Imperator (Schiff, 1913)

Imperator
Schiffsdaten
FlaggeDeutsches Reich Deutsches Reich
Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
andere Schiffsnamen

Berengaria (1921–1946)

SchiffstypPassagierschiff
KlasseImperator-Klasse
HeimathafenBremen
EignerHamburg-Amerika Linie
BauwerftAG Vulcan, Hamburg
Baunummer3 (314 nach Stettiner Liste)
Baukosten40 Millionen Mark
Kiellegung18. Juni 1910
Stapellauf23. Mai 1912
Indienststellung24. Mai 1913
Verbleib1946 in Rosyth abgebrochen
Schiffsmaße und Besatzung
Länge276 m (Lüa)
Breite29,4 m
Tiefgang (max.)etwa 11 m
Verdrängung57.000 t
Vermessung52.117 BRT
29.881 NRT
 
Besatzung1.200 Mann, davon 350 Heizer
Maschinenanlage
Maschine46 × Dampfkessel
4 × Parsons-Turbine (AEG Vulcan)
Maschinen­leistung62.000 PS (45.601 kW)
Dienst­geschwindigkeit

23 kn (43 km/h) Vorlage:Infobox Schiff/Antrieb/Geschwindigkeit_B

Höchst­geschwindigkeit24 kn (44 km/h)
Propeller4 × Festpropeller, ø 5 m
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit0 tdw
Zugelassene PassagierzahlErste Klasse 592
Zweite Klasse 972
Dritte Klasse 942
Zwischendeck 1.772
Sonstiges
Brennstoffvorratmax. 8.500 Tonnen Kohle
Modell der Imperator im Deutschen Hafenmuseum Hamburg

Der Imperator war ein Passagierschiff, das von 1910 bis 1912 für die Reederei HAPAG gebaut wurde und später als RMS Berengaria für die Cunard Line fuhr. Es galt ab dem Stapellauf am 23. Mai 1912 bis 1914 als das größte Schiff der Welt.

Das Schiff als Imperator vor New York (1919)

Geschichte

Vor dem Ersten Weltkrieg

Der Imperator (die HAPAG benutzte auf Wunsch von Kaiser Wilhelm II. den männlichen Artikel) war der erste der gigantischen Passagierdampfer der HAPAG für den Nordatlantik. Eigentlich sollte das Schiff „Europa“ heißen und wurde nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers anders benannt.[1] Die beiden anderen hießen Vaterland und Bismarck. Von diesem als Imperator-Klasse bezeichneten Trio machten lediglich der Imperator und die Vaterland Reisen unter der HAPAG-Flagge.

Der Imperator war der dritte Bau der neueröffneten AG Vulcan in Hamburg, wo er am 23. Mai 1912 vom Stapel lief und bis April des darauffolgenden Jahres fertiggestellt wurde. Die Bugzier – ein mächtiger Adler auf einer Weltkugel – modellierte der Berliner Bildhauer Bruno Kruse. Auf dem Weg von Hamburg in die Nordsee, wo die Probefahrten durchgeführt wurden, kam das neue Schiff kurzzeitig auf Grund, was nicht verwunderlich war, denn niemals zuvor war ein derart großes Schiff die Elbe hinuntergefahren. Während der Erprobungen in der Nordsee machte man allerdings kurz darauf eine folgenschwere Entdeckung: Man stellte fest, dass das Schiff topplastig war. Die geringste Ruderlage ließ das Schiff weit krängen und es dauerte sehr lange, bis es sich wieder aufrichtete. Die Jungfernfahrt sollte nur kurze Zeit später erfolgen, doch die Pechsträhne riss nicht ab: Bei einem Feuer, verursacht durch Schweißarbeiten, kamen fünf Menschen ums Leben. Die Reparaturarbeiten verursachten eine Verzögerung.

Am 11. Juni 1913 lief der Imperator vom Steubenhöft in Cuxhaven zur Jungfernfahrt nach New York aus. Hierfür hatten die Berliner Grafiker Wilhelm Deffke und Carl Ernst Hinkefuß die Druckunterlagen gestaltet. In Southampton, Cherbourg und am Zielhafen wurde der Imperator als weltweit größtes Schiff herzlich empfangen. Es übertraf die bislang größten Passagierdampfer Titanic und deren Schwesterschiff Olympic um etwa 6.000 BRT. Darüber hinaus war der Imperator das erste Schiff der Welt, das mehr als 50.000 BRT hatte.

Im Hafen von Hoboken brach erneut ein Feuer aus, das zwar schnell gelöscht werden konnte, aber das hereingepumpte Löschwasser verursachte wieder eine bedrohliche Schlagseite. Die Abfahrt verzögerte sich um zwei Tage. Während eines Werftaufenthalts nach Beendigung der Reise wurden der Brandschaden behoben und Maßnahmen gegen die Topplastigkeit durchgeführt: Schwere Holzverschalungen wurden abgenommen und durch leichtere ersetzt, schwere Stühle in den Gesellschaftsräumen wurden durch Korbmöbel ersetzt und viel eingebauter Marmor wurde demontiert. Außerdem erhielt das Schiff mehr Ballast. Die Schornsteine wurden um fast drei Meter verkürzt. All dies trug dazu bei, den Schwerpunkt des Schiffes niedriger zu legen. Die Maßnahmen hatten Erfolg.

Kriegszeit

Seine letzte Reise unter der HAPAG-Flagge unternahm der Imperator am 8. Juli 1914. Er wurde nach der Rückkehr in Hamburg wegen des Kriegsausbruchs aufgelegt.

Nach dem Krieg

Nach dem Waffenstillstand 1918 und dem Friedensvertrag von Versailles ging der Imperator als Teil der deutschen Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg zunächst am 5. Mai 1919 als Truppentransporter an die US Navy. Danach kam er unter das Management der britischen Cunard Line und ging im Februar 1920 auf seine erste Fahrt unter der Flagge der neuen Eigentümer von Liverpool nach New York. Im Februar 1921 wurde Cunard auch offiziell Eigentümerin des Schiffes und es wurde in Berengaria umbenannt. Sein Schwesterschiff Bismarck, inzwischen bei Blohm & Voss in Hamburg fertiggestellt und in das Eigentum der White Star Line überführt, erhielt den Namen Majestic.

Im Dienst der neuen Eigentümer

Als Berengaria verließ das Schiff erstmals Southampton am 16. April 1921. Im gleichen Jahr wurden dringende Reparatur- und Überholungsarbeiten auf der Werft Armstrong Whitworth erledigt, die sechs Monate dauerten. Die Wohn- und Gesellschaftsräume wurden aufgearbeitet und die Kessel von Kohle- auf Ölbrenner umgestellt.

Das modernisierte Schiff wurde im Mai 1922 wieder in Betrieb genommen und schloss sich den Cunard-Dampfern Mauretania und Aquitania im Expressdienst von Southampton nach New York an. Dort blieb es für die kommenden 16 Jahre und machte sich einen guten Namen wegen seiner Zuverlässigkeit. Die Maschinenanlage arbeitete zur vollen Zufriedenheit und das Schiff war für Cunard eine wertvolle Bereicherung der Flotte. Für Kapitän Arthur Henry Rostron war die Berengaria das letzte Schiff, welches er in seiner langen Karriere zur See kommandieren durfte. Der berühmte Kapitän der Carpathia, die im April 1912 die Schiffbrüchigen der gesunkenen Titanic barg, erwähnte sie in seinen Memoiren jedoch lediglich in einem Nebensatz als „das bequemste Schiff, auf dem er jemals gedient habe“. Der schnelleren, kleineren, älteren, aber durch und durch „englischen“ Mauretania, die er von 1919 bis 1928 befehligt hatte, widmete er hingegen ein ganzes Kapitel.

Die letzten Jahre

Nach der Vereinigung von Cunard und White Star 1935 verblieben für deren Nordatlantik-Dienst lediglich die Aquitania und die Berengaria. Im Mai 1936 wurde die Queen Mary in Betrieb genommen und Cunard wollte die Berengaria eigentlich noch bis zur Indienststellung der Queen Elizabeth in Fahrt halten. Angesichts des ständigen Brandrisikos – an Bord brachen mehrfach kleinere Brände aus – war die Berengaria bei den US-Behörden aber in Ungnade gefallen und musste eines Tages die Heimreise nach Europa ohne Passagiere antreten. Ein umfangreicher Umbau zur Verringerung der Brandgefahr schien den Eigentümern nicht lohnend, zumal das Schiff ohnehin nur noch wenige Jahre in Fahrt bleiben würde, bis die Queen Elizabeth in Dienst gestellt werden konnte.

Am 7. November 1938 wurde der ehemalige Imperator zum Abwracken verkauft und verholte nach Jarrow (South Tyneside). Der Zweite Weltkrieg unterbrach jedoch den vollständigen Abbruch des Schiffes und das noch schwimmfähige Rumpfteil wurde 1946 nach Rosyth (Schottland) geschleppt und dort abgewrackt.

Passagierkapazität

1913

  • Erste Klasse: 592
  • Zweite Klasse: 972
  • Dritte Klasse: 942
  • Zwischendeck: 1772

1922

  • Erste Klasse: 972
  • Zweite Klasse: 630
  • Dritte Klasse: 606
  • Touristenklasse: 515

Schwesterschiffe

Sonstiges

In der Eingangshalle der Hauptverwaltung der Hapag-Lloyd AG (Ballindamm an der Binnenalster) steht ein großes Modellschiff des „Imperator“.[2]

Literatur

  • Clas Broder Hansen: Die deutschen Passagierschiffe, 1816 bis 1990. Urbes, Hamburg 1990, ISBN 3-924896-19-4.
  • Robert D. Ballard, Ken Marschall: Lost Liners – Von der Titanic zur Andrea Doria – Glanz und Untergang der großen Luxusliner. Aus dem Englischen von Helmut Gerstberger. Heyne, München 1997, ISBN 3-453-12905-9.
  • Eberhard Mertens (Hrsg.): Die Hapag-Riesen der Imperator-Klasse. Die Geschichte der Luxusschiffe Imperator, Vaterland, Bismarck in Bildern und Zeitdokumenten. Olms, Hildesheim 1974, ISBN 3-487-08083-4.
  • Peter Zerbe: Die grossen deutschen Passagierschiffe „Imperator“, „Vaterland“, „Bismarck“. Nautik Historie Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-929231-11-5.
  • Max Geitel: Schöpfungen der Ingenieurtechnik der Neuzeit. (= Aus Natur und Geisteswelt, Band 28). Teubner, Leipzig/Berlin 1914, S. 84.
  • Literarisches Bureau der Hamburg-Amerika-Linie (Hrsg.): Imperator auf See. Gedenkblätter an die erste Ausfahrt des Dampfers Imperator am 11. Juni 1913. Grafiken von Wilhelm Deffke. Hapag, Hamburg 1913.
  • Hans Jürgen Witthöft: Ballins dicke Dampfer – Imperator, Vaterland, Bismarck. Koehler, Herford 1974, ISBN 3-7822-0100-0.
  • Arnold Kludas: Die Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt. Band 4: Vernichtung und Wiedergeburt 1914 bis 1930 (= Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Band 21). Ernst Kabel Verlag, Hamburg 1989, ISBN 3-8225-0047-X.
  • Arnold Kludas: Die deutschen Schnelldampfer. Die Imperatorklasse – Höhepunkt einer Epoche. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv, Band 8. Kabel, Hamburg 1985, ISSN 0343-3668, S. 147–164 (PDF).
  • Dieter Flohr: „Der Imperator“ – Ein fast vergessenes Stück deutscher Schifffahrtsgeschichte. In: Schiff & Zeit-PANORAMA Maritim, Magazin für Schifffahrts- und Marinegeschichte e.V. der DGSM, Ausgabe: 119/2020, S. 23–27.

Weblinks

Commons: Imperator – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der deutsche Bruder der „Titanic“, In: Welt am Sonntag Frühausgabe vom 26. November 2022
  2. Das Ballin-Haus. (PDF; 2 MB) Hapag Lloyd, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2016; abgerufen am 28. November 2018.

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Autor/Urheber: UweRohwedder, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Modell der "Imperator" im Deutschen Hafenmuseum Hamburg, Schuppen 50
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USS Imperator (ID-4080) off Manhattan Island, New York City
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Government ensign of the United Kingdom.

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