Jan Andrzej Morsztyn

Jan Andrzej Morsztyn

Jan Andrzej Morsztyn (* 24. Juli 1621 in Wiśnicz; † 8. Januar 1693 in Paris) war ein polnischer Dichter, Angehöriger des Landadels und Politiker Polen-Litauens.

Er war Starost von Zawichost, Tymbark und Kowal und anderer Örtlichkeiten. Von 1647 bis 1658 war er Brotmeister von Sandomierz, ab 1656 königlicher Sekretär, von 1658 bis 1668 Referendar der Krone und Vizeschatzmeister ab 1668. Über seine Karriere am polnischen Hof hinaus ist er vor allem als Dichter des Barock und einer der bedeutendsten Repräsentanten des Manierismus in der polnischen Literatur bekannt.

Leben

Morsztyn wurde in der Nähe von Krakau in eine wohlhabende calvinistische Adelsfamilie (Wappengemeinschaft Leliwa) geboren. Er studierte an der Universität von Leiden und bereiste zusammen mit seinem Bruder Italien und Frankreich. Nach seiner Rückkehr nach Polen begab er sich in den Dienst der Magnatenfamilie Lubomirski und wurde durch diese auch bei Hofe vorgestellt. Abgeordneter in Sejms war er in den Jahren 1648, 1650, 1653, 1658 und 1659 und war in zahlreichen Kommissionen dieser Sejms – etwa in den Bereichen Finanzen, Recht und Auswärtiges – tätig. Morsztyn nahm an diplomatischen Missionen nach Ungarn (1653), Schweden (1655) und Österreich (1656) teil.

Zum königlichen Sekretär wurde er 1656 und bereits zwei Jahre später zum Referendar der Krone ernannt. 1660 war er an einem Antrag zur Reform des Sejms beteiligt. Schließlich, im Jahre 1668, übernahm er das Amt des Vizeschatzmeisters. In diesen Jahren betätigte er sich bei weiteren diplomatischen Missionen und war auch an den Verhandlungen zum Vertrag von Oliva beteiligt.

Er bekämpfte die „Schwedische Sintflut“ und den Chmelnyzkyj-Aufstand und erwarb im Laufe seines Lebens beträchtlichen Wohlstand. Politisch repräsentierte er die pro-französische Fraktion, unterstützte den französischen Thronkandidaten François Louis de Bourbon, prince de Conti bei der Wahl von 1668 und war auch im Übrigen ein Unterstützer französischer Politik in Polen. Dies wurde auch zum Ausdruck gebracht, indem er die französische Staatsbürgerschaft erhielt und Pensionen aus Frankreich bezog.

Das Adelswappen Morsztyns Wappengemeinschaft Leliwa

Als sich König Johann III. Sobieski von Frankreich distanzierte und mit Österreich verbündete, wurde Morsztyn des Hochverrats angeklagt, so dass er 1683 nach Frankreich emigrierte, den Titel eines Comte de Châteauvillain annahm und seine letzten Lebensjahre als Sekretär des französischen Königs verbrachte. Der Sejm von 1686 enthob ihn aller Ämter und Titel und verbannte ihn aus dem Land.

Familie

1659 heiratete er die Schottin Catherine Gordon de Huntly (1635–1691), die jüngste Tochter von George Gordon, 2. Marquess of Huntly, und dessen Frau Lady Anne Campbell. Sie zog zusammen mit ihrem Bruder, dem Oberst Lord Henry Gordon de Huntly, nach Polen, der dort für einige Jahre dem König diente. Später kehrte er nach Schottland zurück, wo er in Strathbogie verstarb.

Catherine (Katarzyna) war Hofdame am Hofe der Königin, Luisa Maria Gonzaga. Sie hatten einen Sohn und drei Töchter. Sämtliche ihrer Kinder – bis auf eine Tochter, die Nonne wurde – heirateten Angehörige des europäischen Hochadels. Der Urenkel des Paares, Stanisław August Poniatowski, wurde später der letzte König Polens.

Literatur

Jan Andrzej Morsztyn war ein führender Vertreter des literarischen Barock Polens. Seine Werke zeichneten sich durch eine extravagante Sprache im Stil des italienischen Manierismus aus. Den größten Teil seiner Werke schrieb er, bevor er 1668 Vizeschatzmeister wurde. Morsztyn betrachtete sein literarisches Schaffen – als Höfling, der auch zu einer Intrige greifen konnte – als eine Art persönliche Unterhaltung und ließ lieber seine Manuskripte in seinen Kreisen zirkulieren, als seine Karriere durch eine tatsächliche Veröffentlichung zu gefährden.[1] Aus diesem Grund wurde der größte Teil seiner Werke erst im 19. Jahrhundert erstmals gedruckt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Als Meister der Lyrik schrieb er die Gedichtbände Kanikuła (Hundetage, 1647) und Lutnia (Die Laute, 1661). Sein Hauptanliegen in der Poesie war nicht so sehr das „weltliche Glück“ per se als seine inhärenten Widersprüchlichkeiten. Insbesondere die Paradoxa der Liebe werden in Morsztyns Gedichten als eine große Bandbreite von augenscheinlichen Einbildungen, in denen es ebenso viel Frivolität wie metaphysische Angst gibt, beleuchtet.

Auch politische Untertöne lassen sich in seiner Arbeit finden, wie in Pospolite ruszenie (Massenaushebung) oder Pieśń w obozie pod Żwańcem (Lied im Lager bei Żwaniec), in denen der Unwille der Szlachta kritisiert wird, auf politische Gefahren (wie auf die Bedrohung durch die Tataren und Kosaken) zu reagieren. Im Gegensatz zu seinem Cousin Zbiginiew Morsztyn, können nur wenige seiner Gedichte in den Bereich der religiösen Poesie eingeordnet werden. Eine Ausnahme bildet hier Pokuta w kwartanie. Daneben war er als Übersetzer (von Torquato Tasso, Giambattista Marino und Pierre Corneille) tätig. Seine Übersetzung von Corneilles Le Cid ist bis heute eine Standardversion in Polen.

Siehe auch

Literatur

  • Polski Słownik Biograficzny, vol. 22. Breslau 1976
  • Jacek Jędruch: Constitutions, Elections and Legislatures of Poland 1493-1993. Hippocrene Books, 1998, ISBN 0-7818-0637-2, S. 147–148

Weblinks

Einzelnachweise

  1. John M. Bates: Censorship in Poland: From the Beginnings to the Enlightenment. (Memento desOriginals vom 1. Mai 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arts.gla.ac.uk 4. März 1999

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