Ichneumoninae

Ichneumoninae

Gelbe Schlupfwespe (Amblyteles armatorius), Tribus Ichneumonini

Systematik
Klasse:Insekten (Insecta)
Ordnung:Hautflügler (Hymenoptera)
Unterordnung:Taillenwespen (Apocrita)
Überfamilie:Schlupfwespenartige (Ichneumonoidea)
Familie:Schlupfwespen (Ichneumonidae)
Unterfamilie:Ichneumoninae
Wissenschaftlicher Name
Ichneumoninae
Latreille, 1802

Ichneumoninae ist nach den Cryptinae die zweitgrößte Unterfamilie der Schlupfwespen mit etwa 4300 Arten in 438 Gattungen und 16 Tribus.[1][2] Alleine in Deutschland sind fast 640 Arten von Ichneumoninae bekannt.[3]

Wegen der großen Anzahl von nah verwandten Arten ist die Bestimmung der einzelnen Arten meist nur für Spezialisten möglich.[4]

Morphologie

Diese artenreiche Unterfamilie enthält meist farbig gezeichnete Tiere, bei denen der Hinterleib abgeflacht ist. Das Propodeum ist relativ lang. In der Mitte des Vorderflügels ist eine charakteristische relativ große fünfeckige Zelle. Die Antennen der Männchen haben an mehreren Segmenten außen längliche, etwas erhabene Sensillenfelder, die sogenannten Tyloiden, die je nach Art unterschiedlich ausgebildet sind und zur Partnersuche dienen. Die Männchen und Weibchen sind oft deutlich verschieden. Je nach Größe der Wirte variiert die Größe der Ichneumonidae von 2,5 bis 30 mm Körperlänge.[2][5]

Lebensweise

Cratichneumon unificatus, Abbildung von Tereshkin

Alle Ichneumoninae sind Schmetterlingsparasitoide, d. h. die Weibchen legen ihre Eier in Raupen oder Puppen von Schmetterlingen in denen sie sich entwickeln. Von vielen Arten ist nur sehr wenig über die Lebensweise bekannt. Die Tiere in den Sammlungen sind meistens durch Malaise-Fallen gefangen.[4] In der Literatur gibt es eine Reihe von unrichtigen Meldungen über die Wirte, zur sicheren Bestimmung ist es sinnvoll die Schlupfwespen aus den Wirtspuppen zu züchten.[6]

Systematik und Liste von Gattungen

Die Unterfamilie wird nach Tereshkin[7] in folgende Triben unterteilt (siehe auch D.S. Yu)[8]. Verbreitungsangaben nach Tereshkin.[7] Es gibt noch viele unbeschriebene Arten. Die im Folgenden genannten Gattungen sind nur Beispiele (vor allem Gattungen die auch in Mitteleuropa vorkommen).

  • AlomyiniFoerster, 1869 (werden heute meist als eigene Unterfamilie angesehen: Alomyinae[9])
    • Diphyus amatorius, Abbildung von Tereshkin
      Alomya (A. debellator)
    • Pseudalomya
  • CeratojoppiniHeinrich, 1938; Verbreitung: Süden von Afrika und Madagaskar.
    • Ceratojoppa
    • Ctenocalus
  • Clypeodromus thyridialis, Abbildung von Tereshkin
    ClypeodrominiTereshkin, 1992; Verbreitung: Paläarktis
  • CompsophoriniHeinrich, 1967; Verbreitung: vor allem Äthiopische Region und Orientalis.
    • Compsophorus
  • CtenocaliniHeinrich, 1938; Afrika südlich der Sahara und Madagaskar.
  • EurylabiniHeinrich, 1934; Die Wirte sind Zahnspinner, Eulen und Bärenspinner. Die Eier werden in Raupen abgelegt.[4] Verbreitung: Paläarktis, Orientalis, Äthiopische Region.
    • Eurylabus
  • GoedartiiniTownes, 1961; Die Wirte sind Schadspinner (Lymantriidae), die Eier werden in die Raupen abgelegt.[4] Verbreitung: Paläarktis und Orientalis.
    • Goedartia
  • HeresiarchiniAshmead, 1900 (= Callajoppini); Die Wirte sind u. a. Schwärmer.[4]
  • IchneumoniniLatreille, 1802; Diese Tribus wird in fünf Subtriben eingeteilt. Wirte sind fast stets Großschmetterlinge.[4] Verbreitung: Weltweit.
  • IschnojoppiniHeinrich, 1938; Verbreitung: vor allem Äthiopische Region incl. Madagaskar.
    • Ischnojoppa
  • JoppocryptiniViereck, 1918; Wirte sind Eulen oder Spanner.[4] Verbreitung: vor allem Neotropis, Äthiopische Region und Orientalis.
  • ListrodrominiFoerster, 1869; Wirte sind Bläulingsraupen.[4] Verbreitung: Holarktis, Äthiopische Region und Orientalis.
  • OedicephaliniHeinrich, 1934: Verbreitung: Neotropis, Äthiopische Region und Orientalis.
    • Notosemus
    • Oedicephalus
  • PhaeogeniniFoerster, 1869;[10] Wirte sind Microlepidoptera. Verbreitung: Weltweit. Auswahl von Gattungen:[11]
    • Aethecerus (viele Arten, Paläarktis und Nearktis)
    • Baeosemus (wenige Arten, Paläarktis)
    • Centeterus (viele Arten, Paläarktis, Nearktis, Neotropis, Orientalis)
    • Colpognathus (C. celerator)
    • Diadromus (viele Arten, Paläarktis und Nearktis)
    • Dirophanes (mehrere Arten, Paläarktis und Nearktis)
      Pseudalomya praevara, trotz des Namens gehört die Gattung Pseudalomya zu den Phaeogenini, nicht zu den Alomyinae
    • Epitomus (mehrere Arten, Paläarktis)
    • Hemichneumon (mehrere Arten, Paläarktis)
    • Herpestomus (mehrere Arten, Paläarktis)
    • Oronotus (mehrere Arten, Paläarktis, Nearktis und Orientalis)
    • Phaeogenes (mehrere Arten, Paläarktis und Nearktis)
    • Pseudalomya[12]
    • Trachyarus (mehrere Arten, Paläarktis)
    • Tycherus (mehr als 100 Arten, Paläarktis, Nearktis, Neotropis und Orientalis)
  • PlatylabiniBerthoumieu, 1904; Wirte sind Spanner, selten auch Sichelflügler (Drepanidae). Die Weibchen legen ihre Eier in Raupen.[4][7] Verbreitung: Weltweit.
    • Apaeleticus
    • Asthenolabus
      Callajoppa cirrogaster (Trogini), Zeichnung von Tereshkin
    • Coticheresiarches
    • Platylabus (P. odiosus)
  • ZimmeriiniHeinrich, 1934; Verbreitung: Paläarktis
    • Cotiheresiarches
  • Trogini (Foerster, 1868) Verbreitung: Weltweit
    • Callajoppina
    • Trogus

Einzelnachweise

  1. van Noort: WaspWeb: Hymenoptera of the Afrotropical region. Iziko Museums of South Africa, abgerufen am 28. Mai 2020.
  2. a b Subfamily Ichneumoninae - BugGuide.Net. Abgerufen am 28. Mai 2020.
  3. Matthias Riedel, Andrei Humala, Martin Schwarz, Heinz Schnee, Stefan Schmidt: Checklist of the Ichneumonidae of Germany (Insecta, Hymenoptera). In: Biodiversity Data Journal. Band 9, 26. Mai 2021, S. 45, doi:10.3897/BDJ.9.e64267 (pensoft.net).
  4. a b c d e f g h i K. Schmidt & F. Zmudzinski: Beiträge zur Kenntnis der badischen Schlupfwespenfauna (Hymenoptera, Ichneumonidae). 5. Unterfamilie Ichneumoninae. In: carolinea. Band 63. Karlsruhe 2006, S. 135–177.
  5. Ichneumonid Morphology. American Entomological Institute, abgerufen am 7. Juni 2020.
  6. R. Hinz: Über die Lebensweise von Amblyteles armatorius (Forster,1771) (Hymenoptera, Ichneumonidae, Ichneumoninae). In: Entomofauna. Band 6, Nr. 8. Linz 1985, S. 73–77.
  7. a b c A. M. Tereshkin: Illustrated key to the tribes of subfamilia Ichneumoninae and genera of the tribe Platylabini of world fauna (Hymenoptera, Ichneumonidae). In: Linzer biologische Beiträge. Band 41, Nr. 2, 2009, S. 1317–1608 (tereshkin.info [PDF]).
  8. Yu D.S., van Achterberg, K., Horstmann, K.: World Ichneumonoidea 2011. Taxonomy, biology, morphology and distribution. Vancouver, Kanada 2011.
  9. Andrew M.R. Bennett, Sophie Cardinal, Ian D. Gauld, David B. Wahl: Phylogeny of the subfamilies of Ichneumonidae (Hymenoptera). In: J. Hymenoptera Res. Band 71, 2019, S. 1–156, doi:10.3897/jhr.71.32375.
  10. Erich H. Diller: Bemerkungen zu Gattungen der Phaeogenini und Neubeschreibungen paläarktischer Arten (Insecta: Ichneumonidae, Ichneumoninae, Phaeogenini). In: Linzer biologische Beiträge. Band 38, Nr. 2, 2006, S. 1255–1268 (zobodat.at [PDF]).
  11. Erich Diller: Bemerkungen zur Systematik der Phaeogenini mit einem vorläufigen Katalog der Gattungen (Hymenoptera, Ichneumonidae). In: Entomofauna. Band 2, Nr. 8. Linz 1981, S. 93–109.
  12. K. Watanabe: Taxonomic Position of Pseudalomya takeii Kusigemati, 1984 (Hymenoptera: Ichneumonidae), with a New Synonym. In: Japanese Journal of Systematic Entomology. Band 22, Nr. 1, 2016, S. 35–36.

Weblinks

Commons: Ichneumoninae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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