Italienische Blindschleiche

Italienische Blindschleiche

Eine Italienische Blindschleiche (Anguis veronensis)

Systematik
ohne Rang:Toxicofera
ohne Rang:Schleichenartige (Anguimorpha)
Familie:Schleichen (Anguidae)
Unterfamilie:Anguinae
Gattung:Anguis
Art:Italienische Blindschleiche
Wissenschaftlicher Name
Anguis veronensis
Pollini, 1818

Die Italienische Blindschleiche (Anguis veronensis) ist eine Reptilienart aus der Familie der Schleichen und lebt in Italien und den angrenzenden Gebieten.

Merkmale

Die Gesamtlänge beträgt bis zu 48 cm, Männchen bleiben geringfügig kleiner. Die Kopf-Rumpf-Länge liegt durchschnittlich bei 21 cm bei den Weibchen und 17 cm bei den Männchen. Äußerlich ähnelt die Art sehr der Westlichen Blindschleiche, der Schwanz ist aber relativ gesehen länger. Die mittlere Zahl der Unterschwanzschuppen (Subcaudalschuppen) liegt mit rund 150 etwas höher als bei der Westlichen Blindschleiche. Der Maximalwert beträgt 164. Der Kopf von Anguis veronensis ist etwas robuster als bei Anguis fragilis.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet umfasst das Festland Italiens und den grenznahen Südosten Frankreichs. In Italien fehlt sie im Süden von Kalabrien, im größten Teil von Apulien und in Teilen Basilikatas. In Frankreich lebt sie nur in der Provence-Alpes-Côte d’Azur. Ob die Art in der südlichen Schweiz vorkommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Fundortdichte im Verbreitungsgebiet nimmt von Norden nach Süden ab, in Ober- und Mittelitalien ist sie häufiger als im Süden. Im Nordosten Italiens und im angrenzenden Slowenien wurden Hybriden zwischen der Italienischen Blindschleiche und der Westlichen Blindschleiche nachgewiesen.[1]

Lebensraum

Von Meeresspiegelhöhe bis 2300 m über NN in der Provinz Trentino. Besiedelt wird ein breites Spektrum an Lebensraumtypen, z. B. Pinienwälder an den Küsten, Tieflandwälder, Laubwälder, Kastanienwälder, subalpine Nadelwälder, aber gleichermaßen auch offene Biotope wie Wiesen, Weiden, Gärten und Brachflächen. Dabei werden Übergänge zwischen bewaldeten und offenen Lebensräumen bevorzugt. Auch muss eine gewisse Bodenfeuchte vorhanden sein. In Süditalien werden die Ränder von Eichen- und Buchenwäldern und gelegentlich sogar trockene Sanddünen mit mediterraner Macchie bewohnt.

Lebensweise

Ein Exemplar aus Nizza

Aktive Individuen sind das ganze Jahr über zu finden, schwerpunktmäßig aber von Ende März bis Ende Oktober. Außerhalb dieser Zeit findet sich die Art nur sporadisch. Im mediterranen Italien ist die Art überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, während sie im Norden eher tagsüber zu beobachten ist. Die Paarung findet im Frühjahr statt, wobei sich die Weibchen für gewöhnlich nur jedes zweite Jahr fortpflanzen. Nach einer Trächtigkeit von 11–13 Wochen werden von Juni bis September, gelegentlich erst im Oktober, 4–26 Junge geboren. Die Art ist sehr langlebig und soll über 40 Jahre alt werden können.

Gefährdung

Die IUCN listet die Art in Italien als nicht gefährdet (least concern).[2] Im Norden des Areals ist die Italienische Blindschleiche eine häufige Art, im mittleren und vor allem südlichen Italien dagegen selten.

Taxonomie

Die als Anguis veronensis im Jahr 1818 von Pollini erstmals beschriebene Italienische Blindschleiche wurde 1826 von Risso als Anguis cinereus und Anguis bicolor nochmals beschrieben, ohne zu erkennen, dass es sich um eine bereits in Italien beschriebene Art handelte. Ihr Artrang wurde jedoch mangels ausreichender morphologischer Unterscheidungsmerkmale zur Westlichen Blindschleiche (Anguis fragilis) lange Zeit nicht anerkannt.

Die Arten der Blindschleichen (Anguis) bilden einen Artenkomplex, der innerhalb des Verbreitungsgebiets mehrere äußerlich kaum unterscheidbare Arten umfasst. Daher wurden sie lange Zeit unter dem Namen Anguis fragilis vereint. Es gab zwar einige Versuche, Arten aus diesem Komplex zu isolieren, die äußeren Unterscheidungsmerkmale blieben jedoch unsicher und konnten auch auf innerspezifische Variabilität zurückgeführt werden. Im Jahr 1990 wurde die auf der Peloponnes verbreitete Peloponnes-Blindschleiche (Anguis cephallonica) als eigene Art wiedererrichtet. Durch die Analyse des mitochondrialen Genoms hat sich inzwischen gezeigt, dass ihre nächste Verwandte die Italienische Blindschleiche (Anguis veronensis) ist,[3] die erst 2013 als Art wiedererrichtet wurde.[4]

Einzelnachweise

  1. Dieter Glandt: Die Amphibien und Reptilien Europas: Alle Arten im Porträt. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2015, ISBN 978-3-494-01581-1, S. 329–330.
  2. Anguis veronensis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN Italien 2013. Eingestellt von: Franco Andreone, Claudia Corti, Francesco Ficetola, Edoardo Razzetti, Antonio Romano, Roberto Sindaco. Abgerufen am 16. August 2020.
  3. Tomasz Strzała, Renata Grochowalska, Bartłomiej Najbar, Angelica Crottini, Barbara Kosowska & Daniel Jablonski: Complete mitochondrial genome of the Italian slow-worm Anguis veronensis Pollini, 1818, and its comparison with mitogenomes of other Anguis species. Mitochondrial DNA Part B, Resources 2, S. 71–72, 2017, doi:10.1080/23802359.2017.1280705
  4. Václav Gvoždík, Norbert Benkovský, Angelica Crottini, Adriana Bellatie, Jiří Moravec, Antonio Romano, Roberto Sacchi, David Jandzik: An ancient lineage of slow worms, genusAnguis(Squamata: Anguidae),survived in the Italian Peninsu Slowworm, Anguis fragilis (Reptilia: Anguidae) as a species complex: genetic structure reveals deep divergences. Molecular Phylogenetics and Evolution, 69, 3, S. 1077–1092, Dezember 2013, doi:10.1016/j.ympev.2013.05.004

Literatur

  • Dieter Glandt: Die Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten im Porträt. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2015, ISBN 978-3-494-01581-1, S. 329–330.

Weblinks

Commons: Italienische Blindschleiche (Anguis veronensis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Anguis veronensis from the vicinity of Nice by Fabien Piednoir.jpg
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Anguis veronensis by Fabien Piednoir
Anguis fragilis 1.jpg
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Blindschleiche (Anguis fragilis s.lat.), Schleichen (Anguidae) - Italien/Italia/Italy: Friuli-Venezia Giulia, Prov. Trieste, Val Rosandra/Dolina Glinščice