Jean-Michel Coulon
Jean-Michel Coulon (* 10. Oktober 1920 in Bordeaux; † 25. Oktober 2014 in Paris) war ein französischer Maler der École de Paris, der die Besonderheit hatte, seine Arbeit, die mehr als 600 Gemälde umfasst, fast geheim zu halten. Ausstellungen seiner Arbeiten fanden 1949 und 1950 in Paris in der Galerie Jeanne Bucher[1] und 1971 in Brüssel statt. Er war gut in der künstlerischen Bewegung der 1940er und 1950er Jahre bekannt und verkehrte mit Nicolas de Staël, Serge Poliakoff, André Lanskoy, Maria Helena Vieira da Silva, Picasso und insbesondere seinem Schwager Olivier Debré. Dann isolierte er sich zunehmend bis zu dem Punkt, an dem er seine Malerei selten erwähnte.
Biografie
30er Jahre: Besuch des Janson-de-Sailly-Gymnasiums, danach Vorbereitungsklasse auf das Elite-Gymnasium Henri-IV. In seiner Jugend unternimmt er viele Reisen: zunächst nach Deutschland, wo er die Sprache erlernt und mit muttersprachlichem Niveau zurückkehrt, nach dem Abitur zusammen mit seinem Freund und späteren Schwager Olivier Debré nach Italien, und entlang der afrikanischen Atlantik- und Mittelmeerküsten als frei fahrender Passagier an Bord von Handelsschiffen. Er wird Zeuge des Aufstiegs der faschistischen Ideologie: in Berlin sieht er Hitler, später auch Mussolini in Rom.
1943: Als das Vichy-Regime 1943 Zwangsarbeit einführt, entschließt er sich dazu Paris zu verlassen und beschafft sich einen falschen Personalausweis. Er flüchtet mit Olivier Debré nach Megève. Während dieser Zeit entschließen die beiden Freunde sich, sich der Malerei zu widmen.
1944: Jean-Rémi Coulon, der Bruder von Jean-Michel, Schüler einer Vorbereitungsklasse auf eine Elite-Universität am Janson-de-Sailly-Gymnasium, wird mit 19 Jahren auf dem Bauernhof By im Departement Loiret von den Deutschen hingerichtet.
1945: Beginn regelmäßiger Ausstellungen im Rahmen sogenannter Kunstsalons (Réalités Nouvelles, Salon de Mai).
1949: Begegnung mit seiner zukünftigen Frau, Caroline Garabedian, einer amerikanischen Violinistin, die nach Paris gekommen ist, um dort am Konservatorium zu studieren. Er lernt rasch Englisch. Er stellt seine Werke im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung mit Braque, Picasso, Klee, Lurçat, Laurens, Nicolas de Staël, André Lanskoy, Maria Helena Vieira da Silva, Reichel, Bauchant, Manessier, Chapoval, Déchelette, Szenes und Kandinsky in der Jeanne-Bucher-Galerie in Paris aus.
1950: Einzelausstellung in der Jeanne-Bucher-Galerie. Das Gästebuch der Ausstellung zeugt davon, dass viele heute berühmte Maler, darunter Rothko, Lanskoy, Deyrolle, Arnal, Vieillard, Szenes und Vieira da Silva, die Ausstellung besuchten. Er stellt seine Werke im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung der New Yorker Künstlergruppe "Young Painters from US and France", zu denen unter anderem Nicolas de Staël et Pierre Soulages gehören, in der Sidney-Janis-Galerie aus. Dank eines Stipendiums der französischen Regierung verweilt er drei Monate im Maison Descartes in Amsterdam. Er macht sich mit den klassischen holländischen Malern vertraut und lernt Niederländisch.
1952: Sein zweiter Bruder Jean-François, Offizier bei der Luftwaffe, stirbt mit 25 Jahren während einer Mission in Tunesien bei einem Flugzeugabsturz im Nebel.
1953: Hochzeit mit Caroline Garabedian.
1955: Ein Feuer zerstört sein Haus und sein Atelier in Saint-Jean de Braye, in der Nähe von Orléans. Eine große Anzahl von Bildern wird vernichtet.
1956: Er verbringt zwei Monate in den USA und entdeckt dort die großen Metropolen, darunter New York, eine Stadt, die ihn fasziniert. Diese Reise ist die erste, die eine wichtige Inspirationsquelle für seine Malerei darstellt. Viele weitere folgen.
1957: Geburt seiner einzigen Tochter.
1968: Nach dem Austritt Frankreichs aus der integrierten Militärstruktur der NATO Umzug nach Brüssel mit seiner Frau, die beim Sitz der Organisation arbeitet. Dort bleiben sie bis 1998. Von Brüssel aus unternimmt die Familie mit dem Auto kulturelle und künstlerische Entdeckungsreisen in alle europäischen Länder. Jean-Michel Coulon besichtigt unermüdlich Kirchen, Museen, Ausstellungen, Schlösser und Ruinen.
1971: Seine vom Galeristen Michel Vockaer organisierte Ausstellung in der Régence-Galerie in Brüssel ist ein großer Erfolg. Achtzehn Bilder werden verkauft. Ursprünglich war eine Serie von drei Ausstellungen geplant, nur die erste fand jedoch statt: Jean-Michel Coulon gibt vor, nie für weitere Bilder bereit zu sein.
1999: Er kehrt nach Paris zurück und lässt sich in der Nähe des Hauses von Honoré de Balzac nieder. Er nimmt wieder Kontakt zu den Pariser Galeristen auf. Er verhält sich zurückhaltend, beinahe geheimnisvoll. Jeden Nachmittag begibt er sich in sein Atelier und orientiert sich in seiner Arbeit als Maler in Richtung Collage. Er fertigt diese auf alten Bildern der 50er und 60er Jahre an.
2012: Er hat gesundheitliche Probleme und ist nach einem langen Krankenhausaufenthalt zu einem Leben im Rollstuhl verdammt. Dieser Zustand macht es ihm unmöglich, sein Atelier aufzusuchen, da es im Rollstuhl unzugänglich ist. Es bleibt bis zu seinem Tod unberührt. Er fertigt seine Collagen in seiner Wohnung auf Canson-Papier an. Er behält seinen sprühenden, scharfen Verstand und arbeitet bis kurz vor seinem Tod, getreu seiner Linie mit schillernden Farben.
2014: Jean-Michel Coulon verstirbt am 25. Oktober im Alter von 94 Jahren in Paris. Er ruht in Saint-Georges-de-Didonne, dem Familiensitz im Departement Charente-Maritime.
Bibliographie
- Lydia Harambourg, Jean-Michel Coulon, (Gourcuff-Gradenigo, 2018)
- Paul Baquiast: Une dynastie de la bourgeoisie républicaine, les Pelletan (L'Harmattan, 1996)[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Galerie Jeanne Bucher Galerie Jeanne Bucher
- ↑ UNE DYNASTIE DE LA BOURGEOISIE RÉPUBLICAINE : LES PELLETAN, Paul Baquiast - livre, ebook, epub. Abgerufen am 14. November 2018 (französisch).
Personendaten | |
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NAME | Coulon, Jean-Michel |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Maler |
GEBURTSDATUM | 10. Oktober 1920 |
GEBURTSORT | Bordeaux |
STERBEDATUM | 25. Oktober 2014 |
STERBEORT | Paris |
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Jean-Michel Coulon in St Peter Church (Leiden, 1950)
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Invitation carde to Coulon's exhibit (1950)
Autor/Urheber: Aline Stalla-Bourdillon, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Composition by Jean-Michel Coulon, 1960s
Autor/Urheber: Caroline Coulon, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Portrait of Jean-Michel Coulon, 1950