Interstate Commerce Commission

Vereinigte StaatenVereinigte StaatenInterstate Commerce Commission
— ICC —
Siegel der ICC
Staatliche EbeneUnabhängige Bundesbehörde
Bestehen4. Februar 1887–31. Dezember 1995
Aufgegangen inSurface Transportation Board
HauptsitzWashington, D.C.
Sitz der Interstate Commerce Commission im Federal Triangle von 1934 bis 1995 (heute Sitz der Environmental Protection Agency)

Die Interstate Commerce Commission (ICC) war eine Behörde, die 1887 in den USA zur Regulierung des Eisenbahnverkehrs geschaffen wurde. Sie existierte bis 1995.

Entwicklung

Gegründet wurde die Interstate Commerce Commission durch den Interstate Commerce Act, ein US-Bundesgesetz vom 4. Februar 1887. Die ICC war die erste unabhängige Behörde (sog. Agency) auf Bundesebene. Mit Zustimmung des US-Senats ernannte der Präsident der Vereinigten Staaten ihre Mitglieder, die über eine gewisse Unabhängigkeit bei ihren Entscheidungen verfügten.

Der ursprüngliche Zweck der ICC war die Regulierung des Eisenbahnverkehrs (und später auch des Lastwagenverkehrs), so beispielsweise die Sicherstellung gerechter Frachtraten oder die Unterbindung diskriminierender Preisgestaltungen. Von 1910 bis 1934 regulierte sie auch die Telefondienste zwischen den Bundesstaaten. Diese Zuständigkeit ging 1934 an die neugeschaffene Federal Communications Commission über. Aufgrund verschiedener Deregulierungsmaßnahmen des US-Kongresses in den 1970er und 1980er Jahren verlor die ICC immer mehr an Kompetenzen. Im Jahr 1995 wurde sie abgeschafft. Die ihr bis dato verbliebenen Zuständigkeiten werden seither vom Surface Transportation Board wahrgenommen.

In den 1960er Jahren hatte die Behörde zeitweise über 2400 Bedienstete. Bis 1994 wurde die Zahl auf knapp 600 reduziert.

Vorbildcharakter

Die ICC diente als Modell für spätere Regulierungsbemühungen. Beispielsweise wurden die Federal Trade Commission (1914), die Federal Communications Commission (1934), die U.S. Securities and Exchange Commission (1934), das National Labor Relations Board (1935), das Civil Aeronautics Board (1940) und die Consumer Product Safety Commission (1975) nach dem Vorbild der ICC geschaffen. Das bedeutet, dass sie von einem unabhängigen Mehr-Personen-Gremium geführt werden. In den letzten Jahrzehnten ist diese Struktur jedoch aus der Mode gekommen: Den nach 1960 geschaffenen „Agencies“ steht regelmäßig nur eine Person vor. Außerdem sind sie in ein Ministerium („executive department“) eingebunden. Als Beispiele mögen die Occupational Safety and Health Administration (1970) oder die Transportation Security Administration (2002) dienen.

Rechtlicher Hintergrund

Das US-Bundesgesetz „Interstate Commerce Act“ von 1887, das die Bundesbehörde Interstate Commerce Commission gründete, beruhte auf der sog. „Commerce Clause“ der US-Bundesverfassung Art. I Sect. 8 Cl. 3 von 1778. Danach hat der Bund (Congress) die Power (Gesetzgebungszuständigkeit) „to regulate Commerce with foreign Nations, and among the several States, and with Indian tribes.“ Dadurch wurde der gemeinsame US-Binnenmarkt (Inland) der 13 Bundesstaaten (Bundesländer) geschaffen und der Bund (Union) erhielt die ausschließliche Gesetzgebungszuständigkeit, dessen Einheit und Freizügigkeit über die Grenzen der Einzelstaaten hinweg gegen deren staatliche Eingriffe oder solche der Privatwirtschaft (Kartelle) durch z. B. interne Grenzkontrollen, Abschottung von Teilmärkten usw. zu erhalten. Die alte Formulierung „among the several States“ wurde 1887 zu „Interstate“ modernisiert. Tieferer Rechtszweck der „Commerce Clause / Interstate“-Regulierungen ist die Verhinderung von Bevorzugungen und/oder Diskriminierungen von Einzelnen bzw. Einzelstaaten (z. B. „Landeskinder-Privileg“) im Sinne der Durchsetzung des Gleichheitsgrundrechts für alle Staats(Unions)bürger.

Vorsitzende und Besetzung

Die Mitglieder der Interstate Commerce Commission bedurften der Bestätigung durch den Senat. Ursprünglich bestand die Commission aus fünf Personen mit einer Amtszeit von sechs Jahren. Durch den Hepburn Act aus dem Jahr 1906 vergrößerte sich das Gremium auf sieben Personen mit einer neuen Amtszeit von sieben Jahren. Mit dem Gesetz vom 9. August 1917 wuchs das Gremium auf neun und mit dem Esch-Cummins Act von 1920 auf elf Mitglieder an.

Mit einem Gesetz vom August 1982 wurde die Größe der Kommission wieder reduziert. So bestand das Gremium ab dem 1. Januar 1983 aus sieben Mitglieder und ab dem 1. Januar 1986 aus fünf. Gleichzeitig wurde beschlossen, dass alle ab dem 1. Januar 1984 beginnenden Amtszeiten fünf Jahre dauern.

Der Vorsitzende wurde durch die Commission selbst bestimmt. Ab dem 13. Januar 1911 galt die Regel, dass der Vorsitz jährlich in der Reihenfolge des Dienstalters wechseln sollte. Mit dem Reorganisation Plan No.1 erwirkte Präsident Richard Nixon, dass die Rotation des Vorsitzenden ab dem 13. Mai 1970 beendet wurde. Damit wurde dem Präsidenten durch eine entsprechende Berufung des Vorsitzenden die Möglichkeit der Einflussnahme auf die Behörde eröffnet.

AmtszeitNamePräsident
31. März 1887 – 4. September 1891Thomas M. CooleyGrover Cleveland, Benjamin Harrison
5. September 1891 – 18. März 1892 (amtierend)
19. März 1892 – 31. Dezember 1897
William Ralls MorrisonBenjamin Harrison, Grover Cleveland
11. Januar 1898 – 12. Dezember 1910Martin A. KnappWilliam McKinley, Theodore Roosevelt
12. Dezember 1910 – 9. Januar 1912Judson C. ClementsWilliam Howard Taft
9. Januar 1912 – 13. Januar 1913Charles A. Prouty
13. Januar – 5. März 1913Franklin Knight Lane
6. März – 31. Dezember 1913Edgar E. ClarkWoodrow Wilson
1. Januar – 16. März 1915James S. Harlan
17. März 1915 – 16. März 1916Charles Caldwell McChord
17. März 1916 – 16. März 1917Balthasar H. Meyer
17. März 1917 – 16. März 1918Henry Clay Hall
17. März 1918 – 16. März 1919Winthrop More Daniels
17. März 1919 – 16. März 1920Clyde B. Aitchison
17. März 1920 – 13. August 1921Edgar E. Clark
3. Oktober 1921 – 31. Dezember 1922Charles Caldwell McChordWarren G. Harding
1. Januar – 31. Dezember 1923Balthasar H. Meyer
1. Januar – 31. Dezember 1924Henry Clay HallCalvin Coolidge
1. Januar – 31. Dezember 1925Clyde B. Aitchison
1. Januar – 31. Dezember 1926Joseph B. Eastman
1. Januar – 31. Dezember 1927John J. Esch
1. Januar – 31. Dezember 1928Johnston B. Campbell
1. Januar – 31. Dezember 1929Ernest I. LewisHerbert Hoover
1. Januar – 31. Dezember 1930Frank McManamy
1. Januar – 31. Dezember 1931Ezra Brainerd Jr.
1. Januar – 31. Dezember 1932Claude R. Porter
1. Januar – 31. Dezember 1933Patrick J. FarrellFranklin D. Roosevelt
1. Januar – 31. Dezember 1934William E. Lee
1. Januar – 31. Dezember 1935Hugh M. Tate
1. Januar – 31. Dezember 1936Charles D. Mahaffie
1. Januar – 31. Dezember 1937Carroll Miller
1. Januar – 31. Dezember 1938Walter M. W. Splawn
1. Januar 1939 – 30. Juni 1939Marion M. Caskie
1. Juli 1939 – 30. Juni 1942Joseph B. Eastman
1. Juli – 31. Dezember 1942Clyde B. Aitchison
1. Januar – 31. Dezember 1943J. Haden Alldredge
1. Januar – 31. Dezember 1944William J. Patterson
1. Januar – 31. Dezember 1945John L. RogersHarry S. Truman
1. Januar – 31. Dezember 1946George M. Barnard
1. Januar – 31. Dezember 1947Clyde B. Aitchison
1. Januar – 31. Dezember 1948William E. Lee
1. Januar – 31. Dezember 1949Charles D. Mahaffie
1. Januar – 31. Dezember 1950John Monroe Johnson
1. Januar 1951 – 31. Dezember 1951Walter M. W. Splawn
1. Mai 1952 – 30. Juni 1953J. Haden Alldredge
1. Juli 1953 – 30. Juni 1954John Monroe JohnsonDwight D. Eisenhower
1. Juli 1954 – 30. Juni 1955Richard F. Mitchell
1. Juli 1955 – 23. November 1955Hugh W. Cross
1. Januar – 31. Dezember 1956Antony F. Arpaia
1. Januar – 31. Dezember 1957Owen Clarke
1. Januar – 31. Dezember 1958Howard G. Freas
1. Januar – 31. Dezember 1959Kenneth H. Tuggle
1. Januar – 31. Dezember 1960John H. Winchell
1. Januar – 31. Dezember 1961Everett HutchinsonJohn F. Kennedy
1. Januar – 31. Dezember 1962Rupert L. Murphy
1. Januar – 31. Dezember 1963Laurence K. Walrath
1. Januar – 31. Dezember 1964Abe GoffLyndon B. Johnson
1. Januar – 31. Dezember 1965Charles A. Webb
1. Januar – 31. Dezember 1966John W. Bush
1. Januar – 31. Dezember 1967William H. Tucker
1. Januar – 31. Dezember 1968Paul J. Tierney
1. Januar – 31. Dezember 1969Virginia Mae BrownRichard Nixon
1. Januar – 12. Mai 1970 (amtierend)
13. Mai 1970 – 4. April 1977
George M. StaffordRichard Nixon, Gerald Ford
5. April 1977 – 31. Dezember 1979A. Daniel O’NealJimmy Carter
1. Januar 1980 – 1. Februar 1981Darius W. Gaskins Jr.
2. Februar – 24. Juni 1981 (amtierend)Marcus AlexisRonald Reagan
25. Juni 1981 – 12. Dezember 1985Reese H. Taylor Jr.
13. Dezember 1985 – 9. Februar 1990Heather J. Gradison
12. Februar 1990 – 4. Februar 1993Edward J. PhilbinGeorge H. W. Bush
5. Februar 1993 – 22. März 1995Gail C. McDonaldBill Clinton
23. März 1995 – 31. Dezember 1995Linda J. Morgan

Sitz

1918 zog die Interstate Commerce Commission in das an der Ecke Pennsylvania Avenue/18th Street NW errichtete Interstate Commerce Commission Building ein. Mit der Fertigstellung des Interstate Commerce Commission Buildings (William Jefferson Clinton Building East) 1934 an der Ecke 12th Street Northwest/Constitution Avenue im Federal Triangle wurde dieses Gebäude bis 1995 zum Sitz der Commission.

Literatur

  • Hans J. Kleinsteuber: Staatsintervention und Verkehrspolitik in den USA, die Interstate Commerce Commission. Ein Beitrag zur politischen Ökonomie der Vereinigten Staaten von Amerika. Stuttgart 1977, ISBN 3-476-00349-3
  • Hans J. Kleinsteuber: Die Interstate Commerce Commission. Entstehung, Entwicklung und Gegenwartsstand des regulierenden Staatseingriffs in den USA am Beispiel einer Regulierungskommission. Springer-Verlag GmbH, 1975, ISBN 978-3-476-99572-8.
  • Ari Hoogenboom: A History of the ICC: From Panacea to Palliative W. W. Norton & Company, New York 1976

Weblinks

Commons: Interstate Commerce Commission – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Seal of the U.S. Interstate Commerce Commission, an independent agency from 1887 to 1995.
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Autor/Urheber: Coolcaesar in der Wikipedia auf Englisch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
View of a portion of the headquarters complex of the United States Environmental Protection Agency (EPA) in Washington, D.C. Seen on the right is the former Interstate Commerce Commission Building, renamed as a component of the William Jefferson Clinton Building in 2013. Seen on the left is the Andrew W. Mellon Auditorium (which is not part of EPA Headquarters).