Infosperber
Infosperber | |
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Beschreibung | Schweizer Nachrichtenportal |
Erstausgabe | 21. März 2011 |
Erscheinungsweise | täglich aktualisiert |
Chefredaktoren | Urs P. Gasche (Leitung der verantwortlichen Redaktion) |
Herausgeber | Schweizerische Stiftung zur Förderung unabhängiger Information, SSUI |
Weblink | www.infosperber.ch |
Infosperber (Eigenschreibweise infosperber) ist ein Schweizer Nachrichtenportal. Das Portal bezeichnet sich selbst als Online-Zeitung und ist seit dem 21. März 2011 online und wird täglich aktualisiert. Herausgeberin ist die gemeinnützige «Schweizerische Stiftung zur Förderung unabhängiger Information» (SSUI).
Entstehung
Das Nachrichtenportal wurde von dem ehemaligen TV-Journalisten Urs P. Gasche mit einigen Mitstreitern mit 150'000 Franken Stiftungskapital ins Leben gerufen.[1] Die verantwortliche Redaktion besteht aus Urs P. Gasche, Barbara Jud, Rainer Stadler, Martina Frei, Pascal Sigg und Andres Eberhard (Stand 6. März 2022).[2]
Zu den regelmässig Schreibenden gehören unter anderem die Journalisten Andreas Zumach, Kurt Marti und Jürgmeier.[2]
Inhalt
Unter dem Motto «sieht, was andere übersehen» hat sich das Portal als publizistische Zielsetzung die Ergänzung zum Mainstream gesetzt und möchte dabei allein nach gesellschaftlicher oder politischer Relevanz gewichten. Zielpublikum sind Entscheidungsträger in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sowie alle, die ergänzende Informationen zu den grossen Medien suchen. Infosperber will die grossen Informations-Medien nicht konkurrenzieren, sondern diese ergänzen.
Inhaltlich sieht Infosperber folgende Themen im Vordergrund: Grundrechte, Fundamentalismus, Flüchtlinge/Migration, Verschuldung und Finanzcasino, Klima, Energie und Verkehrspolitik, Lobbyismus, Sozialpolitik, Justiz, Wachstums- und Gesundheitspolitik, Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, Ukraine/Russland, neuer Kalter Krieg sowie nicht zuletzt die konkrete Medienkritik.[3]
Formales
Der formale Redaktionssitz ist in Spiegel (Gemeinde Köniz) bei Bern, die Mitglieder der Redaktionsleitung arbeiten im Home-Office. Infosperber versteht sich als gemeinnützige Plattform, sie zahlt Honorare nur an Berufsjournalisten bis zur Pensionierung.[4]
Infosperber finanziert sich fast ausschliesslich mit Spenden, so betrug Anfang 2021 der Spendenanteil über 90 Prozent. Journalisten im Berufsalter erhalten Löhne oder bescheidene Honorare. Pensionierte schreiben unbezahlt. Alle nicht-redaktionellen Aufgaben wie Buchhaltung, Marketing, IT-Unterstützung, Übersetzungen und Korrekturen erledigen Engagierte der Leserschaft unbezahlt.
Infosperber gewährt freie Nutzungsrechte, die Weiterverbreitung der Texte ist kostenfrei erlaubt, sofern sie integral ohne Kürzung und mit Quellenangaben verbreitet werden.[5]
Entwicklung/Rezeption
Infosperber ging am 21. März 2011 online und hat sich seitdem kontinuierlich entwickelt. Im Jahr 2020 verzeichnete die Plattform nach eigenen Angaben monatlich über 190'000 unterschiedliche Besucher (Unique User), wobei Zugriffe über mobile Geräte nicht gezählt sind.[4] Der Newsletter des Portals hat 15'550 Abonnenten (Stand: Ende 2019).[3]
Zum fünfjährigen Jubiläum im Jahr 2016 schrieb Die Wochenzeitung, Infosperber habe sich als wichtige Ergänzung zum medialen Mainstream etabliert. Problematisch sei jedoch, dass seine meist hoch spezialisierten Autoren ihre Themen nach Belieben dominieren würden. So kritisierte zum Beispiel Philipp Löpfe die seiner Meinung nach «unsäglich einseitige Pro-Putin-Berichterstattung» seines Infosperber-Kollegen Helmut Scheben zum Russisch-Ukrainischen Krieg seit 2014. Da seine Kritik keinerlei Wirkung zeigte, beendete Löpfe seine Mitarbeit beim Infosperber.[1]
2018 bezeichnete Das Magazin vom Tages-Anzeiger Infosperber als «ein Forum für Altlinke mit Faible für Verschwörungstheorien».[6]
2019 reihte der Amerikanist und Verschwörungstheorieforscher Michael Butter Infosperber ein in die alternative Medien wie KenFM, Telepolis, NachDenkSeiten oder Rubikon, die alle eine Gegenöffentlichkeit zu den traditionellen Qualitätsmedien und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk bilden würden. Sie bedienten Verschwörungstheorien wie die von der «Lügenpresse» und verkauften diese als seriöse Nachrichten.[7]
Im Mai 2020 schrieb die Medienwoche, dass Infosperber viel Zuspruch in sogenannten «Alternativmedien» und unter Verschwörungstheoretikern finde und seine «inzwischen zahlreichen Verbindungen» zu jenen selber nicht sehen wolle. Infosperber sehe sich als «Zweitmedium» und erlaube sich daher «selektive Positionsnahmen», dies in der Annahme, bestens aus etablierten Medien informierte Leser anzusprechen. Der Autor benennt problematische Beispiele von Christian Müller («bringt Themen zusammen, die vor allem dann miteinander zu tun haben, wenn man überall Bezüge sieht») und Helmut Scheben, welcher mitunter «die weitesten Bögen» schlage. Die Medienwoche bescheinigte Infosperber «viele gute bis hervorragende Beiträge» mit Beispielen von Frank Garbely und Hanspeter Guggenbühls.[8] Die Redaktion von Infosperber reagierte mit einer Gegendarstellung.[9]
Die Kommunikationswissenschaftlerin Lisa Schwaiger rechnet in ihrer Dissertation über Alternativmedien im deutschsprachigen Raum den Infosperber dem Typus der «seriösen Alternative» zu: Hier gehe es darum, ihrem Publikum vertiefte Recherchen in hoher Professionalität anzubieten, die es in den ihres Erachtens kommerzialisierten Mainstreammedien nicht finden würden.[10]
Im März 2022 entliess Infosperber seinen langjährigen Russland-Mitarbeiter Christian Müller, der bis dahin zur verantwortlichen Redaktion gehörte. Gemäss Mitteilung des Infosperber hat er [u. a. auch] im Kommentar vom 26. Februar dem Westen die alleinige Schuld an Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zugewiesen und, wie schon seit längerem, es unterlassen, die Politik von Putin kritisch zu analysieren.[11][12] Müller kann aber als unabhängiger Autor weiterhin Beiträge für Infosperber schreiben.[13]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Andreas Fagetti: Ein Portal für MeinungsmacherInnen, Die Wochenzeitung Nr. 10/2016, 10. März 2016
- ↑ a b Impressum, infosperber.ch (abgerufen am 12. November 2021, auch danach:)
- ↑ a b Urs P. Gasche: Tätigkeitsbericht SSUI, 8. Geschäftsjahr, 1.1.2019 – 31.12.2019, infosperber.ch
- ↑ a b Urs P. Gasche: Tätigkeitsbericht SSUI, 9. Geschäftsjahr, 1.1.2020 – 31.12.2020, ssui.ch
- ↑ Über uns. Freie Nutzungsrechte. infosperber.ch (abgerufen am 14. Januar 2018)
- ↑ Bruno Ziauddin: Secondo, bei Fuss! – Die Schweiz will kein multikulturelles Land sein. Ein Nachtrag zum Doppeladler-Sommer. Das Magazin, 11. August 2018 (Archiv).
- ↑ Michael Butter: Verschwörungs(theorie)panik. „Filter Clash“ zweier Öffentlichkeiten. In: Heiner Hastedt (Hrsg.): Deutungsmacht von Zeitdiagnosen. Interdisziplinäre Perspektiven. Transcript Verlag, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-8376-4592-7, S. 197–211, hier S. 205
- ↑ Benjamin von Wyl: Infosperber und die Grenzen eines Ergänzungsmediums (Oder: Wie gut schützt sich «die letzte Pforte vor dem Abgrund»?) – Die Plattform Infosperber findet viel Zuspruch in sogenannten Alternativmedien und unter Verschwörungstheoretikern. Initiator Urs P. Gasche grenzt sich zwar davon ab, sieht aber keinen Grund, etwas zu ändern. Medienwoche, 12. Mai 2020
- ↑ Der verkrampfte Versuch, Infosperber in eine Ecke zu stellen. – Ein Bericht kritisiert, Infosperber befinde sich im Dunstkreis von Verschwörungsanhängern. Hier unsere Antwort. Infosperber, 17. Mai 2020
- ↑ Lisa Schwaiger: Gegen die Öffentlichkeit: Alternative Nachrichtenmedien im deutschsprachigen Raum. transcript, Bielefeld 2022, S. 166 ff.doi:10.14361/9783839461211-002
- ↑ Christian Müller verlässt unsere Redaktionsleitung, Mitteilung der Stiftung SSUI und der verantwortlichen Redaktion von Infosperber, 5. März 2022
- ↑ Infosperber entlässt Russland-Experten Christian Müller, werbewoche.ch, 6. März 2022
- ↑ Christian Müller nicht mehr in Redaktionsleitung: Reaktionen, Infosperber, 8. März 2022
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