Jochanan

Jochanan (hebräisch יֹוחָנָן) ist ein männlicher Vorname.

Herkunft und Bedeutung

Der hebräische Name יֹוחָנָןjôḥānān bzw. יְהוֹחָנָןjəhôḥānān ist ein Satzname, der zugleich als Dankname zu verstehen ist.[1] Das Subjekt bildet das theophore Element יֹו bzw. יְהוֹjəhô, das eine Kurzform des jüdisch-christlichen Gottesnamens יהוהjhwh darstellt, das Prädikat leitet sich von der Wurzel חנןḥnn „gnädig sein“, „sich jmds erbarmen“[2] ab.[3] Der Name bedeutet daher „der Herr ist gnädig“.

Verbreitung

Bereits im Alten Testament tragen 14 verschiedene Männer diesen Namen. Inschriftlich lässt er sich jedoch vorexilisch nicht belegen. Ab der neutestamentlichen Zeit ist der Name breit belegt und wird in christlicher Tradition in der Form Johannes bis in die heutige Zeit vergeben.[4]

Varianten

In der Septuaginta wird der Name mit ΙωανανIōanan bzw. ΙωνανIōnan, im Neuen Testament mit ΙωαννηςIōannēs wiedergegeben. Deutsche Bibelübersetzungen schreiben Johanan bzw. Johannes.

Neben יֹוחָנָןjôḥānān und יְהוֹחָנָןjəhôḥānān existiert im Hebräischen auch die Namensvariante חֲנַנְיָהḥananjāh bzw. חֲנַנְיָהוּḥananjāhū sie die Reihenfolge von Subjekt und Prädikat vertauscht. In der Septuaginta wird der Name zu ΑνανιαςAnanias. Deutsche Bibelübersetzungen geben den Namen alttestamentlich mit Hananja, neutestamentlich mit Hananias wieder.

Mit dem Namen verwandt, jedoch keine direkte Variante sind die Namen sind אֶלְחָנָןʾælḥānān, zu Deutsch Elhanan, und חַנִּיאֵלḥannîʾēl, zu Deutsch Hanniel, die als theophores Element die allgemeine Bezeichnung אֵלʾēl „Gott“ anstelle des Gottesnamens nutzen, sowie חָנָןḥānān, zu Deutsch Hanan, bei dem das theophore Element ausgefallen ist.

Weibliche Entsprechungen des Namens sind יֹוחָנָהjôḥānāh, zu Deutsch Johanna, und der nach Noth in Elephantine belegte Frauenname יוחןjwḥn/ jehôḥan. Eine weibliche Kurzform mit ausgefallenem theophoren Element ist חָנָהḥānāh, zu Deutsch Hanna.

Für weitere Varianten: siehe Johannes bzw. Johanna

Namensträger

Altes Testament und Apokryphen

Jochanan

Jehochanan

  • Jochanan, Sohn des Bebai (Esr 10,28 )
  • Jochanan, Sohn des Tobija (Neh 6,18 )
  • Jochanan, Priester und Haupt einer Familie (Neh 12,13.42 )
  • Jochanan, Sohn des Meschelemja (1 Chr 26,3 )
  • Jochanan, „der Anführer“, Heerführer unter Joschafat (2 Chr 17,15 )
  • Jochanan, Vater des Jismael (2 Chr 23,1 )
  • Jochanan, Vater des Asarja (2 Chr 28,12 )

Antike

  • Jochanan ben Levi (um 70), Anführer des jüdischen Aufstands, Zelot, siehe Johann von Gischala
  • Jochanan ben Sakkai (um 30-um 90), wichtigster jüdischer Gelehrter nach der Zerstörung des Tempels, Tannait der 1. Generation
  • Jochanan ben Bag Bag (1. Jh.), Tannait
  • Jochanan ben Nuri (um 100), Tannait der 2. Generation
  • Jochanan ben Beroka, Tannait der 2. Generation
  • Jochanan ha-Sandelar, Tannait der 3. Generation
  • Jochanan bar Nappacha, palästinischer Amoräer der 2. Generation

Vorname (seit 500)

  • Jochanan Bloch (1919–1979), jüdischer Religionswissenschaftler
  • Jochanan Trilse-Finkelstein (1932–2017; als Christoph Trilse; Tarnname im Exil Krzystof Trilczé bzw. Christoph Trilse), Philosoph, Literatur- und Theaterwissenschaftler, Schriftsteller und Publizist
  • Yochanan Vollach (* 1945), ehemaliger israelischer Fußballspieler
  • Yochanan Afek (* 1952), israelischer Schachkomponist, -spieler, -journalist, -organisator und -trainer

Einzelnachweise

  1. Martin Noth: Die israelischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namensgebung. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart 1928, S. 187.
  2. Wilhelm Gesenius: Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. 18. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-25680-6, S. 373.
  3. Wilhelm Gesenius: Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. 18. Auflage. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-25680-6, S. 448, 451.
  4. Jutta Krispenz: Johanan. In: WiBiLex. Deutsche Bibelgesellschaft, Mai 2014, abgerufen am 10. Oktober 2017.