Internationale Geographische Union
Die Internationale Geographische Union (englisch International Geographical Union; französisch Union géographique internationale), kurz IGU, ist eine internationale wissenschaftliche Organisation zur Förderung geographischer Forschung und der weltweite Dachverband für die beteiligten nationalen geographischen Gesellschaften. Sie ist Mitglied des Internationalen Wissenschaftsrats (ICSU) sowie des Internationalen Rats für Sozialwissenschaften (ISSC).
Geschichte
Internationale geographische Kongresse wurden bereits seit 1871 regelmäßig abgehalten, die IGU selbst wurde 1922 in Brüssel gegründet und im folgenden Jahr Mitglied der Vorgängerorganisation des internationalen Wissenschaftsrates. Die erste Regionalkonferenz der IGU fand 1955 statt.[1] Ab 1964 erfolgte eine enge Zusammenarbeit mit der Internationalen Kartographischen Vereinigung. Deren Bekanntmachungen erschienen im Publikationsorgan der IGU, dem IGU Bulletin, zudem wurden die wissenschaftlichen Kongresse beider Vereinigungen am gleichen Ort abgehalten.[2] Anfang der 1980er-Jahre wurde die Zusammenarbeit in diesen Aspekten wieder gelöst. Das Archiv der Organisation befand sich zunächst in London, ab 2002 in der Villa Celimontana in Rom.[3] Inzwischen ist es im Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig zu finden.[4]
Internationale geographische Kongresse
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Aufgabenbereiche
Die selbsterklärten Zielsetzungen der IGU sind:
- die Untersuchung geographischer Probleme zu fördern;
- geographische Forschung, die internationale Kooperation erfordert, zu initiieren und koordinieren, sowie die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit derselben und ihre Veröffentlichung zu fördern;
- die Teilnahme von Geographen an der Arbeit wichtiger internationaler Organisationen zu gewährleisten;
- die Sammlung und Verbreitung geographischer Daten sowie Unterlagen innerhalb der Mitgliedsländer und zwischen ihnen zu erleichtern;
- internationale Geographenkongresse sowie Regionalkonferenzen und Fachsymposien, die in Verbindung mit den Zielsetzungen der IGU stehen, zu fördern;
- sich an jeder anderen geeigneten Form internationaler Kooperation zu beteiligen, die zur Zielsetzung hat, Erforschung und Anwendung der Geographie voranzutreiben;
- die internationale Vereinheitlichung oder Vereinbarkeit von Methoden, Bezeichnungen und Symbolen zu fördern, die in der Geographie verwendet werden.[6]
Struktur
Das zentrale Gremium der IGU ist die Hauptversammlung, bestehend aus den Delegierten der Mitgliederländer, die alle vier Jahre anlässlich der internationalen geographischen Kongresse zusammentrifft. Diejenigen der etwa 100 Mitgliedsländer, deren Komitees durch wissenschaftliche Gesellschaften gebildet werden, sind Vollmitglieder und haben Wahlrecht für die Ämter der IGU. Länder, in denen keine geeignete wissenschaftliche Gesellschaft besteht, können als assoziierte Mitglieder an den Hauptversammlungen teilnehmen, haben allerdings kein Stimmrecht bei administrativen Angelegenheiten.[7]
Das Exekutivkomitee besteht aus dem Präsidenten, dem Generalsekretär und Schatzmeister, sowie neun Vizepräsidenten (acht als solche gewählte, unter ihnen der direkte Stellvertreter des Präsidenten, sowie der Präsident der vorangegangenen Legislaturperiode). Sie werden jeweils für vier Jahre gewählt, wobei der Präsident nicht wiedergewählt werden kann, der Generalsekretär sowie die Vizepräsidenten je einmal.[7]
Einzelne Themenfelder werden in kleineren Arbeitsgruppen erarbeitet, vor allem in den Kommissionen, die jeweils konkrete Fachgebiete abdecken. Für die Koordination spezieller internationaler Projekte wie die Internationale Geographie-Olympiade gibt es zudem seit 1998 das Instrument der Task-Force.[8]
Liste der Präsidenten
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Liste der Generalsekretäre
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Lauréat d'Honneur
Mit einem Ehrenpreis (Lauréat d'Honneur) zeichnet die IGU Personen aus, die entweder eine Ausnahmestellung in der Fachwelt erlangt oder besondere Leistungen für die IGU oder die internationale geographische Forschung erbracht haben.
Preisträger:
- 1976: Chauncy Harris, Innokenti P. Gerassimow
- 1980: Jean Dresch, Shinzō Kiuchi
- 1984: Torsten Hägerstrand, Michael J. Wise
- 1988: Jacqueline Beaujeu-Garnier, Stanisław Leszczycki, Oskar Spate, Gilbert F. White
- 1992: Peter Haggett, Andrzej Samuel Kostrowicki, Akin Mabogunje, Walther Manshard
- 1996: Harold Brookfield, Huang Bin-Wie, Yola Verhasselt
- 2000: Leslie Curry, Yi-Fu Tuan, Masatoshi Yoshino
- 2004: Paul Claval, María Teresa Gutiérrez de MacGregor, Robert W. Kates, Mohammad Shafi, H. Jesse Walker, Alan G. Wilson
- 2008: Mohammad Abul-Ezz, György Enyedi, Hartwig Haubrich, Leszek Kosiński, Wladimir Kotljakow, Herman Verstappen
- 2012: Larry S. Bourne, Mohammad S. I. Makki, Janice J. Monk, Hiroshi Tanabe
- 2013: Ton Dietz
- 2016: Ian Burton, María Dolors García Ramón, Benno Werlen
- 2018: Ron Abler, Richard Le Heron, Robyn Longhurst, Atsuyuki Okabe
- 2020: Joos Droogleever-Fortuijn, Yoshitaka Ishikawa
- 2021: Eckart Ehlers, Helen Kerfoot
- 2022: Kathryn Berg, Alan A. Lew, Yūji Murayama, Qin Dahe
- 2024: Shigeko Haruyama, Iain Hay, Aharon Kellerman
Einzelnachweise
- ↑ George Kish, 1992, S. 225–226.
- ↑ Walter Manshard, 1983, S. 247–249
- ↑ Newsletter vom Februar 2002, abgerufen am 3. Dezember 2011
- ↑ IfL macht Akten des Geographie-Weltverbandes der Öffentlichkeit zugänglich. Leibniz-Institut für Länderkunde, 9. September 2015, abgerufen am 10. Januar 2020.
- ↑ International Geographical Union im Yearbook of International Organisations online, abgerufen am 3. Dezember 2011
- ↑ Objectives of the International Geographical Union. Ehemals im ; abgerufen am 3. Dezember 2011 (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ a b Statutes of the International Geographical Union. Ehemals im ; abgerufen am 3. Dezember 2011. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Adalberto Vallega, 2004, S. 61.
Anmerkungen
- ↑ Der Kongress tagte nacheinander in Washington, D.C., Philadelphia, New York City, Chicago und St. Louis.
- ↑ von 2020 verschoben aufgrund der COVID-19-Pandemie
- ↑ anlässlich des 100. Gründungsjahrs
Literatur
- George Kish: International Geographical Union. A Brief History. In: GeoJournal. Band 26, Nr. 2, 1992, ISSN 0343-2521, S. 224–228, JSTOR:41145364 (englisch).
- Walther Manshard: Die Internationale Geographische Union (IGU). In: Geographische Zeitschrift. Band 71, Nr. 4, 1983, ISSN 0016-7479, S. 247–251, JSTOR:27818326.
- Bruno Schelhaas, Stephan M. Pietsch: (Re-) Writing the History of IGU? A Report from the Archives. In: Bruno Schelhaas, Federico Ferretti, André Reyes Novaes, Marcella Schmidt di Friedberg (Hrsg.): Decolonising and Internationalising Geography: Essays in the History of Contested Science. Springer, Cham 2020, ISBN 978-3-03049516-9, S. 127–140, doi:10.1007/978-3-030-49516-9_11 (englisch).
- Adalberto Vallega: Geography and the International Geographical Union. In Search of the Route. In: Petermanns Geographische Mitteilungen. Band 148, Nr. 6, 2004, ISSN 0031-6229, S. 54–63 (englisch).
Weblinks
- Offizielle Website (englisch, französisch)
- Webseite des 32. Internationalen Geographenkongresses 2012 in Köln (deutsch, englisch, französisch)
- Home of Geography – Villa Celimontana (englisch, französisch)
- IGU Nationalkomitee Deutschland auf der Webseite des Verbands der Geographen an Deutschen Hochschulen
- Webseite des Schweizerischen Landeskomitees der IGU (deutsch, englisch, französisch)