Initiationsfaktoren

Schematische Darstellung der Initiation der Proteintranslation bei Prokaryoten
Schematische Darstellung der Initiation der Proteintranslation bei Eukaryoten. Nur die wichtigsten Initiationsfaktoren sind dargestellt.

Initiationsfaktoren (genauer: Translations-Initiationsfaktoren) sind Proteine und Proteinkomplexe in den Zellen aller Lebewesen, die notwendig für eine effiziente Translation der mRNA sind und eine Funktion während der Initiation der Translation haben. Da sich die Initiation der Eukaryoten wesentlich von der der Prokaryoten unterscheidet, müssen die daran teilnehmenden Proteine differenziert werden. Mutationen in den Genen, die für Untereinheiten des eIF-2B-Komplexes codieren, sind für eine spezielle erbliche Form der Leukodystrophie (VWM) verantwortlich.[1]

Prokaryotische Initiationsfaktoren

Prokaryoten haben drei Proteine (IF-1, IF-2 und IF-3), die die Translation zusammen einleiten. Sie binden alle an die kleine Untereinheit des Ribosoms. Jedes dieser Proteine hat eine spezifische Funktion und übernimmt einen Schritt der Initiation:

  • IF-1 verhindert die vorzeitige Bindung von tRNA an die Stelle der mRNA, die später die A-Stelle des Ribosoms bilden wird.
  • IF-2 ist eine GTPase. Sie versichert, dass die Initiator-tRNA (Formylmethionin-tRNA) an das Startcodon bindet. Die Energie, die durch die Hydrolysierung eines GTP freigesetzt wird, tritt in Wechselwirkung mit IF-1, der kleinen Untereinheit des Ribosoms und der Initiator-tRNA.
  • IF-3 verhindert die vorzeitige Bindung der großen Untereinheit an die kleine. IF-3 bindet so früh wie möglich an die kleine Untereinheit, damit versichert ist, dass eine neue Translation initialisiert werden kann. Es scheint sogar so zu sein, dass dieser Faktor die Spaltung der kleinen und großen Untereinheit nach einer Translation unterstützt.[2]

Eukaryotische Initiationsfaktoren

Eukaryotische Initiationsfaktoren gehören zu vielen verschiedenen Proteinfamilien und haben eine Vielzahl von Funktionen: die mRNA zu entwinden, ihre 5'-Cap-Struktur zu erkennen, ihre Bindung an das Ribosom zu regulieren, die Starter-tRNA zu binden und den Komplex zu verlassen, damit die Ribosom-60S-Untereinheit die Elongation durchführen kann.[3]

Beim Menschen sind etwa 45 Gene bekannt, die für eukaryotische Initiationsfaktoren codieren. Die Proteine gehören zu den folgenden Komplexen und Familien:[4]

KomplexProtein-
familie
Gene (HGNC)Funktion
DEAD-Box-Helikasen, DEAH-FamilieDHX29Bindet an 40S nahe dem mRNA-Eingang; Effizienz der Translation
eIF-1AEIF1AX, EIF1AYHilft bei der Trennung der Ribosom-Untereinheiten, bindet Met-tRNA; Effizienz der Translation
eIF-2eIF-2αEIF2S1Komplex mit GTP und Initiator-tRNA, später zusätzlich mit 40S, verbraucht GTP
eIF-2βEIF2S2, A6NK07, EIF5
eIF-2GEIF2S3, EIF2S3L
eIF-2BeIF-2B-α/β/δEIF2B1, EIF2B2, EIF2B4Komplex katalysiert GTP-GDP-Austausch in eIF-2. Pathologie: Leukodystrophie
eIF-2B-γ/εEIF2B3, EIF2B5
eIF-2AEIF2AErmöglicht Initiation bestimmter spezieller mRNA
eIF-2DEIF2DVerschafft tRNA zur P-Site der 40S, ohne GTP zu benötigen. Außerdem Elongationsfaktor.
eIF-3div.Modul A: EIF3A, EIF3B, EIF3G, EIF3I. Modul B: EIF3F, EIF3H, EIF3M. Modul C: EIF3C, EIF3D, EIF3E, EIF3L, EIF3KBindet an 40S, ermöglicht Bindung von eIF-1/2, stimuliert Initiator-tRNA-Bindung und 5'-Cap-Erkennung; erleichtert schlussendlich Auftrennung des Gesamtkomplexes, damit 60S andocken kann.
eIF-4FDEAD-Box-Helikasen, eIF4A-FamilieEIF4A1, EIF4A2Erkennt Cap-Struktur, ermöglicht mRNA-Bindung an Ribosom, entwindet mRNA.
eIF-4EEIF4E, EIF4E1B, EIF4E2, EIF4E3
eIF-4GEIF4G1, EIF4G2, EIF4G3
eIF-6EIF6Bindet an 60S und verhindert deren Andocken an 40S
IF-2MTIF2, EIF5BInitiationsfaktor in Mitochondrien; homolog zu prokaryotischen IF-2; erleichtert Bindung von Formylmethionin-tRNA
IF-3MTIF3Initiationsfaktor in Mitochondrien; homolog zu prokaryotischen IF-3; erleichtert Dissoziation der 55S-Ribosomen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Leukoencephalopathy with vanishing white matter. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  2. James D. Watson, Tania A. Baker, Stephen P. Bell, Alexander Gann, Michael Levine, Richard Losick: Watson Molekularbiologie - Das molekulare Grundwissen der Biologie 2010, 6. Aufl., Pearson Studium - Biologie 2010. ISBN 3868940294. S. 527.
  3. Jochen Graw, Wolfgang Hennig: Genetik 2010, 5. Aufl., Springer 2010. ISBN 3642049982. S. 84–85.
  4. UniProt Suchergebnis Initiationsfaktoren Mensch (Memento des Originals vom 22. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uniprot.org

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The scheme of cap-dependent eukaryotic translation initiation mechanism