Jochen Wisotzki
Jochen Wisotzki (geb. 4. Mai 1953 in Weimar) ist ein deutscher Filmemacher und Journalist.
Leben
Jochen Wisotzki wurde in Weimar geboren und wuchs in Berlin auf. Nach einem Volontariat bei der Nachrichtenagentur ADN und dem Grundwehrdienst bei der NVA studierte er von 1973 bis 1977 an der Leipziger Karl-Marx-Universität Journalistik. Von 1977 bis 1986 war er als Redakteur, Film- und Fernsehkritiker für ADN und die Wochenzeitung Sonntag tätig, von 1986 bis 1991 als Dramaturg und Autor im DEFA-Studio für Dokumentarfilme angestellt. 1990 konnte er als einen der letzten DEFA-Dokumentarfilme sein Regiedebüt Komm in den Garten mit Heinz Brinkmann als Co-Regisseur realisieren.[1] Seither arbeitet er als Regisseur, Autor und Dramaturg von Dokumentarfilmen. Wisotzki war besonders in der Zeit um den Mauerfall als Autor und Dramaturg oder/und Regisseur an der Entwicklung und Produktion gesellschaftskritischer Kino-Dokumentarfilme beteiligt. Dazu zählen vor allem flüstern & SCHREIEN - Ein Rockreport (1988)[2], Das freie Orchester (1989) Unsere alten Tage (1989), Aschermittwoch (1989), Berlin, Prenzlauer Berg – Beobachtungen zwischen dem 1. Mai und 1. Juli 1990, Komm in den Garten (1990) und Mühle (1992). In diesen Filmen, die fast alle in seinem Berliner Heimatstadtteil Prenzlauer Berg angesiedelt sind, geht es vor allem in situativen Beobachtungen um das Spannungsverhältnis zwischen der Realität individuellen Erlebens und den Glücksversprechen der DDR-Staatsdoktrin beziehungsweise den Erwartungen an die neue Freiheit.[3] Arbeiten von ihm wurden auf zahlreichen nationalen und internationalen Filmfestivals gezeigt. 1990 gehörte Wisotzki zu den Gründern des Mecklenburg-Vorpommern-Film e.V., Träger der kulturellen Filmförderung des Landes, und 1991 des FilmKunstfest MV. 1992 bis 1994 absolvierte er ein Aufbaustudium Spielfilmregie am Institut für Theater, Musiktheater und Film der Universität Hamburg (heute Hamburg Media School). Nach Lehraufträgen seit 2000 an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg „Konrad Wolf“ und bei der Volontariatsausbildung des MDR Leipzig wurde er 2006 auf die Professur für „zeitbasierte Medien“ an der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar berufen, die er bis 2020 innehatte.
Filmografie (Auswahl)
- 1988: flüstern & SCHREIEN (Co-Buch/Dramaturgie, Regie: Dieter Schumann)
- 1988: Schnelles Glück (Co-Bu./Dra., Re.: Petra Tschörtner)
- 1988: Das freie Orchester (Co-Bu./Dra., Re.: Petra Tschörtner)
- 1989: Probleme am laufenden Band (Co-Bu./Dra., Re.: Karlheinz Mund)
- 1989: Unsere alten Tage (Co-Bu./Dra., Re.: Petra Tschörtner)
- 1989: Aschermittwoch (Co-Bu./Dra.,Re.: Lew Hohmann)
- 1990: Berlin – Prenzlauer Berg: Begegnungen zwischen dem 1. Mai und dem 1. Juli 1990 (Co-Bu., Re.: Petra Tschörtner)
- 1990: Komm in den Garten (Bu./Re., Co-Re: Heinz Brinkmann)
- 1991: Mühle (Bu./Re.)
- 1991: Waldschlösschen (Co-Bu., Dra.,Re.: Heinz Brinkmann)
- 1992: Im Schloss Schwerin (Bu./Re.)
- 1993: Caruso und die Tauben (Re.)
- 1994: Die Kunst des Handelns (Re.)
- 1995: Michi wird Senorita (Bu./Re.)
- 1996: Die Seiltänzer (Bu./Re.)
- 1997: Torera Rosa (Bu./Re.)
- 1999: Veldpost Europa (Bu./Re./Kamera/ Ton gemeinsam mit Andreas Voigt)
- 2004: Das Märchen vom Fischlein (Dra., Re: Wolfgang Reinke)
- 2005: Kommune der Seligen (Dra., Re: Klaus Stanjek)
- 2006: Nicht Böse sein (Dra., Re: Wolfgang Reinke)
- 2010: Wadans Welt (Co-Bu./Dra., Re: Dieter Schumann)
- 2013: brown bread (Dra., Re: Sarah Gross)
- 2014: Mitgift (Dra., Re: Roland Blum)
- 2014: BAIZ bleibt - woanders (Bu., Re., Kamera)
- 2016: Metaller (Bu., Re., Ka.)
- 2020: Dorothea Prühl – Schmuck als Ornament und Skulptur (Bu., Re., Ka.)
Auszeichnungen / Preise
ASCHERMITTWOCH
- Preis der Internationalen Demokratischen Frauenföderation, 32. Internationale Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche für Kino und Fernsehen (1989):
- lobende Erwähnung, 6.Europäisches Kurzfilmfestival Berlin (West) 1989:
KOMM IN DEN GARTEN
- Silberne Taube ex aequo, 33. Internationale Leipziger Filmwoche für Dokumentar- und Animationsfilm (1990)
- Preis des Interessenverbandes Filmkommunikation „Findling“, 33. Internationale Leipziger Filmwoche für Dokumentar- und Animationsfilm (1990)
- Lobende Erwähnung, 6. Internationales Dokumentarfilmfestival München (1991)
- Prädikat „Wertvoll“ der FBW
DIE SEILTÄNZER
- Nominierung Grimme-Preis 1997
KOMMUNE DER SELIGEN
- „Bester Dokumentarfilm“ der 19. Bozner Filmtage (2005)
- Prädikat „Wertvoll“ der FBW
WADANS WELT
- Deutscher Dokumentarfilmpreis DOKfest München (2011)
- Hauptpreis Dokumentarfilmwettbewerb FILMKUNSTFEST MV (2011)
- Deutscher Kamerapreis 2011
BROWN BREAD
- „best world documentary“, international filmfestival Harlem /N.Y. (2014)
Literatur (Auswahl)
- Bulletin Leipziger Dokwoche 1990, Kataloge Dokfilmfestival München 1991, „Ein Festival auf Reisen“ (Bremen 1991): Gespräch Petra Lux mit Heinz Brinkmann und Jochen Wisotzki zu „Komm in den Garten“, Leipzig, München, Bremen 1990/91
- Mauer-Show. Das Ende der DDR, die deutsche Einheit und die Medien, R. Bohn, K. Hickethier, E.Müller (Hrsg.), Ed. Sigma Bohn, Berlin 1992
- DEFA-NOVA – nach wie vor? Dietmar Hochmuth (Hrsg.), Kinemathek, Berlin 1993
- Deutschlandbilder Ost, Peter Zimmermann (Hrsg.), close up, UVK Medien, Köln 1995
- Tanz auf dem Seil: Moral oder Quote? Julia Müller-Novak, Film & TV Kameramann 2/1998, I.Weber Verlag, München 1998;
- Schwarzweiß und Farbe, DEFA-Dokumentarfilme 1946–92, Filmmuseum Potsdam (Hrsg.), jovis, 2. korrig. Auflage Berlin 2000
- Exemplarisch DDR-Geschichte leben, Steffi Pusch, Studien zum Theater, Film und Fernsehen Bd. 30, Peter Lang, Frankfurt am Main 2000
- Feeling B - Mix mir einen Drink - Punk im Osten, R. Galenza /H. Havemeister, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2002
- Rock in der DDR, Michael Rauhut, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2002
- DDR - Erinnern und Vergessen Das visuelle Gedächtnis des Dokumentarfilms, T. Ebbrecht, /H. Hoffmann,/J. Schweinitz (Hrsg.) Schüren, Marburg 2009
- Die Babelsberger Schule des Dokumentarfilms. Klaus Stanjek (Hrsg.), Bertz & Fischer Berlin 2012
- Leuchtkraft 2021/ Journal der DEFA-Stiftung 4, DEFA-Stiftung, Berlin 2021
Weblinks
Literatur:
- https://www.filmernst.de/media/files/Materialien/F/Fluestern%20und%20SCHREIEN.pdf
- https://www.defa-stiftung.de/fileadmin/DEFA_Stiftung/Dateien/Buecher/Journal_2021/DEFA-Stiftung_Leuchtkraft_4_WEB__2_.pdf
Filme:
- Schnelles Glück: https://www.youtube.com/watch?v=9PU1flZv6dM
- flüstern & SCHREIEN: https://www.bpb.de/mediathek/video/264590/fluestern-und-schreien/
- BAIZ bleibt – woanders: https://www.youtube.com/watch?v=rjWmyO4tqJA
- Die Seiltänzer: https://www.youtube.com/watch?v=YWY7pJ9i1vo
Filminfo:
- https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/unsere-alten-tage/
- https://www.defa-stiftung.de/stiftung/aktuelles/film-des-monats/berlin-prenzlauer-berg/
- https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/das-freie-orchester/
- https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/probleme-am-laufenden-band/
- https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/schnelles-glueck/
- https://www.moviepilot.de/movies/brown-bread-the-story-of-an-adoptive-family
- https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/aschermittwoch/
- https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/komm-in-den-garten/
Einzelnachweise
- ↑ Wilhelm Roth: Abbilder und Gegenbilder. In: Peter Zimmermann (Hrsg.) Deutschlandbilder Ost. UVK Medien/Verlag Ölschläger, Konstanz, 1995, S. 191.
- ↑ Heinz Kersten: Erinnerung an eine Landschaft. In: Peter Zimmermann (Hrsg.) Deutschlandbilder Ost. UVK Medien/Verlag Ölschläger, Konstanz, 1995, S. 125.
- ↑ Heidemarie Hecht: Der letzte Akt. In: Günter Jordan, Ralf Schenk, Schwarzweiß und Farbe. DEFA-Dokumentarfilme 1946-92. Jovis Verlag, Berlin, 1996, S. 240.
Personendaten | |
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NAME | Wisotzki, Jochen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Filmemacher und Journalist |
GEBURTSDATUM | 4. Mai 1953 |
GEBURTSORT | Weimar |
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Autor/Urheber: Fotograf: Kolja Nixdorf, Lizenz: CC BY 4.0
Portrait des Filmemachers Jochen Wisotzki, Fotograf: Kolja Nixdorf