Joachim Feller

Joachim Feller (* 30. November 1638 in Zwickau; † 15. April 1691 in Leipzig) war ein deutscher Gelehrter und Polyhistor. Er war Professor an der Universität Leipzig und seit 1675 Leiter der Universitätsbibliothek.

Leben

Joachim Feller studierte in Leipzig Theologie und Philologie. Anschließend lehrte er an der Nikolaischule. 1676 wurde er Professor für Poesie an der Universität Leipzig und hatte 1680, 1684 und 1688 das Rektorat inne.

Er heiratete 1670 Anna Dorothea Rappolt (1653–1676), Tochter des Rektors der Universität Leipzig. Er heiratete 1677 eine Schwester seines Schülers Christian Thomasius, die 25 Jahre jüngere Johanna Thomasius, Tochter des Philosophen Jakob Thomasius. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, wovon eine Tochter den Bürgermeister von Leipzig (Lange) heiratete. Sein Sohn Joachim Friedrich Feller (1673–1726) wurde Schüler und Mitarbeiter von Gottfried Wilhelm Leibniz.

Feller starb 1691 nach einem Fenstersturz verursacht durch Somnambulie.

Er war in Leipzig auch für seine umfangreiche private Bibliothek bekannt.

Schaffen

Er beschäftigte sich mit der Interpretation und Verständlichkeit historischer Texte und Quellen. Zudem reformierte er die Universitätsbibliothek. Er legte verschließbare Kabinette an und führte die Bestände der philosophischen Fakultät, sowie durch Übernahme die des Kleinen und Großen Fürstenkollegs (1682), mit denen der Universitätsbibliothek zusammen. Außerdem legte er den ersten Katalog der Handschriften der Bibliothek an und plante auch einen Katalog der Druckschriften.

1682 veröffentlichte er eine Gedicht- und Liedersammlung Der andächtige Student.

Vor allem aber bekannte er sich zum Pietismus. Von ihm stammt die weltberühmte, auf den Tod des Leipziger Theologiestudenten Martin Born (1666–1689) aus Belgard in Pommern im August 1689 gedichtete Definition des Begriffs „Pietist“:

Es ist ietzt Stadt-bekannt der Nahm der Pietisten;
Was ist ein Pietist? Der Gottes Wort studirt /
Und nach demselben auch ein heilges Leben führt. [...]

[1]

Es folgte Fellers Bekenntnis in dem Sonett auf den am 18. Okt. 1689 verstorbenen Leipziger Kaufmann Joachim Göring (1625–1689):

Ich habe jüngst gedacht / der hieß'gen Pietisten / […]
Ich selbsten will hiemit gestehen ohne Scheu /
Daß ich ein Pietist ohn Schmeich- und Heucheln sei. [...]

[2]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Der andächtige Student (1682)
  • De Parodia (über die Parodie)
  • Catalogus codicum MSSCtorum Bibliothecae Paulinae in Academia Lipsiensi concinnatus. Leipzig 1686.

Literatur

  • Ders. / Red[aktion]: Feller, Joachim, auch: Cholander, Franciscus Dermasius. In: [Walther] Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollständig überarb. Auflage, Bd. 3. De Gruyter, Berlin, New York 2008, ISBN 978-3-11-018962-9, S. 404–405.
  • Kurt Müller: Feller, Joachim. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 73 (Digitalisat).
  • Karl Felix Ritter von HalmFeller, Joachim. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 614 f.
  • Reinhard Breymayer (Hrsg.): Luctuosa desideria. Wiedergefundene Gedenkschriften auf den Leipziger pietistischen Studenten Martin Born (1666–1689). Mit Gedichten von Joachim Feller, August Hermann Francke und anderen. Teil 1. Luctuosa desideria und Vetterliche und Freund-verbundene Letzte Pflicht. Text. 1. Auflage, Noûs-Verlag Thomas Leon Heck, Tübingen 2008. ISBN 978-3-924249-42-7.[3]

Weblinks

Anmerkungen

  1. Joachim Feller: Sonnet. In: Luctuosa desideria Quibus [...] Martinum Bornium prosequebantur Quidam Patroni, Praeceptores atque Amici. Lipsiae [1689], S. [2]-[3]. - Faksimile in: Reinhard Breymayer (Hrsg.): Luctuosa desideria. Tübingen 2008, S. 24 f. - Vgl. auch (noch ohne Exemplarnachweis) Martin Brecht: Geschichte des Pietismus, Bd. 1, S. 4.
  2. Joachim Feller: Sonnet. In: Letztes Ehrengedechtnis welches Herrn Joachim Göring [...] aufrichten [...] etliche vornehme Patroni, Gönner und Freunde in Leipzig [1689]. [Verschollener Erstdruck.] Wiederabdruck: Sonnet. In: [Adelheid Sibylle Schwartz:] GOttes Ernstliche Offenbahrung/ Wider D. August. Pfeiffern [... 2. Aufl.] [o. O.] 1692, Blatt B 2 b. - Vgl. mit erstmaliger genauer Beschreibung des Wiederabdrucks Reinhard Breymayer (Hrsg.): Luctuosa desideria [...] Tübingen 2008, S. 6; zunächst Hans Leube: Orthodoxie und Pietismus. [...] Hrsg. von D[ietrich] Blaufuß. Bielefeld 1975, S. 260; Martin Brecht: Geschichte des Pietismus, Bd. 1. Göttingen 1993, S. 4.
  3. Auf S. 24–25 findet sich das weltberühmte Sonett Fellers auf Martin Born im Faksimile des in Fraktur gesetzten Textes der jahrhundertelang verschollenen Erstausgabe, S. 12–13 in Antiqua-Umschrift.