Jacobsfriedhof Weimar

Eingangstor zum Jakobskirchhof
Jacobskirche in Weimar
Grab von Christiane von Goethe (geb. Vulpius), Goethes Ehefrau

Der Jacobsfriedhof (auch Jakobsfriedhof oder Jakobskirchhof) ist der älteste noch existierende Friedhof Weimars. Hier fanden bereits im 12. Jahrhundert die ersten Bestattungen statt. Er liegt in der Jakobsvorstadt, die im Mittelalter außerhalb der Stadtmauer Pilgern nach Santiago de Compostela Möglichkeiten zur Übernachtung bot (und heute ein Teil der historischen und unter UNESCO-Schutz stehenden Altstadt ist). Die Grabstätten sind auf dem Grundstück rund um die Jakobskirche angeordnet.

Von 1530 bis 1818 war er der einzige Friedhof Weimars und hatte zur damaligen Zeit eine ungleich größere Ausdehnung. Nachdem 1818 der „Neue Friedhof vor dem Frauentore“ (später als Historischer Friedhof Weimar bezeichnet) angelegt worden war, wurden viele der Gräber eingeebnet. Ab 1840 fanden auf dem Jakobsfriedhof keine Beerdigungen mehr statt, danach verfiel der Friedhof langsam. Die Stadt Weimar übernahm ihn später und ließ die einstige Begräbnisstätte um 1927 zu einer gärtnerischen Anlage umwandeln.

Das Kassengewölbe

Barocker Pavillon über dem Kassengewölbe (Mausoleum)

Am südöstlichen Grundstücksrand des Jacobfriedhofs steht das als Kassengewölbe bezeichnete Mausoleum, das ursprünglich von einem Finanzbeamten 1715 als privates Erbbegräbnis für sich und seine Verwandtschaft erbaut wurde. Im Jahre 1742 ging es in den Besitz der Landschaftskasse (damaliges Finanzministerium) über. Seitdem diente es als Sammelbegräbnisstätte vorwiegend für Personen von Stand und Adel, die nicht ausreichend finanzielle Mittel für ein aufwendiges Erbbegräbnis besaßen. Bestattungen wurden hier von 1755 bis zum 5. März 1823 durchgeführt. Unter anderem fanden hier Luise von Göchhausen (eine Hofdame von Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach) und die Eltern der Charlotte von Stein ihre letzte Ruhestätte.

Der ehemals mit einem schmiedeeisernen Tor versehene barocke Pavillon über dem Kassengewölbe, welches 1854 mit großen Teilen des Friedhofs eingeebnet wurde, ist eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1913.

Die Schillergruft

(c) Friedrich Schiller Archiv, Foto: Andreas Fiedler, CC BY-SA 3.0 de
Blick in die Schillergruft
Friedrich Schillers Grabplatte im Kassengewölbe

Aufgrund seines Hofratstitels und seiner Erhebung in den Adelsstand im Jahr 1802 gehörte auch der am 9. Mai 1805 verstorbene Friedrich von Schiller zu jenen Persönlichkeiten, die im Kassengewölbe beigesetzt wurden. Das Mausoleum wird daher oftmals auch als „Schiller-Gruft“ bezeichnet. Nachdem 1826 der Bürgermeister Carl Leberecht Schwabe die Bergung von Schillers sterblichen Überresten aus dem Kassengewölbe veranlasst hatte, wurden 1827 die exhumierten Gebeine, die man für seine hielt, in einen Eichensarg in die neuerbaute Fürstengruft auf dem Historischen Friedhof Weimar überführt. Im Jahr 2008 ergab eine aufsehenerregende DNA-Analyse, dass die Gebeine in dem Sarg nicht von Schiller stammen können, seitdem wird der Sarg neben Goethe leer belassen. Es wird vermutet, dass die tatsächlichen sterblichen Überreste Schillers bei der Einebnung des Friedhofes samt Kassengewölbe untergegangen sind.

Historische Grabstätten

NameLebensdatenTätigkeitGrabmalAbbildung
Lucas Cranach der Ältere1472–1553Hofmaler und GrafikerMalergruft, Grabplatte an Kirchen-Südwand
Georg Neumark1621–1681Dichter und Komponist von KirchenliedernGedenktafel an Kirchen-Südwand
Johann Franz August Zimmermann† 1774Zimmergeselle, kam bei Rettungsarbeiten während des Schlossbrands 1774 ums LebenVerjüngende Säule vor dem Kassengewölbe
Johann Martin Mieding1725–1782Hoftischler und BühnenbildnerGedenkstein im südöstl. Friedhofsteil
Johann Karl August Musäus1735–1787Schriftsteller, Literaturkritiker, Philologe und MärchensammlerGrabmal mit Porträt u. Urne an K.-Südwand
Johann Joachim Christoph Bode1731–1793Aufklärer, Übersetzer, Journalist, Verleger, Musiklehrer, Freimaurer, IlluminatGrabstein an der Kirchen-Südwand
Christiane Becker-Neumann1778–1797Schauspielerin und Zögling von GoetheGrabstätte im südöstlichen Friedhofsteil
Martin Gottlieb Klauer1742–1801Hofbildhauer und Kunstlehrer an der Fürstlichen freien ZeichenschuleUrne auf Sockelsäule, nordöstlicher Friedhofsteil
Johann Friedrich Löber1708–1772HofmalerMalergruft, Grabstein an Kirchen-Südwand
Georg Melchior Kraus1737–1806Maler, Radierer, Freund Goethes, Direktor der Fürstlichen freien ZeichenschuleMalergruft, Grabstein an Kirchen-Südwand
Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau1742–1806Generalleutnant, Topograph, Kartograf und MilitärschriftstellerDreieckige Stele mit Federbuschhelm
Carl Ludwig Fernow1763–1808Kunsttheoretiker und BibliothekarGedenktafel an der Kirchen-Nordwand
Maria Karoline Herder, geborene Flachsland1750–1809Ehefrau von Johann Gottfried Herder (wurde bei der Friedhofsumgestaltung im 19. Jh. auf den Historischen Friedhof Weimar umgebettet)ehem. Grabstätte neben dem östl. Friedhofstor
Christiane von Goethe, geborene Vulpius1765–1816Ehefrau von Johann Wolfgang von GoetheGrabplatte mit Goethes Abschiedsversen
Christian Gottlob von Voigt1743–1819Dichter, Präsident des Staatsministeriums, Ministerkollege GoethesSandsteinsarkophag an nördl. Friedhofsgrenze
Ferdinand Jagemann1780–1820Maler, Professor der Fürstlichen freien ZeichenschuleGedenktafel an der Kirchen-Südwand
Johann Friedrich Krause1770–1820GeneralsuperintendentGedenktafel an der Kirchen-Ostwand
Christoph Wilhelm Günther1755–1826Theologe, Autor von Kindermärchen, Hof- und Garnisonsprediger, Oberkonsistorialrat in Weimar, traute 1806 in der Jakobskirche J.W. von Goethe und Christiane VulpiusGedenktafel an der Kirchen-Nordwand

Siehe auch

Literatur

  • Hannelore Henze, Doris-Annette Schmidt: Der Jakobskirchhof in Weimar. Königswinter 1998, Neuauflage Ilmenau: RhinoVerlag 2010. ISBN 978-3-939399-07-0
  • Ilse-Sibylle Stapff: Historische Grabstätten in Weimar. Jakobskirche, Jakobsfriedhof und historischer Friedhof. Wartburg Verlag, Weimar 2004. ISBN 978-3-86160-157-9.
  • Gertrud Ranft: Historische Grabstätten aus Weimars klassischer Zeit. Herausgeber: Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der Klassischen Deutschen Literatur in Weimar, 5. Auflage, Weimar 1990. ISBN 3-7443-0010-2
  • Roland Dressler, Jochen Klauss: Weimarer Friedhöfe. Böhlau, Weimar 1996, ISBN 3-412-00496-0
Commons: Jakobsfriedhof Weimar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 59′ 0″ N, 11° 19′ 40″ O

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Grabmal Martin Gottlieb Klauer Jakobsfriedhof Weimar.jpg
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Grabmal von Martin Gottlieb Klauer auf dem Jakobsfriedhof in Weimar
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Grabstein von Johann Carl Musaeus Jakobskirchhof in Weimar
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Grab von Christiane von Goethe (geb. Vulpius), Goethes Ehefrau, auf dem Jacobsfriedhof in Weimar
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Grabstein von Christoph Wilhelm Günther auf dem Jakobskirchhof in Weimar
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Grabsäule für Zimmermann
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Westansicht des Kassengewölbes (Schillergruft) auf dem Jakobskirchhof in Weimar.
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Grabstein von Christian Gottlob von Voigt auf dem Jakobskirchhof in Weimar
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Jakobskirchhof an der Jakobskirche in Weimar, Tafel
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Grabstein von Ferdinand Jagemann Jakobskirchhof in Weimar
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Das Eingangsportal zum Jakobskirchhof, der ältesten Begräbnisstätte Weimars.
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Grabstein von G.M. Kraus Jakobskirchhof in Weimar
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Grabstein für Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau
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Begräbnisstätte auf dem Friedhof der St. Jakobskirche in Weimar. Friedrich Schiller wird hier am 12. Mai 1805 beigesetzt.
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Jakobsfriedhof Weimar: Grab von Christiane Becker-Neumann
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Grabstein im Kassengewölbe (Schillergruft) auf dem Jakobskirchhof in Weimar.
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Grabstein von Johann Joachim Christoph Bode auf dem Jakobskirchhof in Weimar
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Die Begräbnisstätte von Lucas Cranach d.Ä. auf dem Jakobskirchhof in Weimar.
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Grab von Lucas Cranach der Ältere auf dem Jakobsfriedhof in Weimar