Inselbahn Fehmarn

Lütjenbrode–Orth (Fehmarn)
Karte von Vogelfluglinie (schwarz) und KOE (rot)
Karte von Vogelfluglinie (schwarz) und KOE (rot)
Streckennummer (DB):1102 (Lütjenbrode–Großenbroder Fähre)
1103 (Fehmarnsund–Orth)
Kursbuchstrecke:103m (1934)
118m (1946)
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
von Heiligenhafen
0,000Lütjenbrode
von Lübeck Hbf
nach und von Großenbrode Kai
3,040Großenbrode
nach Puttgarden
7,100Großenbroder Fähre
Eisenbahnfähre
0,050Fehmarnsund
2,570Wulfen (Fehmarn)
5,300Burgstaaken
Anschluss Hafen Burgstaaken
7,330Burg (Fehmarn)
7,520Fehmarn-Burg (Bft)
7,980Infrastrukturgrenze AKN / DB InfraGO
8,031Burg (Fehmarn) Abzw (Bft)
nach und von Puttgarden
8,855Burg (Fehmarn) West
nach Lübeck Hbf
10,680Landkirchen
12,780Alt Jellingsdorf
14,800Lemkendorf
16,890Petersdorf (Fehmarn)
20,730Orth (Fehmarn)

Quellen: [1][2]

Die Inselbahn Fehmarn ist eine weitgehend abgebaute normalspurige Eisenbahnstrecke auf der schleswig-holsteinischen Ostseeinsel Fehmarn und dem benachbarten Festland. Sie wurde 1905 von der Kreis Oldenburger Eisenbahn in Betrieb genommen. Zwischen 1963 und 1995 wurde die Strecke abschnittsweise stillgelegt.

Seit 2010 ist ein kurzer Streckenabschnitt in Form einer Stichverbindung zwischen dem Betriebsbahnhof Burg West an der Bahnstrecke Lübeck–Puttgarden und dem Bahnhof Fehmarn-Burg erneut in Betrieb. Der Verkehr ruht jedoch seit 2022 aufgrund der Bauarbeiten für die Feste Fehmarnbeltquerung.

Streckenbeschreibung

Die Strecke verband die Fehmarnschen Ortschaften Orth, Petersdorf, Landkirchen, Burg, Burgstaaken, Wulfen und den Fähranleger Fehmarnsund über die Eisenbahnfähre Großenbrode Fähre–Fehmarnsund mit Großenbrode und Lütjenbrode auf dem Festland. Beim Haltepunkt Burgstaaken zweigte eine kurze Anschlussbahn zum Hafen ab.

Betrieb und Geschichte

Die Inselbahn wurde am 8. September 1905 als Kleinbahn Lütjenbrode-Orth der Kreis Oldenburger Eisenbahn eröffnet.

Anders als etwa die Inselbahnen der meisten Nordseeinseln war die Strecke in Normalspur angelegt, so dass ein durchgehender Zugverkehr vom Festland möglich war. Hierbei wurden die Züge mit einer Eisenbahnfähre vom Fährhafen Großenbroder Fähre – nicht zu verwechseln mit dem Fähranleger Großenbrode Kai, von wo aus in den 1950er Jahren der Zugverkehr nach Gedser in Dänemark abgewickelt wurde – auf die Insel übergesetzt. Die Betriebsführung lag zunächst bei den Preußischen Staatsbahnen und ab 1923 bei der Deutschen Reichsbahn (DR). 1924 wurde die Betriebsführung an die Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer Eisenbahn übergeben, die Fahrzeuge kamen weiterhin von der DR. Es wurde aber auch ein eigener Triebwagen beschafft. Wegen Unzufriedenheit mit der Betriebsführung wurde diese 1931 durch die KOE selber übernommen, dazu wurden eigene Fahrzeuge beschafft. 1941 übernahm die DR die Bahn vollständig, einschließlich der Fahrzeuge.

1903 bis 1927 war die eingleisige Fähre Fehmarnsund mit einer Verbund-Dampfmaschine von 95 kW (130 PS) von Großenbrode Fährhafen über den Fehmarnsund im Einsatz, die zwei Güterwagen transportieren konnte. Personenwagen wurden noch nicht trajektiert. Im November 1927 wurde sie von der mit 2 × 175 kW (2 × 240 PS) angetriebenen Fehmarn abgelöst, die mit ihren 137 m Gleislänge auch Reisezugwagen befördern konnte. 1951 wurde dieses Schiff auf Dieselantrieb umgestellt und um 15 m verlängert. Im Dezember 1949 konnte die DR zusätzlich die Frauke einsetzen, die unter ihrem neuen Namen Schleswig-Holstein mit ihren 41 m Länge bis zu vier Eisenbahnwagen aufnehmen konnte. Sie war ursprünglich in Königsberg für die deutsche Luftwaffe gebaut worden und zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Rendsburg um 14 m verlängert worden. Sie wurde mit ihren beiden 150 kW (200 PS) Dieselmotoren nach ihrer Modernisierung als „eleganteste“ der Sundfähren bezeichnet.[3]

Die Lokomotiven für den insularen Streckenteil waren in Burg stationiert, so dass meist nur die Wagen auf der Fähre befördert werden mussten. Später wurde der Betrieb auf Triebwagen der Baureihen VT 95 und 98 umgestellt.

Nach Aufgabe des Personenverkehrs von Burg nach Orth am 2. Juni 1956 und zum Bahnhof Fehmarnsund am 30. April 1963 – zeitgleich zur Eröffnung der Fehmarnsundbrücke als fester Verbindung zum Festland – wurde die Fährverbindung von Großenbrode nach Fehmarn eingestellt.

Der Zugverkehr mit dem Festland und der Fernverkehr nach Dänemark werden seitdem über die Strecke von Großenbrode nach Puttgarden abgewickelt. Die alte Inselbahn wurde mit dieser Strecke zunächst noch über ein Gleisdreieck auf Höhe der Stadt Burg auf Fehmarn verknüpft.

Die Bedeutung der eigentlichen Inselbahn ging jedoch auch im Güterverkehr immer weiter zurück, denn die Versorgung mit Gütern und die Verladung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Insel erfolgte immer weniger auf dem Seeweg, so dass die Anbindung der Häfen Orth und später auch Burgstaaken an die Inselbahn nicht mehr notwendig war. So wurden zunächst der Güterverkehr von Burg über Wulfen zur nicht mehr existierenden Sundfähre, aber auch derjenige zum Orther Hafen eingestellt. Es verblieb somit noch die Strecke zwischen Burgstaaken und Petersdorf. Die Strecke Burg–Burgstaaken wurde im Jahre 1980 und die Strecke Landkirchen–Petersdorf zum 28. Mai 1988 stillgelegt.

Noch bis zum 25. September 1983 verkehrte zum Bahnhof Burg auf Fehmarn über die Stichstrecke Burg West–Burg a. F. der bei den Ostseeurlaubern beliebte Fehmarn-Express – dieser umfuhr Hamburg via Büchen–Lüneburg.[4] Der Zug fuhr zunächst bis Puttgarden und setzte dann nach Burg zurück. Am 1. Februar 1995 wurde der letzte Abschnitt zwischen Burg und Landkirchen, auf dem noch Güterverkehr betrieben wurde, stillgelegt; nachdem schon ein Jahr früher, zum 1. März 1994, die Bedienung des Bahnhofes Burg beendet worden war. Die aufgegebenen Eisenbahntrassen lagen viele Jahre brach und wurden anschließend teilweise mit Radwegen überbaut.

Historische Aufnahmen

Heutiger Zustand

Die Gleisanlagen sind bis auf die Reststrecke nach Burg auf Fehmarn heute größtenteils ab- oder überbaut worden. Reste der ursprünglichen Inselbahn finden sich noch in den Häfen Burgstaaken und Orth sowie östlich von und in Landkirchen; der ehemalige Fährhafen am Bahnhof Fehmarnsund wurde zu einer Werft umgebaut. Der frühere Bahnhof Petersdorf wurde in ein Wohnhaus umgewandelt, ist jedoch noch als ehemaliges Bahnhofsgebäude zu erkennen. Vor ihm sind noch einige Meter Gleise erhalten und gut zu sehen.

Die Anbindung vom Festland nach Puttgarden wurde zwischenzeitlich regelmäßig mit Regionalbahnen aus Lübeck bedient (an Sommerwochenenden auch Hamburg). Die Regionalbahnen hielten seit 2010 auch wieder im Haltepunkt Burg auf Fehmarn. Im Sommer verkehrten täglich ein bis zwei IC-Züge von und nach Hamburg und Köln. Der Güterverkehr auf der Vogelfluglinie ist seit 1997 eingestellt, weil mit Inbetriebnahme der festen Verbindung über den Großen Belt in Dänemark die mit großem Rangieraufwand verbundene Verladung der Güterwagen auf Fährschiffe weniger wirtschaftlich wurde.

Der vertraglich vereinbarte Neubau einer festen Querung des Fehmarnbelts in Richtung Dänemark hat zur vorübergehenden Einstellung des Eisenbahnverkehrs auf der Insel Fehmarn geführt. Geplant sind die Elektrifizierung der Strecke von Lübeck bis Nykøbing und später ein durchgehender zweigleisiger Ausbau. Bereits mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 wurde der Zugverkehr nach Kopenhagen über Fehmarn eingestellt und bis zur Inbetriebnahme des Tunnels über die Festlandverbindung umgeleitet, da auf dänischer Seite die Vorarbeiten an der Bahntrasse für die feste Beltquerung beginnen. Damit endete der Trajektverkehr von Puttgarden nach Rodby.

Die Anbindung aller Orte der Insel geschieht heute ausschließlich durch Busverkehr entweder der Deutsche-Bahn-eigenen Autokraft oder des Schienenersatzverkehrs nach Lübeck und seit 1997 auch durch den Bürgerbus Fehmarn, der durch den Bürgerbusverein Fehmarn e. V. betrieben wird.

Am 31. Juli 2010 wurde der neu gebaute Haltepunkt Fehmarn-Burg (Burg auf Fehmarn) in Betrieb genommen. Der neue Haltepunkt liegt etwa 100 m vor dem früheren Bahnhof Burg. Er soll im Rahmen des Ausbaus der Vogelfluglinie zu einem mehrgleisigen Regional- und Fernbahnhof erweitert werden. Bereits bis 2022 wurde der Haltpunkt neben den Regionalzügen der Strecke Lübeck–Puttgarden auch von einzelnen Intercity-Zügen bedient.[5] Betrieben werden die letzten 600 Meter Gleise samt dem Haltepunkt bislang von der AKN Eisenbahn AG. Notfallmanagement und die Betreuung des Bahnhofs obliegen hingegen der Deutschen Bahn. Durch ein Gleisdreieck können Züge den Haltepunkt Fehmarn-Burg sowohl in Richtung Lübeck als auch in Richtung Puttgarden verlassen.

Literatur

  • Olaf Hamelau: Die Eisenbahn in Ostholstein. Sutton-Verlag, Erfurt 2010, ISBN 978-3-86680-589-7.
  • Sven Gorgos, Rainer Humbach, Norman Kampmann, Zeno Pillmann, Gerd Wolff: Vogelfluglinie – Über den Fehmarnsund nach Skandinavien (= EK Special. Nr. 149). EK-Verlag, 2023, ISSN 0170-5288 (100 S.).

Einzelnachweise

  1. Infrastrukturregister. In: geovdbn.deutschebahn.com. DB InfraGO AG, abgerufen am 3. Juni 2024.
  2. Deutsche Bundesbahn (Hrsg.): Bundesbahndirektion Hamburg. Karte 1:450 000. Ausgabe B, September 1956 (blocksignal.de).
  3. Dänemark Verbindungen vor 1963. In: Die Vogelfluglinie. Eisenbahn-Kurier Spezial 53 M 9818, 2. Quartal 1999, S. 9–10.
  4. D 1841 und D 1840 auf fernbahn.de, abgerufen am 29. Oktober 2023.
  5. bahnnews.info Erster Intercity hält in Fehmarn-Burg

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Gleise im ehemaligen Bahnhof Orth
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stillgelegtes Gleis bei Landkirchen, Fehmarn
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Geradeaus die Strecke Richtung Fehmarnsund-Brücke, abzweigend Richtung Puttgarden (1983)
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Ehem. Bahnhof, Petersdorf, Fehmarn
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Der ehemalige Fähranlieger dient der Werft als Slipanlage (1984)
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Der Bahnhof von Burg auf Fehhmarn (1983)
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Bahnhof Burg der Inselbahn Fehmarn
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Kopfhaltestelle, ex Streckenanfang
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Die Strecke nach Orth kreuzt die B207 (1983)
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Gleisende Hafen Burgstaaken