Interplay Entertainment

Interplay Entertainment

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RechtsformCorporation
Gründung1983
SitzBeverly Hills (Vereinigte Staaten)
LeitungHerve Caen (CEO)
BrancheSoftwareentwicklung, Publishing
Websitewww.interplay.com

Interplay Entertainment (von der Gründung 1983 bis 1998 Interplay Productions) ist ein US-amerikanischer Spieleentwickler und -publisher.

Geschichte

1983 bis Mitte der 1990er-Jahre

Interplay Productions wurde im Jahr 1983 in Süd-Kalifornien von ehemaligen Mitarbeitern des Computerspieleherstellers Boone Corporation gegründet. Präsident war Brian Fargo. Die Mitarbeiter waren zunächst auszunehmend jung; noch 1987 waren alle Angestellten unter 30 Jahre alt.[1] Erste Bekanntheit erlangte das Entwicklerstudio durch die Computer-Rollenspiele The Bard’s Tale und Wasteland. Mitte der 1980er-Jahre trat Interplay in den von den Medien so betitelten „Parser war“ (Parser-Krieg) ein – die Interplay-Entwickler standen in direkter Konkurrenz zu den Programmierteams von anderen Textadventureproduzenten wie Telarium oder Synapse Software, die ebenfalls daran arbeiteten, einen Parser zu entwickeln, der dem von Marktführer Infocom ebenbürtig oder gar überlegen wäre.[2]

Im Jahr 1988 begann Interplay, Spiele anderer Hersteller zu vertreiben. Anfang der 90er erwarb Interplay Lizenzrechte für Star Trek, um damit Spiele wie Star Trek: 25th Anniversary und Star Trek: Judgment Rites umzusetzen.[3] Große Bekanntheit erlangte Interplay 1995 als Publisher des 3D-Raumschiff-Shooters Descent. Im selben Jahr erwarb Interplay die Lizenzen für die Kampagnenwelten Vergessene Reiche und Planescape des Rollenspiel-Regelwerks Dungeons & Dragons,[4] auf deren Grundlage interne Entwicklerteams mehrere Spiele entwarfen. Seit 1998 firmierte Interplays Rollenspiel-Abteilung schließlich unter dem Namen Black Isle Studios.[5]

Niedergang ab Ende der 1990er-Jahre

1998 ging Interplay an die US-amerikanische Börse NASDAQ. Trotz einiger erfolgreicher Spiele wie Fallout und Baldur’s Gate und dem Versuch, mit Interplay Movies in der Filmwelt Fuß zu fassen, gelang es nicht, langfristig Gewinne zu erzielen. In den darauf folgenden sieben Jahren verzeichnete die Firma nur Verluste.

Als Hauptgrund für den Niedergang Interplays nannte Brian Fargo in späterer Zeit, dass es dem Unternehmen nicht rechtzeitig gelungen war, sich im Konsolenmarkt zu positionieren. Demnach hatte die Firma den Zyklus für die 5. Konsolengeneration verpasst, sodass ein Einstieg und Aufbau der entsprechenden Entwicklungskompetenzen vor dem Aufkommen der Nachfolger-Generation nur wenig erfolgversprechend schien. Gleichzeitig ließen die Einnahmen im Kernmarkt der PC-Spiele immer stärker nach und die Einnahmen der erfolgreichen D&D-Spiele wie Baldur's Gate wurden durch die vertraglich festgelegten Lizenzzahlungen an TSR und Entwickler BioWare deutlich reduziert. Schließlich fehlte Interplay im Vergleich zu anderen Publishern auch ein zugkräftiges Franchise, das sich auch auf Konsolen umsetzen ließ, nachdem das Spielprinzip des zugkräftigsten Titels Baldur's Gate stark auf die PC-Plattform zugeschnitten war. Die Übernahmen von Shiny Entertainment und die dreijährige Entwicklung von Wild 9 stellte zumindest einen Versuch dar, in gewissem Umfang im Konsolenmarkt Fuß zu fassen, der sich aber finanziell nicht auszahlte. Die Summe der Ursachen führte schließlich dazu, dass das Unternehmen zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten geriet.[6] Die Übernahme Shinys erfolgte sukzessive. 1995 erwarb Interplay 91 % des Unternehmens von Firmeneigner David Perry für 3,6 Millionen US-Dollar, die restlichen 9 % wurden 2001 für 600.000 Dollar erworben. Im April 2002 verkaufte Interplay Shiny für 47 Millionen an Infogrames und dessen Tochter Atari (vormals GT Interactive).[7]

2001 wurde der französische Publisher Titus Interactive Mehrheitsaktionär des schwächelnden Unternehmens, ohne es jedoch vollständig zu übernehmen.[8][9] Januar 2002 verließ Brian Fargo das Unternehmen wegen Uneinigkeiten mit dem neuen Mehrheitseigner. Titus-Gründer Hervé Caen übernahm daraufhin die Geschäftsführung.[10] Ebenfalls 2002 beendete Interplay größtenteils seine Tätigkeiten als Publisher und ließ von da an seine Spiele durch Vivendi Universal Games vertreiben. Im selben Jahr wurde Interplay aufgrund des niedrigen Firmenwertes vom NASDAQ gestrichen. Ende 2002 / Anfang 2003 verlor Interplay die D&D-Lizenz, sodass das Entwicklungsstudio Black Isle die seit zwei Jahren laufenden Arbeiten an Baldur's Gate 3: The Black Hound (interner Arbeitstitel: Project Jefferson) einstellen musste.[11][12] Im Laufe des Jahres 2003 ordnete Interplay schließlich auch die Einstellung der weit fortgeschrittenen Entwicklungsarbeiten an einem Nachfolger zu Fallout 2 an, um sich zukünftig auf die Entwicklung von Konsolenspielen zu konzentrieren, was letztlich zur Schließung des Entwicklerstudios "Black Isle Studios" führte. Im Juli 2004 vergab Interplay eine Lizenz zur Entwicklung von Fallout 3 (und die Option für Teil 4 und 5) an Bethesda Softworks,[13][14] die Markenrechte verblieben jedoch bei Interplay. Am 8. Juni 2004 wurde Interplay aufgrund seit über einem Monat nicht mehr gezahlten Löhnen von staatlicher Seite geschlossen, jedoch bald darauf wieder geöffnet.[15]

Im August 2004 meldete Interplay-Mehrheitseigner Titus Insolvenz an und wurde zerschlagen. Infolgedessen drohte auch Interplay die Schließung, beispielsweise wurde sofort die Interplay Webseite vom Netz genommen. Erst am 4. Juli 2005 war die Webseite wieder online, diesmal mit einem unabhängigen Interplay dahinter.

Entwicklung ab 2006

Ende 2006 gab Interplay bekannt, einen Investor gefunden zu haben und sich nun voll auf die Entwicklung eines Onlineablegers der Fallout-Serie mit dem Arbeitstitel Project V13 zu konzentrieren. Um dies finanzieren zu können, verkaufte Interplay unter anderem im April 2007 für 5,75 Millionen US-Dollar und unter Einbehaltung einer Entwicklungslizenz für ein Fallout-MMO die Fallout-Markenrechte an Bethesda Softworks und wurde so vom Lizenzgeber zum Lizenznehmer.[16] Für dieses Projekt gab es vertragliche Auflagen, die nach Meinung Bethesdas nicht eingehalten wurden, weshalb 2009 eine Klage angestrebt wurde. Interplay dagegen zog seinerseits vor Gericht und warf Bethesda vor, selbst durch Blockade von Project V13 gegen den Vertrag verstoßen zu haben. Dieser Rechtsstreit wurde im Januar 2012 außergerichtlich beigelegt, indem Bethesda Interplay zwei Millionen Dollar zahlte und dafür die Rechte am MMOG erhielt sowie ab 1. Januar 2014 auch für Fallout, Fallout 2 und Fallout Tactics.[17]

Am 22. August 2012 gab Interplay die Wiederbelebung der hauseigenen Black Isle Studios bekannt.[18] Im Juni 2013 erwarb Interplay für 7.500 US-Dollar vom insolventen Spielepublisher THQ die Markenrechte der Weltraum-Flugsimulationen Conflict: Freespace und Freespace 2.[19]

Entwickelte Videospiele

Die folgende Liste zeigt die von Interplay entwickelten Videospiele alphabetisch gelistet.

VÖ-DatumTitelPlattform(en)
2000American Deer HunterPlayStation
2001Baldur’s Gate: Dark AlliancePlayStation 2, Xbox, GameCube
2004Baldur’s Gate: Dark Alliance 2PlayStation 2, Xbox
1985The Bard’s Tale: Tales of the UnknownCommodore 64
1986The Bard’s Tale II: The Destiny KnightCommodore 64
1988The Bard’s Tale III: The Thief of FateCommodore 64
1999Baseball 2000PlayStation
1994BlackthorneSuper Nintendo Entertainment System
1994Heart of the AlienSega Mega-CD
1995Boogerman: A Pick and Flick AdventureMega Drive, SNES
1985Borrowed TimeCommodore 64, MS-DOS, Amiga, Atari ST, Mac OS, Apple II
1998Cesar's Palace 2PlayStation, Game Boy
2000Caesars Palace 2000: Millennium Gold EditionDreamcast
Casino Fun PackGame Boy
CasperGame Boy
Clay FighterMega Drive, SNES
Clay Fighter IISNES
Clay Fighter 63 1/3Nintendo 64
Clay Fighter: Tournament EditionSNES
Clay Fighter ExtremePlayStation
ClaymatesSNES
1996Conquest of the New WorldPC
1997Conquest of the New World Deluxe EditionPC
Crime KillerPlayStation
CyberiaSega Saturn
Descent MaximumPlayStation
2000EvolvaPC
2004Fallout: Brotherhood of SteelPlayStation 2, Xbox
1995StonekeepPC
1997FalloutPC
1998Fallout 2PC
Gekido: Urban FightersPlayStation
2000Giants: Citizen KabutoPC, PlayStation 2
1998Heart of DarknessPC, PlayStation
Hunter: The ReckoningXbox
IncomingDreamcast
1990J.R.R. Tolkien's The Lord of the Rings Vol. 1Amiga, MS-DOS, FM-Towns, PC-98
1997Jimmy Johnson's VR Football 98PlayStation
1999Kingpin: Life of CrimeLinux, PC
1993The Lost VikingsCommodore Amiga, Mega Drive
Lost Vikings II: Norse by NorsewestPlayStation, SNES
Mechanized Assault and Exploration (M.A.X.)PC
MDK 2Dreamcast
MDK 2 ArmageddonPlayStation 2
1984MindshadowAmiga, Amstrad CPC, Apple II, Atari 8-bit, Atari ST, Commodore 64, Macintosh, PC Booter, ZX Spectrum
Offroad OutlawsPlayStation 2
Out of this WorldSNES
Pocket GT RacingGame Boy
R/C Stunt CopterPlayStation
Re-LoadedPlayStation
Realms Of The HauntingPC
Red AsphaltPlayStation
Renegade RacerDreamcast
RoboCop vs. The TerminatorGame Boy
Rock & Roll RacingMega Drive, SNES
RPM RacingSNES
SacrificePC
1997Star Trek: StarFleet AcademyPC, SNES
1992Star Trek: 25th AnniversaryMS-DOS, Amiga, klassisches Mac OS, Windows, macOS, Linux
1993Star Trek: Judgment RitesMS-DOS, klassisches Mac OS
Super Runabout: San Francisco EditionDreamcast
StonekeepPC
1986Tass Times in TonetownDiverse
Tempest XPlayStation
1984The Tracer SanctionApple II, Commodore 64, PC Booter
Track MeetGame Boy
Virtual TennisPlayStation
Viva SoccerPlayStation
VR Baseball 99PlayStation
VR Golf 97PlayStation
VR Pro PinballPlayStation
1987WastelandCommodore 64
Wicked SurfingGame Boy
Wild 9PlayStation
Wild Wild RacingPlayStation 2

Vertriebene Spiele

Einzelnachweise

  1. Filfre.net: Brian Fargo and Interplay. Abgerufen am 11. März 2023.
  2. Shay Addams: if yr cmptr cn rd ths... In: Computer Entertainment. August 1985, S. 24 (Vaxdungeon.com (Memento vom 31. Januar 2016 im Internet Archive)).
  3. Roland Austinat: Interplays neue Star Trek-Spiele: Enterprise startklar. In: PC Player. Ausgabe 12/93. Daten- und Medienverlag, 1993, ISSN 0943-6693, S. 6 (online: pcplayer.de [abgerufen am 26. Juni 2024]).
  4. Richard "Jonric" Aihoshi: Planescape: Torment Special Report, Part 1. In: RPGVault. News Corp, 11. Februar 2000, archiviert vom Original am 25. Juli 2006; abgerufen am 18. März 2012 (englisch).
  5. RPGPlanet.com:Lionheart Chronicles (Memento vom 10. März 2013 im Internet Archive)
  6. Matt Chat 91: The Fall of Interplay with Brian Fargo auf YouTube
  7. Infogrames Snags Shiny -- For $47 Million. In: Gamasutra. UBM, plc, 25. April 2002, abgerufen am 5. März 2013 (englisch).
  8. Shane Satterfield: Titus takes over Interplay. In: Gamespot. CBS Interactive, 16. August 2001, abgerufen am 16. Februar 2011 (englisch).
  9. LA Times: Titus Takes Control of Irvine’s Interplay. FrictionlessInsight.com, 17. August 2001, abgerufen am 4. August 2007.
  10. Trey Walker: Brian Fargo interview. Gamespot, 19. Februar 2002, abgerufen am 16. Februar 2011.
  11. Morgan Ramsay: Gamers at Work: Stories Behind the Games People Play. 1. Auflage. Apress, New York 2012, ISBN 978-1-4302-3351-0, S. 79–80 (Online).
  12. GameBanshee.com: The Black Hound Interview. Abgerufen am 18. Juli 2020.
  13. 1Up.com:Bethesda Picks Up License For Fallout 3 (Memento vom 12. Dezember 2013 im Internet Archive)
  14. Commission File Number 0-24363 INTERPLAY ENTERTAINMENT CORP. (englisch)
  15. Tor Thorsen: Interplay offices closed by state officials. gamespot.com, 4. Juni 2004, abgerufen am 8. Dezember 2013 (englisch): „The Orange County Register reports that California labor investigators have shut down the publisher--something CEO Herve Caen disputes.
  16. Rus McLaughlin: IGN Presents the History of Fallout. In: IGN. News Corp., 28. Januar 2009, S. 7, abgerufen am 30. September 2011.
  17. Julian Dasgupta: Erhält Fallout MMO-Lizenz zurück. In: 4Players. freenet AG, 10. Januar 2012, abgerufen am 1. April 2012.
  18. Sensation: Black Isle Studios feiern Wiederauferstehung - Baldur's Gate 3 oder Planescape Torment 2 denkbar? 22. August 2012, abgerufen am 31. Juli 2020.
  19. Dave Tach: Interplay purchases Freespace IP from THQ and Volition for $7,500. 6. Juni 2013, abgerufen am 31. Juli 2020 (englisch).

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