Jacques Foccart

Jacques Foccart (* 31. August 1913 in Ambrières, Mayenne; † 19. März 1997 in Paris) war ein französischer Politiker.

Leben

Frühe Jahre

Foccart wurde in Ambrières im Département Mayenne geboren. Seine Familie besaß Land auf der französischen Karibikinsel Guadeloupe, wo er die ersten sechs Jahre seines Lebens verbrachte. Während des Zweiten Weltkriegs schloss er sich der Résistance an, laut seines Biografen Pierre Jean, um einer Anklage durch die deutschen Besatzungsbehörden zu entkommen, für die er an der Errichtung des Atlantikwalls tätig war. Er schloss sich frühzeitig dem Freien Frankreich unter Charles de Gaulle an und arbeitete für dessen Nachrichtendienst unter André Dewavrin alias Colonel Passy. Nach dem Krieg war er Mitbegründer des milizartigen Ordnungsdienstes Service d’action civique (S.A.C). Letzterer konnte bei handgreiflichen politischen Auseinandersetzungen der 1950er und 1960er Jahre bei Bedarf Gruppen von Muskelmännern gegen linke Gegner mobilisieren. Die Organisation wurde 1981 aufgelöst. Daneben gründete er die erfolgreiche Import-Export-Firma SAFINEX, die in Afrika und in der Karibik tätig war. In den 1950er Jahren war er Generalsekretär von de Gaulles Sammlungsbewegung Rassemblement du peuple français (RPF). Durch seine vielfältigen Kontakte zu Armee und Nachrichtendienst soll er de Gaulle bei dessen Rückkehr an die Macht im Mai 1958 behilflich gewesen sein.

Graue Eminenz

Während der Präsidentschaft de Gaulles und Pompidous galt Foccart als graue Eminenz der französischen Afrikapolitik oder kurz als Monsieur Afrique. Frankreich bemühte sich, in seinen ehemaligen afrikanischen Kolonien auch nach deren formaler Unabhängigkeit seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss zu wahren. Foccarts meist diskrete Bemühungen richteten sich dabei teils gegen Ambitionen des Ostblocks, aber auch – wenn nicht überwiegend – gegen die Konkurrenz durch die USA. Foccart war in afrikanischen Fragen der wichtigste Ratgeber seiner Präsidenten, so gut wie alle tatsächlichen und vermuteten französischen Aktivitäten in Afrika wurden mit seinem Namen verbunden. Als Beispiel sei hier der blutige Staatsstreich gegen die erste demokratische Regierung Togos im Jahr 1963 genannt. Das Verhältnis zu de Gaulle war sehr eng, nur als dieser während der Mai-Unruhen 1968 kurzzeitig nach Baden-Baden flog und es absolut geheim bleiben sollte, sagte er zu Mitarbeitern: „Sprechen Sie darüber nicht einmal mit Foccart“.

Foccarts Hauptaufgaben waren

  • enge Kontakte zu den neuen afrikanischen Staatsoberhäuptern und Regierungen zu pflegen
  • die Interessen französischer Konzerne wie Elf Aquitaine gegenüber denen anderer europäischer Länder und der USA zu wahren
  • sicherzustellen, dass die unvermeidlichen Staatsstreiche in den Ländern der Frankophonie Frankreichs Interessen nicht gefährdeten
  • notfalls eine Intervention Frankreichs zum Erhalt oder zum Sturz einer Regierung zu organisieren
  • sicherzustellen, das die französische Regierung durch diese Aktivitäten nicht diskreditiert wurde
  • kurzum, im französischsprachigen Afrika eine gewisse Stabilität zu erhalten.

Während eines Staatsbesuchs in Gabun 1972 wurde Präsident Georges Pompidou von einem Reporter gefragt, ob es wahr sei, dass Frankreich hinter all diesen Staatsstreichen steckte. Dessen Antwort lautete knapp: „Fragen Sie Foccart“.

Letzte Jahre

Mit dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing endete 1974 Foccarts offizielle Rolle, er hielt seine Kontakte zu afrikanischen Politikern aber weiter aufrecht. Als Jacques Chirac 1986 für zwei Jahre Ministerpräsident unter Präsident François Mitterrand wurde, holte er Foccart zu sich. Als Chirac 1995 selber Präsident wurde, konnte Foccart in den Élysée-Palast zurückkehren.

Er schrieb mehrere Bücher, 1995 veröffentlichte er seine Memoiren. Foccart erkrankte an der Parkinson-Krankheit und starb 1997 in seiner Pariser Wohnung.

Sonstiges

Als die Satirezeitschrift Le Canard enchaîné Anfang der 1970er Jahre behauptete, Foccart habe in de Gaulles Büro zu dessen Amtszeit eine Wanze installiert, ging er vor Gericht und gewann. Ihm wurde die symbolische Entschädigung von einem Franc zugesprochen.

Weblinks