Internationale Astronomische Union

Internationale Astronomische Union
(IAU)
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RechtsformNichtregierungsorganisation
Gründung28. Juli 1919 in Brüssel
GründerBenjamin Baillaud
SitzParis, Frankreich
ZweckFörderung der Astronomie
AktionsraumInternational
PersonenDebra Meloy Elmegreen (Präsidentin)
José Miguel Rodriguez Espinosa (Generalsekretär)
Mitglieder85 Nationale Mitglieder[1]
12.419 Einzelmitglieder[2]
Websitewww.iau.org
Nationale Mitglieder aus 85 Ländern (Stand Mai 2023)
  • Mitgliedsstaaten
  • Staaten mit Übergangsstatus
  • Beobachterstaaten
  • Suspendierte Staaten
  • Die Internationale Astronomische Union (IAU; französisch Union astronomique internationale, UAI) ist eine 1919 in Brüssel gegründete weltweite Vereinigung von Astronomen mit Sitz in Paris. Als Gründungsdatum gilt der 28. Juli 1919, als sich das Exekutivkomitee der IAU erstmals traf, um Benjamin Baillaud zum ersten Präsidenten der IAU zu wählen.[3]

    Das Ziel der IAU ist die Förderung der Astronomie und ihrer Forschung durch internationale Zusammenarbeit. Sie ist neben anderen ähnlichen Organisationen für andere Wissenschaftszweige ein Mitglied des Internationalen Wissenschaftsrats, der seinen Sitz ebenfalls in Paris hat. Mit dem Stand von August 2023 hat die IAU 12.419 Einzelmitglieder aus weltweit 92 Ländern sowie 85 nationale Mitglieder, das heißt, astronomische Gesellschaften und Akademien.[1][2]

    Die deutschen Astronomen und astronomischen Vereinigungen werden in der IAU vom Rat Deutscher Sternwarten vertreten.

    Organisatorisches

    Die nichtstaatliche Organisation richtet seit 1922 in wechselnden Ländern alle drei Jahre eine Generalversammlung aus. Ausnahmen bilden die Weltkriegsjahre 1939–1945, die Verschiebung 2021/2022 wegen der COVID-19-Pandemie sowie das Jahr 1973, in dem kurz nach der regulären in Sydney eine zusätzliche, außerplanmäßige Generalversammlung in Warschau abgehalten wurde, auf polnisches Verlangen anlässlich des bevorstehenden 500. Geburtstags von Nikolaus Kopernikus. Der Zusatztermin wurde ab 1967 vom deutschen Präsidenten der IAU, Otto Heckmann, unter dem Eindruck deutscher Kriegstaten im besetzten Polen gegen den Widerstand vieler Astronomen durchgesetzt.[4]

    Auf der Generalversammlung werden neue astronomische Entdeckungen diskutiert und nötige Kooperationen und Standardisierungen behandelt. So werden Fragen der Nomenklatur geklärt, wie die Namensgebung von Sternen, Planeten, Planetoiden und anderen Himmelskörpern sowie von Oberflächenmerkmalen, wie zum Beispiel von Bergen und Kratern.

    Nr.Name der Kommission
    04Ephemeriden
    05Dokumentation und
    astronomische Daten
    06Astronomische Telegramme
    07Himmelsmechanik und
    dynamische Astronomie
    08Astrometrie
    09Astronomische Techniken
    und Instrumente
    10Sonnenaktivität
    12Strahlung und Aufbau
    der Sonnenatmosphäre
    14Atom- und Moleküldaten
    15Physikalisches Studium der
    Kometen und kleinen Planeten
    16Physikalisches Studium der
    Planeten und Satelliten
    19Erdrotation
    20Positionen und Bewegungen kleiner
    Planeten, Kometen und Satelliten
    21Nachthimmelslicht
    22Meteore, Meteoriten und
    interplanetarer Staub
    25Sternfotometrie und -polarimetrie
    26Doppel- und Mehrfachsterne
    27Veränderliche Sterne
    28Galaxien
    29Sternspektren
    30Radialgeschwindigkeit
    31Zeit
    33Aufbau und Dynamik
    des galaktischen Systems
    34Interstellare Materie
    35Sternaufbau
    36Theorie der Sternatmosphären
    37Sternhaufen und Assoziationen
    40Radioastronomie
    41Geschichte der Astronomie
    42Enge Doppelsterne
    44Weltraum und
    Hochenergieastrophysik
    45Sternklassifikation
    46Astronomieausbildung
    47Kosmologie
    49Interplanetares Plasma
    und Heliosphäre
    50Schutz der existierenden und
    potentiellen Sternwartenstandorte
    51Bioastronomie:
    Suche nach außerirdischem Leben

    Etwa 37 Kommissionen der IAU sind für verschiedene Sachgebiete und für die Planung und Durchführung von Forschungsprogrammen auf übernationaler Ebene zuständig. Daneben gibt es auch noch verschiedene Arbeitsgruppen, wie die für die Nomenklatur des Planetensystems (WGPSN: Working Group for Planetary System Nomenclature).

    Die IAU trägt die Schirmherrschaft über zahlreiche internationale astronomische Tagungen wie speziellen Symposien und Kolloquien sowie über das Kleinplaneten-Zentrum und das Zentralbüro für astronomische Telegramme am Smithsonian Astrophysical Observatory in Cambridge (Massachusetts), das den zentralen Nachrichtendienst wahrnimmt. Darüber hinaus fördert die IAU auch die Astronomie in Entwicklungsländern.

    Historisches

    Eines der ersten internationalen astronomischen Projekte war die ab 1887 der Sternortbestimmung dienende Organisation der Carte du Ciel, initiiert vom Direktor des Pariser Observatoriums Ernest Mouchez. Es folgten die „Internationale Union zur Erforschung der Sonne“ (International Union for Cooperation in Solar Research) 1904 und der „Internationale Kongress der Astronomischen Ephemeriden“ (International Congress of Astronomical Ephemerides) 1911.[3]

    Nach dem Krieg (1914–1918) bildete sich auf Anregung des Astronomen und „Internationalisten“[3] George Ellery Hale ein internationales Wissenschaftskomitee, das in dieser Situation die Neuordnung des Wissenschaftsbetriebs zum Ziel hatte. Dieses Komitee hatte unter dem Namen International Research Council („Internationaler Forschungsrat“), IRC, seine konstituierende Versammlung in Brüssel am 18. bis 28. Juli 1919. Als Mitglieder waren nur Staaten, nicht Einzelpersonen zugelassen. Die Staaten der Mittelmächte (Deutschland und seine Verbündeten im Ersten Weltkrieg) wurden dabei explizit ausgeschlossen, neutral gebliebene Staaten sollten vorher überprüft werden.[3] Das Exekutivkomitee des IRC spielte eine zentrale Rolle bei der Validierung der Bildung verschiedener Wissenschaftsorganisationen, unter anderem der IAU, die bei Ende der Versammlung aus der Taufe gehoben wurde.[3] Auch die IAU schloss die ehemaligen Mittelmächte von der Mitgliedschaft aus.[5]

    Jahr und Ort der Generalversammlungen
    31.2022Busan, Korea Sud Südkorea
    30.2018Wien, Osterreich Österreich
    29.2015Honolulu, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
    28.2012Peking, China Volksrepublik Volksrepublik China
    27.2009Rio de Janeiro, Brasilien Brasilien
    26.2006Prag, Tschechien Tschechien
    25.2003Sydney, Australien Australien
    24.2000Manchester, England England
    23.1997Kyōto, Japan 1870Japan Japan
    22.1994Den Haag, Niederlande Niederlande
    21.1991Buenos Aires, Argentinien Argentinien
    20.1988Baltimore, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
    19.1985Neu-Delhi, Indien Indien
    18.1982Patras, Griechenland Griechenland
    17.1979Montreal, Kanada Kanada
    16.1976Grenoble, Frankreich Frankreich
    15.1973Sydney, Australien Australien
    14.1970Brighton, England England
    13.1967Prag, Tschechoslowakei Tschechoslowakei
    12.1964Hamburg, Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland
    11.1961Berkeley, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
    10.1958Moskau, Sowjetunion 1955 Sowjetunion
    09.1955Dublin, Irland Irland
    08.1952Rom, Italien Italien
    07.1948Zürich, Schweiz Schweiz
    06.1938Stockholm, Schweden Schweden
    05.1935Paris, Dritte Französische Republik Frankreich
    04.1932Cambridge, Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten
    03.1928Leiden, Niederlande Niederlande
    02.1925Cambridge, England England
    01.1922Rom, Italien 1861 Italien
    Eröffnungszeremonie der 26. Generalversammlung 2006 in Prag

    1922 in Rom legte die IAU die heutige Anzahl von 88 Sternbildern fest. 1925 im englischen Cambridge erhielt der belgische Astronom Eugène Delporte von ihr den Auftrag, die genauen Grenzen der Sternbilder zu ziehen. 1928 in Leiden wurden diese Grenzen von ihr genehmigt, außerdem wurde die Benennung von 412 Mondkratern beschlossen.[6]

    Auf der Generalversammlung des Jahres 2006 in Prag erregte die Neudefinition der Planeten des Sonnensystems besonders große öffentliche Aufmerksamkeit; sie führte dazu, dass Pluto nicht mehr als Planet betrachtet wird.

    Die 30. IAU-Generalversammlung fand vom 20. bis 31. August 2018 in Wien (Österreich) statt. Veranstalter war die Wiener Universitätssternwarte. In den zwei Wochen dieser Tagung, zu der rund 3000 Teilnehmer kamen, fanden parallel 7 große Symposien und 15 kleinere Tagungen (Focus Meetings) statt. Zusätzlich gab es Treffen der 9 Abteilungen (Divisions) der IAU.[7]

    Die 31. IAU-Generalversammlung in Busan, Südkorea, wurde wegen der COVID-19-Pandemie von August 2021 auf August 2022 verschoben.[8]

    Siehe auch

    Literatur

    • Rolf Sauermost (Hrsg.): Lexikon der Astronomie. In 2 Bänden. Herder, Freiburg 1989 f., ISBN 3-451-21632-9
    • Helmut Zimmermann und Alfred Weigert: ABC-Lexikon Astronomie. 8. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1995, ISBN 3-86025-688-2.
    • Jacqueline Mitton: Astronomie von A bis Z. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1995. ISBN 3-440-07007-7
    • Walter S. Adams: The History of the International Astronomical Union. In: Publications of the Astronomical Society of the Pacific, Band 61, 1949, S. 5–12, bibcode:1949PASP...61....5A
    Commons: Internationale Astronomische Union – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. a b National Members of the IAU. In: iau.org. Abgerufen am 24. August 2023 (englisch).
    2. a b Geographical and Gender Distribution of Individual and Junior Members. In: iau.org. 1. August 2023, abgerufen am 24. August 2023 (englisch).
    3. a b c d e Jean-Louis Bougeret: The first President of the IAU, Benjamin Baillaud. Proceedings IAU Symposium 349 (2019). Digitalisat,
    4. iau.org (PDF; 558 kB)
    5. Adriaan Blaauw: History of the IAU. Springer, Dordrecht 1994, S. 7 (Internetressource).
    6. Heinz Mielke: Der Weg zum Mond. Verlag Neues Leben, Berlin, 2., erweiterte Aufl. 1971, S. 92.
    7. XXXth General Assembly of the International Astronomical Union astronomy2018.univie.ac.at, abgerufen am 19. Februar 2018.
    8. iau2009 — Press Release, abgerufen am 14. Februar 2021.

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