Jöchers Haus

Jöchers Haus auf einer Zeichnung um 1710

Jöchers Haus (auch Jöchersches Haus) war ein barockes Wohn- und Geschäftshaus am Markt (Haus-Nr. 2) in Leipzig.

Die Leipziger Kaufmannsfamilie Jöcher besaß Ende des 17. Jahrhunderts ein Haus an der Nordostecke des Marktes in Verlängerung der Front des Alten Rathauses, getrennt durch das Salzgäßchen. Das 1695 errichtete Gebäude wurde 1707 durch den Architekten Johann Gregor Fuchs erweitert, wobei es die architektonische Form erhielt, die es über 200 Jahre beibehielt. Das fünfstöckige Gebäude besaß acht Fensterachsen. Schmale gequaderte Lisenen gliederten den Fensterbereich. Das Dach trug einen rechtwinkligen Dachaufbau mit vier Fensterachsen, der durch eine Balustrade mit Figurenschmuck gekrönt war. Der Fensterschmuck war sparsam gehalten. Besitzer des Hauses zur Umbauzeit war Johann Christoph Jöcher.[1]

Das Portal mit den beiden Frauenfiguren auf dem Balkon wurde um 1736 von Christian Döring gestaltet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren diese stark verwittert und wurden von dem Leipziger Bildhauer Johannes Hartmann 1930 neu geschaffen.[2]

Jöchers Haus wurde beim Bombenangriff vom 4. Dezember 1943 auf Leipzig zerstört. Um 1950 wurde an seiner Stelle, von der Bauflucht eingerückt, der Pavillon der Nationalen Front errichtet, ein einstöckiger Bau zur politischen Propaganda. Er wurde auch wieder aufgebaut, nachdem er beim Aufstand vom 17. Juni 1953 abgebrannt war.[3]

Mit dem Bau der vierflügeligen Wohnanlage am Sachsenplatz Anfang der 1960er Jahre wurde das Salzgäßchen platzartig erweitert und die Stelle des Jöcherschen Hauses nicht mehr bebaut. Der Platz wird zu Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Weihnachtsmarkt, genutzt.

Am 6. Mai 2011 fand unweit des alten Standorts des Jöcherschen Hauses in der Katharinenstraße die Einweihung des Neubaus des Katharinums statt. Dabei wurden die beiden Frauenfiguren vom Jöcherschen Haus enthüllt, die die Zerstörung des Hauses überstanden hatten und restauriert worden waren. Sie schmücken nun den Eingang der Leipziger Tourismus-Information am Nordgiebel des Katharinums.[4] Das Katharinum gehört zum Museumsquartier am Museum der bildenden Künste.

Literatur

  • Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen Heft 18, S. 487/88 (Digitalisat)
Commons: Jöchers Haus – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Erklärungstext zu einem Bild im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig (Memento desOriginals vom 16. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/museum.zib.de
  2. Christoph Kaufmann: Fotoatelier Hermann Walter. Leipzig 1918–1935. Pro Leipzig, Leipzig 2010, S. 186. ISBN 978-3-936508-61-1
  3. Der Aufstand im Bezirk Leipzig
  4. Feierliche Eröffnung des Katharinums (Memento vom 5. Juni 2011 im Internet Archive)

Koordinaten: 51° 20′ 28″ N, 12° 22′ 31″ O

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Tourist-Info Leipzig.jpg
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Der Eingang zur Tourist-Information im Katharinum in Leipzig mit den Figuren von Jöchers Haus
Jöchers Haus Portal.jpg
Das Portal des Jöcherschen Hauses in Leipzig 1890
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Jöchers Haus in Leipzig um 1710 - noch ohne die Balkonfiguren
Salzgäßchen Leipzig.jpg
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Das zu einem Platz aufgeweitete Salzgäßchen in Leipzig
Jöchers Haus 1860.jpg
Jöchers Haus 1860 an der Nordostecke des Leipziger Marktes
Jöchers Haus 1930.jpg
Jöchers Haus in Leipzig um das Jahr 1930
Bundesarchiv Bild 183-21044-0131, Leipzig, Herbstmesse, Pavillon der Nationalen Front.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-21044-0131 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Leipzig, Herbstmesse, Pavillon der Nationalen Front Zentralbild Illner 2.9.1953 Leipziger Messe 1953 Am 31.8.1953 wurde der Pavillon der Nationalen Front, der ein Zentrum für die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes in der Messestadt ist, in einer Feierstunde wiedereröffnet. Am 17. Juni 53 wurde dieser Pavillon von faschistischen Provokateuren zerstört, jedoch mit Hilfe vieler freiwilliger Aufbauhelfer bis zur diesjährigen Messe wiedererrichtet. UBz: Der neuerrichtete Pavillon der Nationalen Front.