Interhyp

Interhyp AG

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RechtsformAktiengesellschaft[1]
Gründung7. Juni 1999
SitzMünchen, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Alp Sivrioğlu (Aufsichtsratsvorsitzender)
Mitarbeiterzahl1.622
Umsatz254,3 Mio. Euro
BrancheFinanzdienstleistungen
Websitewww.interhyp-gruppe.de
Stand: 17. Mai 2021

Die Interhyp AG ist ein in München ansässiger Vermittler für private Baufinanzierungen. Das 1990 gegründete Unternehmen gehört seit 2008 zur niederländischen ING Groep,[2] der Börsenhandel endete 2011.[3]

Interhyp vergibt selbst keine Darlehen, sondern vermittelt Angebote von Banken, Sparkassen, Bausparkassen und Versicherungen.[4] Das Unternehmen finanziert sich über die Provisionen, die das Unternehmen bei Vermittlung erhält.[5]

Geschichte

Der Sitz der Interhyp AG in München, Domagkstraße 34

Gründung und Geschäftsmodell

Interhyp wurde 1999 von Robert Haselsteiner und Marcus Wolsdorf gegründet.[6] Beide arbeiteten zuvor als Investmentbanker für Goldman Sachs,[7] unter anderem im Zinsgeschäft.[8] Zu den Investoren zählten 3i und Earlybird Venture Capital.[9] Das Internetportal ging im Januar 2000 online.[10]

Expansion und Börsengang

Interhyp kooperierte unter anderem mit PropertyGate, dem Vorläufer von Immobilienportalen wie ImmobilienScout24 oder Immowelt.[11] 2000 öffnete sich Interhyp für die Zusammenarbeit mit Maklern, Bauträgern und anderen Partnern wie freien Vermittlern.[12] Im ersten Geschäftsjahr wurden Finanzierungen mit einem Volumen von 300 Millionen Mark vermittelt.[13][14] 2002 wurde das Geschäft im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt,[15][16] auch 2003 und 2004 setzte sich das Wachstum fort.[17][18]

Im Jahr 2005 strebte das Unternehmen einen Börsengang an.[19][20] Den Auftrag für die Koordination des Vorhabens erhielt die Deutsche Bank.[21] Die Erstnotierung erfolgte Ende September 2005 im Prime Standard und war nach Unternehmensangaben 30-fach überzeichnet.[22] Aufgrund der großen Nachfrage privater und institutioneller Investoren wurde die Greenshoe-Option ausgeübt.[23] Es handelte sich laut einem Bericht des Handelsblatts um den erfolgreichsten Börsengang des Jahres 2005.[24] Im Dezember nahm die Deutsche Börse Interhyp in den Aktienindex SDAX auf.[25]

Wachstum durch Kooperationen

Für das Geschäftsjahr 2005 präsentierte Interhyp seine bis dahin höchsten Ergebnisse in Bezug auf Geschäftsvolumen und Ertrag.[26] Nachdem es zuvor erste Zweigniederlassungen gab,[6] wurde dieser Vertriebskanal neben dem Internet etabliert,[26] das jedoch durch Kooperationen etwa mit Cortal Consors nach wie vor den Kern des Geschäfts bildete.[27][28] 2007 wurde mit MLP ein Gemeinschaftsunternehmen ins Leben gerufen,[29] an dem Interhyp 50,2 % besitzt.[30] Die Kooperation mit den Beratern des Finanzvertriebs stärkte das Geschäft erheblich.[31] Neben neuen Finanzierungen stieg die Nachfrage nach Anschlussfinanzierungen.[32]

Übernahme durch ING Direct

Für das Geschäftsjahr 2006 zahlte Interhyp erstmals eine Dividende.[33] Vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise ab 2007 gab es einen Gewinneinbruch.[34][35] Im Hinblick auf die strukturellen Veränderungen der Branche kündigte ING Direct, eine Tochtergesellschaft der ING Groep, die Übernahme von Interhyp an.[36][37][38] Das Unternehmen wurde mit über 400 Millionen Euro bewertet.[39][40] Nach Genehmigung der Transaktion durch die Niederländische Zentralbank sicherte sich ING Direct im Juni 2008 erstmals eine Mehrheit der Aktien.[41][42] Im Laufe dieses Jahres stieg der Anteil der Niederländer auf über 95 %.[43]

Die Deutsche Kreditbank sah aufgrund der Konkurrenz zur Direktbank ING-DiBa die Unabhängigkeit der Beratung gefährdet[44] und kündigte seine Kooperation mit Interhyp,[45] die mittlerweile wieder aufgenommen wurde.[46]

Ausbau des Filialnetzes

2011 wechselten die Interhyp-Gründer aus der operativen Leitung in den Aufsichtsrat.[47] Die Hauptversammlung beschloss einen Squeeze-out der verbleibenden Aktionäre,[48] daraufhin endete der Handel der Interhyp-Aktie an der Börse.[3] Unter der Führung von ING Direct forcierte Interhyp vor allem die Expansion in der Fläche.[6][49] Durch die Kombination aus digitalem und stationärem Vertrieb gewann Interhyp 2014 und 2015 weitere Marktanteile.[50][51][52][53] In den folgenden Jahren strebte das Unternehmen vor allem eine stärker internationale Aufstellung an.[54]

Seit dem 1. April 2017 ist Jörg Utecht als Nachfolger Michiel Goris Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe.[55] 2019 wurde Stefan Hillbrand zum Finanzvorstand berufen.[56]

Angesichts der negativen Entwicklung der Baufinanzierung insgesamt als Folge des weltweit steigenden Zinsniveaus kündigte Interhyp Ende 2022 den Abbau von bis zu 100 der 1600 Mitarbeiterstellen über freiwillige Regelungen an.[57] Nach in den Vorjahren meist wachsenden Geschäften brach das Abschlussvolumen im Geschäftsjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um rund 15 % ein. Das operative Vorsteuerergebnis sank um 43 % auf 61 Millionen Euro.[58]

Organisation

Rechtsform

Die Interhyp AG ist eine Aktiengesellschaft nach deutschem Recht. Sie wurde am 7. Juni 1999 ins Handelsregister eingetragen. Das Grundkapital beträgt 6.593.525 Euro, eingeteilt in auf den Namen lautende Stückaktien. Ihr Gegenstand ist die Vermittlung von Darlehen, Versicherungen, Aktien- und Rentenfonds sowie anderen Produkten und die Beratung hierzu, soweit es sich nicht um genehmigungspflichtige Tätigkeiten nach dem Kreditwesengesetz handelt. Sie darf alle Handlungen und Maßnahmen vornehmen, die unmittelbar oder mittelbar dem Geschäftszweck dienen.[1] Die nach der Gewerbeordnung erforderlichen Genehmigungen liegen vor.[59]

Management

Dem Vorstand der Interhyp AG gehören Jörg Utecht (Vorsitzender), Mirjam Mohr, Marcus Fienhold, Stefan Hillbrand und André Lichner an.[60][1] Der Aufsichtsrat der Interhyp AG besteht aus sechs Mitgliedern.[1] Den Vorsitz hat Alp Sivrioğlu, der als Chief Financial Officer das Geschäft von ING in den Niederlanden leitet.[61]

Eigentümer

Die Interhyp AG gehört zum Geschäftsbereich Retail Germany der ING Groep und befindet sich vollständig im Eigentum der ING Deutschland GmbH.[62] Diese wiederum gehört der ING Holding Deutschland GmbH, deren einzige Gesellschafterin die ING Bank N.V. ist.[63] Die wichtigsten Tochtergesellschaften der Interhyp AG sind Prohyp GmbH (100 %) und die MLP Hyp GmbH (50,2 %).[64][65] Die Hausfinanz Beratungsgesellschaft mbH (100 %) ist nicht operativ tätig.[66]

Kritik

In den Anfangsjahren kritisierten Beobachter die lückenhafte Berücksichtigung staatlicher Fördergelder,[67] die jedoch mittlerweile gewährleistet wird.[68]

2013 kritisierte Finanztest, Interhyp stelle Interessenten auf seiner Website überhöhte Kredite in Aussicht. Das Unternehmen habe mit einer Zinsbindung über fünf Jahre und einem Prozent Tilgung gerechnet, was nicht ausreichend sei. Finanztest lobte, dass Interhyp noch am Tag der Veröffentlichung des Tests reagierte und seine Website anpasste.[69]

Weblinks

Commons: Interhyp – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d Interhyp AG (Amtsgericht München, HRB 125915). In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 15. Februar 2018.
  2. Silke Chef: Interhyp wird Schwester von ING-Diba. In: Immobilien-Zeitung. 28. Mai 2008.
  3. a b Vermittler von Baufinanzierungen geht von der Börse. In: Handelsblatt. 8. Juli 2011, S. 30.
  4. Was lange währt, wird richtig gut. Über den Baugeldvermittler Interhyp. In: Abendzeitung. 21. November 2009, S. 5.
  5. Interhyp führt Häuslebauer und Geldgeber zusammen. In: VDI Nachrichten. 28. Januar 2000, S. 30.
  6. a b c Historie. Interhyp Gruppe, abgerufen am 15. Februar 2018.
  7. Anja Müller: Mit der Maus zum Haus. In: Handelsblatt. 14. April 2000, S. 16.
  8. Web im Blick: www.interhyp.de. In: Handelsblatt. Investor Blickpunkt. 13. Oktober 2000, S. 5.
  9. Bits & Bytes. In: Immobilien-Zeitung. 10. August 2000, S. 9.
  10. Bau-Kredite online. In: Welt am Sonntag. 23. Januar 2000, S. 55.
  11. Robert Ummen: Strategische Kooperation von Interhyp und PropertyGate. In: Die Welt. 24. Juli 2000, S. 18.
  12. Interhyp bietet Maklern Partnerschaft. In: Immobilien-Zeitung. 7. September 2000, S. 15.
  13. Thomas Hegmann: Aufschwung für Baufinanzierung im Internet. In: Financial Times Deutschland. 29. Januar 2001, S. 20.
  14. Hypotheken aus dem Netz beleben die Branche. In: Handelsblatt. 14. Februar 2001, S. 46.
  15. Interhyp steigert Finanzierungsvolumen. In: Die Welt. 29. April 2003, S. 24.
  16. Interhyp mit schwarzen Zahlen im März. In: Handelsblatt. 29. April 2002, S. 36.
  17. Interhyp hyp hurra! In: Immobilien-Zeitung. 13. November 2003, S. 9.
  18. Robert Ummen: Online-Finanzierer Interhyp steigert Umsatz um rund 100 Prozent. In: Die Welt. 15. April 2005, S. 23.
  19. Rolf Lebert, Thorsten Kramer: Baufinanzierer Interhyp strebt an die Börse. In: Financial Times Deutschland. 2. August 2005, S. 18.
  20. Michaela Geiger: Kreditmakler Interhyp will an die Börse. In: Welt am Sonntag. 7. August 2005, S. 3 (Ressort München).
  21. Interhyp will im Herbst an die Börse. In: Börsen-Zeitung. 3. September 2005, S. 13.
  22. Interhyp beginnt Börsenkarriere mit dickem Plus. In: Handelsblatt. 29. September 2005, abgerufen am 15. Februar 2018.
  23. Greenshoe bei Interhyp ausgeübt. In: Börsen-Zeitung. 4. Oktober 2005, S. 4.
  24. Christian Schnell: Aktie unter der Lupe: Interhyp bietet noch Chancen. In: Handelsblatt. 19. Dezember 2005, abgerufen am 15. Februar 2018.
  25. Axel Höpner: Generationswechsel im Dax. Änderungen auch in TecDax und SDax. In: Neue Westfälische. 7. Dezember 2005.
  26. a b Bernhard Bomke: Interhyp präsentiert Rekordergebnis. In: Immobilien-Zeitung. 2. März 2006.
  27. Rolf Lebert: Consors und Interhyp kooperieren. In: Financial Times Deutschland. 6. Oktober 2006, S. 19.
  28. Interhyp baut mit Cortal Consors. In: Medianet. 25. Oktober 2006, S. 28.
  29. Lutz Reiche: Gebündelte Kräfte. In: Manager Magazin. 24. Juli 2007, abgerufen am 15. Februar 2018.
  30. Michael Flämig: Interhyp holt sich Finanzmakler MLP ins Boot. In: Börsen-Zeitung. 25. Juli 2007, S. 3.
  31. MLP verstärkt Interhyp-Vertrieb. In: Immobilien-Zeitung. 2. August 2007, S. 5.
  32. Interhyp hält Richtung auf dem Wachstumspfad. In: Börsen-Zeitung. 15. Mai 2007, S. 4.
  33. Interhyp zahlt erstmals Dividende. In: Handelsblatt. 23. Februar 2007, S. 26.
  34. Interhyp leidet unter schwacher Nachfrage nach Baugeld. In: Die Welt. 8. Mai 2008, S. 23 (Ressort Immobilien).
  35. Interhyp erleidet Gewinneinbruch. In: Börsen-Zeitung. 24. Februar 2009, S. 4.
  36. Nicole Bastian: Eine Frage der Unabhängigkeit. In: Handelsblatt. 19. Mai 2008, abgerufen am 15. Februar 2018.
  37. Schweizerische Depeschenagentur: ING Direct lance une OPA sur l'allemand Interhyp. 19. Mai 2008 (französisch).
  38. ING greift nach Interhyp. In: Manager Magazin. 19. Mai 2008, abgerufen am 15. Februar 2018.
  39. Rolf Lebert: ING verleibt sich Interhyp ein. In: Financial Times Deutschland. 20. Mai 2008, S. 17.
  40. Christine Skowronowski: ING schluckt Interhyp. Niederländer bieten mehr als 400 Millionen Euro. In: Frankfurter Rundschau. 20. Mai 2008, S. 17.
  41. ING darf Interhyp übernehmen. In: Börsen-Zeitung. 17. Juli 2008, S. 4.
  42. ING sichert sich Interhyp-Mehrheit. In: Börsen-Zeitung. 31. Juli 2008, S. 3.
  43. Squeeze-out bei Interhyp möglich. In: Börsen-Zeitung. 17. Oktober 2008, S. 4.
  44. DKB kündigt Interhyp. In: Börsen-Zeitung. 7. August 2008, S. 5.
  45. DKB kündigt Kooperation mit Interhyp. In: Handelsblatt. 7. August 2008, S. 26.
  46. Partner. Interhyp, abgerufen am 9. März 2018.
  47. Michael Flämig: Interhyp-Gründer kündigen Abschied an. In: Börsen-Zeitung. 10. Juli 2010, S. 7.
  48. ING Direct will Interhyp komplett. In: Börsen-Zeitung. 25. März 2011, S. 3.
  49. Interhyp greift in der Fläche an. In: Börsen-Zeitung. 14. Februar 2012, S. 4.
  50. Nicolas Katzung: Interhyp bricht alle Rekorde. In: Immobilien-Zeitung. 27. Februar 2015, abgerufen am 15. Februar 2018.
  51. Interhyp zieht weitere Marktanteile an sich. In: Börsen-Zeitung. 28. Februar 2015, S. 5.
  52. Marcus Jung: Interhyp: Rekordjagd in der privaten Baufinanzierung. In: Immobilien-Zeitung. 18. Februar 2016, abgerufen am 15. Februar 2018.
  53. Interhyp gewinnt Marktanteile. In: Börsen-Zeitung. 19. Februar 2016, S. 4.
  54. Michael Flämig: Interhyp probt die Internationalisierung. In: Börsen-Zeitung. 28. Februar 2019, S. 2.
  55. Ulrich Schüppler: Interhyp-Vorstand stellt sich neu auf. In: Immobilien-Zeitung. 24. Januar 2017, abgerufen am 15. Februar 2018.
  56. Stefan Hillbrand wechselt als CFO in den Interhyp-Vorstand. In: Property Magazine. 1. März 2019, abgerufen am 14. März 2019.
  57. Ulrich Schüppler: Interhyp baut Personal ab. In: Immobilien-Zeitung. 8. Dezember 2022.
  58. Ulrich Schüppler: Interhyp vermittelt 15% weniger Baukredite. In: Immobilien-Zeitung. 14. Februar 2023.
  59. Impressum. Interhyp Gruppe, abgerufen am 15. Februar 2018.
  60. Vorstand. Interhyp Gruppe, abgerufen am 6. Juli 2021.
  61. Impressum. Abgerufen am 27. Juli 2021.
  62. ING Deutschland GmbH (Amtsgericht Frankfurt, HRB 74840). In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 15. Februar 2018.
  63. ING Holding Deutschland GmbH (Amtsgericht Frankfurt, HRB 74840). In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 15. Februar 2018.
  64. Prohyp GmbH (Amtsgericht München, HRB 130966). In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 15. Februar 2018.
  65. MLP Hyp GmbH (Amtsgericht Mannheim, HRB 703190). In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 15. Februar 2018.
  66. Hausfinanz Beratungsgesellschaft mbH (Amtsgericht München, HRB 154053). In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 15. Februar 2018.
  67. Anne Wiktorin: Billiger ins eigene Heim. In: WirtschaftsWoche. 17. Februar 2000, S. 200.
  68. Fördermittel. Interhyp, abgerufen am 9. März 2018.
  69. Echo: Auf Kritik reagiert. (Nicht mehr online verfügbar.) Stiftung Warentest, 16. April 2013, archiviert vom Original am 27. April 2018; abgerufen am 15. Februar 2018.

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