In den Weiden bei Blankenheim
In den Weiden bei Blankenheim | ||
Blick von dem Beobachtungsstand auf das südliche Ufer. | ||
Lage | Südlich des Ortsteils Blankenheim der Stadt Bebra im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. | |
Fläche | 5 Hektar | |
Kennung | 1632005 | |
WDPA-ID | 81989 | |
Geographische Lage | 50° 56′ N, 9° 47′ O | |
Meereshöhe | 190 m | |
Einrichtungsdatum | September 1983 | |
Besonderheiten | Besonderer Schutz als Naturschutzgebiet und als Teil eines Natura-2000-, EU-Vogelschutz- und Landschaftsschutzgebietes. |
In den Weiden bei Blankenheim ist der Name eines Naturschutzgebiets am Mittellauf der Fulda im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der größte Teil der Fläche wird von einer ehemaligen Kiesgrube eingenommen, die jetzt von einem Grundwassersee ausgefüllt wird. Dieser besitzt als Brut-, Rast- und Nahrungsbiotop sowie als „Trittstein“ für Enten, Rallen und Taucher eine wichtige Funktion. In den Ufergehölzen finden Singvogelarten gute Brutmöglichkeiten.[1]
Geografische Lage
Das Schutzgebiet liegt im Mittleren Fuldatal, südlich des Bebraer Stadtteils Blankenheim im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Es befindet sich in einem Dreiecksbereich, der nordwestlich von der Bahnstrecke von Bebra nach Fulda und südlich vom linken Ufer der Fulda begrenzt wird.
Naturräumlich wird das Gebiet der Teileinheit „Friedlos-Mecklarer Fuldatal“ im „Fulda-Werra-Bergland“ zugeordnet, das zu der Haupteinheitengruppe „Osthessisches Bergland“ gehört.[2]
Unterschutzstellung
Mit Verordnung vom 12. September 1983 der Bezirksdirektion für Forsten und Naturschutz beim Regierungspräsidium in Kassel wurde der ehemalige Kiesteich unter dem Namen „In den Weiden bei Blankenheim“ zum Naturschutzgebiet erklärt. Zweck der Unterschutzstellung war es, „das aus ornithologischer Sicht wertvolle Gewässer als Lebensraum zahlreicher im Bestand bedrohter Vogelarten dauerhaft zu sichern und durch Gestaltungsmaßnahmen in seiner besonderen Bedeutung für die Vogelwelt zu verbessern“. Da der geschützte Bereich an die Fulda grenzt, ist es neben den Regeln der Musterverordnung hinaus Bootsfahrern nicht gestattet an dem rechtsseitigen Ufer anzulegen und es zu betreten.[3] Das Schutzgebiet besitzt eine Größe von rund 5 Hektar, hat die nationale Kennung 1632005 und dem WDPA-Code 81989.[4]
Nach den Vorgaben der Europäischen Vogelschutzrichtlinie und der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie wurden die „Weiden“ im Jahr 2004 für das länderübergreifende Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ an die Europäische Union gemeldet. Neben Gebietsmanagement und Monitoring forderte die EU eine förmliche Schutzerklärung, die im Januar 2008 auf Landesebene mit der „Verordnung über Natura 2000-Gebiete in Hessen“ erfüllt wurde.[5] Das Naturschutzgebiet wurde so zum Teil zweier Natura 2000-Gebiete:
- Fauna-Flora-Habitat-Gebiet 5024-305 „Auenwiesen von Fulda, Rohrbach und Solz“.[6]
Zu dem rund 790 Hektar großen FFH-Gebiet gehören das Fuldatal zwischen den Städten Bad Hersfeld und Rotenburg, drei kleinere Teilbereiche im Rohrbachtal nahe der Ludwigsauer Ortsteile Gerterode, Tann und Rohrbach sowie die Solzaue zwischen Sorga und Kathus. Ein Hauptmeldegrund für die hessenweit bedeutende Flußauenkulturlandschaft war das Vorkommen des Tagfalters Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, der europaweit gefährdet ist und als eine Schlüsselart betrachtet wird. Für seinen Fortbestand in Deutschland trägt Hessen eine besondere Verantwortung.[7]
- Vogelschutzgebiet 5024-401 „Fuldatal zwischen Rotenburg und Niederaula“.[8]
Die zahlreichen, durch Kiesabbau entstandenen Seen und die regelmäßig bei Hochwasser über die Ufer tretende Fulda in den weiten Auen des rund 1700 Hektar großen europäischen Vogelschutzgebiets bieten über das ganze Jahr der Vogelwelt Wasserflächen. Die geschützten Bereiche gelten als ein bedeutendes Rast- und Überwinterungsgebiet für Wasser-, Wat- und Wiesenvögel.[9][10]
Das Naturschutzgebiet liegt vollständig im Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Fulda“,[11] zu dem Flächen entlang der Fulda in mehreren Landkreisen gehören. Zweck der Unterschutzstellung, des im Jahr 1993 ausgewiesenen Gebiets, ist die Erhaltung der durch unterschiedliche Durchfeuchtungsstufen geprägten Ufervegetationstypen sowie die Wiederherstellung naturnaher Gewässerabschnitte durch die Umwandlung von Ackerland in extensiv genutztes Grünland.[12]
Natur
Die Erschließung von Kieslagerstätten hat die Landschaft im Fuldatal verändert und der an Stillgewässern armen Aue eine Vielzahl von neuen Lebensräumen gebracht. Die Kiesgrube „In den Weiden“ war die erste am Mittellauf der Fulda, deren künstlich entstandene Wasserfläche nach beendeter Auskiesung als Folgenutzung dem Naturschutz zuerkannt wurde. Als die Kiesausbeutung Mitte der 1960er Jahre eingestellt wurde, gab es noch keine Auflagen zur Renaturierung und zu Ufergestaltungsmaßnahmen. So hat der See mit einer Tiefe von etwa vier Metern überwiegend steile Ufer, an denen sich keine Röhrichte ausbilden können.
Der Kiesteich ist mit einem dichten Saum aus Gehölzen umgeben in denen Weiden dominieren, deren Zweige bis auf die Wasseroberfläche ragen. Schmale Randstreifen im südlichen Bereich, die früher als Wiesen genutzt wurden, entwickelten sich über Staudenfluren zu einem Auenwald. Eine kleine Insel im See ist mit Erlen und Weiden bewachsen.
Im See leben die Fischarten Brachse, Schleie, Hecht, Rotauge, Rotfeder, Barsch, Karpfen, Aal und Zander. Der Hecht ist als Raubfisch ein natürlicher Regulator für den Fischbestand.[10]
Die Fuldaaue ist ein wertvolles Rastgebiet für zahlreiche Vogelarten und der Kiesteich „In den Weiden“ ist trotz seiner geringen Wasserfläche von rund 2,6 Hektar ein bedeutender Überwinterungsplatz für Wasservögel. In dem, im Jahr 2017 erschienenen „Vogelkundlichen Bericht“ wurden von dem Arbeitskreis Hersfeld-Rotenburg der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) die Beobachtungsdaten aus dem Jahr 2016 ausgewertet. Nach Ansicht der Vogelschützer besitzt das eher kleine Naturschutzgebiet mit 26 nachgewiesenen Arten von Wasser-, Sumpf- und Wiesenvögeln noch ein „respektables“. Artenspektrum. Als bemerkenswert angesehen wurden die Rastbestände der Krickente, die im Vergleich mit anderen Gebieten noch sehr hoch sind und der erste Nachweis einer Silbermöwe. Als unerfreulich gewertet wurde die rückläufige Anzahl der rastenden Kormorane, einer Zielart des EU-Vogelschutzgebietes.
Brut- und Reviervögel, die in Gehölzen und Hochstauden der Uferzonen nisten, sind: Höckerschwan, Stockente, Haubentaucher, Teichralle und Blässhuhn. Meist unregelmäßige und zum Teil auch besonders geschützte Gäste sind: Saat-, Grau- und Nilgans, Schnatter-, Pfeif-, Krick-, Knäk-, Tafel- und Reiherente, Gänsesäger, Zwergtaucher, Silber- und Graureiher, Fischadler, Flussuferläufer, Waldwasserläufer, Lachmöwe, Eisvogel und Gebirgsstelze.[13]
Touristische Erschließung
Das Schutzgebiet ist nicht durch Wege erschlossen. Am nördlichen Rand befindet sich ein Beobachtungsstand mit Informationstafeln, der von Blankenheim aus über landwirtschaftliche Wege und den grasbewachsenen „Flussauenpfad“ entlang des Bahndamms zu erreichen ist. Nur von hier besteht die Möglichkeit den See einzusehen und Vögel zu beobachten.
Literatur
- Lothar und Sieglinde Nitsche, Marcus Schmidt: Naturschutzgebiete in Hessen, Band 3, cognitio Verlag, Niedenstein 2005, S. 174 f. ISBN 3-932583-13-2.
Weblinks
- Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz – Arbeitskreis Hersfeld-Rotenburg: Vogelkundliche Berichte aus dem Mittleren Fuldatal (PDF; ); abgerufen am 10. Juni 2019
Einzelnachweise
- ↑ Albrecht Ensgraber: Hessens neue Naturschutzgebiete in Vogel und Umwelt, Zeitschrift für Vogelkunde und Naturschutz in Hessen, Band 4, Heft 1, S. 11 f. Wiesbaden, Mai 1986.
- ↑ Naturräumliche Gliederung nach Otto Klausing im Umweltatlas Hessen auf atlas.umwelt.hessen.de; abgerufen am 10. Juni 2019.
- ↑ Zitiert aus der Verordnung über das Naturschutzgebiet „In den Weiden bei Blankenheim“ vom 26. September 1983 im Staatsanzeiger für das Land Hessen, Ausgabe 39/83 vom 26. September 1983, S. 1924 f.
- ↑ Naturschutzgebiet „In den Weiden bei Blankenheim“ in der Weltdatenbank zu Schutzgebieten; abgerufen am 10. Juni 2019.
- ↑ Verordnung über die Natura 2000-Gebiete in Hessen vom 16. Januar 2008, im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Teil I, Nr. 4, vom 7. März 2008.
- ↑ „Auenwiesen von Fulda, Rohrbach und Solz“ in der Weltdatenbank zu Schutzgebieten; abgerufen am 10. Juni 2019.
- ↑ Steckbrief des FFH-Gebiets 5024-305 „Auenwiesen von Fulda, Rohrbach und Solz“ auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz (BfN); abgerufen am 10. Juni 2019.
- ↑ „Auenwiesen von Fulda, Rohrbach und Solz“ in der Weltdatenbank zu Schutzgebieten; abgerufen am 10. Juni 2019.
- ↑ Steckbrief des EU-Vogelschutzgebiets 5024-401 „Fuldatal zwischen Rotenburg und Niederaula“ auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz (BfN); abgerufen am 10. Juni 2019.
- ↑ a b Lothar und Sieglinde Nitsche, Marcus Schmidt: Naturschutzgebiete in Hessen, Band 3.
- ↑ „Auenverbund Fulda“ in der Weltdatenbank zu Schutzgebieten; abgerufen am 10. Juni 2019.
- ↑ Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Fulda“ vom 28. Januar 1993 im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Ausgabe 4/1993 vom 2. März 1993, S. 56 f.
- ↑ Online-Ausgabe der Vogelkundlichen Berichte aus dem Mittleren Fuldatal aus dem Jahr 2016 mit Nachträgen aus den Jahren 2014 bis 2015 auf der Website des HGON Arbeitskreises Hersfeld-Rotenburg; abgerufen am 10. Juni 2019.
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) Karte/Map: NordNordWest/Lencer, Lizenz/Licence: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte für Hessen, Deutschland
Naturschutzgebietsschild in Westdeutschland, immer noch weit verbreitet und weiterhin offiziell in Hamburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern
Autor/Urheber: Heinz K. S., Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dieses Bild zeigt das Schutzgebiet in der World Database on Protected Areas (WDPA) mit der Nummer
Autor/Urheber: Heinz K. S., Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dieses Bild zeigt das Schutzgebiet in der World Database on Protected Areas (WDPA) mit der Nummer