Jesus soll die Losung sein
Jesus soll die Losung sein ist ein Neujahrslied, das Benjamin Schmolck (1672–1737) im Jahr 1725 unter dem Titel JEsus Nahme zum neuen Jahre veröffentlicht hat.
Inhalt
Das Lied thematisiert das liturgische Datum der Beschneidung Jesu mit dem Ereignis seiner Namensgebung. Es entstand als Gelegenheits-, Segens- und Huldigungslied auf alle Stände. Davon hat sich nach Weglassung der Strophen [5.–8.] in der heutigen Fassung nur mehr der Bezug auf "alle Völker, unser Land und unser Ort" erhalten.
Sein in kämpferischem Ton gehaltener Stil reflektiert die konfessionellen Konflikte des 17. Jahrhunderts in spiritualisierender Metaphorik. Als Losung – der Begriff bildet den Liedrahmen – wird das akustische Zeichen der militärischen Parole, des "Feldgeschreis" verstanden, womit der Soldat seine Zugehörigkeit zur jeweiligen Truppe demonstrierte. Hier erscheint der Name Jesu als die Losung, die sich wie ein roter Faden von Strophe zu Strophe durch das ganze Lied zieht. Dem korrespondiert, in der Originalfassung deutlich das visuell wahrnehmbare Panier, die Kriegsflagge (Str. 1, Z.4).
Der Bau protestantischer Kirchengebäude in Schlesien unterstand nach dem Dreißigjährigen Krieg drastischen Restriktionen, die wenigen genehmigten so genannten Friedenskirchen (darunter die in Schmolcks Heimatort Schweidnitz) verstand man wohl eher als geistliche Fluchtburgen, wie es Strophe 2 andeutet. Sie waren von den verstreuten Rechtgläubigen mitunter mühsam (als "Wallfahrer") zu erreichen, denen hier und darüber hinaus der Stern von Betlehem als "Leitstern" (Str. 3) diente.
Strophe 4 greift den die Leidenserfahrungen des Gläubigen zur Süßigkeit verklärenden Hymnus Jesu dulcis memoria des Bernard von Clairvaux auf, wie es etwa schon Johann Franck in Jesu, meine Freude (1655) formulierte ("Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben lauter Zucker sein").
Nachdem vier Strophen eingehend Kaiser, Landeshauptmann, die Großen und den Magistrat dem Namen Jesu unterstellen, schließen in der abschließenden Strophe 5. [9.] "Völker, Land und Ort" den Kreis.
Melodie
Das Lied wird gesungen auf die Melodie Meinen Jesus lass ich nicht von Johann Ulich (1634–1712).
Text
1. Jesus soll die Losung sein, | [5.] Unsers Kaysers Majestät |
5. [9.] Jesus, aller Völker Heil, |
Das Lied findet sich im Evangelischen Gesangbuch (EG 62).
Literatur
- Johannes Kulp (hrsg. von Arno Büchner und Siegfried Fornaçon): Die Lieder unserer Kirche. Eine Handreichung zum Evangelischen Kirchengesangbuch; Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbuch. Sonderband; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1958; S. 78 ff.
- Matthias Werner: 62 – Jesus soll die Losung sein. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 2. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-50321-0, S. 44–47.