Ilse Dernburg

Ilse Hedwig Dernburg, geborene Rosenberg (* 13. Mai 1880 in Berlin[1]; † 1964[2] oder 1965[3]), war eine deutsche Innenarchitektin und Bühnenautorin.

Leben und Werk

Ilse Rosenberg war eine Tochter von Else Dohm (1856–1922) und Hermann Rosenberg (1847–1917), Bankier und langjähriger Mitinhaber der Berliner Handels-Gesellschaft. Mutter Else war eine Schwester von Hedwig Pringsheim geb. Dohm, der Mutter Katia Manns.[4]

1900 heiratete Ilse als junge Innenarchitektin den zwölf Jahre älteren Architekten Hermann Dernburg, einen Bruder von Bernhard Dernburg. 1914 wurde die Ehe wieder geschieden.[5][6]

Von der in Berlin-Tiergarten lebenden Ilse Dernburg[7] sind zahlreiche innenarchitektonische Entwürfe und Ausführungen dokumentiert,[8] so die Gestaltung eines Teetisches beziehungsweise Teezimmers aus dem Jahr 1910.[9] Für die erste große deutsche Frauenausstellung „Die Frau in Haus und Beruf“ 1912 in Berlin gestaltete sie ein Badezimmer[10] sowie den „Leseraum“ im „Jugendheim“ der Ausstellung.[11] Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs entwarf sie diverse Innenräume des Schnelldampfers Imperator, darunter das sogenannte „Kaiserzimmer“.[12]

Ilse Dernburg, die enge Kontakte zu der mit ihr verwandten Familie von Thomas Mann pflegte, schrieb auch Bühnenwerke, die rückblickend von ihrer Nichte Elisabeth Mann Borgese als „sexy“ und „unanständig“ eingeordnet wurden.[13] Dazu gehört die 1932 im Berliner Rose-Theater uraufgeführte Komödie Die eiserne Jungfrau. „Das Stück lebt“, so die Preußischen Jahrbücher in ihrer Besprechung,[14] „von der Komik eines bösen Hausdrachens“ und wurde zwiespältig rezensiert: Das Berliner 8-Uhr-Abendblatt lieferte einen vernichtenden Verriss.[15]

1939 emigrierte Ilse Dernburg mit ihrer Schwester, der Übersetzerin Käthe Rosenberg[16] (1883–1960), nach London. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte sie zusammen mit der Schwester in der Schweiz,[5] wo sie in einem Altersheim am Vierwaldstättersee verstarb.[13]

Einzelnachweise

  1. Geburtsregister Berlin III, 1880, Eintrag Nr. 786
  2. Joachim Heimannsberg, Peter Laemmle, Wilfried F. Schoeller (Hrsg.): Klaus Mann. Tagebücher 1931 bis 1933. München 1989; Erika Mann: Mein Vater, der Zauberer. Reinbek 1996.
  3. Peter de Mendelssohn: Der Zauberer. Das Leben des deutschen Schriftstellers Thomas Mann. Zweiter Teil: Jahre der Schwebe. 1919 und 1933. Frankfurt/M. 1992; Inge Jens (Hrsg.): Thomas Mann. Tagebücher. Frankfurt/M. 1995; Monika Mann: Das fahrende Haus. Aus dem Leben einer Weltbürgerin. Reinbek 2007.
  4. Martin Gregor-Dellin (Hrsg.): Klaus Mann. Briefe und Antworten. München 1975.
  5. a b Heinz J. Armbrust, Gert Heine: Wer ist wer im Leben von Thomas Mann? Ein Personenlexikon. Frankfurt am Main 2008, S. 54.
  6. Peter de Mendelsohn: Thomas Mann. Tagebücher. Band 5, Frankfurt am Main 1982, S. 912 Anm.
  7. Dernburg, Ilse. In: Berliner Adreßbuch, 1925, Teil 1, S. 498. „Matthäikirchstraße 4“.
  8. Innenräume von Ilse Dernburg. In: Innen-Dekoration 1912, S. 263–269.
  9. Aesthetische Teetische. In: Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe) vom 2. März 1910, S. 2.
  10. Gudrun Marlene König: Das Geschlecht der Dinge. Strategien der Sichtbarmachung in der materiellen Kultur. In: Ingrid Hotz-Davies, Schamma Schahadat (Hrsg.): Ins Wort gesetzt, ins Bild gesetzt. Gender in Wissenschaft, Kunst und Literatur. Bielefeld 2007, S. 108ff.; Despina Stratigakos: A women’s Berlin. Building the modern city. Minneapolis MN 2007, S. 117.
  11. Despina Stratigakos: A women’s Berlin. Building the modern city. Minneapolis MN 2007, S. 124.
  12. The Painter and Decorator, 29, 1915, S. 48. Ulrich Bücholdt: Frauen in der Architektur auf kmkbuecholdt.de (2003–2010).
  13. a b Heinrich Breloer: Unterwegs zur Familie Mann. Frankfurt am Main 2001, S. 88.
  14. Preußische Jahrbücher, 229–230, 1932, S. 86.
  15. Harry Balkow-Gölitzer: Prominente in Berlin-Westend und ihre Geschichten. Berlin 2007, S. 144.
  16. Rosenberg, Käthe. In: Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933: Ein biographisches Handbuch. 2. Auflage. Berlin : De Gruyter, 2020, S. 415