Jürgen Hermann

Jürgen Hermann (* 16. Juli 1927 in Prenzlau; † 9. April 2018 in Lehnitz) war ein deutscher Dirigent, Musiker und Arrangeur.[1]

Leben

Der am 16. Juli 1927 in Prenzlau geborene Jürgen Hermann erlernte mit neun Jahren das Klavierspiel. Später lernte er noch Klarinette und Saxofon. In seiner Jugend interessierte er sich für Pferde und Musik. Daraus resultierten seine Berufswünsche Jockey und Musiker.[2]

Während des Zweiten Weltkriegs geriet Hermann in amerikanische Gefangenschaft. Nach Kriegsende arbeitete er bis 1947 bei der US-Armee in Bad Wildungen, München und Augsburg u. a. als Musiker und Dolmetscher. Dort hörte er zum ersten Mal Swing-Musik.[2] Nachdem Hermann 1947 in seine Heimat zurückgekehrt war, machte er 1948 sein Abitur.

Erste Erfahrungen als Arrangeur sammelte Hermann im Orchester des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes Prenzlau. Mit seiner eigenen Band „Goldenen Sieben“ spielte in den Gemeinden um Prenzlau. Von 1949 bis 1954 studierte Hermann Komposition mit dem Schwerpunkt Film- und Unterhaltungsmusik am Berliner Stern’schen Konservatorium. Günther Klein nahm Hermann 1953 für den Verlag „Lied der Zeit“ als Arrangeur unter Vertrag. Hermann wirkte in Berlin als Dozent für Arrangements-Technik an der Deutschen Hochschule für Musik. Er leitete einen Chor und wurde dann Orchesterpianist.

Zunächst komponierte Hermann Kammermusik und ab 1956 Tanzmusik-Melodien. Im gleichen Jahr wurde er Tanzmusikredakteur beim Deutschlandsender. 1957 übernahm er zusätzlich die Aufgabe als Arrangeur und Komponist. Diese Tätigkeit übte er auch für die Orchester von Gerhard Honig, Kurt Henkels, Günter Gollasch und Adalbert Lutter aus. Parallel dazu übernahm er Bearbeitungen für das Blasorchester der NVA und andere kleine Orchester.

Ab 1958 war Hermann unter Adalbert Lutter zweiter Dirigent des Großen Tanzstreichorchesters, dessen Leitung er am 1. Oktober 1961 übernahm. Zeitweise waren in dem Orchester mehr als 50 Musiker aktiv. Besonders wichtig waren ihm die „swingenden Geigen“ und das Heranbilden neuer Kräfte. Mit dem zwischenzeitlich in „Rundfunk-Tanzstreichorchester Berlin“ umbenannten Orchester trat er u. a. bei der Berliner Veranstaltungsreihe „Im Prater kling'n wieder die Geigen“ sowie in Rostock bei „Menschen und Meer“ und Dresden als Festivalorchester auf. Das Orchester wurde für nationale Rundfunk- und Fernsehveranstaltungen, wie z. B. den Abschluss der „Ferienwelle“, „Mit Berlin auf du und du“ und das „Internationalen Fernseh-Tanzturnier“ des Hallenser Studio sowie für Sendereihen wie „Die Goldene Note“ (DDR-Fernsehen), „Alle Neune“ (Stimme der DDR), „Das müsste doch zu machen sein“ (Radio DDR), „Stunde der Melodie“ (Sender ALEX) gebucht. Das Orchester zeichnete auch für die musikalische Gestaltung der festlichen Bälle im Palast der Republik verantwortlich. Internationale Auftritte folgten. 1968 war das gesamte Orchester in der Sowjetunion zu Gast. 1969 kamen REsien nach Wien und später Lissabon hinzu.

Unter der Leitung von Jürgen Hermann wurden mehr als 5000 Titel produziert. Dazu gehört auch das 1960 entstandene „Chant sans paroles“, das heute als Evergreen gilt. Hermann schrieb auch Ballett-Musik für das Fernsehen. Viele seiner Schallplatten erschienen bei Amiga. 1978 reiste Hermann für drei Wochen nach Vietnam. Um seine Erfahrungen weiterzugeben und Eindrücke zu sammeln, arbeitete er mit dem dortigen Rundfunkorchester.

Hermann leitete das Rundfunk-Tanzstreichorchester Berlin bis zu dessen Auflösung im Jahre 1991. Er starb am 9. April 2018 und wurde am 7. Mai 2018 auf dem Friedhof in Lehnitz beigesetzt.[1]

Auszeichnungen

Am 12. Januar 1963 erhielt Jürgen Hermann den Kunstpreis der DDR.

Kompositionen (Auswahl)

TitelInterpretJahr
100 000 Blumen blüh´n im MaiColumbia-Quartett1964
Alle Schätze dieser ErdeKlaus Sommer1967
Alles spricht von CasanovaSteffen Reuter1961
Auf der weiten StraßeIna Martell1967
Blumen-MädiPaul Schröder1959
BurleskeRTO Berlin1960
CaballerosPerikles Fotopoulos1964
Chant sans parolesGroßes Tanzstreichorchester des Deutschlandsenders1960
Das Orchestrion aus Großvaters ZeitenRobert Steffan1960
Das war der erste Tag mit dirPeter Wieland1966
Das war schönRay Adams (Norwegen)1969
Denk daranFanny Daal1961
Der Fehler lag bei mirBärbel Wachholz1967
Der Schmied von OberammergauSonja Siewert & Ralf Paulsen1956
Die alte LiebeRose-Marie Heimerdinger1965
Die Blonde mit dem roten WagenGünter Geißler1964
Die Budapester MädchenLutz Jahoda1958
Die ganze Stadt macht sich schönMonika Hauff1968
Die ganze Straße kann nicht schlafenMary Halfkath1962
Die jungen Mädchen von heuteMonika Grimm1960
Die Liebe ist kein KarussellNicole Felix1962
Die Primaballerina meiner TräumeGünter Geißler1963
Die Sonne bringt es an den TagRegina Thoss1966
Die Welt wird morgen nicht jünger seinRica Déus1972
Die Zeit mit dirEllen Tiedtke1963
Diese Nacht kommt nicht wiederGünter Hapke1963
Dort drunten im tiefen TalJulia Axen & Heinz Schultze1959
Dreizehn braune MädchenGünter Geißler1964
Du bist aus ParisNicole Felix & Peter Wieland1962
Du bist der SonnenscheinPaul Schröder1955
Du darfst nicht weinenPaul Schröder1965
Du glaubst mir nichtMonika Hauff1967
Ein schöner TagRegina Thoss1965
Ein verliebter GondoliereGünter Geißler1963
Eine Serenade für zwei HerzenJulia Axen1961
Einmal kommt der MannRec Demont1968
El PasoOrchester Adalbert Lutter1956
ElisabethHauff & Henkler1975
Er war kein schöner MannEllen Tiedtke1963
Fang meine Träume einIna Martell1969
Fortuna küsst nur italienischRica Déus
Fremdes Mädchen, schönes MädchenIngo Graf1967
Frühlingsfest auf Kuba,Rica Déus1962
Für uns´re großen TräumeGünter Geißler1964
Glaub´ an unsre LiebeBärbel Wachholz1962
Ich glaube, diese Nacht vergess´ ich nieGabriele Kluge1969
Ich hör´ das Lied der Matrosen im HafenRose-Marie Heimerdinger1965
Ich kann lieben, wen ich willMary Halfkath1962
Ich liebe dieses LandKlaus Sommer1967
Ich sitz in der MausefalleGünter Geißler1964
Ich steh wieder mal am Meer in WarnemündeVera Schneidenbach1970
Ich tanzeGisela May, Chris Doerk, Frank Schöbel, Thomas Lück1972
Immer wieder geh´n die Schiffe auf die ReiseNina Urbano (Polen)1969
In der Liebe gibt es keine GarantieRolf Hurdelhey1962
In Märchen aus uralten ZeitenPeter Wieland1962
Lauter schöne WorteGünter Geißler1962
Let me love you (englisch)Peter Wieland & Aubry Kirby1962
MademoiselleGünter Geißler1963
MelanieRTO Berlin
Mit dir könnte ich glücklich werdenPeter Wieland1963
Nachts sieht alles ganz anders ausGünter Hapke1963
Nimm deine Blumen und geh´Bärbel Wachholz1957
Nur von Amore lasst uns heute singenGünter Geißler1962
Oh, Lago MaggioreRica Déus1962
Oh, Mademoiselle NinonPeter Wieland1959
Rot ist der MohnHemmann-Quintett & Columbia-Quartett1963
Sag …Gerti Möller1967
So wird es immer wieder seinRose-Marie Heimerdinger1962
SolveigRTO Berlin
Tag für TagLilian Askeland1969
Talent muss man habenPing-Pongs & Hemmann-Quintett (Amigos)1960
Tausend Träume werden wahrGünter Geißler1962
Träum was SchönesRec Demont1969
Unsere schönste ZeitOrchester Günter Oppenheimer1963
Unsre große LiebeErhard Juza1961
Valse IsabelleGroßes Tanzstreichorchester des Deutschlandsenders1959
Was willst du denn in RioGünter Geißler1962
Weißt du, was Liebe istBärbel Wachholz1962
Wenn die Liebe sprichtJudita Cerovska1965
Wenn im Herbst wilde Schwäne zieh´nFred Frohberg1963
Wenn in den Fjorden der Sommerwind spieltRica Déus1972
Wo ich geh´ und steh´Günter Hapke1963
Zwei AugenKirsti Sparboe1968

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Norbert Koch-Klaucke: Orchester-Chef Jürgen Hermann: Der Mann, der dem Osten Takt beibrachte. In: Berliner-Kurier.de. 24. April 2018, abgerufen am 30. April 2018.
  2. a b Josefin Roggenbuck: Leiter des DDR-Tanzstreichorchesters feiert 90. Geburtstag. In: MOZ.de. 16. Juli 2017, abgerufen am 30. April 2018.