Internationale Filmfestspiele Berlin 1986

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin 1986 fanden vom 14. Februar bis zum 25. Februar 1986 statt.

Die Berlinale hatte in diesem Jahr ein glanzvollen Beginn mit dem außer Konkurrenz startenden Eröffnungsfilm Ginger und Fred von Federico Fellini. Das Tanzpaar Amelia (Giulietta Masina) und Pippo (Marcello Mastroianni) brachte in Erinnerungen an Ginger Rogers und Fred Astaire die Berlinale schwungvoll an den Start.

Eine der Höhepunkte des Festivals fand in diesem Jahr im „Internationalen Forum des jungen Films“ statt. Claude Lanzmann stellte hier seine über 9-stündige Dokumentation Shoah vor.

Erstmals wurde bei diesem Festival die „Berlinale Kamera“ verliehen. Einer der ersten Preisträger war Fred Zinnemann, dem das Festival außerdem eine Retrospektive widmete.

Wettbewerb

Im Wettbewerb nahmen in diesem Jahr folgende Filme teil:

FilmtitelRegisseurProduktionslandDarsteller (Auswahl)
Anne Trister – ZwischenräumeLéa PoolKanada
Auf kurze DistanzJames FoleyUSASean Penn, Christopher Walken, Mary Stuart Masterson, Chris Penn
CamorraLina WertmüllerItalienÁngela Molina, Harvey Keitel
CaravaggioDerek JarmanGroßbritannienNigel Terry, Tilda Swinton
Flucht in den NordenIngemo EngströmDeutschland, FinnlandKatharina Thalbach, Lena Olin
Gilsodom - Zerrines LandIm Kwon-taekSüdkorea
Gonza, der LanzenkämpferMasahiro ShinodaJapan
Das Haus am FlußRoland GräfDDRKatrin Saß, Sylvester Groth, Jutta Wachowiak, Rolf Hoppe
HeidenlöcherWolfram PaulusÖsterreich, Deutschland
Das Lächeln des LämmchensShimon DotanIsrael
LeidenschaftenLiliana CavaniItalien, DeutschlandGudrun Landgrebe, Kevin McNally, Hanns Zischler, Massimo Girotti
Liebe mich!Kay PollakSchweden
ManiaPaul Lynch, David M. Robertson, John Sheppard (Episodenfilm)Kanada, USA
Mein Schwager hat meine Schwester getötetJacques RouffioFrankreichMichel Serrault, Michel Piccoli, Juliette Binoche
Meine ersten 200 JahreGyula MáarUngarn
Meine Liebe, mein LieberEduard ZacharievUngarn, Bulgarien
Die Messe ist ausNanni MorettiItalien
Das MorgengrauenMiklós JancsóFrankreich, Ungarn, IsraelMichael York
Pas in doiDan PitaRumänien
Die Reise eines jungen KomponistenGeorgi SchengelajaSowjetunion
Rote KüsseVéra BelmontFrankreich, DeutschlandCharlotte Valandrey, Lambert Wilson, Marthe Keller
Der rothaarige TheoPaco LucioSpanien
StammheimReinhard HauffDeutschlandTherese Affolter, Hans Kremer, Ulrich Pleitgen, Ulrich Tukur
SternstundeSuzana AmaralBrasilienMarcelia Cartaxo, Fernanda Montenegro
Trouble in MindAlan RudolphUSAKris Kristofferson, Keith Carradine, Lori Singer

Internationale Jury

Jurypräsidentin der internationalen Jury war in diesem Jahr die italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida. Sie stand folgender Jury vor: Lindsay Anderson (Großbritannien), August Coppola (USA), Rudi Fehr (USA), Werner Grassmann (Deutschland), Otar Iosseliani (UdSSR), Norbert Kückelmann (Deutschland), Francoise Maupin (Frankreich), Rosaura Revueltas (Mexiko), Jerzy Toeplitz (Polen), Naoki Togawa (Japan).

Die Jurypräsidentin Gina Lollobrigida distanzierte sich von der Vergabe des Goldenen Bären für den Film Stammheim.[1]

Preisträger

Bei der Preisvergabe kam es in diesem Jahr zu einem Eklat. Jurypräsidentin Gina Lollobrigida war mit der Entscheidung der Jury für den Siegerfilm nicht einverstanden und machte dies öffentlich. Erstmals in der Geschichte der Berlinale übertrat ein Jurymitglied das Schweigegebot.

  • Goldener Bär: Stammheim von Reinhard Hauff
  • Silberne Bären:
    • Die Messe ist aus von Nanni Moretti (Spezialpreis der Jury)
    • Georgi Schengelaja (beste Regie)
    • Charlotte Valandrey in Rote Küsse und Marcelia Cartaxo in Sternstunde (beste Darstellerinnen)
    • Tuncel Kurtiz in Das Lächeln des Lämmchen (bester Darsteller)
    • Caravaggio (herausragende Einzelleistung für die bildliche Gestaltung)
    • Gonza, der Lanzenkämpfer (besondere künstlerische Leistung für seine harmonische Komposition)

Weitere Preise

  • FIPRESCI-Preis (Wettbewerb): Stammheim von Reinhard Hauff
  • FIPRESCI-Preis (Forum): Die Frau aus der Provinz von Andrzej Baranski, Shoah von Claude Lanzmann und Tong nien wang shi von Hou Hsiao-hsien
  • Interfilm Award – Otto-Dibelius-Preis (Wettbewerb): Camorra von Lina Wertmüller
  • Interfilm Award – Otto-Dibelius-Preis (Forum): Die offizielle Geschichte von Luis Puenzo
  • Caligari-Filmpreis: Shoah von Claude Lanzmann
  • Friedensfilmpreis der Heinrich-Böll-Stiftung: Half Life von Dennis O’Rourke
  • Preis der Leserjury der Berliner Morgenpost: Camorra von Lina Wertmüller

Außer Konkurrenz

Die Berlinale nutzten für ihre Deutschlandpremieren folgende Filme. Sie liefen im Wettbewerb, jedoch außer Konkurrenz:

Kinderfilmfest

Erstmals wurde für das Kinderfilmfest eine Jury gebildet, die nur aus Kindern bestand. Dies wurde in den Folgejahren fester Bestandteil der Berlinale.

Preise der Kinderfilmfestes

  • Preis der Kinderjury: Mister Weltuntergang von Bill Miskelly
  • UNICEF-Preis: Mister Weltuntergang von Bill Miskelly

Quellen und Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Das Votum war vorfabriziert“ SPIEGEL-Interview mit Gina Lollobrigida über ihren Zorn auf den Berlinale-Sieger „Stammheim“ Der Spiegel 3. März 1986