Jean Eustache

Jean Eustache (* 30. November 1938 in Pessac, Aquitanien, Frankreich; † 5. November 1981 in Paris, Frankreich) war ein französischer Filmregisseur und Filmeditor. Eustache drehte von 1963 bis 1980 insgesamt zwölf Filme, darunter Spiel- und Dokumentarfilme von unterschiedlichster Länge. Sein bekanntester Film ist Die Mama und die Hure (La Maman et la putain) von 1973 mit Jean-Pierre Léaud.

Karriere

Knapp zehn Jahre jünger als die meisten Mitglieder der Nouvelle Vague, begann auch Eustache seine Laufbahn als Cineast im Paris der späten 50er Jahre. Wenn er auch nie selbst für die damals wichtigste französische Filmzeitschrift Les Cahiers Du Cinéma schrieb, so war er doch häufig in deren Redaktionsräumen und beteiligte sich an den dortigen Diskussionen. Sein Filmdebüt gab er 1963 mit dem Kurzfilm Les mauvaises fréquentations (Der schlechte Umgang). Es brauchte zehn weitere Jahre, ehe er nach mehreren Kurz- und Dokumentarfilmen – Les photos d’Alix gewann 1972 den César als Bester Kurzfilm – 1972 seinen ersten abendfüllenden Spielfilm La Maman et la putain drehte. Dessen biographisch inspirierte Handlung erzählt von einem Dreiecksverhältnis, der Liebe eines Mannes (gespielt von Jean-Pierre Léaud) zu zwei Frauen (Bernadette Lafont, Françoise Lebrun).

Dieser Film wurde mehrfach bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1973 ausgezeichnet. Der 220-minütige Film hatte großen Erfolg beim Publikum und ermöglichte es Eustache kurz darauf einen weiteren Spielfilm zu drehen. In Mes petites amoureuses (Meine kleinen Geliebten) arbeitete der Regisseur erstmals unter professionellen Bedingungen auf 35mm Farbfilm. Dieser Film erzählt die Geschichte eines pubertierenden Jungen (dargestellt von Martin Loeb), der nach einem glücklichen Leben bei seiner Großmutter in die Tristesse des französischen Südens zurückkehrt, dem kleinstädtischen Unterschichtdaseins seiner Mutter. Weil dieser Film ein kommerzieller Misserfolg wurde, gelang es Eustache nicht, noch einen weiteren Spielfilm zu finanzieren. So entstanden seine folgenden Filme wiederum unter finanziell prekären Umständen.

Heute gebührt Jean Eustache ein Platz innerhalb der französischen Filmgeschichte. Er war der erste wichtige Regisseur, der nach den Autorenfilmen der Nouvelle Vague seinen kinematographischen Einstand gab. Noch vor Maurice Pialat, Philippe Garrel oder Jacques Doillon war er Teil einer neuen Generation anspruchsvoller französischer Filme, deren Ästhetik diese noch heute maßgeblich mit beeinflusst. Einen Beweis dieses Einflusses lieferte Jim Jarmusch, als er 2005 seinen Film Broken Flowers Jean Eustache widmete. Eustache starb im November 1981 durch Suizid.

Filmografie

Als Regisseur

  • 1963: Les mauvaises fréquentations auch bekannt als Du côté de Robinson (42 Min.)
  • 1966: Le Père Noël a les yeux bleus (47 Min.)
  • 1968: La Rosière de Pessac (55 Min.) (Dokumentarfilm)
  • 1970: Le cochon (50 Min.) zusammen mit Jean-Michel Barjol (Dokumentarfilm)
  • 1970: Aussi loin que mon enfance (25 Min.) zusammen mit Marilù Parolini
  • 1971: Numéro Zéro Fernsehfassung als Odette Robert (107 Min.) (Dokumentarfilm)
  • 1973: Die Mama und die Hure (La Maman et la putain) (217 Min.)
  • 1974: Meine kleinen Geliebten (Mes petites amoureuses) (123 Min.)
  • 1977: Une sale histoire (1977) (50 Min.)
  • 1979: La Rosière de Pessac (67 Min.) (Dokumentarfilm)
  • 1980: Le jardin des délices de Jérôme Bosch (34 Min.)
  • 1980: Offre d’emploi (19 Min.) für den Fernsehfilm Contes modernes: A propos du travail
  • 1980: Les photos d’Alix (18 Min.)

Als Filmeditor

Als Darsteller

Weblinks

Literatur

  • Frieda Grafe: Ein leidenschaftlicher Spiegel - Jean Eustache - Zur Aufführung einiger seiner Filme im Münchner Filmmuseum. Erstveröffentlichung in: Süddeutsche Zeitung vom 2. Dezember 1998. In: Schriften, 3. Band. Verlag Brinkmann & Bose, Berlin 2003. ISBN 3-922660-82-7. S. 145–147.
  • Philippon, Alain, Jean Eustache, Paris: Cahiers Du Cinéma 2005
  • d'Estais, Jérôme, Jean Eustache ou la traversée des apparences, La Madeleine, LettMotif 2015