Jan Furtok

Jan Furtok
Jan Furtok (2010)
Personalia
Geburtstag9. März 1962
GeburtsortKattowitzPolen
Größe174 cm
PositionSturm
Junioren
JahreStation
bis 1977MK Górnik Katowice
Herren
JahreStationSpiele (Tore)1
1977–1988GKS Katowice169 (77)
1988–1993Hamburger SV135 (51)
1993–1995Eintracht Frankfurt53 0(9)
1995–1997GKS Katowice40 0(8)
Nationalmannschaft
JahreAuswahlSpiele (Tore)
1984–1993Polen36 (10)
Stationen als Trainer
JahreStation
2005GKS Katowice
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Jan Furtok (* 9. März 1962 in Kattowitz, Polen) ist ein ehemaliger polnischer Fußballspieler und -trainer. Er besitzt auch die deutsche Staatsangehörigkeit.

Laufbahn

Die sportliche Laufbahn von Jan Furtok begann in der Jugendmannschaft des MK Górnik Katowice. 1977 wechselte er zum Lokalrivalen GKS Katowice, bei dem er ab 1982 zum Stammspieler wurde und mit dem er von 1985 bis 1987 dreimal in Folge das Endspiel des Polnischen Fußballpokals (Puchar Polski) erreichte. Nachdem er 1985 in Warschau (1:3 gegen Widzew Łódź) und 1987 in Opole (3:4 gegen Śląsk Wrocław) mit GKS Katowice zweimal im Elfmeterschießen unterlegen war, erreichte er 1986 in Chorzów beim 4:1-Sieg über Górnik Zabrze den größten Erfolg seiner Fußballerkarriere. Im selben Jahr nahm der Stürmer mit der polnischen Nationalmannschaft auch an der WM in Mexiko teil. Insgesamt lief er in 36 Länderspielen für Polen auf, in denen er 10 Treffer erzielte.[1]

Im Oktober 1988 stand Furtoks Wechsel zum Bundesligisten Hamburger SV fest. Der HSV hatte sich bereits im Sommer desselben Jahres um den Stürmer bemüht, die Verhandlungen mit der Zentralen Sportbehörde Polens (COS) zogen sich lange hin und wurden laut Hamburger Abendblatt zum Nervenspiel.[2] Der GKS Katowice und der polnische Fußballverband PZPN teilten sich die Ablösesumme.[3] In Hamburg war Furtok der Nachfolger seines Landsmannes Mirosław Okoński und erzielte in seinem ersten Spiel für den HSV ein Tor. Indes verweigerten die polnischen Behörden aufgrund des Verdachtes, Mitwisser bei den Fluchtplänen von Andrzej Rudy gewesen zu sein, der Gattin von Jan Furtok und den damals vier und zwei Jahre alten Kindern die Ausreise nach Hamburg.[3] Nach zwei Monaten reiste die Familie nach, nachdem der Hamburger SV den Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingeschaltet hatte. Furtok erhielt später die deutsche Staatsangehörigkeit, da seine Vorfahren in Oberschlesien Reichsbürger waren.[3] Furtok blieb fünf Jahre beim HSV.

Im Sommer 1990 lag ihm ein Angebot von Olympique Lyon vor, Furtok entschied sich aber für einen neuen Vertrag beim HSV, der ihm deutlich weniger Geld einbracht, als ihm von Lyon in Aussicht gestellt wurde.[4] In der Saison 1990/91 wurde Furtok mit 20 Treffern zweitbester Torschütze hinter Roland Wohlfarth und stellte dabei einen Rekord für polnische Spieler in der Bundesliga auf, der erst 2012 von Robert Lewandowski überboten wurde. Insbesondere mit dem im Sommer 1991 zu Lazio Rom gewechselten Thomas Doll als Spielmacher bildete Furtok zusammen mit Nando einen torgefährlichen Sturm. Im April 1991 gelangen Furtok (beim 6:0 über Eintracht Frankfurt) erstmals drei Tore in einem Bundesliga-Spiel.[5] In der Saison 1991/92 zwang ihn ein Kreuzbandriss (erlitten Mitte April 1992)[6] zu einer halbjährigen Verletzungspause. Furtok galt als dribbelstarker und ballsicherer Spieler, den eine gewisse „Schlitzohrigkeit“ auszeichnete, der jedoch auch bei Körperkontakt im gegnerischen Straufraum bereitwillig eine Elfmeterentscheidung suchte. Bei den Anhängern des HSV besitzt er bis heute einen Legendenstatus, nicht zuletzt aufgrund seines den Klassenerhalt sichernden Treffers gegen Waldhof Mannheim am Ende der Saison 1989/90. Bei der Frankfurter Eintracht konnte er als Sturmpartner von Anthony Yeboah insgesamt gesehen nicht mehr ganz an seine Leistungen beim Hamburger SV anknüpfen.

Mit dem HSV erreichte er 1990 das Viertelfinale des UEFA-Pokals (0:2 und 2:1 gegen Juventus Turin). Ebenfalls im Viertelfinale des UEFA-Pokals scheiterte Furtok vier Jahre später mit der Frankfurter Eintracht, für die er von 1993 bis 1995 aktiv war, am SV Austria Salzburg. Ohne einen Titelgewinn in Deutschland verließ er 1995 die Bundesliga nach 188 Spielen[7] und kehrte in seine Heimat zu GKS Katowice zurück.

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn wurde er 2005 Trainer bei GKS Katowice und stieg mit dem Club aus der Ekstraklasa, Polens oberster Fußballliga, ab. Nach einem Zwischenspiel als Nachwuchstrainer beim PZPN wurde er zum Präsidenten von GKS Katowice gewählt. Wie im Oktober 2021 bekannt wurde, wurde bei Furtok bereits im Jahr 2015 Alzheimer diagnostiziert.

Zahlen und Daten

  • Bundesliga-Debüt: 29. Oktober 1988 für den HSV (1:1 gegen Karlsruher SC; Torschütze zum 1:1)
  • Letztes Bundesliga-Spiel: 10. Juni 1995 mit Eintracht Frankfurt (1:3 gegen den Hamburger SV)
  • Erfolge als Fußball-Profi:

Literatur

  • Thomas Urban: Schwarzer Adler, weißer Adler. Deutsche und polnische Fußballer im Räderwerk der Politik. Göttingen 2011, S. 152–154. ISBN 978-3-89533-775-8

Weblinks

Commons: Jan Furtok – Sammlung von Bildern
  • Jan Furtok in der Datenbank von 90minut.pl (polnisch)
  • Jan Furtok in der Datenbank von fussballdaten.de
  • Jan Furtok in der Datenbank von National-Football-Teams.com (englisch)
  • Jan Furtok in der Datenbank von weltfussball.de

Einzelnachweise

  1. Matthias Arnhold: Jan Furtok – International Appearances. RSSSF, 25. August 2016, abgerufen am 8. September 2016.Vorlage:Cite web/temporär
  2. 1,6 Millionen Mark: Jan Furtok kommt heute nach Hamburg. In: Hamburger Abendblatt. 20. Oktober 1988, abgerufen am 3. Juni 2022.
  3. a b c Thomas Urban: Schwarze Adler, Weiße Adler. Deutsche und polnische Fußballer im Räderwerk der Politik. Die Werkstatt, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89533-775-8, S. 152–153.
  4. HSV: Rolff kann kommen. In: Hamburger Abendblatt. 6. Juni 1990, abgerufen am 6. November 2022.
  5. HSV wieder hoch im Kurs. In: Hamburger Abendblatt. 15. April 1991, abgerufen am 8. Dezember 2022.
  6. HSV: Furtok fällt ein halbes Jahr aus. In: Hamburger Abendblatt. 14. April 1992, abgerufen am 27. Februar 2023.
  7. Matthias Arnhold: Jan Furtok – Matches and Goals in Bundesliga. RSSSF, 25. August 2016, abgerufen am 8. September 2016.Vorlage:Cite web/temporär

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