James Turrell

Barack Obama verleiht James Turrell am 28. Juli 2014 die National Medal of Arts

James Turrell (* 6. Mai 1943 in Los Angeles, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Land-Art-Künstler, der mit seinen Raum-Licht-Installationen bekannt geworden ist.

Leben und Werk

Turrell wuchs in Los Angeles als Sohn einer Quäkerfamilie[1] in streng religiösen Verhältnissen auf; die Familie verzichtete auf Strom, Auto und andere Annehmlichkeiten. Mit 16 Jahren erwarb er eine Fluglizenz für Motorflugzeuge. Ein Jahr später verweigerte er als überzeugter Pazifist den Kriegsdienst und wurde zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt. Turrell machte sein Examen in Psychologie und Mathematik am Pomona College in Claremont (Kalifornien).

1966 begann er mit der Arbeit an „Lichträumen“. 1968 erhielt er ein Stipendium am National Endowment for the Arts. Ein Kunststudium an der Graduate School in Claremont schloss er 1973 ab.

Turrell lebt und arbeitet mit seiner dritten Frau Kyung Lee in Flagstaff, Arizona, sowie in Maryland.[2][3]

Roden Crater

Satellitenbild des Roden Craters

In den 1970er Jahren war er mit dem Flugzeug auf der Suche nach einem geeigneten Gelände für eine vorwiegend unterirdisch angelegte Lichtinstallation. In der Wüste von Arizona, nahe bei Flagstaff, entdeckte er schließlich einen erloschenen Vulkankrater mit einer ovalen Caldera, umgeben von 400 Quadratkilometern Steppe. Turrell kaufte 1974 daraufhin das Gebiet und nannte es Roden Crater. Es wurde seine bekannteste und ambitionierteste Anlage. Er verwandelte den Vulkankegel durch Einbau unterirdischer Räume, Stollen und Schächte in ein Licht-Observatorium, das dem Betrachter erlauben soll, den Himmel und seine Phänomene, Licht, Sonne und Sterne in einer einzigartigen Weise zu erfahren.

Weitere Werke

Himmelsgewölbe von James Turrell in Den Haag, Kijkduin, 1996
SKY-SPACE Salzburg 2006

Auch mit seinen Skyspaces beschäftigt sich Turrell intensiv mit der Beziehung zwischen Licht und Raum – große Räume, in denen sich die Betrachter auf Sitzgelegenheiten an den Wänden niederlassen können und wo eine Öffnung in der Decke die Sicht auf den Himmel erlaubt. Seine Lichttunnel und Lichtprojektionen erzeugen Formen, die Masse und Gewicht zu haben scheinen, jedoch nur aus Licht bestehen.

1996 wurde in Den Haag, Niederlande, auf Initiative des Kunstzentrums Stroom Turrells Celestial Vault (Himmelsgewölbe) errichtet.

Im Jahre 2004 erfolgte im Wiener MAK – Museum für angewandte Kunst die Ausstellung Mehr Licht. Targetti Light Art Collection im MAK, deren inhaltliche Aussage durch Turrells permanente Lichtinstallation MAKlite mit der urbanen Umgebung in Beziehung gebracht wurde.[4] Die Installation wurde 2018 auf den neuesten technischen Stand gebracht und wird nun in zehn statt in den vier ursprünglichen Farben erleuchtet. In der MAK-Expositur Geymüllerschlössel im 18. Wiener Gemeindebezirk befindet sich der Skyspace The other Horizon.[5]

In der Fundación NMAC in Vejer de la Frontera, Spanien, wurde 2005 der Skyspace Secondwind errichtet.[6]

Im Rahmen des Kunstprojekts Salzburg entstand 2006 auf dem Mönchsberg die Lichtinstallation SKY-SPACE.

Im abgelegenen argentinischen Hochland eröffnete 2009 der Schweizer Gastronom und Großwinzer Donald M. Hess ein James-Turrell-Museum mit Raum-Licht-Installationen.[7]

Im Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna baute Turrell 2009 einen weiteren Skyspace. Dieser gleicht einer gen Himmel gerichteten Camera Obscura, durch die sich der Himmel beobachten lässt. Im selben Museum befindet sich auch ein von Turrell als In-situ-Installation eingerichteter White Space.

Im Winter 2009/2010 präsentierte Turrell im Kunstmuseum Wolfsburg seine bislang größte Lichtinstallation in einem Museum.[8]

Lichtinstallation am Dornier-Museum

In Friedrichshafen am Bodensee wurde am 15. Oktober 2009 offiziell die Lichtinstallation für die Hauptfassade am neuen Dornier-Museum übergeben. Turrell entwarf für die Dornier-Stiftung das Lichtkonzept, das nach Sonnenuntergang die transluzente Fassade des einem Flugzeughangar nachempfundenen Gebäudes akzentuiert.[9][10]

In der Kunsthalle Bremen ist seit August 2011 seine Lichtinstallation Above – Between – Below zu sehen.[11]

Im Sommer 2013 richteten das Los Angeles County Museum of Art, das Museum of Fine Arts, Houston und das Solomon R. Guggenheim Museum, New York City eine dreiteilige Retrospektive auf über 8.500 Quadratmetern aus, in der sowohl bereits gezeigte als auch speziell für die Räume dieser Museen entworfene Werke ausgestellt wurden.[12]

Im Juli 2015 wurde die sanierte Kapelle auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin mit einer Lichtinstallation von James Turrell wieder eröffnet.[13]

2018 wurde der Skyspace Lech in Tannegg/Oberlech in Vorarlberg eröffnet.[14]

Für das neu gestaltete und 2022 wieder eröffnete Diözesanmuseum Freising hat James Turrell die Kapelle gestaltet mit dem Titel A Chapel for Luke and his Scribe Lucius the Cyrene.[15]

Auszeichnungen (Auszug)

Filme

  • James Turrell. Passageways. Dokumentation, Frankreich, USA, 2006, 26 Min., Buch und Regie: Carine Asscher, Produktion: Centre Pompidou, Inhaltsangabe, Präsentation des Projekts Roden Crater, mit Videoclip
  • James Turrell. Den Himmel auf Erden Reportage, Deutschland, 2023, 44:06 Min., Buch und Regie: Armin Kratzert, Florian Holzherr, Produktion: BR, Erstsendung: 5. Mai 2023[19]

Literatur

  • Hartmut Böhme: Das Licht als Medium der Kunst. Über Erfahrungsarmut und ästhetisches Gegenlicht in der technischen Zivilisation. Antrittsvorlesung, 2. November 1994, Herausgeber Humboldt-Universität zu Berlin, Heft 66, Online-Text (PDF, 43 S.; 249 kB)
  • James Turrell: The Other Horizon. Übersetzt von Brian Holmes. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2001, ISBN 3-7757-9062-4, Ausstellungskatalog des MAK
  • Geometrie des Lichts. Hatje Cantz, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7757-2369-5 (Ausstellungskatalog Lichtkunstzentrum Unna).
  • Eva Schürmann: Erscheinen und Wahrnehmen. Eine vergleichende Studie zur Kunst von James Turrell und der Philosophie Merleau-Pontys. Fink Verlag, München 2000, ISBN 3-7705-3473-5.
  • Ulrike Gehring: Bilder aus Licht: James Turrell im Kontext der amerikanischen Kunst nach 1945. Kehrer Verlag, Heidelberg 2006, ISBN 978-3-936636-82-6.
  • Amnon Barzel: Targetti Light Art Collection at MAK Wien. [Publikation anlässlich der Ausstellung „Mehr Licht. Targetti Light Art Collection im MAK“, MAK Wien, 24. November 2004 bis 16. Januar 2005, und der Eröffnung von James Turrell. MAKlite, permanente Außeninstallation an der MAK-Fassade, 2004]. Wien 2004.
  • Richard Andrews: „James Turrell – The Wolfsburg Project“. (Publikation zur gleichnamigen Ausstellung, Kunstmuseum Wolfsburg, 24. Oktober 2009 bis 5. April 2010). Hatje Cantz, Ostfildern 2009. ISBN 978-3-7757-2455-5.
  • Inge Herold: James Turrell, Four Eyes, Kunsthalle Mannheim, Mannheim 2012, ISBN 978-3-89165-218-3.
  • Wil S. Hylton: How James Turrell Knocked the Art World Off Its Feet – New York Times, 13. Juni 2013.
  • Michael Govan, Christine Y. Kim: James Turrell: A Retrospective. Prestel, 2013.
Commons: James Turrell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Volker Stephan: „Lichtkünstler James Turrell: Erleuchtung in der Dunkelkammer“, WAZ, 23. Mai 2009.
  2. Guggenheim Collection (Biografie) (Memento vom 29. August 2012 im Internet Archive)
  3. Der Magier des Lichts – Trends – Sonntagsblick – Blick Online. 29. März 2007, abgerufen am 30. Dezember 2022.
  4. Ausstellungsrückblick Mehr Licht 24. November 2004 bis 16. Januar 2005 (Memento vom 28. Dezember 2010 im Internet Archive) undLichtinstallation MAKlite (Memento vom 29. Dezember 2010 im Internet Archive)
  5. James Turrell: MAKlite Reloaded – MAK Museum Wien. Abgerufen am 7. Juni 2019.
  6. Secondwind – Fundación NMAC. Abgerufen am 25. Februar 2020 (englisch).
  7. „Pilgerort zum Licht“ (Memento vom 13. Januar 2010 im Internet Archive), WDR, 28. Juni 2009.
  8. James Turrell. The Wolfsburg Project (Memento vom 24. Oktober 2009 im Internet Archive), Kunstmuseum Wolfsburg, 24. Oktober 2009 bis 5. April 2010
      „Seltsam, im Farbnebel zu wandern“, manager magazin, 23. Oktober 2009.
  9. Dornier Museum Friedrichshafen – leuchtender Hangar für kühne Flugvisionen.
  10. Pressetext des Dorniermuseum „Einweihung der Lichtinstallation von James Turrell“ (Memento vom 31. Januar 2012 im Internet Archive) vom 15. Oktober 2009.
  11. BAUWELT – Der Skyspace von James Turrell. Abgerufen am 30. Dezember 2022.
  12. Zum Lichtbad in die Museumsspirale in FAZ vom 4. Juli 2013, S. 27.
  13. Dorotheenstädtischer Friedhof I: Kapelle. Website des Friedhofverbandes Berlin-Mitte, abgerufen am 18. Dezember 2015.
  14. Skyspace von James Turrell. Abgerufen am 18. März 2021.
  15. Lichtraum von James Turrell. Abgerufen am 23. November 2022.
  16. Membre associé: James Turrell. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 21. März 2024 (französisch).
  17. James Turrell. Abgerufen am 30. Dezember 2022 (englisch).
  18. WGSBN Bulletin, Volume 2, #1 vom 17. Januar 2022, S. 8 (PDF; englisch)
  19. Video-Dokumentation: James Turrell. Den Himmel auf Erden in der ARD Mediathek, abgerufen am 26. September 2024

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James Turrell: Himmelsgewölbe, Den Haag, Kijkduin
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President Barack Obama presents the National Medal of Arts to visual artist James Turrell in a White House ceremony on July 28, 2014