Immobilienwirtschaft

Verlauf des Umsatzes mit bebauten und unbebauten Immobilien in Deutschland (in Mrd. Euro).[1]

Die Immobilienwirtschaft (oder der Immobiliensektor) ist ein Wirtschaftszweig, der sich mit der Entwicklung, Produktion, Bewirtschaftung und Vermarktung von Immobilien beschäftigt. Der Immobilienmarkt ist ein Markt (im mikroökonomischen Sinne) mit speziellen Eigenschaften; ein wichtiger Teilmarkt ist der Wohnungsmarkt.

Bedeutung der Immobilienwirtschaft

Die Bedeutung der Wohnungs- und Immobilienbranche lässt sich am Anlagevermögen verdeutlichen. Das gesamte Bruttoanlagevermögen von Immobilien betrug Ende 2016 rund 17,3 Bio. Euro. Nach Abzug von Abschreibungen beläuft sich das gesamte deutsche Nettoanlagevermögen in Bauten auf knapp 8 Billionen Euro, wovon circa 4,8 Billionen Euro in Wohnbauten und 3,2 Billionen Euro in Nichtwohnbauten gebunden sind. In den Unternehmen der Immobilienwirtschaft (weite Abgrenzung) arbeiteten im Jahr 2016 rund 3,0 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, was rund 9,5 % aller abhängig Beschäftigten entsprach.[2]

Die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft trägt in erheblichem Maße zur volkswirtschaftlichen Gesamtleistung bei. Gemessen an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung erreichte der Wirtschaftszweig des „Grundstücks- und Wohnungswesens“ 2012 einen Anteil von 10 %. Das sind rund 264 Mrd. Euro.[3]

Zweige der Immobilienwirtschaft

Hinsichtlich der Art der Immobilien kann die Immobilienwirtschaft in folgende Zweige unterteilt werden:

  • Grundstückswirtschaft: Erschließung und Vermarktung von Grundstücken
  • Wohnungswirtschaft: Bau, Finanzierung, Bewirtschaftung und Vermarktung von Wohnimmobilien, des Weiteren wird zwischen öffentlich gefördertem Wohnungsbau und frei finanziertem Wohnungsbau unterschieden
  • Gewerbliche Immobilienwirtschaft: Bau, Finanzierung, Bewirtschaftung und Vermarktung von Gewerbeimmobilien
  • Betriebliche Immobilienwirtschaft: Kauf, Anmietung, Bau, Finanzierung, Nutzung, Bewirtschaftung, Verwertung von Betriebsimmobilien

Aufgaben und Akteure in der Immobilienwirtschaft

Betrachtet man die Aufgaben bzw. Funktionen rund um Immobilien, so lassen sich verschiedene Akteure unterscheiden:

Kernbereich der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft

Als Kernbereich der Immobilienwirtschaft kann die Bewirtschaftung und Finanzierung von Immobilien gelten. Die dazugehörigen Aufgaben zuzüglich der Steuerungsfunktionen bei Planung/Genehmigung und Erstellung/Bau in Immobilienprojekten sind Kernfunktionen von Immobilienunternehmen.

Der Kernbereich der Bewirtschaftung und Finanzierung von Immobilien wird oft auch zusammenfassend als Wohnungs- und Immobilienwirtschaft bezeichnet, die auf Wohnimmobilien einschl. Grundstücke ausgerichtete Bewirtschaftung, Finanzierung und Vermarktung als Grundstücks- und Wohnungswirtschaft.

Zu den Akteuren, die im Kernbereich der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft tätig sind, zählen vor allem:

Berufe in der Immobilienwirtschaft

Zu den Berufen in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft gehören nach Angabe der Arbeitsagentur, BerufeNet beispielsweise:

Ausbildungsberufe
Assistent - Gebäudeservice, Immobilienassistent, Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft bzw. Immobilienkaufmann (neue Ausbildungsordnung 2006), Wirtschaftskaufmann - Wohnungswirtschaft
Weiterbildungsberufe, Sonderfachkräfte und Spezialisierungen
Betriebswirt (staatl. gepr.) - Grundst.- und Wohnungsw., Betriebswirt (staatl. gepr.) - Wohnungsw. Realkredit, MCR (Master of Corporate Real Estate von CoreNet Global), Corporate Real Estate Manager (IREBS), Real Estate Asset Manager, Certified Real Estate Investment Analyst, Master of Business Administration in Real Estate, Dipl.-Immobilienökonom (ADI), Immobilienökonom (EBS), Immobilienökonom (IREBS), Immobilien-Ökonom (WBS), Immobilien-Ökonom (GdW), Immobilien-Ökonom (IHK), Handelsimmobilienökonom, Dipl.-Sachverständiger - Immobilien, Fachkaufmann - Verwaltung von Wohnungseigentum, Fachmann - Gebäudebewirtschaftung, Fachwirt - Facility Management, Fachwirt - Grundstücks- u. Wohnungswirtschaft, Facility-Manager, Hausverwalter, Immobilienfachwirt, Immobilienwirt, Immobilienmakler, Kommunal. Gebäudewirt, Leiter Ferienanlage - Eigentumsferienhäuser/-wohnungen, Service-Manager
Berufe, die ein Studium voraussetzen (Universität/Hochschule, Fachhochschule, Berufsakademie …)
Dipl.-Betriebswirt (FH oder Uni) - Diplom-Wirtschaftsingenieur (Immobilie) (FH oder Uni) - Bachelor of Arts oder Engineering - Master of Arts, Science[4] oder Engineering

Kommunikation

Für die Branche haben sich mittlerweile verschiedene Fachforen als zentrale Kommunikationsorte herausgebildet. Hier ist jedoch zu unterscheiden zwischen Foren deren Zielgruppe hauptsächlich nichtgewerbliche Marktteilnehmer sind, d. h. private Mieter und Vermieter, Käufer und Verkäufer sowie Miet- und Kaufinteressenten und denjenigen Foren, die sich ausschließlich an rein gewerbliche Marktteilnehmer richten.

Die ersteren basieren in der Regel auf öffentlich gehaltenen Webforen und kreisen inhaltlich fast ausschließlich um die Themenbereiche Mieten und Kaufen von Wohnimmobilien. Auf Grund der meist fehlenden Registrierungsverpflichtung bzw. der Zulässigkeit, mit Nicknamen auftreten zu können, ist die fachlich-inhaltliche Qualität dieser Foren eher als gering einzuschätzen.

Bei den Branchenforen, die sich ausschließlich an gewerbliche Branchenteilnehmer richten, hat sich im Laufe der Jahre herausgestellt, dass nur eine Handvoll Plattformen dazu in der Lage war, den Bedürfnissen der Fachteilnehmer zu entsprechen, so dass der Markt für Branchenforen im Immobiliensektor sehr überschaubar ist.

Zusätzlich zu den vielen unterschiedlichen Fachforen, die noch bis heute existieren, spezialisierten sich diverse Verlage auf die Immobilienwirtschaft und publizieren Special-Interest Titel beziehungsweise Fachzeitschriften für die Branche. Die verschiedenen Tätigkeiten in der Branche setzen einen hohen Informationsfluss und grundlegendes Branchenwissen voraus, weshalb jeder Immobilienprofi durch eben solche Publikationen (und auch Onlineportale) Informationen einholt.

Siehe auch

Literatur

  • Willi Alda, Joachim Hirschner: Projektentwicklung in der Immobilienwirtschaft, Grundlagen für die Praxis. 4. Auflage. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8348-1514-9.
  • Kerry-U. Brauer: Grundlagen der Immobilienwirtschaft. 8. Auflage. Gabler Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-658-01657-9.
  • Thomas Glatte: Entwicklung betrieblicher Immobilien - Beschaffung und Verwertung von Immobilien im Corporate Real Estate Management Springer Vieweg, Wiesbaden, 2014.
  • Hanspeter Gondring: Immobilienwirtschaft, Studienbuch für Studium und Praxis. 3. Auflage. Vahlen Verlag, München 2013, ISBN 978-3-8006-4572-5.
  • Helmut W. Jenkis: Kompendium der Wohnungswirtschaft. erg. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2001, ISBN 3-486-25688-2.
  • Stephan Kippes, Erwin Sailer (Hrsg.): Immobilienmanagement: Handbuch für die professionelle Immobilienbetreuung und Vermögensverwaltung. 1. Auflage. Boorberg, München 2005, ISBN 3-415-03407-0.
  • Egon Murfeld (Hrsg.): Spezielle Betriebswirtschaftslehre der Immobilienwirtschaft. 6. Auflage. Hammonia-Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-87292-316-5.
  • Nico Rottke, Matthias Thomas (Hrsg.): Immobilienwirtschaftslehre Band I: Management. 1. Auflage. Immobilien Manager Verlag, Köln 2011, ISBN 978-3-89984-208-1.
  • Nico Rottke, Michael Voigtländer (Hrsg.): Immobilienwirtschaftslehre Band II: Ökonomie. 1. Auflage. Immobilien Manager Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-89984-235-7.
  • Nico Rottke, Alexander Goepfert, Karl Hamberger (Hrsg.): Immobilienwirtschaftslehre Band III: Recht. 1. Auflage. Springer Verlag, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-06986-5.
  • Karl-Werner Schulte, Stephan Bone-Winkel (Hrsg.): Handbuch Immobilien-Projektentwicklung. 3. Auflage. Immobilien Manager Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-89984-167-1.
  • Karl-Werner Schulte, Stephan Bone-Winkel, Matthias Thomas (Hrsg.): Handbuch Immobilien-Investition. 2. Auflage. Immobilien Manager Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89984-121-2.
  • Karl-Werner Schulte: Immobilienökonomie. Band 1: Betriebswirtschaftliche Grundlagen. überarb. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2008, ISBN 978-3-486-58397-7.
  • Martin Wernecke, Nico Rottke (Hrsg.): Praxishandbuch Immobilienzyklen. 1. Auflage. Immobilien Manager Verlag, Köln 2006, ISBN 3-89984-142-5.

Einzelnachweise

  1. Deutsche Bundesregierung: Geldwäsche im Immobiliensektor, Drucksache 19/2449. In: Deutscher Bundestag (Hrsg.): Kleine Anfrage. Juni 2018 (bundestag.de [PDF]).
  2. Michael Voigtländer, Tobias Just et al.: Wirtschaftsfaktor Immobilien 2017. gif, DV, BID, Haus & Grund Deutschland, abgerufen am 14. November 2017.
  3. Statistisches Bundesamt 2012: Fachserie 18 Reihe 1.4, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Inlandsproduktsberechnung, Detaillierte Jahresergebnisse
  4. Studiengangsbeschreibung Real Estate (Master of Science) der Hochschule RheinMain abgerufen am 13. Oktober 2023.

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Verlauf des Geldumsatzes mit bebauten und unbebauten Immobilien in Deutschland. Basierend auf Daten aus Kleiner Anfrage, Drucksache 19/2449.