Indoor-Growing

Hanfpflanzen wachsen unter einer Natriumdampflampe (Anzuchtphase)
Eine größer angelegte Zuchtanlage (Blütephase)

Unter Indoor-Growing (engl. Anbau im Haus bzw. Anbau in geschlossenen Räumen) versteht man den Anbau von THC-haltigem Hanf (Cannabis sativa, Cannabis indica und Sativa-indica-Hybride) in Innenräumen unter Kunstlicht. Es kann, wie das Outdoor-Growing, zur Tarnung eines illegalen Hanfanbaues dienen.

Intentionen und Bedeutung

Nach der Größenordnung und Intention lassen sich zwei Formen des Indoor-Anbaus unterscheiden: Zum einen das sogenannte „Homegrowing“ (Heimanbau) in sogenannten Growschränken für vornehmlich eigenbedarfsorientierten Anbau mit nur wenigen Pflanzen, zum anderen große, kommerziell betriebene Anlagen mit hunderten oder tausenden Pflanzen, die für den Schwarzmarkt oder für Cannabis und Cannabinoide als Arzneimittel produziert werden.

Das kommerzielle Indoor-Growing konkurriert mit Importen von Marihuana und Haschisch aus Marokko, Indien, Nepal, Libanon, Afghanistan und anderen traditionellen Hanfanbauländern. In Großbritannien überwiegt der Indooranbau bereits den Import.[1][2]

Ursprünge

Der Indooranbau reicht bis in die 1970er-Jahre zurück und gründet sich auf folgende Sachverhalte:

  • die staatliche Repression, die den ökonomisch ungünstigeren, aber besser zu verbergenden Indooranbau gegenüber dem Anbau im Freien forciert. Die Notwendigkeit, diesen Nachteil durch erhöhte Produktivität auszugleichen, hat hochpotente Cannabisprodukte hervorgebracht.
  • die Entwicklung der Hydroponik (Aufzucht in Nährlösungen)
  • die technische Entwicklung brachte effizientere Beleuchtungs- und Klimatechnik hervor (Pflanzenlampen)
  • die Verfügbarkeit von hochwertigem Saatgut
  • die Erfindung der Sinsemilla-Technik (Stecklings­vermehrung weiblicher Pflanzen durch Aeroponik)
  • die rege Nachfrage

Technische Voraussetzungen

Würfel aus Steinwolle die zum Anbau von Cannabis verwendet werden
Beispiel für ein Hydrokultursystem

Die Beleuchtung erfolgt meist mittels Leuchtstoffröhren (für die Wachstumsphase), Kompaktleuchtstofflampen (für Wachstums- und Blütephase), Hochdruck-Natriumdampflampen (für Wachstums- und Blütephase) oder LED-Leuchten (Wachstums- und Blütephase). Die Belüftung und Geruchsbekämpfung wird mit sogenannten Rohr- oder Schneckenhauslüftern und passenden Aktivkohlefiltern bewerkstelligt. Der Anbau erfolgt auf Erde, als Hydrokultur oder auf Steinwolle bzw. Kokosmatten. Große kommerzielle Anlagen werden meist voll automatisiert betrieben.

Der für den Indooranbau benötigte gärtnerische und technische Bedarf ist in sogenannten Growshops erhältlich.

Kulturverfahren

Zur Anzucht werden entweder Samen verwendet, die, wenn es sich nicht um sogenanntes „feminisiertes Saatgut“ handelt, naturgemäß weibliche und männliche Pflanzen hervorbringen. Alternativ werden aeroponisch bewurzelte Stecklinge (Klone), die von einer weiblichen Mutterpflanze gewonnen werden und damit ebenfalls weiblich sind, genutzt. Letzteres wird bei größeren Plantagen bevorzugt, da hierbei das Entfernen der männlichen Pflanzen entfällt (Sinsemilla-Technik), die Pflanzen als Klone gleiche Eigenschaften bezüglich Größe, Nährstoffbedarf und Erntezeitpunkt aufweisen, und die Periode der Samenkeimung und Keimlingsaufzucht vermieden wird (Zeitersparnis = schnellere Ernte = mehr Umtrieb). Es gibt außerdem verschiedene Kultivierungstechniken wie z. B. die „Growbox“, den „Sea of Green“ bzw. den „Screen of Green“.

Die Samen werden in handelsüblichen Blumentöpfen oder hydroponisch eingepflanzt. Hanf wird in der Wachstumsphase in der Regel 18 Stunden pro Tag beleuchtet. Bei den meisten Sorten wird die Blüte eingeleitet, indem die Beleuchtungsdauer auf 12 Stunden pro Tag verkürzt wird. Sogenannte Auto- oder Autoflowering-Strains blühen durch die Einkreuzung von Cannabis ruderalis unabhängig von der Beleuchtungszeit nach 3 bis 6 Wochen Wachstumsphase. Generell ist für die Blüte eine andere Lichtfarbe mit höheren Rotanteilen förderlich. Die Ernte erfolgt, je nach Sorte, nach etwa 7 bis 13 Wochen Blütephase, wenn die Trichome (Harzkristalldrüsen) milchig trüb bis braun werden. In dieser Phase enthalten die Pflanzen die optimale Kombination aus hohem THC-Gehalt und dem für das Wirkungsprofil bedeutsamen optimalen THC-CBN-Verhältnis. CBN, das kontinuierlich durch Oxidation aus THC entsteht, macht müde und ist meist unerwünscht. Die Pflanzen werden anschließend von den größeren Blättern befreit, getrocknet und fermentiert (sog. „Curing“) und entweder als Marihuana belassen, zu Haschisch oder seltener zu Haschöl weiterverarbeitet.

Rechtliches

Der Anbau von THC-reichem Cannabis ist in Deutschland grundsätzlich strafbar. In der Schweiz ist der Anbau verboten, wenn er dem Drogengewinn dient.[3] In Österreich ist die Anpflanzung von Pflanzen unter 0,3 % THC-Gehalt (also quasi alle Cannabispflanzen, sofern sie nicht blühen) legal und Pflanzen verlieren diesen legalen Status erst, wenn sie über 0,3 % THC enthalten, sie also den THC-Gehalt von Nutzhanf überschreiten. So können sie zum Beispiel zur Aromatherapie legal eingesetzt werden. Des Weiteren ist in Österreich der Anbau aller Cannabispflanzen legal, wenn diese in der Wachstumsphase belassen und die Blüte nicht eingeleitet wird.[4]

Umweltaspekte

Kritisch betrachtet wird der zum Wachstum der Pflanze erforderliche hohe Energiebedarf, insbesondere unter Verwendung von Sonnenlichtlampen. So kam ein Team der Colorado State University zu dem Ergebnis, dass etwa die Treibhausgasemissionen in dem Bundesstaat mit 2,6 Megatonnen CO2-Äquivalenten den des traditionellen Kohlebergbaus in dem Bundesstaat bei weitem übertrifft.[5]

Literatur

  • Lark-Lajon Lizermann: Der Cannabis-Anbau. Der einfache Weg zum eigenen homegrow. Alles über Botanik, Anbau, Vermehrung, Weiterverarbeitung und medizinische Anwendung sowie THC-Messverfahren. Nachtschatten, Solothurn 2004, ISBN 3-03788-134-8.
  • Mike MoD: Enzyklopädie der Cannabiszucht: Fachbuch der Hanfgenetik. Nachtschatten Verlag 2013, ISBN 978-3-03788-281-8
  • Chandra, Suman, Lata, Hemant, ElSohly, Mahmoud A. (Eds.): Cannabis sativa L. – Botany and Biotechnology. Springer 2017, ISBN 978-3-319-54563-9
  • Bócsa, Karus, Lohmeyer: Der Hanfanbau – Botanik, Sorten, Anbau und Ernte, Märkte und Produktlinien. Landwirtschaftsverlag, 2000, ISBN 3-7843-3066-5.

Einzelnachweise

  1. Alan Travis: Home-grown cannabis outstrips imports from Morocco. In: the Guardian. 17. März 2003;.
  2. bund.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.bmgs.bund.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im September 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bmgs.bund.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bmgs.bund.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Cannabis Rechtslage Schweiz – Thema-Drogen.net. In: www.thema-drogen.net.
  4. http://www.hanf-hanf.at/Hanfrecht-in-Oesterreich-_-11.html
  5. Hailey M. Summers, Evan Sproul, Jason C. Quinn: The greenhouse gas emissions of indoor cannabis production in the United States. In: Nature Sustainability. 8. März 2021, ISSN 2398-9629, doi:10.1038/s41893-021-00691-w (nature.com [abgerufen am 13. März 2021]).

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