Isaak Iselin

Isaak Iselin

Isaak Iselin (* 7. März 1728 in Basel; † 15. Juli 1782 ebenda) war ein schweizerischer, vielfältig engagierter publizistisch tätiger Geschichtsphilosoph in der Zeit der Aufklärung.

Leben

Isaak Iselin (1728–1782) Geschichtsphilosoph, Ratsschreiber, Stifter. Epitaphien (Grabtafeln) im gotischen Doppelkreuzgang (15. Jh.) des Basler Münster.
Isaak Iselin (1728–1782) Epitaphien (Grabtafeln) im gotischen Doppelkreuzgang (15. Jh.) im Basler Münster.
Isaak Iselin (1728–1782) Bronzestatue 1891 von Alfred Lanz (1847–1907). Basel, Rümelinsplatz 19, Schmiedenhof. Gruet Jeune Fondeur, Paris. Charles Gruet (1825¬–1890)
Iselin-Standbild 1891. Von Karl Alfred Lanz im Schmiedenhof in Basel.

Sein Vater war der 1748 in Basel verstorbene Kaufmann und Seidenbandfabrikant Christoph Iselin (1699–1748).[1]

Ab 1742 studierte Isaak Iselin in Basel Philosophie und schloss diesen Studiengang als Magister Artium ab. Danach begann er, wiederum in Basel, das Studium der Jurisprudenz. 1747 wechselte er an die juristische Fakultät der Universität Göttingen. 1751 wurde Iselin im Anschluss an einen Parisaufenthalt in seiner Heimatstadt Basel zum Thema „Observationes historicae miscellaneae“ zum Doctor iuris utriusque promoviert.

Nachdem Bemühungen des Privatdozenten Iselin um ein Staatsamt oder eine Professur gescheitert waren, verlegte Iselin seine berufliche Tätigkeit zunehmend auf den publizistischen Sektor. 1755 erschienen die Philosophischen und patriotischen Träume eines Menschenfreundes, die Iselin erste Anerkennung als Schriftsteller verschafften.

1756 wurde Iselin zum Ratsschreiber der Stadt Basel berufen, welches Amt er mit kurzer Unterbrechung von 1758 bis 1760 bis zu seinem Tod innehatte. In dieser Eigenschaft korrespondierte er mit einer Vielzahl von prominenten Persönlichkeiten seiner Zeit.

Auch seine sozialpolitische und pädagogische schriftstellerische Tätigkeit setzte Iselin fort: 1764 erschien seine großangelegte Geschichte der Menschheit. Ab 1767 wirkte er an der Allgemeinen deutschen Bibliothek[2] Friedrich Nicolais mit. 1776 veröffentlichte Iselin die Träume eines Menschenfreundes. Als Publizist war er Philanthrop und Physiokrat. Gegen die Ideen Jean-Jacques Rousseaus sah dieser Aufklärer die Geschichte als linearen Fortschritt zur Humanität. Von 1776 bis 1778 und von 1780 bis 1782 war er Herausgeber der Ephemeriden der Menschheit[3]. Iselin wird als Affiliierter des Illuminatenordens angeführt. Er war Freund und Förderer Johann Heinrich Pestalozzis.

1761 gehörte Iselin zu den Mitbegründern der Helvetischen Gesellschaft, die er 1764 präsidierte. Diese wurde im Bad Schinznach gegründet. 1777 war er Hauptinitiant und Gründungsmitglied der Gesellschaft zur Aufmunterung und Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, kurz Gemeinnützige Gesellschaft oder GGG genannt.

Seine über die Heimatstadt weit hinausreichende Bedeutung erlangte Iselin als Begründer der spekulativ-universalistischen Geschichtsphilosophie im deutschsprachigen Raum. Damit wurde Geschichte zum ersten Mal philosophisch verstehbar.

Zusammen mit seiner Gattin Helena Forcart (1740–1810) hatte Isaak Iselin insgesamt neun Kinder, die zweite Tochter war die Pädagogin Anna Maria Preiswerk-Iselin.

Denkmal in Basel

1891 wurde im Schmiedenhof ein vom Berner Bildhauer Karl Alfred Lanz entworfenes ganzfiguriges Denkmal von Isaak Iselin aufgestellt, finanziert von einem Urenkel des Geehrten. Vorangegangen war eine Ende 1888 von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen ausgeschriebene Konkurrenz, zu der die bekanntesten Schweizer Bildhauer eingeladen worden waren. Darunter befand sich auch der Basler Ferdinand Schlöth, der zwar ein Modell ausarbeitete, dieses aber letztlich nicht einreichte.[4]

Werke

  • Philosophische Muthmassungen über die Geschichte der Menschheit. (2 Bände, Frankfurt und Leipzig; zuerst 1764 anonym erschienen, 2. Auflage Zürich 1768)
    • Band 2 enthielt eine „Charte der Menschheit“.
  • Vermischte Schriften. 2 Bände, Zürich 1770.

Ausgaben

  • Gesammelte Schriften. Kommentierte Ausgabe. Schwabe Verlag, Basel 2014–2018.
    • Band 1: Schriften zur Politik. Hrsg. von Florian Gelzer, 2014, ISBN 978-3-7965-3339-6.
    • Band 2: Schriften zur Ökonomie. Hrsg. von Lina Weber, 2016, ISBN 978-3-7965-3442-3.
    • Band 3: Schriften zur Pädagogik. Hrsg. von Marcel Naas, 2014, ISBN 978-3-7965-3340-2.
    • Band 4: Geschichte der Menschheit. Hrsg. von Sundar Henny, 2018, ISBN 978-3-7965-3497-3 (open access).

Literatur

  • Ferdinand Schwarz: Isaak Iselins Reisetagebuch 1754. In: Basler Jahrbuch 1917, S. 96–166.
  • Ulrich Im Hof: Isaak Iselin. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2007.
  • Kurt Riedel: Isaak Iselin als Pädagoge des jungen Bürgertums. In: Schweizerische pädagogische Zeitschrift, Bd. 39, Heft 11–12, 1929, S. 292–312 (archiviert in E-Periodica der ETH Zürich).
  • August von Miaskowski: Isaak Iselin. Ein Beitrag zur Geschichte der volkswirtschaftlichen, sozialen und politischen Bestrebungen der Schweiz im 18. Jahrhundert. H. Georg, Basel 1876.
  • Ulrich Im Hof: Isaak Iselin. Sein Leben und die Entwicklung seines Denkens bis zur Abfassung der „Geschichte der Menschheit“ von 1764. 2 Teile. Schwabe, Basel 1947 (Dissertation, Universität Basel, 1944).
  • Holger Jacob-Friesen: Isaak Iselin als politischer Denker. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. Bd. 100, 2000, S. 41–51 (archiviert in E-Periodica der ETH Zürich).
  • Andreas Urs Sommer: Geschichte als Trost. Isaak Iselins Geschichtsphilosophie (= Schwabe Horizonte). Schwabe, Basel 2002, ISBN 3-7965-1940-7.
  • Lucas Marco Gisi, Wolfgang Rother (Hg.): Isaak Iselin und die Geschichtsphilosophie der europäischen Aufklärung (= Studien zur Geschichte der Wissenschaften in Basel. Neue Folge, Bd. 6). Schwabe, Basel 2011, ISBN 978-3-7965-2597-1.
  • Ferdinand Schwarz: Brief Moses Mendelssohns an Isaak Iselin. In: Basler Jahrbuch 1923, S. 54–80.
  • Ulrich Im Hof: Isaak Iselin und die Spätaufklärung. Francke, Bern/München 1967.
  • Florian Gelzer (Hg.): Neue Perspektiven auf Isaak Iselin = Nouvelles perspectives sur Isaak Iselin. Schwabe, Basel 2014, ISBN 978-3-7965-3341-9.
  • August BernoulliIselin, Isaak. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 772–776.
  • Ferdinand Schwarz: Isaak Iselin als Student in Göttingen (1747/48). In: Basler Jahrbuch 1916, S. 101–193.
  • Béla Kapossy: Iselin contra Rousseau: Sociable Patriotism and the History of Mankind. Schwabe, Basel 2006, ISBN 3-7965-2215-7.
  • Ulrich Im Hof: Iselin, Isaak. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 188 f. (Digitalisat).
  • Sigrid-Ursula Follmann: Gesellschaftsbild, Bildung und Geschlechterordnung bei Isaak Iselin in der Spätaufklärung. Lit, Münster 2002, ISBN 3-8258-6432-4.
  • Holger Jacob-Friesen (Hrsg.): Profile der Aufklärung, Friedrich Nicolai – Isaak Iselin, Briefwechsel (1767–1782). Edition, Analyse, Kommentar. Haupt, Bern/Stuttgart/Wien 1997 (Dissertation, Universität Basel, 1997).

Weblinks

Commons: Isaak Iselin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Grabtafel des Isaak Iselin-Forcart
  2. Inhaltserschließung der Allgemeinen deutschen Bibliothek – Projekt Gelehrte Journale (GJZ 18) der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
  3. Inhaltserschließung der Ephemeriden der Menschheit – Projekt Gelehrte Journale (GJZ 18) der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
  4. Gustaf Adolf Wanner: Rund um Basels Denkmäler, Basel 1975, S. 56–59; Stefan Hess: Zwischen Winckelmann und Winkelried. Der Basler Bildhauer Ferdinand Schlöth (1818–1891). Berlin 2010, S. 79, 220.

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Isaak Iselin (1728–1782) Bronzestatue 1891 von Alfred Lanz (1847–1907). Basel, Rümelinsplatz 19, Schmiedenhof. Gruet Jeune Fondeur, Paris, Charles Gruet (1825–1890).
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Isaak Iselin (1728–1782), Geschichtsphilosoph, Ratsschreiber, Stifter. Epitaph (Grabtafel) im gotische Doppelkreuzgang (15. Jh.) des Basler Münsters.