Mahler Festival in Leipzig

Gewandhausorchester im Großen Saal des Gewandhauses

Das Mahler-Festival ist eine Musikveranstaltung in Leipzig, die sich dem Werk Gustav Mahlers widmet.

Erstmals veranstaltete das Gewandhaus zu Leipzig das „Internationale Mahler Festival“ vom 17. bis 29. Mai 2011 zum 100. Todestag des Komponisten. Vom 13. bis 24. Mai 2021 sollte das 2. Mahler-Festival unter dem Namen "Mahler Festival 2021" anlässlich des 110. Todestages von Gustav Mahler stattfinden. Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde das Festival auf 2023 verschoben. Gustav Mahler hielt sich von 1886 bis 1888 in Leipzig auf, wirkte als zweiter Kapellmeister am Stadttheater, dirigierte in dieser Funktion das Gewandhausorchester in nahezu 200 Aufführungen und komponierte unter anderem seine 1. Sinfonie in Leipzig.

Internationales Mahler Festival 2011

In insgesamt vierzehn Konzerten wurden von zehn internationalen Orchestern alle Sinfonien Gustav Mahlers aufgeführt. Zudem wurde im Rahmen eines musikwissenschaftlichen Symposiums die Monographie „Mahler in Leipzig“ von Claudius Böhm herausgebracht.

In den zwei Wochen besuchten rund 25.000 Gäste aus Europa, China, USA und Südamerika die Konzerte im Gewandhaus. Damit waren die Veranstaltungen nahezu ausverkauft. Hauptförderer des Festivals waren neben der Stadt Leipzig die Sparkasse Leipzig und DHL. Das Mahler-Festival wurde vom MDR und ARTE im Fernsehen und via Live-Stream übertragen. Das Radioprogramm MDR Figaro sendete täglich aus dem Steigenberger Grandhotel Handelshof die „Mahler-Lounge“. Ende 2011 wurden die 2. und die 8. Sinfonie in der Einspielung mit dem Gewandhausorchester auf DVD herausgegeben.

Orchester[1]

Mahler Festival 2021

Im Rahmen des zwölftägigen Festivals werden alle Sinfonien und weitere Orchesterwerke von zehn Orchestern in insgesamt vierzehn Konzerten interpretiert.

Orchester[2]

Gustav Mahler in Leipzig

Gustav Mahler (1892)

Dank des Engagements von Gewandhauskapellmeister Arthur Nikisch wandte sich das Gewandhausorchester ab Ende des 19. Jahrhunderts verstärkt dem sinfonischen Werk Gustav Mahlers zu. In der Amtszeit von Riccardo Chailly wurde die Bedeutung Leipzigs für die Entwicklung des Komponisten international ins Bewusstsein gehoben und der Ruf des Gewandhausorchesters als genuines Mahler-Orchester festgeschrieben.

Mahler, der sich zwei Jahre in Leipzig aufhielt (1886–1888), hatte als Zweiter Kapellmeister am Leipziger Stadttheater erstmals eine Anstellung in einer bedeutenden Musikmetropole. Hier dirigierte er in nahezu 200 Aufführungen das Gewandhausorchester[3], wo er sich intensiv mit den Möglichkeiten eines der führenden Sinfonieorchester vertraut machen konnte.

Nicht von ungefähr also komponierte er in Leipzig seine 1. Sinfonie und er erkannte, dass diese Berufung seinen weiteren Lebensweg prägen würde: "Ich muss nun einmal komponieren"[4].  In Leipzig wird er erstmals von einer prominenten Zuhörerschaft und wichtigen Musikrezensenten als Komponist wahrgenommen, als er seine Vervollständigung der Oper "Die drei Pintos" von Carl Maria von Weber dirigierte. Mahler selbst hat die überregionale Wirkung seiner Leipziger Tätigkeit als besonders karrierefördernd eingeschätzt: "Ich bin mit einem Schlage eine berühmte Persönlichkeit geworden und zwar nicht nur in Deutschland sondern in der ganzen Welt", schreibt er seinen Eltern[4].    

Die Mahler-Rezeption in Leipzig und ihre überregionale Wahrnehmung wurde im Wesentlichen beeinflusst durch das Engagement der Gewandhauskapellmeister Arthur Nikisch, Bruno Walter und Riccardo Chailly.

Arthur Nikisch (1895–1922), der während Mahlers Aufenthalt in Leipzig Erster Kapellmeister am Leipziger Theater war, legte kurz nach seinem Amtsantritt als Gewandhauskapellmeister im Jahr 1895 den Grundstein für die Mahler-Rezeption des Gewandhausorchesters: Nikisch dirigierte die meisten Leipziger Erstaufführungen (1., 2., 4. und 6. Sinfonie sowie „Das Lied von der Erde“) und interpretierte häufig Ausschnitte aus den vier großen Orchesterlieder-Zyklen seines ehemaligen Kollegen. Auch der internationalen Strahlkraft Nikischs, der kurz vor Amtsantritt in Leipzig Music Director in Boston war, ist es zu verdanken, dass Mahlers Musik rasch in den Spielplänen der Orchester weltweit Einzug hielt[3].

Besondere Bedeutung in Sachen Mahler-Interpretation beim Gewandhausorchester kommt Bruno Walter (1929–1933) zu, der vor seinem Leipziger Amt Assistent bei Mahler in Hamburg sowie Kapellmeister an der Wiener Staatsoper in der Ära Mahler war und sich selbst als Mahler-Schüler bezeichnete. Seinen Aufführungen kann daher eine hohe Authentizität zugesprochen werden. Als er nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gezwungen war im Jahr 1933 zu emigrieren, wird die nachhaltige Mahler-Rezeption in Leipzig zunächst unterbrochen. Der langen Amtszeit geschuldet standen in der Ära Kurt Masur (1970–1996) die meisten Mahler-Aufführungen sowie der erste Mahler-Zyklus des Gewandhausorchesters auf dem Programm. Die Mehrzahl der Aufführungen dirigierten allerdings Gastdirigenten. Sein Nachfolger, Herbert Blomstedt (1998–2005), eröffnete seine Amtszeit mit der 1. Sinfonie von Mahler und er initiierte den zweiten Mahler-Zyklus in der Geschichte des Orchesters[3].

Riccardo Chailly (2005–2016) hat mit dem Gewandhausorchester weltweit aufsehenerregende Mahler-Interpretationen aufgeführt. Mit dem "Internationalen Mahler Festival 2011" hat Chailly die Bedeutung Leipzigs für den Sinfoniker Mahler nachhaltig ins Bewusstsein der Musikwelt gehoben. Die Gesamtaufnahme aller Sinfonien auf DVD und Blu-ray (bislang erschienen:  1., 2., 4., 5., 6., 7., 8. und 9. Sinfonie) setzt Maßstäbe der Mahler-Interpretation und hat den Ruf des Gewandhausorchesters als Mahler-Orchester in der Musikwelt etabliert.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Veranstaltungsdatenbank EVIS (Gewandhausintern)
  2. Mahler Festival, 13.-24. Mai 2021, Gewandhaus zu Leipzig. Abgerufen am 3. April 2019.
  3. a b c Böhm, Claudius: Mahler in Leipzig. Im Auftrag des Gewandhausorchesters herausgegeben. Kamprad, Altenburg 2011.
  4. a b McClatchie, Stephen, Brenner, Helmut (Hrsg.): Gustav Mahler „Liebste Justi!“ Briefe an die Familie. Weidle, Bonn 2006.

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