Jesuiten-Flüchtlingsdienst
Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst, international als Jesuit Refugee Service JRS bekannt, ist eine internationale katholische Hilfsorganisation der Jesuiten mit Sitz in Rom. Er ist seit dem Jahr 1980 für Migration und Flüchtlinge weltweit tätig, seit 1995 auch in Deutschland.
Geschichte
Der Jesuit Refugee Service wurde am 14. November 1980 als Antwort der Gesellschaft Jesu auf das sich ständig verschärfende weltweite Flüchtlingsproblem gegründet. Die Gründung war eine Initiative des damaligen Generaloberen des Jesuitenordens P. Pedro Arrupe SJ angesichts des Elends der vietnamesischen Bootsflüchtlinge.[1] Seit 2000 ist die Hilfsorganisation als eine Stiftung des Vatikans registriert. Nach dem Selbstverständnis der Jesuiten gehört die Förderung der Gerechtigkeit notwendig zum Dienst am Glauben dazu.[2]
Im Jahr 2018 betreute der JRS Flüchtlinge weltweit fast eine Million Menschen in 57 Ländern bei Lebensunterhalt, Bildung, Versöhnung sowie psychische Gesundheit. Insgesamt arbeiten fast 9.000 Personen für den JRS.[3] Unterteilt sind die Länder in sieben Regionen mit je einem übergeordneten Büro.[4] Der Hauptsitz ist in Rom und teilt sich auf in neun Regionalbüros. Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Deutschland gehört zur Region Europa mit einem Regionalbüro in Brüssel.
Von 2007 bis 2015 wurde der JRS von dem deutschen Jesuiten P. Peter Balleis SJ geleitet. Von 2015 bis 2023 war Thomas Smolich SJ der Direktor des JRS International. Ihm folgte 2023 der deutsche Jesuit Michael Schöpf SJ.[5]
Tätigkeit in Deutschland
Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst engagiert sich in Berlin, Eisenhüttenstadt, Essen, Eichstätt, Erding und München in der Seelsorge in Erstaufnahmeeinrichtungen, Gemeinschaftsunterkünften und Abschiebungshaftanstalten. Außerdem unterstützt er Geflüchtete, Migranten und Menschen mit unsicherem oder ohne Aufenthaltsstatus, damit sie ihre Rechte wahrnehmen und ihre Zukunft selbstbestimmt gestalten können. Dafür bietet er in Berlin kostenlose Beratung zu asyl-, aufenthalts- und sozialrechtlichen Fragen an und berät bundesweit Kirchengemeinden sowie Gemeinschaften in Fragen des Kirchenasyls.[6] In einem integrativen Wohnprojekt in Essen leben Jesuiten gemeinsam mit Geflüchteten.[7]
Um die Stimmen Geflüchteter in der Öffentlichkeit zu stärken, sorgt der JRS Deutschland außerdem für anwaltlichen Beistand in behördlichen und gerichtlichen Verfahren, betreibt politische Lobbyarbeit, beteiligt sich an gesellschaftlichen Debatten und fördert die Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund. Um mit ihnen Lebenswirklichkeiten darzustellen, initiiert der Jesuiten-Flüchtlingsdienst Ausstellungen. Neben dieser kontinuierlichen Arbeit reagiert er auf aktuelle Herausforderungen und initiiert flexible Unterstützungsangebote. Durch die Initiative junger Geflüchteter entstand beispielsweise während der Covid-19-Pandemie die Unterstützungsaktion „JRS hilft“.[8]
Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst ist Gründungsmitglied im Katholischen Forum „Leben in der Illegalität“,[9] das sich für die sozialen Rechte von Menschen ohne Aufenthaltsstatus einsetzt. Außerdem ist er Initiator einer Abschiebungsbeobachtung am Flughafen Berlin-Brandenburg, bei welcher die Durchführung von Abschiebungen überwacht wird.
Direktor des deutschen Jesuiten-Flüchtlingsdienstes ist Pater Claus Pfuff SJ, der die Leitung im Sommer 2018 von Pater Fridolin Pflüger SJ († 19. Juni 2021) übernahm. Er ist außerdem Flüchtlingsseelsorger im Erzbistum Berlin und Vertreter des Erzbistums in der Berliner Härtefallkommission. Rechtsträger des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes Deutschland ist die Deutsche Region der Jesuiten KdöR mit Sitz in München.
Veröffentlichungen
- Habbe u. a.: Protection interrupted. The Dublin Regulation's Impact on Asylum Seekers' Protection - national report Germany (The DIASP project) (PDF-Datei 2,51 MB), Juni 2013
- Habbe u. a.: Abschiebungshaft vermeiden - Alternativen in Belgien, Deutschland und dem Vereinigten Königreich (PDF-Datei 681 kB), April 2012
- Habbe u. a.: Quälendes Warten – Wie Abschiebungshaft Menschen krank macht. (PDF-Datei 746 kB) Zusammenfassung und Länderbericht Deutschland im Rahmen des Civil Society Report on the Detention of Vulnerable Asylum Seekers and Irregular Migrants in the European Union (The DEVAS Project), Juli 2010
- Claus Pfuff SJ (V.i.S.d.P.) und Martina Schneider (Redaktion): JRS-Infobrief (erscheint zwei- bis dreimonatlich) (Online auf der Website unter „Was wir bieten“)
Weblinks
- www.jrs.net – Website Jesuit Refugee Service International (englisch)
- www.jrs-germany.org – Website Jesuiten-Flüchtlingsdienst Deutschland
- www.jrseurope.org – Website Jesuit Refugee Service Europe (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Our History: The Legacy of Fr Pedro Arrupe SJ. In: JRS. Abgerufen am 4. Januar 2021 (britisches Englisch).
- ↑ Dekret 4 der 32. Generalkongregation der Gesellschaft Jesu (1974/75).
- ↑ JRS Annual Report 2021
- ↑ Where We Work. In: JRS. Abgerufen am 4. Januar 2021 (britisches Englisch).
- ↑ Br. Michael Schöpf SJ wird neuer weltweiter Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdiensts (JRS). In: JRS. Abgerufen am 13. Dezember 2022.
- ↑ jrs-germany.org: Unser Auftrag, abgerufen am 4. Januar 2021.
- ↑ jrs-germany.org: Abuna-Frans-Haus, Essen (Memento vom 15. Januar 2021 im Internet Archive), abgerufen am 4. Januar 2021.
- ↑ jrs-germany.org: Aktion JRS hilft, abgerufen am 4. Januar 2021.
- ↑ Lisa Singer: Home. Abgerufen am 4. Januar 2021 (deutsch).
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