Initiale

Eine Initiale oder ein Initial (lateinisch initium ‚Anfang‘, ‚Beginn‘; Plural die Initiale → die Initialen oder das Initial → die Initiale) ist ein schmückender Anfangsbuchstabe, der in einer Inkunabel, einem handgeschriebenen Text oder im Werksatz als erster Buchstabe von Kapiteln oder Abschnitten verwendet wird. Bei kleineren, nicht ausgeschmückten Initialen, mit denen im Fließtext neue Sätze oder Absätze markiert werden, spricht man von Lombarden. Diese sind oft farblich abgesetzt.

Initialen nennt man ebenfalls die jeweils ersten Buchstaben eines Namens. In diesem Zusammenhang gibt es nur die Pluralform. Künstler zum Beispiel verwenden ihre Initialen, um ein Werk zu signieren. Meist werden die Buchstaben zudem auch künstlerisch ausgestaltet (z. B. bei Albrecht Dürer). Aber auch im Arbeitsalltag werden Initialen häufig als Abkürzung des eigenen Namens bei Kurznachrichten oder E-Mails verwendet, so zeichnet Angela Merkel ihre SMS stets mit ihren Initialen „am“.[1]

Initialbuchstaben
Psalter mit illuminierter Kapitelinitiale und Lombarden (Absatzinitialen).
Urkunde von 1768 mit Initialen

Verwendung

In der Vergangenheit des handgeschriebenen Buches wurden Initialen oft reich verziert.[2][3] Mit der Erfindung des Buchdrucks um 1450 versuchten Johannes Gutenberg und seine Mitarbeiter, besonders Peter Schöffer, die gedruckten Bücher mit technischen Mitteln wie Handschriften aussehen zu lassen. Doch blieb die Rubrizierung von Hand üblich. Sie wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts durch gedruckte Initialen in Holzschnitt oder mit Typenmaterial abgelöst.[4]

In der heutigen Typografie werden als Initialen meist Versalien aus größeren Schriftgraden verwendet, die ein- oder mehrzeilig angeordnet sein können und stilistisch zur Grundschrift passen sollten. Nach ihrer Platzierung in der Textkolumne unterscheiden Forssmann/de Jong (2004) in ihrem Buch Detailtypografie folgende Arten von Initialen: freistehende Initialen, eingebaute Initialen, überhängende Initialen, angesetzte Initialen und Kassetteninitialen. Weiterhin werden dort die Initialen anhand ihrer Gestalt unterschieden in: Initialen aus einer Satzschrift, verzierte Initialen und illustrierte Initialen.

Wenn der Text mit beispielsweise einem Zitat beginnt und somit ein Anführungszeichen das erste Zeichen ist, werden dieses Zeichen und der nächste Buchstabe als Initialen verwendet. Einschränkend formulieren jedoch Forssman/de Jong dazu in Detailtypografie (S. 288): „Beginnt der Text bei Verwendung von eingebauten Initialen mit einer Anführung, entfällt sie. Nur bei freistehenden Initialen, ob sie stumpf beginnen oder nach Einzug, kann man die Anführung aus der Grundschrift vor die Initialen setzen, und zwar, wie gezeigt, in der Größe der Grundschrift.“

Beispiele

Siehe auch

Literatur

  • J. J. G. Alexander: Initialen aus großen Handschriften, München 1978.
  • Jürgen Gutbrod: Die Initiale in Handschriften des achten bis dreizehnten Jahrhunderts, Stuttgart 1965.
  • Christine Jakobi-Mirwald: Text – Buchstabe – Bild: Studien zur historisierten Initiale im 8. und 9. Jahrhundert, Berlin 1998.
  • Christine Jakobi-Mirwald: Buchmalerei: Terminologie in der Kunstgeschichte, Berlin 4. Auflage 2015.
  • Georg Kaspar Nagler: Die Monogrammisten und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben &c. bedient haben. Mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel von Kunstsammlern, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede, der Majolicafabriken, Porcellan-Manufacturen u. s. w. Nachrichten über Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher, Formschneider, Briefmaler, Lithographen, Stempelschneider, Emailleure, Goldschmiede, Niello-, Metall- und Elfenbein-Arbeiter, Graveure, Waffenschmiede u.s.w. Mit den rasonirenden Verzeichnissen der Werke anonymer Meister, deren Zeichen gegeben sind, und der Hinweisung auf die mit Monogrammen oder Initialen bezeichneten Produkte bekannter Künstler … auch Ergänzung … des Neuen allgemeinen Künstler-Lexicons, und Supplement zu den bekannten Werken von A. Bartsch, Robert-Dumesnil, C. le Blanc, F. Brulliot, J. Heller u.s.w.
    • Erster Band, Georg Franz, München 1858 (auch als Nachdruck ab 1991 erhältlich[5]).
  • Alois Schardt: Das Initial. Phantasie und Buchstabenmalerei des frühen Mittelalters. Rembrandt-Verlag, Berlin 1938.
  • Rudolf Suntrup: Te Igitur-Initialen und Kanonbilder in mittelalterlichen Sakramentarhandschriften, in: Meier, Christel, und Uwe Ruberg (Hrsg.): Text und Bild: Aspekte des Zusammenwirkens zweier Künste in Mittelalter und früher Neuzeit, Wiesbaden 1980.
  • Johann Christoph Weigel und Georg Heinrich Paritius: Zier- und künstlich ineinander geschwungene Initial-Buchstaben Aller Nahmen des Kayserlichen Hauses, aller jezo regirenden Könige, verschiedener so hohen Standes als Privat-Personen: Sam[m]t einem gantzen Alphabeth aller zween Buchstäbigen Nahmen, nebst unterschiedlichen Handels-Zeichen, schönen Einfassungen u. Liebes-Zügen; Zu nuzlichen Gebrauch allerhand Künstler, insonderheit Mahler, Kupferstecher, Goldschmiede, Gold- und Silber-Stücker, Uhrmacher, und Petschier-Stecher etc. / gezeichnet von G. H. Paritio d. P. Joh. Christoph Weigel excudit, Nürnberg 1711 (Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen).
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Wiktionary: Initiale – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Merkels Schaltzentrale. In: abendzeitung-muenchen.de. Abendzeitung, 24. Oktober 2013, abgerufen am 6. April 2020.
  2. Historische Beispiele für Zierversalien als Initiale. In: Kunstrichtige Schreibart : allerhand Versalie[n] oder AnfangsBuchstabe[n] der teütschen, lateinischen und italianischen Schrifften aus unterschiedlichen Meistern der edlen Schreibkunst zusammen getragen. Nürnberg 1655 (archive.org).
  3. Bildergalerie: Zierinitialen. In: bibliotheca-laureshamensis-digital.de. Abgerufen am 15. April 2024.
  4. Hellmut Rosenfeld: Buchschmuck als typographisches Problem bei Gutenberg, in: Der gegenwärtige Stand der Gutenberg-Forschung, hrsg. von Hans Widmann; Verlag Anton Hiersemann, Stuttgart 1972 (Bibliothek des Buchwesens, Band 1), ISBN 3-7772-7225-6, S. 200–210.
  5. Angaben der Deutschen Nationalbibliothek

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INRI des Isenheimer Altares
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Geschnitzte Initialen, vermutlich aus dem Jahr 1953 in der Rinde eines alten Baumes der Uetersener Binnendüne.
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500. Geburtstag von Albrecht Dürer (1471–1528)
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Roman Missal (editio tipica 1962)
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Fraktur-Schrift mit Initialen. Dieses Bild ist ein gutes Beispiel für die deutsche Zweischriftigkeit im Fraktursatz: Deutschsprachiger Text wird in Fraktur gesetzt (mit aufwändigen initialen). Lateinische Wörter ("LEGATUS NATUS", "Consensus") und französische Wörter ("Militaire", "Officiers") sind in Antiqua gesetzt. Bemerkenswert ist der Satz von "Militz": als französisches Lehnwort wird es in Antiqua gesetzt. Aber als eingedeutschtes Wort enthält es ein "tz", das nach den klassischen deutschen Satzregeln eine Zwangsligatur erfordert. Offensichtlich fehlte die tz-Ligatur in der verwendeten Antiqua-Schrift, also hat sie der Setzer durch eine Letter aus einer anderen (vermutlich gebrochenen) Schrift ersetzt.