Jacobus H. Kann

Jacobus Kann

Jacobus Henricus Kann (auch Jakobus H. Kann; * 12. Juli 1872 in Den Haag; † 7. Oktober 1944 im KZ Theresienstadt)[1] war holländisch-jüdischer Bankier und zionistischer Politiker, Partner der Firma Lissa und Kann in Den Haag, einer der bedeutendsten Finanzleute Hollands seiner Zeit und Freund David Wolffsohns. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.

Kann war einer der ersten Anhänger Theodor Herzls in Holland und war führend beteiligt an der schwierigen Gründung der Jüdischen Kolonialbank (vgl.: Bank Leumi; Zionistenkongresse).

Herzl plante unter anderem, dass Kann Teilnehmer der Palästina-Delegation zu Kaiser Wilhelm (1898) sein sollte. Kann sagte jedoch ab.

Brief von Kann (1909)

Kann war Mitbegründer der ersten holländischen Zionistenorganisation und von 1905 bis 1911 Mitglied des Engeren, 1905–1918 Mitglied des Erweiterten zionistischen Aktionskomitees. Er geriet mit Herzl in heftige Auseinandersetzungen über Fragen der Leitung der Bank, trat am 3. Mai 1900 von der Leitung zurück bzw. wurde von Herzl entmachtet, bevor Kann öffentlichkeitswirksam demissionieren konnte; dann folgte aber doch noch ein öffentlicher Schlagabtausch in der Presse.[2]

1907 besuchte Kann Palästina und veröffentlichte unter dem Titel Erez Israel (Berlin 1909) seine Reiseeindrücke. Nach dem Krieg kam es zu Meinungsverschiedenheiten über die anzustrebende Art und Weise der Palästinakolonisation. Er beendete deshalb seine aktive zionistische Tätigkeit und trat dann auch später als Direktor des Jewish Colonial Trust sowie der Anglo Palestine Company zurück. Kann war zwischen 1902 und 1924 Vizepräsident des JCT.

Für einige Jahre übersiedelte er nach Palästina und war 1923–1927 niederländischer Konsul in Jerusalem. Anschließend kehrte er nach Den Haag zurück.

Kann kam 1944 im KZ Theresienstadt ums Leben; seine Frau, seine beiden Brüder und sein Sohn kamen ebenfalls um.

Anmerkungen, Einzelnachweise

  1. https://www.joodsmonument.nl/nl/page/140902/jacobus-henricus-kann
  2. Vgl. u. a. Brief Herzls an David Wolffsohn in Köln (Theodor Herzl. Briefe und Tagebücher, hrsg. Alex Bein et alii, Frankfurt/M. etc. 1991 [Bd. 5], S. 415–416):„ Lieber Freund, nun ist es wol Jedermann klar, dass Lourie hinter Kann gesteckt und diesen Esel aufgestachelt hat. Dass Kann ein Esel ist, zeigt mir sein Brief, den Sie mir heute beilegen. Er weiss also noch immer nicht, welchen furchtbaren Stoss er der Bank gegeben oder doch zu geben versucht hat. Auf Louries unerhörtes Circular erlassen wir heute eine Antwort streng vertraulicher Natur. Ihrem Freunde Kann können Sie sagen, dass er mein Vertrauen, das ich in ihn setzte, schlecht belohnt hat. Er hat mir eine der bittersten und kostspieligsten Lehren gegeben. Ich bin diesem jungen Menschen mit grösster Sympathie und Liebenswürdigkeit entgegengekommen, wollte aus ihm einen grossen Menschen machen (das klingt vielleicht unbescheiden) indem ich ihn an vorderster Stelle an einem grossen Werk mitarbeiten liess. Zu dumm um das zu verstehen, hat er sich von Intriganten gegen meine ‚Tyrannei‘ aufhetzen lassen. Am Zionismus hat er sich schwer versündigt. Was er mir angethan hat, daran denke ich keinen Augenblick. Ich bin doch kein eitler Narr. Ich würde ihm heute die Hand reichen, als Erster sogar, ich würde ihn geradezu bitten, wieder in die Verwaltung einzutreten – da Lourie beseitigt ist – aber das ist nach seiner scandalösen Publication ausgeschlossen. Ich habe es immer gesagt: wenn ein Jud dumm ist, ist er schrecklich dumm. Das ist Kanns Fall. Alle Schufte haben uns bisher nicht so weh gethan, wie dieser gottverlassene Esel. Ich garantire Ihnen, dass er auch noch das Vergnügen haben wird, den von seiner hochfahrenden Dummheit angerichteten Schaden (Vertrag Loewe etc. etc.) zu bezahlen, wenn er noch eine einzige Zeile veröffentlicht. Er spielt doch nicht mit kleinen Kindern. Im Uebrigen ist mir nicht bange. Ich bin schon anderen Schwierigkeiten beigekommen, als dieser. Lassen Sie sich nur nicht die Hoden herausschneiden, und verlassen Sie sich auf Ihren Benjamin [= Herzl]“

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