Jenny Holzer

Jenny Holzer (2006)

Jenny Holzer (* 29. Juli 1950 in Gallipolis, Ohio) ist eine US-amerikanische Konzept- und Installationskünstlerin. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Verwendung von Text und die Nutzung des öffentlichen Raums als Ausstellungsfläche.

Leben

Holzer wuchs als Tochter eines deutschen Autohändlers und einer Reitlehrerin in Lancaster auf. Nach der High School schrieb sie sich 1968 in die Duke University in Durham, North Carolina, ein und nahm Sommerkurse an der Ohio University. Im Jahr 1970 studierte sie zwei Semester Zeichnung und Druckkunst an der University of Chicago. 1972 schloss sie ihr Studium an der Ohio University mit dem Bachelor Degree of Fine Arts ab. Von 1975 bis 1977 besuchte sie die Rhode Island School of Design in New York und erhielt 1977 ihren Master Degree of Fine Arts. Nachdem sie 1977 nach New York City gezogen war, nahm sie am Independent Study Program am Whitney Museum of American Art teil und begann mit 'Text' als Kunstform zu arbeiten.[1] Zu dieser Zeit engagierte sich Holzer als aktives Mitglied in der New Yorker Künstlergruppe Colab. 1983 heiratete sie den Künstler Mike Glier und bekam eine Tochter. Seit 1985 lebt die Familie auf einer ehemaligen Farm in Hoosick, New York. Jenny Holzer unterhält zudem eine Zweitwohnung in Manhattan.[2]

Künstlerisches Schaffen

Installation in der Empfangshalle des 7 WTC
© Oliver Mark, CC BY-SA 4.0
Jenny Holzer porträtiert von Oliver Mark, Leipzig 1996

Jenny Holzer begann ihre Karriere als abstrakte Malerin. Ende der 1970er Jahre experimentierte sie mit Diagrammen und Worten und entwickelte sich zur Konzept- und Installationskünstlerin. Ihre Werke setzen sich mit Themen wie Aids, Politik, Gewalt, Sex, Umwelt, Feminismus und Machtstrukturen auseinander.[3]

Als Holzers erstes und bekanntestes künstlerisches Werk im öffentlichen Raum gelten die „Truisms“, eine Serie von Einzeilern, die in den Jahren 1977–79 in Form von anonymen Postern an Gebäuden, Mauern und Zäunen in Lower Manhattans plakatiert waren.[4] Später verbreitete Holzer die Truisms auch über andere Medien, wie LED-Leuchtbänder, Sitzbänke, Aufkleber, T-Shirts und das WWW.

1979 verfasste Holzer die Inflammatory Essays, die sie auch als Plakatserie reproduzierte. Bei dem darauffolgenden Werk Living series im Jahr 1981 verwendete die Künstlerin Aluminium- und Bronzeplatten als Trägermedien für ihre Texte.[4]

Ab 1982 begann Holzer, die „Truisms“ und später die Survival Series (1983–1984) auf LED-Screens zu präsentieren. Ab 1986 wendete sie sich dem Material Stein als neuem Trägermedium zu und kombinierte zum ersten Mal Steinbänke aus Granit mit ihren Leuchtschriften für eine Ausstellung in der Barbara Gladstone Gallery in New York.[5] Diese Praxis weiter verfolgend, stellte sie 1989 eine monumentale Installation bestehend aus einer 163 Meter langen Leuchtschrift-Spirale entlang der Innenwände des New Yorker Guggenheim Museum aus.[6] Im gleichen Jahr wurde Holzer als erste Künstlerin ausgesucht, die USA auf der 44. Biennale in Venedig 1990 zu repräsentieren. Ihre dortige Installation „Mother and Child“ wurde mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.[7]

In Deutschland wählte sie erstmals Anfang der 1990er Jahre im Rahmen des internationalen Landschaftskunst-Projektes Kunstwegen in Nordhorn einen Garten als Medium eines „Anti-Memorials“ gegen Krieg und Nationalsozialismus. 2002 erhielt sie den Kaiserring der Stadt Goslar.

Im Juni 2005 entschied sich das Stadtparlament von Wiesbaden mit den Stimmen von CDU, FDP und Republikanern, ein von Holzer entworfenes Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus nicht aufzustellen. Seit 2009 sind im Park von Schloss Rheder (Landkreis Höxter) Baumstämme niedergelegt, in die Texte aus den Projekten „Survival“ und „Under the Rock“ zusammen mit Gedichten von Henri Cole eingraviert sind.

Seit 2004 wendet sich Jenny Holzer wieder der Malerei zu. In ihren „Dust Paintings“ verwendete Holzer amerikanische Staatsdokumente, die sie mit Farbe übermalte.[8]

2011 wurde Holzer in die American Academy of Arts and Sciences und 2018 in die American Academy of Arts and Letters[9] gewählt.

Ausstellungen

1979 verfasste Holzer die Inflammatory Essays, die sie auch als Plakatserie reproduzierte. Bei dem darauffolgenden Werk Living series im Jahr 1981 verwendete die Künstlerin Aluminium- und Bronzeplatten als Trägermedien für ihre Texte.[4]

Ab 1982 begann Holzer, die „Truisms“ und später die Survival Series (1983–1984) auf LED-Screens zu präsentieren. Ab 1986 wendete sie sich dem Material Stein als neuem Trägermedium zu und kombinierte zum ersten Mal Steinbänke aus Granit mit ihren Leuchtschriften für eine Ausstellung in der Barbara Gladstone Gallery in New York.[5] Diese Praxis weiter verfolgend, stellte sie 1989 eine monumentale Installation bestehend aus einer 163 Meter langen Leuchtschrift-Spirale entlang der Innenwände des New Yorker Guggenheim Museum aus.[6] Im gleichen Jahr wurde Holzer als erste Künstlerin ausgesucht, die USA auf der 44. Biennale in Venedig 1990 zu repräsentieren. Ihre dortige Installation „Mother and Child“ wurde mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.[7]

In Deutschland wählte sie erstmals Anfang der 1990er Jahre im Rahmen des internationalen Landschaftskunst-Projektes Kunstwegen in Nordhorn einen Garten als Medium eines „Anti-Memorials“ gegen Krieg und Nationalsozialismus. 2002 erhielt sie den Kaiserring der Stadt Goslar.

Im Juni 2005 entschied sich das Stadtparlament von Wiesbaden mit den Stimmen von CDU, FDP und Republikanern, ein von Holzer entworfenes Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus nicht aufzustellen. Seit 2009 sind im Park von Schloss Rheder (Landkreis Höxter) Baumstämme niedergelegt, in die Texte aus den Projekten „Survival“ und „Under the Rock“ zusammen mit Gedichten von Henri Cole eingraviert sind.

Seit 2004 wendet sich Jenny Holzer wieder der Malerei zu. In ihren „Dust Paintings“ verwendete Holzer amerikanische Staatsdokumente, die sie mit Farbe übermalte.[8]

2011 wurde Holzer in die American Academy of Arts and Sciences und 2018 in die American Academy of Arts and Letters[9] gewählt.

2023 macht die Große Überblicksausstellung in Düsseldorf[10] der Konzeptkünstlerin das K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zu einem politischen Ort, indem sie ihre Kunst der wenigen Worte nutzt über Verbrechen, Gewalt, Krieg und Zerstörung aufzurütteln.[11]

Gruppenausstellungen

Truisms (seit 1979)

Mit den Truisms stellte Jenny Holzer eine Serie von Statements und Aphorismen zusammen, die ein weites Spektrum von individuellen Positionen bis zu common-sense statements und Binsenweisheiten repräsentieren. Die kurzen und prägnanten Sätze betreffen gesellschaftliche Themen und Probleme, darunter Politik, Sex, Feminismus, Gender, Aids, Umwelt, Klassen- und Familienstrukturen, aber auch Krieg, sexuelle Gewalt gegen Frauen und immer wieder das Wesen der Macht.[3]

Ursprünglich bereits zu der Zeit als Holzer ihr Masterprogramm an der Rhode Island School of Design absolvierte, als Liste gesammelt, wuchs die Anzahl der Truisms stetig: insgesamt gibt es inzwischen zwischen 250 und 300 Stück, die jedoch niemals in einem gemeinsamen Werk vereint waren, sondern in verschiedenen Versionen existieren. Zunächst tippte Jenny Holzer die Truisms auf Schreibmaschinenpapier ab und fotokopierte sie. Später ließ sie eine Serie von Plakaten drucken. Ein Poster fasste um die 40 bis 60 Einzeiler-Statements, alphabetisch gelistet, in schwarzer Schrift auf weißem Papier. Als Type verwendete sie Futura und Times New Roman. Truisms erschienen auch auf Gegenständen wie Tassen, T-Shirts, Baseballkappen, Kondomen und Golfbällen.[4]

1982 wurden die Truisms auf dem Spectacolor Lightboard am One Times Square angezeigt. Die Bespielung fand im Rahmen des Künstlerprojektes „Messages to the Public“ (1982–1990) unter der Schirmherrschaft des Public Art Fund statt. Jeden Monat zeigte ein anderer Künstler eine 30-sekündige Animation auf der ersten computergesteuerten farbfähigen Großbildanzeigetafel. Die künstlerischen Animationen waren in die regulären Werbeanzeigen eingebettet und wurden etwa 50 Mal am Tag wiederholt; insgesamt dauerte die Truisms-Animationsserie zwei Wochen.[13] Im gleichen Jahr wurden die Truisms anlässlich der documenta 7 in Kassel auf einer Hausfassade präsentiert, ebenso in Telefonzellen sowie 1999 auf einem BMW V12-Rennwagen für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans (BMW Art Car).

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Michael Auping, Jenny Holzer: Jenny Holzer, New York 1992.
  • Holland Cotter: Jenny Holzer at Barbara Gladstone, New York, in: Art in America, n° 74, New York 1986, S. 137–138.
  • Francisco Calvo Seraller: (Einl.): Guggenheim Museum Bilbao Collection. Guggenheim Bilbao 2009, ISBN 978-84-95216-61-8.
  • Jenny Holzer, Diane Waldman: Jenny Holzer. Stuttgart 1997, ISBN 3-89322-915-9.
  • Jenny Holzer: Jenny Holzer. Neue Nationalgalerie Berlin. Ostfildern 2001, ISBN 3-7701-5854-7.
  • Jenny Holzer, Noemi Smolik: Kunst heute, Nr.9, Jenny Holzer. Köln 2002, ISBN 3-462-02297-0.
  • Julia Wallner: Jenny Holzers Truisms: Sprache, Sprachkritik und die Liebe zur Wahrheit, in: Künstler als Wissenschaft, Kunsthistoriker und Schriftsteller, hrsg. v. Michael Glasmeter, Bd. 6, Köln 2012, ISBN 978-3-89770-331-5, S. 231–243.
  • Lutz Jahre: Orte – Worte: zum Künstlerbeitrag von Jenny Holzer, in: AKMB-News, vol. 5, no 1, 2015, S. 24–27.
  • Udo Weilacher: Heldentod im Tulpenfeld. Schwarzer Garten in Nordhorn. In: Udo Weilacher: In Gärten. Profile aktueller europäischer Landschaftsarchitektur. Basel Berlin Boston 2005, ISBN 3-7643-7084-X.
  • Rainer Stamm (Hg.), Jenny Holzer: For Paula Modersohn-Becker. Museen Böttcherstraße, Bremen 2005, ISBN 3-9804677-9-1.
  • Jenny Holzer: Jenny Holzer XX. [Publikation anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum für angewandte Kunst, MAK Wien, 17. Mai – 17. September 2006]. Schlebrügge Ed., Wien 2006, ISBN 3-85160-082-7.
Commons: Jenny Holzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Francisco Calvo Seraller: (Einl.): Guggenheim Museum Bilbao Collection. Guggenheim Bilbao 2009, S. 507.
  2. Jenny Holzer – Munzinger Biographie. In: Munzinger-Archiv, Ravensburg. Abgerufen am 13. März 2017.
  3. a b Julia Wallner: Jenny Holzers Truisms: Sprache, Sprachkritik und die Liebe zur Wahrheit. In: Michael Glasmeier (Hrsg.): Künstler als Wissenschaft, Kunsthistoriker und Schriftsteller. Band 6. Köln 2012, ISBN 978-3-89770-331-5, S. 231–243.
  4. a b c d Michael Auping, Jenny Holzer: Jenny Holzer. New York 1992.
  5. a b Holland Cotter: Jenny Holzer at Barbara Gladstone, New York. In: Art in America. Nr. 74. New York 1986, S. 137–138 (englisch).
  6. a b Jenny Holzer: Installation for Bilbao. In: Guggenheim Collection. Abgerufen am 13. März 2017 (englisch).
  7. a b Lutz Jahre: Orte – Worte: zum Künstlerbeitrag von Jenny Holzer. In: AKMB-News. Band 5, Nr. 1, 2015, S. 24–27.
  8. a b Jenny Holzer, Dust Paintings, Cheim & Read, New York. In: Aesthetica Magazine. 18. September 2014 (aestheticamagazine.com [abgerufen am 13. März 2017]).
  9. a b Academy Members. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 10. Januar 2019.
  10. Bericht Süddeutsche Zeitung, Kunst mit wenigen Worten: Jenny Holzer in Düsseldorf
  11. Alexandra Matzner: Düsseldorf K21: Jenny Holzer - Neue Technologien & Gesellschaftskritik. In: Art in Words - Plattform für Ausstellungsberichterstattungen. 19. März 2023, abgerufen am 20. März 2023.
  12. Irene Netta, Ursula Keltz: 75 Jahre Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Hrsg.: Helmut Friedel. Eigenverlag der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München 2004, ISBN 3-88645-157-7, S. 244.
  13. Jenny Holzer: Messages to the Public. In: Public Art Fund. Abgerufen am 13. März 2017 (englisch).
  14. Kunstforum International: Band 145, 1999, S. 88. Brigitte Franzen The Black Garden.
  15. Please Change Beliefs auf Walkerart.org.
  16. Wenn Wörter fliegen lernen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Oktober 2010, Seite 32.
  17. Wiebke Porombka: Gedichte unter erschwerten Bedingungen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Juni 2011.
  18. The MAC and Jenny Holzer in Leonard Cohen’s Honour – MAC Montréal In: macm.org, abgerufen am 18. September 2018.

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