Infektionsträger
Ein Infektionsträger ist jeder unbelebte Gegenstand, der, wenn er mit Infektionserregern (wie pathogenen Bakterien, Viren oder Pilzen) kontaminiert oder diesen ausgesetzt ist, Krankheiten auf einen neuen Wirt übertragen kann.[1] Im 21. Jahrhundert ist die Rolle von Infektionsträgern bei der Krankheitsübertragung größer als je zuvor in der Menschheitsgeschichte, da sich Menschen aufgrund ihres veränderten Lebensstils mehr in Innenräumen aufhalten.[2]
Übertragung von Krankheitserregern durch Infektionsträger
Eine Kontamination kann auftreten, wenn eine unbelebter Gegenstand mit Körpersekreten, wie z. B. Nasenflüssigkeit, Erbrochenem oder Fäkalien, in Kontakt kommt. Viele Alltagsgegenstände können einen Erreger beherbergen, bis eine Person mit dem Erreger in Kontakt kommt, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit einer Infektion erhöht. Gegenstände, die als Infektionsträger infrage kommen, können sich in einer Krankenhausumgebung von denen im Zuhause oder am Arbeitsplatz unterscheiden.
Krankenhausinfektionsträger
Bei Menschen sind Hautzellen, Haare, Kleidung und Bettzeug häufige Krankenhausinfektionsträger.[3]
Infektionsträger werden besonders mit nosokomialen Infektionen (Krankenhauskeimen) in Verbindung gebracht, da sie mögliche Wege zur Übertragung von Krankheitserregern zwischen Patienten darstellen. Stethoskope und Krawatten sind häufige Infektionsträger, die mit Gesundheitsdienstleistern in Verbindung gebracht werden.[4] Dies beunruhigt Epidemiologen und Krankenhauspraktiker insbesondere wegen der zunehmenden Zahl von Mikroben, die gegen Desinfektionsmittel oder Antibiotika resistent sind.
Übliche Krankenhausausstattung, wie z. B. Infusionsschläuche, Katheter und lebenserhaltende Anlagen, können ebenfalls Träger sein, wenn die Erreger Biofilme auf den Oberflächen bilden. Eine sorgfältige Sterilisation solcher Gegenstände verhindert Kreuzinfektionen.[5] Gebrauchte Spritzen sind bei unsachgemäßer Handhabung besonders gefährliche Infektionsträger.
Im Alltag
Neben Gegenständen in Krankenhäusern sind auch Tassen, Löffel, Bleistifte, Griffe von Badarmaturen, Toilettenspülungen, Türknöpfe, Lichtschalter, Handläufe, Aufzugtasten, Fernbedienungen für Fernseher, Stifte, Touchscreens, häufig benutzte Telefone, Tastaturen und Computermäuse, Griffe von Kaffeekannen, Arbeitsplatten, Trinkbrunnen und alle anderen Gegenstände, die häufig von verschiedenen Personen berührt und selten gereinigt werden, häufige Infektionsträger für den Menschen.
Fieberbläschen, Hand-Fuß-Mund-Krankheit und Durchfall sind einige Beispiele für Krankheiten, die leicht durch kontaminierte Träger verbreitet werden. Das Risiko einer Ansteckung mit diesen und anderen Krankheiten über Infektionsträger kann durch einfaches Händewaschen stark reduziert werden.[6] Wenn zwei Kinder in einem Haushalt an Grippe erkranken, sind mehr als 50 % der gemeinsam genutzten Gegenstände mit dem Virus kontaminiert. Bei Erwachsenen, die mit Rhinovirus infiziert sind, findet sich der Erreger in 40–90 % der Fälle auch auf den Händen.[2]
Übertragung bestimmter Viren
Forschungen haben ergeben, dass glatte (nicht poröse) Oberflächen wie Türklinken, Bakterien und Viren besser übertragen als poröse Materialien wie Papiergeld. Poröse, insbesondere faserige Materialien absorbieren und schließen die Erreger ein, so dass sie durch einfache Berührung schwerer übertragen werden können.[2] Nichtsdestotrotz können auch verschmutzte Kleidung, Handtücher, Bettwäsche, Taschentücher und chirurgische Verbände Infektionsträger sein.[7][8]
Es wurde festgestellt, dass der für die COVID-19-Pandemie verantwortliche SARS-CoV-2 Virus unter Laborbedingungen auf verschiedenen Oberflächen zwischen 4 und 72 Stunden überlebensfähig ist.[9] Es existieren allerdings noch keine gesicherten Erkenntnisse zur Übertragung mittels Infektionsträger in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern und Altersheimen.[10]
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2007 zeigte, dass das Influenzavirus auf Edelstahl noch 24 Stunden nach der Kontamination aktiv war. Obwohl es auf Händen nur fünf Minuten überlebt, führt der ständige Kontakt mit einem Infektionsträger mit ziemlicher Sicherheit zu einer Ansteckung.[5] Die Übertragungseffizienz hängt nicht nur von der Oberfläche, sondern vor allem vom Erregertyp ab. Zum Beispiel überlebt der Vogelgrippe Virus in etwa 144 Stunden sowohl auf porösen als auch auf nicht porösen Materialien.[2]
Kontaminierte Spritzen sind der häufigste Überträger von HIV.[11]
Einzelnachweise
- ↑ Lorraine Cramer: Fomites, fomites, fomites! In: Microblogology. 1. September 2011, archiviert vom am 23. September 2020; abgerufen am 8. März 2019 (amerikanisches Englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b c d Nigel Cook: Viruses in food and water : risks, surveillance and control. Cambridge, UK 2013, ISBN 978-0-85709-887-0, S. 207–208.
- ↑ John V. Bennett, William R. Jarvis, Philip S. Brachman: Bennett & Brachman's hospital infections. 5th ed. Wolters Kluwer Health/Lippincott Williams & Wilkins, Philadelphia 2007, ISBN 978-0-7817-6383-7, S. 277.
- ↑ B. McGovern, E. Doyle, L. E. Fenelon, S. F. FitzGerald: The necktie as a potential vector of infection: are doctors happy to do without? In: Journal of Hospital Infection. Band 75, Nr. 2, 1. Juni 2010, S. 138–139, doi:10.1016/j.jhin.2009.12.008, PMID 20299125.
- ↑ a b Elaine Larson, Catharyn T. Liverman, Institute of Medicine. Committee on Personal Protective Equipment for Healthcare Personnel to Prevent Transmission of Pandemic Influenza and Other Viral Respiratory Infections: Current Research Issues: Preventing transmission of pandemic influenza and other viral respiratory diseases : personal protective equipment for healthcare personnel : update 2010. National Academies Press, Washington, D.C. 2011, ISBN 978-0-309-16255-5.
- ↑ Michael Shaw: Never Heard Of Fomites? You’d Better Learn About Them! 27. November 2006 .
- ↑ F. X. Abad, R. M. Pintó, A. Bosch: Survival of enteric viruses on environmental fomites. In: Applied and Environmental Microbiology. Band 60, Nr. 10, 1994, ISSN 0099-2240, S. 3704–3710, doi:10.1128/AEM.60.10.3704-3710.1994 (asm.org [abgerufen am 19. Mai 2021]).
- ↑ Theodore W. Pope, Peter T. Ender, William K. Woelk, Michael A. Koroscil, Thomas M. Koroscil: Bacterial Contamination of Paper Currency:. In: Southern Medical Journal. Band 95, Nr. 12, Dezember 2002, ISSN 0038-4348, S. 1408–1410, doi:10.1097/00007611-200295120-00011 (wkhealth.com [abgerufen am 19. Mai 2021]).
- ↑ Neeltje van Doremalen, Trenton Bushmaker, Dylan H. Morris, Myndi G. Holbrook, Amandine Gamble, Brandi N. Williamson, Azaibi Tamin, Jennifer L. Harcourt, Natalie J. Thornburg, Susan I. Gerber, James O. Lloyd-Smith: Aerosol and Surface Stability of SARS-CoV-2 as Compared with SARS-CoV-1. In: New England Journal of Medicine. 382. Jahrgang, Nr. 16, 16. April 2020, ISSN 0028-4793, S. 1564–1567, doi:10.1056/NEJMc2004973, PMID 32182409, PMC 7121658 (freier Volltext) – (englisch).
- ↑ D.X. Zhang: SARS-CoV-2: air/aerosols and surfaces in laboratory and clinical settings. In: Journal of Hospital Infection. 105. Jahrgang, Nr. 3, Juli 2020, S. 577–579, doi:10.1016/j.jhin.2020.05.001, PMID 32387746, PMC 7204655 (freier Volltext) – (englisch).
- ↑ Teri Shors: Understanding viruses. Third edition Auflage. Burlington, Massachusetts 2017, ISBN 978-1-284-02592-7.
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At the Army's Ebola training facility near York, NHS medics have been preparing to head out to fight the disease in Sierra Leone.
As part of the training, the fake blood and bodily fluids used contain a special dye that shows up under ultra-violet light. At the end of a training sequence, the medics stand under the UV light to see if any of the liquids have transferred to them, to learn how to minimise the spread of bodily fluids from patients which - in the real-life scenario of a treatment centre in Sierra Leone - could be carrying Ebola.
Doctors, nurses and medics from across the UK's National Health Service are joining Britain's fight against Ebola in Sierra Leone.
More than 30 NHS staff will make up the first group of volunteers to be deployed by the UK government.
The NHS volunteers have spent 9 days training at the Army Medical Services Training Centre, at Strensall near York in preparation. The facility is a replica of a Sierra Leone Ebola treatment centre.
The group - which includes GPs, nurses, clinicians, psychiatrists and consultants in emergency medicine - will work on testing, diagnosing and treating people who have contracted the deadly virus.
They will work in British-built treatment centres across the country, which when full, will triple Sierra Leone’s bed capacity.
Find out more about the UK's fight against Ebola in Sierra Leone at: www.gov.uk/government/topical-events/ebola-virus-governme...
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