Ifugao (Ethnie)

Bei den Ifugao handelt es sich um eine altmalaiische Ethnie, die in den schwer zugänglichen Philippinischen Kordilleren auf Nord-Luzon in den Philippinen lebt und zu den Igorot gehört. Die Selbstbezeichnung „Ifugao“ bedeutet so viel wie „Menschen der Erde“.

Ifugao-Musiker auf Luzon, 2004
Die Reisterrassen von Banaue

Angaben über die Anzahl ihrer Mitglieder variieren zwischen 80.000 und 190.000. Die Ifugao betrieben traditionell Bodenbau. Sie legten ein System von Hangterrassen mit Kanälen zur künstlichen Bewässerung an, welches ihnen seit mehr als zweitausend Jahren zum Anbau von Nassreis diente. Wegen ihrer oft sehr geringen Fläche mussten die einzelnen Terrassen mit Grabstöcken bearbeitet werden. Der Reisanbau wurde ergänzt durch die Kultivierung von Camote (Süßkartoffeln), Mung-Bohnen und Getreide.

Die politische, soziale und wirtschaftliche Organisation beruhte vor allem auf bilateralen Verwandtschaftsgruppen ohne formelle Führerschaft. Die Siedlungen von fünf bis zehn Gebäuden lagen über große Flächen verstreut, jeweils in der Nähe der zu bewirtschaftenden Terrassen. Tiere (v. a. Hühner und Schweine) wurden vornehmlich für religiöse Zeremonien und Opferrituale gehalten. Die Priester der Ifugao berichteten von mehr als 1500 verschiedenen Göttern, die verschiedenen Lebensbereichen zugeordnet wurden wie Reisanbau, Kopfjagd, einzelnen Krankheiten. Die Ifugao besaßen keine Schrift – Mythen wurden mündlich überliefert. Im 20. Jahrhundert unterbanden die Amerikaner die traditionellen Kopfjagden. Noch heute leben die Ifugao weitgehend isoliert von der christlichen Majorität auf den Philippinen.

„Nichtdestruktiv-aggressive Gesellschaften“

Der Sozialpsychologe Erich Fromm analysierte im Rahmen seiner Arbeit Anatomie der menschlichen Destruktivität anhand ethnographischer Aufzeichnungen 30 vorstaatliche Völker auf ihre Gewaltbereitschaft, darunter auch die Ifugao. Er ordnete sie abschließend den „Nichtdestruktiv-aggressiven Gesellschaften“ zu, deren Kulturen durch einen Gemeinschaftssinn mit ausgeprägter Individualität (Status, Erfolg, Rivalität), eine zielgerichtete Kindererziehung, reglementierte Umgangsformen, Vorrechte für die Männer, und vor allem männliche Aggressionsneigung – jedoch ohne destruktive Tendenzen (Zerstörungswut, Grausamkeit, Mordgier u. ä.) – gekennzeichnet sind.[1] (siehe auch: „Krieg und Frieden“ in vorstaatlichen Gesellschaften)

Literatur

  • Barton, Roy Franklin: Ifugao Law. In: University of California Publications: American Archaeology and Ethnology Vol.15, No.5. Berkeley: University of California Press 1919
  • Conklin, Harold C.: Ethnographic Atlas of Ifugao. A Study of Environment, Culture and Society in Northern Luzon. New Haven/London: Yale University Press 1980

Einzelnachweise

  1. Erich Fromm: Anatomie der menschlichen Destruktivität. Aus dem Amerikanischen von Liselotte u. Ernst Mickel, 86. – 100. Tsd. Ausgabe, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1977, ISBN 3-499-17052-3, S. 191–192.

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