Jacobus Reimers (Denkmalpfleger)

Jacobus Reimers, auch Jakobus Theres Reimers, (* 7. Mai 1850 in Hatshausen; † 26. Dezember 1914 in Berlin) war ein deutscher Architekt, Museumsdirektor, Denkmalpfleger, Provinzialkonservator[1] sowie Kunst- und Prähistoriker.[2]

Leben und Wirken

Jacobus Reimers wurde 1850 in Hatshausen bei Aurich als Sohn eines Geistlichen geboren. Seine Reifeprüfung bestand er 1870 in Lingen und nahm anschließend als Kriegsfreiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 teil.[3]

Noch 1871 begann Reimers ein Architekturstudium an der Polytechnischen Schule Hannover, unter anderen bei Conrad Wilhelm Hase. Nach dem Ende seines Studiums arbeitete Reimers von 1875 bis 1879 als Bauführer im Büro von Hase.[3]

Reimers war danach von 1881 bis 1882 in Hildesheim Mitarbeiter der dortigen Bauinspektion. Anschließend studierte er bis 1883 in Berlin die Fächer Archäologie und Kunstgeschichte. 1884 wurde er an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg durch eine archäologische Dissertation über den Dorischen Tempel zum Dr. phil. promoviert. Noch im selben Jahr volontierte Reimers in Berlin an den Königlichen Museen, wo er zum 1. April 1886 eine Festanstellung als Direktorialassistent erhielt.[3]

Das Haus Friedrich-Wilhelm an der Georgstraße in Hannover war um 1910 Wohnsitz von Reimers;
Ansichtskarte Nummer K 43 von Friedr. Astholz jun.

Zum 1. April 1890 wurde Reimers zum ersten hauptamtlichen Direktor des neu gegründeten[3] Hannoverschen Provinzialmuseums für Kunst und Wissenschaft[2] berufen, dem späteren Niedersächsischen Landesmuseum. Dieses war anfangs an der Sophienstraße untergebracht und zog 1901/1902 in den nach Plänen von Hubert Stier errichteten Neubau am Maschpark um.[3]

Grabstein für Reimers auf dem Invalidenfriedhof in Berlin

Reimers wurde 1894 außerdem zum hannoverschen Provinzialkonservator ernannt. In seiner 26-jährigen Amtszeit wurden historisch bedeutende Baudenkmäler restauriert, darunter die Marienkirche in Osnabrück, die Johanniskirche sowie das Rathaus in Lüneburg oder die Michaeliskirche in Hildesheim. Zudem veröffentlichte Reimers als umfassendes Fachkompendium ein Handbuch für die Denkmalpflege, das über fast ein Jahrhundert hinweg ab 1899 bis 1996 in vier Auflagen und zwei Reprints Verbreitung fand.[3] Den größten Teil darin beanspruchte mit fast 400 Seiten ein Wörterbuch einschlägiger Fachausdrücke der Bau- und Kunstdenkmäler, von „Abacus“ bis „Zwiebeldach“.

Jacobus Reimers war Mitbegründer der Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte, die ihre erste Tagung im Jahr 1909 in Hannover abhielt.[3]

Um 1910 bewohnte Reimers die 3. Etage des Hauses Friedrich-Wilhelm an der Georgstraße in Hannover.[4]

Zum 1. April 1910 trat Reimers in den Ruhestand,[5] verließ Niedersachsen und übersiedelte nach Berlin-Charlottenburg.[3]

Schriften (Auswahl)

  • Zur Entwicklung des dorischen Tempels. Weidmann, Berlin 1884. (Dissertation) (Dilibri)
  • Peter Floetner nach seinen Handzeichnungen und Holzschnitten. Hirth, München et al. 1890.
  • Handbuch für die Denkmalpflege. Hrsg. von der Provinzial-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover. Schulze, Hannover 1899. / 2., umgearbeitete und vermehrte Auflage, Ernst Geibel, Hannover 1911. / 3., umgearbeitete und vermehrte Auflage, Ernst Geibel, Hannover 1914. / 4., umgearbeitete und vermehrte Auflage, Ernst Geibel, Hannover 1914. – Reprints der 2. Auflage von 1911: Saur, München 1986, ISBN 3-598-07215-5; Reprint-Verlag-Leipzig, Holzminden 1995, ISBN 9783826218002.
  • Das Adlerwappen bei den Friesen. Stalling, Oldenburg i. O. 1914. (Inhaltsverzeichnis bei der Deutschen Nationalbibliothek)
  • (als Herausgeber) Johannes Heinrich Müller: Vor- und frühgeschichtliche Alterthümer der Provinz Hannover. Th. Schulze, Hannover 1893. (Digitalisat auf leopard.tu-braunschweig.de, abgerufen am 12. Juli 2023)

Posthum:

  • Heinrich Reimers (Hrsg.), Jacobus Reimers (†): Beiträge zur Geschichte ostfriesischer Städte. Gesammelte Abhandlungen und Aufsätze. Band 1: Aurich, Emden, Norden. Meyer, Aurich 1979.

Archivalien

  • Stadtarchiv Hannover, Hannoversche Bausammlung, Signatur: 3.NL.518 Nr. 2010 „Reimers, Jacobus Theres (*1850–1914)“[6]

Literatur

  • Hans Gummel: Forschungsgeschichte in Deutschland. (= Die Urgeschichtsforschung und ihre historische Entwicklung in den Kulturstaaten der Erde, Band 1.) de Gruyter, Berlin 1938. (Inhaltsverzeichnis bei der Deutschen Nationalbibliothek)
  • Otto Heinrich May (Hrsg.): Niedersächsische Lebensbilder, Band 1. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen, Reihe 22, Band 1.) Lax, Hildesheim 1939, S. 336–353.
  • Walter Deeters: Jacobus Reimer. In: Martin Tielke (Hrsg.): Biographisches Lexikon für Ostfriesland. Band 1, Aurich 1993, ISBN 3-925365-75-3, S. 291 f. (als PDF-Dokument auf ostfriesischelandschaft.de)
  • Heinrich Reimers: Jacobus Reimers. Lax, Hildesheim et al. 1939.
  • Jan Filip: Enzyklopädisches Handbuch für Ur- und Frühgeschichte. Band 2 (L–Z), Academia Verlag, Prag 1969.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. o. V.: Reimers, Jacobus (Memento desOriginals vom 31. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gwlb.de in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek (ohne Datum), zuletzt abgerufen am 12. Oktober 2017
  2. a b Vergleiche die Angaben nebst Querverweisen der Deutschen Nationalbibliothek
  3. a b c d e f g h Klaus Mlynek: Reimers, Jakobus. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 294 f.
  4. Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden 1910, S. 100. (Digitalisat über die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek)
  5. NLA HA Hann. 122a Nr. 3458: Konservator der Hannoverschen Landesaltertümer, später Provinzialkonservator, und sonstige Sachverständige für Kulturgut; Berichte über Denkmalpflege Bd. 1, Laufzeit 1886 - 1940. In: arcinsys.niedersachsen.de. Abgerufen am 15. August 2023.
  6. Reimers, Jacobus Theres (*1850-1914) Architekt, Denkmalpfleger und Hase Schüler sowie Mitarbeiter im Büro Hase. In: arcinsys.niedersachsen.de. Abgerufen am 12. Juli 2023.

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F. Astholz jun. AK K 043 Hannover. Partie an der Georgstraße, Haus Friedrich-Wilhelm, Bildseite.tif
Bildseite der Ansichtskarte mit der fortlaufenden Nummerierung

„K 43“

(auf dem (Revers, siehe unten) . Sie zeigt laut ihrem Titel

Hannover, Partie an der Georgstraße, Haus Friedrich-Wilhelm

das 1906 nach Plänen des in Berlin tätigen Architekturbüros Cremer & Wolffenstein für die Friedrich Wilhelm, Preussische Lebens- und Garantie-Versicherungs-Actien-Gesellschaft errichtet worden war. Das 'K in der Nummer deutet wohl auf einen Kundenauftrag, durch den hier wohl Persönlichkeiten der bessergestellten, der "besseren Gesellschaft" über den Palmen-bestandenen Opernplatz bei Kaiserwetter der Versicherungsgesellschaft zueilen. Das schöne Wetter ist hier allerdings nur eine Momentaufnahme: Nur wenige Jahre nach der Ablichtung wird der Erste Weltkrieg Millionen Opfer fordern; an Stelle der links im Bild zu sehenden tropischen Pflanzen wurde noch später das Mahnmal für die ermordeten Juden Hannovers errichtet ...
Berlin, Mitte, Invalidenfriedhof, Feld A, Grab Jacobus Reimers, Restitutionsstein, 1993.jpg
Autor/Urheber: Jörg Zägel, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Grab des Museumsdirektors und Provinzialkonservators Jacobus Reimers (1850-1914) auf dem Invalidenfriedhof in Berlin, Feld A. Restitutionsstein von 1993.
Coat of arms of Lower Saxony.svg
Wappen von Niedersachsen.
Das weiße Roß (Sachsenross) im roten Felde.