Joachim Friedrich (Brandenburg)

Kurfürst Joachim Friedrich
Kurfürst Joachim III. Friedrich

Joachim Friedrich von Brandenburg (* 27. Januar 1546 in Cölln; † 18. Juli 1608 nahe Köpenick), Sohn von Kurfürst Johann Georg, war von 1598 bis 1608 Kurfürst der Mark Brandenburg, Erz-Kämmerer und Kurfürst des Heiligen Römischen Reichs, zu Stettin, in Preußen, der Kassuben und Wenden, Pommern, Herzog von Jaegerndorf und Herzog von Crossen, Burggraf von Nürnberg und Fürst von Rügen. Ab 1603 in Nachfolge Georg Friedrichs von Brandenburg-Kulmbach und Brandenburg-Ansbach Administrator des Herzogtums Preußen. Joachim Friedrich stammte aus dem Hause Hohenzollern.[1]

Leben

Joachim III. Friedrich

Er stammt aus der ersten Ehe seines Vaters Johann Georg von Brandenburg mit Sophia von Liegnitz. Während der Regierungszeit seines Vaters war Joachim Friedrich ab 1566 Erwählter Erzbischof des Erzbistums Magdeburg. Er unterzeichnete als solcher die Konkordienformel von 1577 und das Konkordienbuch von 1580.[2] Er wurde auf dem Hintergrund des Reservatum ecclesiasticum in dieser Funktion aber weder vom Papst anerkannt noch vom Kaiser mit einem Lehen ausgestattet. Der mit dem Erzstift verbundene Sitz im Reichstag wurde ihm von den katholischen Reichsständen verwehrt, was wiederum zur Folge hatte, dass er nicht Mitglied einer Revisionskommission des Reichskammergerichts wurde und das Gericht deshalb nahezu handlungsunfähig wurde.[3]

Als er 52-jährig die Regierung des Kurfürstentums übernahm, leitete er keine grundlegenden Veränderungen ein. 1599 ließ er bei Driesen in der Neumark vergeblich nach Metallvorkommen suchen. 1601 ließ er auf Burg Grimnitz in Joachimsthal die erste Glashütte der Mark Brandenburg errichten, dafür kamen Handwerker aus Böhmen. 1602 wurde Driesen zur Festung ausgebaut. 1603 erließ er die Order, mit dem Finowkanal eine künstliche Wasserstraße zwischen Oder und Havel zu bauen. Dieser erste Finowkanal wurde jedoch im Dreißigjährigen Krieg zerstört. 1604 gründete er außerdem den Geheimen Rat zu Cölln als oberste Verwaltungsbehörde in Brandenburg-Preußen.

Siegesallee-Denkmal

Joachim Friedrich erhielt nach dem Tod des kinderlosen fränkischen Hohenzollern Georg Friedrich das schlesische Herzogtum Jägerndorf 1603 aufgrund einer Schenkungsurkunde übertragen. Er vermachte es 1606 seinem Sohn Johann Georg. Den Besitzansprüchen der Hohenzollern standen konfliktträchtige kaiserlich-habsburgische Ansprüche gegenüber, nach denen die schlesischen Gebiete mit dem Absterben der fränkischen Hohenzollern als heimgefallen angesehen wurden.

Joachim Friedrich gründete 1607 in Joachimsthal das Joachimsthalsche Gymnasium.

Joachim Friedrich starb auf einer Fahrt von Storkow[4] nach Berlin in der Köllnischen Heide an einem Schlaganfall. Hier wurden ab 1713 mehrere Denkmäler an gleicher Stelle für ihn errichtet, die heute nicht mehr vorhanden sind.[5] Seine letzte Ruhestätte befindet sich in der Hohenzollerngruft des Berliner Doms. Sein erstgeborener Sohn Johann Sigismund folgte ihm als Kurfürst.

Das große Denkmal für Joachim Friedrich von Norbert Pfretzschner in der Siegesallee in Berlin wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ein Denkmal des Kurfürsten ist seit dem 28. Mai 2006 auf dem Joachimsplatz in Joachimsthal zu sehen.

Im Kontext des Kurfürstendamms wurde auch nach ihm 1892 eine größere Querstraße benannt.[6]

Ehen und Nachkommen

Am 8. Januar 1570 heiratete er in erster Ehe Katharina von Brandenburg-Küstrin (1549–1602). Mit ihr hatte er elf Kinder:

Am 2. November 1603 heiratete er in zweiter Ehe Eleonore von Preußen (1583–1607), Tochter von Herzog Albrecht Friedrich von Preußen. Mit ihr hatte er eine Tochter:

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Schultze: Joachim Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 438 f. (Digitalisat).
  • Gottlieb Biermann: Geschichte der Herzogthümer Troppau und Jägerndorf. Teschen 1874. S. 343f.
  • Helmut Caspar: Kurfürst Joachim Friedrich. In: Die Mark Brandenburg, Heft 72, Marika Großer Verlag Berlin, 2009, ISBN 978-3-910134-14-0
  • Ernst Forsthoff: Deutsche Verfassungsgeschichte der Neuzeit. Ein Abriß. Stuttgart 1961, S. 44
  • Theodor HirschJoachim Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 86–90.
  • Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische Zwecke. Band 1, R 463, S. 260

Weblinks

Commons: Joachim Friedrich – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Vermischte Schriften im Anschlusse an die Berlinische Chronik und an das Urkundenbuch, Bände 1–2 Hrg. und Verlag Verein für die Geschichte Berlins, Berlin 1888 S. 14
  2. Vgl. BSLK, S. 15 und S. 762.
  3. Günter Naumann: Deutsche Geschichte – Das Alte Reich 962–1806. 3. Auflage. Marixverlag, Wiesbaden 2013, S. 162/163
  4. Joachim Friedrich Gedenkstätte
  5. Vermischte Schriften im Anschlusse an die Berlinische Chronik und an das Urkundenbuch Bände 1-2 Hrg. und Verlag Verein für die Geschichte Berlins, Berlin 1888 Tafel 5.
  6. Joachim-Friedrich-Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
VorgängerAmtNachfolger
Friedrich II. von BrandenburgBischof von Havelberg
1552–1598
Nach der Säkularisation mit dem Kurfürstentum Brandenburg vereinigt
Johann HorneburgBischof von Lebus
1555–1598
Nach der Säkularisation mit dem Kurfürstentum Brandenburg vereinigt
Sigismund von BrandenburgErzbischof/Administrator von Magdeburg
1566–1598
Christian Wilhelm von Brandenburg
Johann GeorgBischof von Brandenburg
1569/1571–1571
Nach der Säkularisation mit dem Kurfürstentum Brandenburg vereinigt
Johann GeorgKurfürst von Brandenburg
1598–1608
Johann Sigismund
Georg Friedrich von Brandenburg-Kulmbach und Brandenburg-AnsbachHerzog von Jägerndorf
1603–1606
Johann Georg von Brandenburg-Jägerndorf
Georg Friedrich von Brandenburg-Kulmbach und Brandenburg-AnsbachHerzog in Preußen
1603–1608
Johann Sigismund

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Joachim Friedrich Siegesallee group22.JPG
Denkmalgruppe 22 in der ehemaligen Berliner Siegesallee. Zentrales Standbild: Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg. Die Nebenfiguren zeigen den Grafen Hieronymus von Schlick, Präsident des Geheimen Rats (links); und rechts den Kanzler Johann von Loeben. Bildhauer: Norbert Pfretzschner, Enthüllung 26. Oktober 1900.
JoachimFriedrichBrandenburg1605.JPG
Ölgemälde von Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg.
JoachimFriedrichBrandenburg1600.JPG
Ölgemälde von Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg.