana), in Guadeloupe sowie in Suriname nieder. Als die Franzosen 1664 die ehemalige Kolonie Cayenne eroberten, übersiedelten auch die Juden aus diesem Gebiet nach Suriname.

Freie Glaubensausübung

Am 17. August 1665 erhielt die jüdische Gemeinschaft in Suriname das Recht auf freie Glaubensausübung und das Recht, eine Synagoge und eine Schule zu gründen. Als Abraham Crijnssen 1667 von den Engländern Suriname erobert hatte, ließ er die den Juden unter Lord Francis Willoughby zugestandenen Rechte unberührt. Im Jahre 1669 erhielten die Juden offiziell die Genehmigung zur Gründung einer Kolonie mit einer Synagoge und einem Friedhof. Diese neue Siedlung, einige Kilometer nördlich des Cassipora, erhielt später den Namen Jodensavanne. Nachdem bereits zwischen 1665 und 1671 die erste Synagoge aus Holz gebaut worden war, wurde 1685 hier eine Synagoge aus Stein errichtet, die den Namen Beraha VeShalom („Segen und Frieden“) erhielt.

Am Ende des 17. Jahrhunderts bestand die jüdische Gemeinschaft rund um die Savanne aus rund 700 Mitgliedern. Diese besaßen in der Zeit 40 Plantagen, auf der circa 9000 Sklaven arbeiteten. Als 1832 die Jodensavanne durch Brandstiftung fast total verwüstet wurde, verließen die letzten Bewohner das Gebiet und zogen nach Paramaribo.

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges wurde in der niederländischen Kolonie Suriname unter Gouverneur Johannes Coenraad Kielstra bei Jodensavanne das Internierungslager Jodensavanne (Kamp Jodensavanne) gebaut. Im September 1942 wurden hier 146 tatsächliche oder vermeintliche Anhänger der Nationaal-Socialistische Beweging (NSB) aus Niederländisch-Indien interniert. Im Juli 1946 wurde das Lager aufgelöst und die 138 Überlebenden kehrten in die Niederlande zurück.[1]

Stiftung

Nachdem 1967 die niederländische Kolonialarmee (Troepenmacht in Suriname, TRIS) den Ort im Dschungel freigelegt hatte, entwickelte der Architekt Tjin A Djie 1971 einen Plan zum Erhalt der Jodensavanne für die Nachwelt. Am 11. Oktober des Jahres wurde hierfür die Stiftung Jodensavanne (SJS) gegründet. Zwei Jahre später wurde das Gelände erneut gesäubert. Die Reste der Synagoge wurden freigelegt und es wurde ein Besucherpavillon gebaut. Während des Bürgerkrieges (1986 bis 1992) war das Gebiet umkämpft und verwahrloste. Erst 1999 wurde die Jodensavanne erneut von der wuchernden Vegetation befreit und für Besucher zugänglich gemacht.

Weltkulturerbe

Am 30. Juni 1998 wurde bei der UNESCO ein Antrag (Tentativliste) auf Anerkennung der Jodensavanne und des Cassipora Friedhofes als Weltkulturerbe gestellt.[2][veraltet]

Literatur

  • Michael Studemund-Halévy: Jodensavanne. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 3: He–Lu. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02503-6, S. 203–207.
  • Cynthia McLeod: Surinam. Deutsche Ausgabe von Hoe duur was de suiker?, Verlag Nymphenburger, München 1996, ISBN 3-485-00744-7.
  • Twan van den Brand: De Strafkolonie. Een Nederlands concentratiekamp in Suriname 1942-1946, Uitgeverij Balans, Amsterdam 2006, ISBN 90-5018-808-7.

Weblinks

Commons: Jodensavanne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kamp Jodensavanne, niederländisch, abgerufen am 4. September 2016.
  2. Antrag auf Eintrag in die Liste des Weltkulturerbes, englisch, abgerufen am 4. September 2016.

Auf dieser Seite verwendete Medien

De voormalige Jodensavanna aan de Surinamerivier in Suriname, Bestanddeelnr 252-6453.jpg
Autor/Urheber: Willem van de Poll, Lizenz: CC0
Collectie / Archief : Fotocollectie Van de Poll

Reportage / Serie : Reis naar Suriname en de Nederlandse Antillen
Beschrijving : De voormalige Jodensavanna aan de Surinamerivier in Suriname
Annotatie : De Jodensavanna was in de 17de en 18de eeuw de zetel der Portugese Joodse Natie in Suriname. Van 1942 tot 1946 was het een interneringskamp voor NSB-ers uit Nederlands-Indië
Datum : 1947
Locatie : Suriname
Trefwoorden : interneringskampen, joodse religie, rivieren
Fotograaf : Poll, Willem van de, [onbekend]
Auteursrechthebbende : Nationaal Archief
Materiaalsoort : Negatief (zwart/wit)
Nummer archiefinventaris : bekijk toegang 2.24.14.02

Bestanddeelnummer : 252-6453
Jodensavanne.jpg
De restanten van de synagoge op de jodensavanne, eigen foto beschikbaar gesteld voor publiek domein.
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Autor/Urheber: NordNordWest, Lizenz: CC BY-SA 3.0
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