Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn
Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn | |
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Schulform | Gymnasium und Integrierte Sekundarschule (bis 2013 Gymnasium und Realschule) |
Schulnummer | 01P03 |
Gründung | 1778 |
Adresse | Große Hamburger Straße 27 10115 Berlin |
Ort | Berlin-Mitte |
Land | Berlin |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 31′ 30″ N, 13° 23′ 58″ O |
Träger | Jüdische Gemeinde zu Berlin |
Schüler | 497 (2021/2022)[1] |
Lehrkräfte | etwa 50 |
Leitung | Aaron Eckstaedt |
Website | www.jgmm.de |
Das Jüdische Gymnasium Moses Mendelssohn (umgangssprachlich auch als JGMM bezeichnet), vormals Knabenschule der jüdischen Gemeinde, später Mittelschule der Jüdischen Gemeinde, ist heute eine staatlich anerkannte Privatschule der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Als konfessionsgebundene Schule nimmt sie sowohl jüdische als auch nichtjüdische Schüler auf. Das Schulgebäude befindet sich in der Großen Hamburger Straße in Berlin-Mitte. Bis Sommer 2012 trug die Schule den Namen Jüdische Oberschule (umgangssprachlich auch als JOS bezeichnet).
Geschichte
Im 18. Jahrhundert wurden die Kinder der Jüdischen Gemeinde notdürftig im Schreiben sowie in der Talmud- und Bibellehre unterrichtet. Moses Mendelssohn (1729–1786) wollte aber, dass auch arme Kinder Unterricht erhielten und ihnen neben Bibel und Talmud auch Deutsch, Mathematik, Französisch, Biologie und Physik gelehrt werden konnte. Mendelssohn und seine Freunde beschlossen eine Schule zu gründen. 1778 entstand auf Initiative von David Friedländer und Isaak Itzig die jüdische Freischule. Nach Itzigs Tod wurde 1806 Lazarus Bendavid Direktor. 1825/1826 wurde die Freischule mit den Talmud-Tora-Schulen der Gemeinde zur Jüdischen Gemeindeschule vereinigt.
1860 wurde über den Bau in der Großen Hamburger Straße 27 entschieden. Durch einen Ministerialerlass wurde der Bau bewilligt. Nur mit zusätzlichen Geldmitteln konnte es sich die Jüdische Gemeinde 1861 leisten, mit dem Bau zu beginnen. 1862 wurde das neue Gebäude der Knabenschule der Jüdischen Gemeinde fertiggestellt und am 14. Juni 1863 bezogen. 1906 erfolgte der Umzug in einen Neubau. 1923 wurde sie eine öffentliche Mittelschule mit 9 Klassen. Nach dem Zusammenschluss 1931 mit einer Mädchen-Mittelschule umfasste sie fast 500 Schüler, 1934 dann über 1000 Schüler. Langjähriger Direktor (1911–1931) war Joseph Gutmann (1865–1941), ihm folgte (1931–1938) Heinemann Stern (1878–1957) und zuletzt Georg Feige (1877–1944), der im KZ Theresienstadt ums Leben kam.
1942 teilte das Reichssicherheitshauptamt mit, dass das Gebäude bis zum 15. April zu räumen sei, da das Schulgebäude fortan, von 1942 bis 1945, als Deportationslager für Berliner Juden genutzt werde. Nach dem Zweiten Weltkrieg war von 1960 bis 1992 im Gebäude die Kommunale Berufsschule „Professor Richard Fuchs“ untergebracht. 1992 zog die Jüdische Grundschule ein und nutzte das Gebäude gemeinsam mit der Berufsschule. Gleichzeitig begann der Umbau und die Sanierung des Hauses, sodass mit Beginn des Schuljahres 1993/94 27 Schülerinnen und Schüler die siebte Klasse der Jüdischen Oberschule besuchten. Am 20. Oktober 1993 wurde die Jüdische Oberschule neu eingeweiht. Das Gebäude entstand nach einem Entwurf des Baumeisters Johann Hoeniger und ist ein gelistetes Baudenkmal.[2]
Im Schuljahr 2023/23 lernen etwa 500 jüdische und nichtjüdische Schüler an der Schule, von denen manche bereits ab der 5. Klasse im grundständigen Zweig unterrichtet wurden. Die Klassengröße ist auf 24 Schülerinnen und Schüler begrenzt. Alle Schülerinnen und Schüler, unabhängig ob sie jüdischen Glaubens sind oder nicht, nehmen am gemeinsamen jüdischen Religions- und Hebräischunterricht sowie am koscheren Mittagessen teil. Das Schuljahr berücksichtigt die jüdischen Fest- und Feiertage. Seit Sommer 2012 trägt die Schule den Namen Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn. Im Schuljahr 2020/2021 wurde zusätzlich die Jüdischen Oberschule (JOS) als Integrierte Sekundarschule wiedergegründet, die seit dem Schuljahresbeginn 2023/2024 den Namen Rabbinerin-Regina-Jonas-Schule (JONAS) trägt.[3]
Angebote
Die Schule nimmt am Berliner Programm zur vertieften Berufsorientierung (BvBO) und Komm auf Tour – meine Stärken, meine Zukunft teil und bietet ihren Schülern eine Unterstützung bei der Berufsorientierung und Berufswahlentscheidung.[4]
Ehemalige Schüler
- Max Czollek (* 1987), Lyriker
- Joseph Weizenbaum (1923–2008), Informatiker, Gesellschaftskritiker
Literatur
- Dirk Külow: Schalom und Alefbet. die Geschichte des Jüdischen Gymnasiums in Berlin. Hentrich & Hentrich, Berlin 2014, ISBN 978-3-95565-030-8.
- Regina Scheer: AHAWAH – Das vergessene Haus – Spurensuche in der Berliner Auguststraße, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-7466-1008-7, S. 71–91
Weblinks
- Website der Schule
- Jeannette Goddar: Artikel zum 10jährigen Jubiläum – Spiegel Online, 5. September 2003
Einzelnachweise
- ↑ Schulportrait Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn. In: bildung.berlin.de. 25. August 2021, abgerufen am 3. Juni 2022.
- ↑ Eintrag 09035234 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn – Staatlich anerkannte Privatschule der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Abgerufen am 29. Oktober 2023 (deutsch).
- ↑ Berufsorientierung (jgmm.de)
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Autor/Urheber: Jörg Zägel, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Jüdische Oberschule in der Großen Hamburger Straße 27 in Berlin-Mitte. Das Gebäude wurde 1906 nach einem Entwurf von Johann Hoeniger als Knabenschule für die Jüdische Gemeinde errichtet. Es ist als Baudenkmal gelistet.
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1990-1107-010 / Link, Hubert / CC-BY-SA 3.0
5-teilige Serie zum Jahrestag der Judenpogrome vom 8. 11. 1938: Gedenktafel für Mendelssohn- Vor der ehemaligen Knabenschule der jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße befand sich bis 1938 eine Porträtbüste des bedeutenden jüdischen Romanisten und Philosophen Moses Mendelssohn (1729-1986). In der Pogromnacht vom 9. November wurde sie von SA-Leuten umgestürzt. Auf Vorschlag des Schriftstellers Heinz Knobloch brachte man 1974 an der Fassade des heute als Berufsschule fungierenden Gebäudes diese Gedenktafel an, die unter anderem auf die Freundschaft des Philosophen zu Lessing hinweist.