Jodeldiplom

Das Jodeldiplom ist ein fiktiver Bildungsabschluss (Jodeln mit Jodel-Diplomabschluss) aus einem Sketch von Loriot. Mit dem Jodeldiplom spielt Loriot auf die zahlreichen Titel von Volkshochschulen und Universitäten an, die den gesellschaftlichen Status von Absolventen erhöhen, ohne dass das für ihre Qualifikation auf dem Arbeitsmarkt eine Rolle spielt.[1][2]

Der Begriff ging in die deutsche Umgangssprache ein und wird metaphorisch für überflüssige, wertlose oder in einer Titelmühle gekaufte Bildungsabschlüsse verwendet oder als Terminus in der argumentativen Auseinandersetzung, um den eigenen Lebensweg von wertlosen Aktivitäten abzugrenzen.[3]

Inhalt und Entstehung

Der Sketch mit dem Titel „Jodelschule“ wurde erstmals am 7. Dezember 1978 als Teil der Sendung Loriot VI von Radio Bremen[4] (siehe auch Weihnachten bei Hoppenstedts) im Ersten deutschen Fernsehen ausgestrahlt und spielt im Institut für modernes Jodeln, wo die erwachsenen Schüler die korrekte Aussprache von Jodlern lernen (beispielsweise: „Holleri du dödl di, diri diri dudl dö.“). Dabei tritt zunächst Jodellehrer Dr. Vogler (Hans Kircher) auf, der seinen Schülern einen Jodler mit äußerster Akribie in einem Diktat beibringt. Auf eine falsche Antwort („Dö dudl dö“) von Frau Hoppenstedt (Evelyn Hamann) antwortet der Lehrer, dieses sei „zweites Futur bei Sonnenaufgang“.

Eine Teilnehmerin des Kurses – eben jene Frau Hoppenstedt – wird nach dem Kurs von Reporter Viktor Schmoller (Loriot) für das „Frauenjournal von Radio Bremen“ interviewt. In dem Gespräch begründet Frau Hoppenstedt ihre Teilnahme an dem Kurs damit, dass sie als Hausfrau und Mutter für den Zeitpunkt, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind, das Gefühl haben wolle, auf eigenen Füßen zu stehen. Sie habe dann „was Eigenes“, ihr Jodeldiplom.

Eine weitere Pointe des Sketches beginnt mit dem Auftauchen von Herrn Hoppenstedt (Heinz Meier), der gegenüber dem Reporter exakt die gleichen Phrasen wiederholt, mit denen seine Frau bereits ihre Teilnahme an dem Kurs begründete und dabei ihre Eigenständigkeit betont.

Im Sketch Kosakenzipfel der gleichen Sendung wird das Jodeldiplom samt Begründung nochmals aufgenommen; er gipfelt in der Beschimpfung Frau Hoppenstedts als „Jodelschnepfe“.

Die Außenaufnahmen zu diesem Sketch wurden in Bremen an der Kreuzung Horner Straße-Schönhausenstraße gedreht.

Reale Jodeldiplome

Ein ernstgemeintes „Jodeldiplom“, die sogenannte „Jodlar-Prob“, gibt es in den Allgäuer Alpen. Bereits 1934 wurde die Wertacher Jodlergruppe als eine der ersten Jodlergruppen des Allgäus gegründet. Im höchstgelegenen Markt Deutschlands, dem Luftkurort Wertach, findet einmal jährlich eine Wertacher Jodlar-Prob statt, um dieses Brauchtum zu erhalten und weiterzugeben. Das Gedankengut, welches von Generation mit dem Jodlar und dem Jodellied weiterlebt, wird in Form eines Seminars vermittelt.[5]

Die Hochschule Luzern bietet seit dem Wintersemester 2018 Jodeln als Hauptfach an.[6][7]

Einzelnachweise

  1. Frank Hollmann: Fachkräftemangel in China – Nicht mehr als ein Jodeldiplom. FAZ.net, 8. Mai 2008
  2. Christian Holl: Das Jodeldiplom der Architektur. Kolumne im Stylepark, 3. Juli 2015
  3. Bettina Wulff: Jodeldiplom? Ex-First-Lady sucht neue Aufgabe im Leben. Pfalz-Express, 12. September 2014
  4. Fernseh-Sendetermin Loriot VI am 7. Dezember 1978 (aufgerufen am 31. August 2011).
  5. Pressemitteilung zur Wertacher Jodlar-Prob. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 4. Mai 2014; abgerufen am 25. März 2010.
  6. Spiegel online: Neuer Studiengang in der Schweiz: Endlich gibt’s das Jodeldiplom, 19. Januar 2018
  7. Hochschule Luzern: Lehrplan Bachelor of Arts in Volksmusik mit Liste der Hauptfächer: Jodel, Schwyzerörgeli, Hackbrett oder Handorgel (PDF)