Irritation
Unter Irritation versteht man einen Reiz oder eine Erregung, die meist von negativer Bedeutung ist. Das Wort Irritation wird im landläufigen Sprachgebrauch vor allem als eine Umschreibung für eine Missstimmung oder Unmut zwischen einzelnen Personen verwendet und bezeichnet ein Ärgernis. In der Regel handelt es sich aber nicht um eine tiefgreifende Verstimmung zwischen den einzelnen Personen, sondern eine spontan aufgetretene Haltung eines Menschen. Oft wird dies gerade durch das Bekanntwerden einer Handlung oder durch Bekanntwerden von Aussagen eines Dritten ausgelöst. Das Wort selbst ist gemeinsam mit seiner Verbform irritieren im 16. Jahrhundert in Deutschland aufgetaucht, in seiner ursprünglichen Bedeutung reizen, erregen, provozieren. Es ist dem lateinischen irritare mit gleicher Wortbedeutung entlehnt. Im volkstümlichen Sprachgebrauch entstand durch die klangliche Nähe zu irr und irren im 19. Jahrhundert die Bedeutung von ablenken, verunsichern, stören, verwirren.[1][2]
Begriffsverwendung in der Medizin
In der Medizin wird das Wort in seiner lateinischen Wortbedeutung „Reizung“ verwendet, sowohl für psychische als auch physische. Auch der dadurch ausgelöste Zustand der Gereiztheit wird unter dem Begriff subsumiert.[3]
Eine physische Irritation tritt beispielsweise bei einer Hautreizung auf. Sie zeigt sich als Entzündungsreaktion mit lokaler Hyperämie ohne Gewebsdefekt, z. B. durch Einwirkung chemischer Substanzen oder UV-Strahlung. Gelegentlich wird mit Medikamenten, sogenannten Irritantia (remedia) (Singular Irritans (remedium), z. B. Kampfer, ätherische Öle) eine solche Reizung absichtlich herbeigeführt, um chronische Prozesse an Haut oder Schleimhäuten in akute umzuwandeln und damit eine Heilung anzuregen.[3]
Um 1826 begründete der Engländer Benjamin Travers (1772–1838) eine „Irritationspathologie“.[4]
Irritation in der Psychologie
Das Konstrukt „Irritation“ kann auch einen psychischen Erschöpfungszustand meinen, der so weit fortgeschritten ist, dass er in den Zeiten nach Belastungen (Freizeit, Nachtschlaf) nicht abgebaut werden kann.[5]
Literatur
- Bernhard Miebach: Soziologische Handlungstheorie: Eine Einführung., Seite 275. Springer-Verlag 2010, ISBN 3531168541. Buchvorschau auf Google
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04074-2, Seite 369.
- ↑ Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 447.
- ↑ a b Hoffmann-La Roche Aktiengesellschaft: Roche Lexikon Medizin. Elsevier Health Sciences, 2003, ISBN 978-3-4371-5156-9, S. 947.
- ↑ Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 32.
- ↑ Rau, R. (2011). Zur Wechselwirkung von Arbeit, Beanspruchung und Erholung. In: E. Bamberg, A. Ducki, A. M. Metz (Hrsg.): Gesundheitsförderung und Gesundheitsmanagement in der Arbeitswelt. Ein Handbuch. S. 83–106. Göttingen: Hogrefe. Hier S. 97.