Innenstadtring (Leipzig)

Koordinaten: 51° 20′ 26,2″ N, 12° 22′ 34″ O

Die Innenstadt Leipzigs mit dem Ring

Der Innenstadtring in Leipzig (auch kurz „Ring“ genannt) im Stadtbezirk Mitte ist die Ringstraße um die Leipziger Innenstadt. Er umschließt das nur 0,7 km² große Gebiet[1] der mittelalterlichen Kernstadt ohne die seinerzeitigen Vorstädte.

Geschichte

Georgiring mit Augustusplatz, Ansicht vom Europahaus (um 1930)

Der Innenstadtring zeichnet fast vollständig den Verlauf der ehemaligen Stadtbefestigungen nach, die nach dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763) geschleift wurden. Markante Eckpunkte innerhalb der Stadtbefestigung waren die Stadttore, deren Bezeichnung sich vom Ring ausgehend als Straßennamen erhalten haben. Bereits seit Beginn des 18. Jahrhunderts fanden Begrünungen der Befestigungswerke mit Alleen statt, welche bis zur Mitte des Jahrhunderts einen teils mehrreihigen Promenadenring[2] bildeten. Der Name übertrug sich auf die späteren gärtnerisch gestalteten Anlagen, welche bis heute innerhalb des Straßenringes die Innenstadt nahezu vollständig umgeben. Der Promenadenring ist der älteste kommunale Landschaftspark Deutschlands[3] und eines der wichtigsten Garten- und Kulturdenkmale Leipzigs. Der Ausbau zum Verkehrsring erfolgte 1904–1912.[4] Ab 1925 entwickelte Hubert Ritter (1886–1967) das Konzept der Ringcity.

Während der Wendezeit 1989 führten die Montagsdemonstrationen vom Augustusplatz fast über den gesamten Ring.

Verlauf

Januar 1990, der Ring mit Gewandhaus (rechts) und Ringbebauung (hinten)
Die Straßenbahnhaltestelle Goerdelerring auf dem Tröndlinring zwischen der Reformierten Kirche und den Höfen am Brühl (2016)
Der Ring mit Straßenbahnhaltestelle Wilhelm-Leuschner-Platz (2015)

Der insgesamt etwa 3,6 Kilometer lange[5][6] Straßenring ist heute als vier- bis sechsspurige Straße mit durchgehendem Straßenbahngleiskörper angelegt und besteht aus folgenden Abschnitten (im Uhrzeigersinn am Hauptbahnhof beginnend):

Letzte Straßenbenennungen

StraßeBeschlussfassungInkrafttretenAnmerkung
Willy-Brandt-Platz16. November 199318. Dezember 1993
Georgiring1899
Augustusplatz2. Oktober 19903. Oktober 1990
Wilhelm-Leuschner-Platz1. August 1945
Martin-Luther-Ring3. November 193310. November 1933
Dittrichring3. November 191722. Dezember 1917
Goerdelerring19. November 19911. Januar 1992nur Umbenennung Friedrich-Engels-Platz in Goerdelerring
Tröndlinring20. Juni 19081. Januar 1909

Bedeutung des Innenstadtrings im Straßennetz der Stadt Leipzig

Ringstraßen in Leipzig, ganz innen der Innenstadtring

Der Innenstadtring hatte 2015, je nach Abschnitt, eine Verkehrsbelastung von 26.000 bis 50.000 Kfz / 24 Stunden.[15] Der Innenstadtring ist im Ringsystem des Leipziger Straßennetzes der innerste Ring (s. Abbildung Ringstraßen in Leipzig). Auf der Abbildung ist als weiterer Ring das Tangentenviereck[16] zu erkennen, dann, farblich hervorgehoben, der (unvollendete) Mittlere Ring und ganz außen die Autobahn.[17] Über den Innenstadtring verlaufen die Bundesstraßen 6 (Willy-Brandt-Platz) und 87 (Tröndlinring). Die Bundesstraße 2 verlief ebenfalls über den Innenstadtring, bevor von der Berliner Brücke im Norden aus die Verbindung über die Rackwitzer Straße, die Ost- und Südseite des Tangentenvierecks befahrbar war. Der Ausbaugrad des Innenstadtrings entspricht dieser großen Verkehrsbelastung (72.800 Kfz / 24 Stunden am Knoten Gerberstraße (Hallesches Tor), 30.700 Kfz / 24 Stunden am Knoten Thomaskirchhof / Gottschedstraße).[18]

Radverkehr

Grüner Radstreifen am Martin-Luther-Ring (2022)

Seit 1975 war für den Innenstadtring durch das StVO-Zeichen 275 eine Mindestgeschwindigkeit von 40 km/h angeordnet. Am 17. Februar 2011 wurden von der Straßenverkehrsbehörde der Stadt Leipzig die Anordnung einer Mindestgeschwindigkeit aufgehoben, die Schilder entfernt sowie eine Beschilderung mit dem StVO-Zeichen 254 (Verbot für den Fahrradverkehr) verfügt. Am 22. November 2012 legte ein Kläger Widerspruch gegen das Verbot des Radfahrens auf der Fahrbahn auf bestimmten Abschnitten des Promenadenrings ein. Er obsiegte vor dem Sächsischen Oberverwaltungsgericht.[19] Die Stadt Leipzig setzt das Urteil, begleitet von angeregten Diskussionen in der Öffentlichkeit, abschnittsweise um. Seit 2022 werden schrittweise auf den Abschnitten des Rings grün eingefärbte Radfahrstreifen angelegt.[20]

Anstrengungen zur Reduzierung der Verkehrsmenge

Die Stadt Leipzig hat zusammen mit anderen Städten aus Polen, Tschechien, Italien und Spanien von 2014 bis 2020 am EU-Projekt DEMO-EC (Development of sustainable Mobility Management in European Cities) teilgenommen.[21] Der Beitrag der Stadt Leipzig war eine Untersuchung über die Erweiterung der autoarmen Innenstadt (Enlargement of car reduced downtown in the inner city of Leipzig). Die Thematik wurde interdisziplinär von der Stadt-, Verkehrs- und Umweltplanung angegangen. Studierende der Bauhaus-Universität Weimar entwickelten im Wintersemester 2018/19 städtebauliche Entwürfe unter dem Motto Den Ring neu erfinden, die dokumentiert sind.[22][23] Dabei gab es einerseits eine Rückbesinnung auf die Vorgeschichte des Rings als grüner Promenadenring, andererseits eine Vorschau auf künftig erwartete Entwicklungen. Der Modal Split in Leipzig verändert sich in Richtung eines stark wachsenden Anteils des Radverkehrs. Es wird eine starke Einwohnerzunahme gerade auch im Stadtbezirk Mitte prognostiziert (2015: 61.977 Einwohner, Prognose für 2030: 82.549 Einwohner), wodurch wiederum mit einer Zunahme der Verkehrsmenge gerechnet werden muss.

Literatur

  • Gina Klank; Gernot Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, Leipzig 1995, ISBN 3-930433-09-5.
  • Nadja Horsch, Simone Tübbecke (Hrsg.): Bürger Gärten Promenaden. Leipziger Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Passage-Verlag Leipzig 2018, ISBN 978-3-95415-072-4.
  • Andreas Martin, Der Leipziger Promenadenring. Eine Rundfahrt., Lehmstedt Verlag Leipzig 2011, ISBN 978-3-937146-85-0.

Einzelnachweise

  1. K. Lückemeier, J. Richert, U. M. Buchheim, S. Lemke, Leipzig - Innenstadtentwicklung seit 1990
  2. s. auch Stichwort Promenadenring in: Horst Riedel, Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, hrsg. von Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 480
  3. Kathrin Franz: Der Leipziger Promenadenring - Der erste städtische Landschaftspark Deutschlands. In: Helga Schmidt, Gudrun Mayer und Dorothea Wiktorin sowie Sabine Tzschaschel und Jürgen Blenck (Hrsg.): Der Leipzig Atlas. Hermann-Josel Emons Verlag, 2005, ISBN 3-89705-269-5, S. 124 f.
  4. Horst Riedel, ebd.
  5. a b Alle angegebenen Längen beinhalten nur die Abschnitte der jeweiligen Straßen, die als Hauptverkehrsstraßen Bestandteil des Innenstadtrings sind. Sie sind entnommen dem Straßenabschnittsverzeichnis der Stadt Leipzig, Verkehrs- und Tiefbauamt, Stand 1. März 2011 (Bestandsverzeichnis nach § 4 Sächsisches Straßengesetz – SächsStrG – vom 21. Januar 1993).
  6. Nach Abzug der im Bestandsverzeichnis mehrfach verzeichneten Straßenlängen bei Parallelfahrbahnen.
  7. Einschließlich zwei Parallelfahrbahnen mit Abbiegespuren.
  8. Einschließlich zwei Parallelfahrbahnen.
  9. Diese Länge beinhaltet nur die Abschnitte Roßplatz–Grimmaischer Steinweg als Einzelfahrbahn (183 Meter) und Grimmaischer Steinweg–Georgiring mit zwei Parallelfahrbahnen (235 Meter).
  10. Diese Länge beinhaltet nur den Abschnitt Martin-Luther-Ring–Roßplatz.
  11. Die auch zum Martin-Luther-Ring gehörenden Nebenführungen nördlich bzw. östlich der Hauptverkehrsstraße sind nochmals 538 Meter lang.
  12. Der auch zum Dittrichring gehörende Nebenverlauf östlich der Hauptverkehrsstraße ist nochmals 565 Meter lang.
  13. Diese Länge beinhaltet nur den Abschnitt Dittrichring–Tröndlinring einschließlich einer Abbiegespur.
  14. Einschließlich zwei Parallelfahrbahnen.
  15. Differenziertere Zahlen enthält: Integriertes Verkehrsmodell der Stadt Leipzig, Verkehrskonzept erweiterte Innenstadt, Untersuchung zum Verkehr auf dem Leipziger Promenadenring, Power-Point-Vortrag auf der Website der Stadt Leipzig (2018)
  16. begrenzt durch die Straßen Leutzscher Allee im Norden, Gerichtsweg im Osten, Kurt-Eisner-Straße im Süden, Am Sportforum im Westen
  17. siehe dazu auch den Artikel von Edeltraud Höfer, Stephan Rausch, Wolfgang Hesse: Verkehrsausbau für das 21. Jahrhundert. In: Helga Schmidt, Gudrun Mayer und Dorothea Wiktorin sowie Sabine Tzschaschel und Jürgen Blenck (Hrsg.): Der Leipzig Atlas. Hermann-Josel Emons Verlag, 2005, ISBN 3-89705-269-5, S. 202 f.
  18. vgl. Integriertes Verkehrsmodell der Stadt Leipzig, Power-Point-Vortrag
  19. Urteil des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts vom 6. September 2018
  20. Information der Stadtverwaltung zum Radfahren auf dem Promenadenring, abgerufen am 24. Juli 2022
  21. Projekte 2014-2020 im Rahmen von DEMO-EC
  22. Bauhaus-Universität Weimar, Professur für Entwerfen und Städtebau I, Leipziger Promenadenring. Den Ring neu erfinden, Dokumentation der studentischen Entwurfsarbeiten, Wintersemester 2018/19
  23. Städtebaulicher Entwurf des Promenadenrings mit der Bauhaus-Universität Weimar (2018/19) auf der Website der Stadt Leipzig

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Zeichen 254: Verbot für Radfahrer. Das Zeichen wurde mit diesem Sinnbild am 1. Juli 1992 eingeführt. Es ist in den Größen 420x420, 600x600 sowie 750x750 mm erhältlich. Bei einem 600x600 mm großen Zeichen ist die Lichtkantenbreite 10 mm breit, der innere weiße Bereich hat eine Breite von 420 mm und die rote Umrandung 80 mm stark.
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Tröndlinring zwischen der Reformierten Kirche und den Höfen am Brühlin Leipzig
Januar 1990 auf dem Ring in Leipzig.jpg
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Aufgenommen im Januar 1990, rechts das Gewandhaus, hinten die Ringbebauung.
AHW Georgiring Augustusplatz v Europahaus Leipzig um 1930.jpg
Ansicht des Georgiringes und des Augustusplatzes vom Europahaus aus.
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Green cycle lane on Martin-Luther-Ring, Leipzig, Germany