Jakob Pazeller

Gedenktafel in Budapest
BW

Jakob Mathias Pazeller (* 2. Jänner 1869 in Baden, Österreich-Ungarn; † 24. September 1957 in Budapest) war ein österreichischer Komponist und Musiker.

Leben

Jakob Pazeller war der Sohn von Jakob Pazeller und Elisabeth Pichler, die beide aus Gumpoldskirchen stammten und in Baden eine Bäckerei betrieben.[1] Er wurde bereits mit einem Alter von 26 Jahren Dirigent am Wiener Carltheater. Im Jahr 1906 ging Pazeller als Militärkapellmeister nach Budapest, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1957 blieb. In dieser Zeit schrieb Pazeller eine Oper, zwei Operetten, drei Ouvertüren sowie zahlreiche Walzer, Lieder, Märsche und andere Orchesterstücke.

Sein bekanntestes Stück wurde der 1903 komponierte Walzer Souvenir de Herkulesbad, Opus 124, den er in seinem Garnisonsort, dem Badeort Herkulesbad (ungarisch Herkulesfürdő, heute rumänisch Băile Herculane), komponierte, mit dem er weltweiten Erfolg hatte und der viele Jahrzehnte zum Standard-Programm der Kur- und Salonorchester sowie vieler Blasmusikkapellen gehörte. Schon nach wenigen Jahren hatte der Verleger Nádor Kálmán in Budapest mehr als hunderttausend Notenexemplare verkauft, wodurch dieser Walzer zu einem der erfolgreichsten der Donaumonarchie wurde.[2]

Für den spanischen König Alfons XIII. komponierte er einen persönlichen Hochzeitsmarsch, der König zeichnete ihn im Gegenzug mit dem Ehrenkreuz I. Klasse aus.

Durch den Zusammenbruch Österreich-Ungarns verlor der österreichische Offizier, der er als Kapellmeister war, in Ungarn bald an Popularität, obwohl er in Ungarn lebte und auch dort seine Familie hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er vom kommunistischen Regime unter Zensur gestellt. Dabei verlor er auch seinen Pensionsanspruch. Nur bedingt durch seine Krankheit wurde er nicht deportiert.

Sein Enkel Frigyes Pazeller war ebenfalls Komponist. Gemeinsam mit dem Verein für Musikforschung und Konzerte 2000 versuchte er eine „Wiederentdeckung“ der Werke seines Großvaters.

Sowohl in Baden, als auch in Budapest wurden Gedenktafeln angebracht. In Zebegény, wo er in Jahren 1929 bis 1938 seine Ferien verbrachte, wurde eine Promenade nach ihm benannt.[1]

Seine Schwester Elsa Pazeller (1881–1949) war kurzzeitig mit dem Komponisten Karl Weigl verheiratet, die austroamerikanische Kinderpsychologin Maria Weigl Piers ist eine Nichte.

Werke (Auszug)

  • 1898 Ein süßes Wort, ein tiefer Blick, Serenade für Orchester
  • 1903 Souvenir de Herkulesbad, Walzer, op. 124
  • 1914 Verbrüderung, Ouverture für Orchester
  • 1917 Liebestanz, Intermezzo für Orchester
  • 1920 Delila, Intermezzo für Orchester
  • 1925 Intermezzo, für Orchester
  • 1928 Humoresk, für Orchester
  • 1932 Meisterprobe, Ouverture für Orchester
  • 1937 Blauer Dunst, Humoreske für Orchester
  • 1938 Ich war ein König, Romanze für Orchester
  • 1944 Hörst Du mein Lied, Romanze für Orchester
  • 1955 Coufette, Humoreske für Orchester
  • 1955 Donau-Post, Humoreske für Orchester
  • 1955 Ringelspiel, Humoreske für Orchester
  • 1956 Freiheitsglocken, Ouverture für Orchester
  • 1956 Hoffnung, Romanze für Orchester
  • 5 Fantasien
  • Das vergessene Lied, op. 199
  • Denkst du noch manchmal an mich?, op. 128
  • Der Rosenkönigin Walzer, op. 123
  • Die Komödie des Geldes, op. 159
  • Dir werde ich nicht nachweinen, op. 213
  • Es ist schon still unter der Dachtraufe, op. 92
  • Für mich bist du mein Alles, op. 132
  • Keine wie Du, op. 189
  • Lachen-tanzen-singen, op. 210
  • Leben, solange es Liebe gibt, op. 76
  • Liebestanz, op. 122
  • Mädel komm doch her, op. 98
  • Mein Liebchen komm, Romanze für Orchester
  • Nur auf ein Wort noch?, op. 208
  • Schwer ist das Leben in Pest, op. 147
  • Solange noch der Walzer klingt, op. 99
  • Träume, op. 115
  • Traurig ist nur, wer Angst hat zu feiern, op. 94
  • Tropenzauber Walzer, op. 125
  • Das Zigeunerkind (1915)
  • Ein Moderner in Paris (1917)

Literatur

  • Wolfgang Suppan, Armin Suppan: Das Neue Lexikon des Blasmusikwesens, 4. Auflage, Freiburg-Tiengen, Blasmusikverlag Schulz GmbH, 1994, ISBN 3-923058-07-1
  • Gabriele Wichart: Österreichische Militärkapellmeister. Bio-bibliographische Materialien, in: Studien zur Musikwissenschaft 1988, 159–192. 39;
  • Robert Rohr: Unser klingendes Erbe : Beiträge zur Musikgeschichte der Deutschen und ihrer Nachbarn in und aus Südosteuropa unter besonderer Berücksichtigung der Donauschwaben von den Anfängen bis 1918, Passau: Verlag Passavia, 1988.
  • Siegfried Lang: Lexikon Österreichischer U-Musik-Komponisten im 20. Jahrhundert, Wien: Österreichischen Komponistenbund (OKB)/Arbeitskreis U-Musik, 1987, 248 p.
  • Emil Rameis: Die österreichische Militärmusik von ihren Anfängen bis zum Jahre 1918, ergänzt u. bearb. v. Eugen Brixel. - Tutzing 1976. 208 S., 4 Bl. Abb. (Alta musica 2). ISBN 3-795-20174-8 ISBN 978-3-795-20174-6
  • Josef Damánski: Die Militärkapellmeister Österreich-Ungarns. Wien-Leipzig: Paltur 1904. F-A 1936 u. 2 (1978)

Einzelnachweise

  1. a b Die Badener Familie Pazeller (PDF; 191 kB) aus dem Badener Stadtarchivs abgerufen am 6. April 2012
  2. Blasmusikforschung, Friedrich Anzenberger: Zum 150. Geburtstag von Militärkapellmeister Jakob Pazeller

Weblinks

Commons: Jakob Pazeller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Autor/Urheber: Csurla, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Commemorative plaque of Jakab Pazeller in Budapest District VIII, Pál Street No 6