Ichenheim liegt in der Oberrheinischen Tiefebene direkt am Rhein und an der deutsch-französischen Grenze, genau in der Mitte zwischen Kehl und Lahr, nur wenige Kilometer südlich von Straßburg, wenige Kilometer von Offenburg entfernt. Die Gemarkung Ichenheim ist 18,94 Quadratkilometer groß. In Ichenheim liegen die abgegangeneBurg Blankenmoos und die Wüstung Trudenheim.[1]
Nachbargemeinden
Die Gemarkung Ichenheim grenzt im Norden an Altenheim und Dundenheim, im Osten an Niederschopfheim, im Südosten an Schutterzell und im Süden an Kürzell und Meißenheim. Im Westen grenzt Ichenheim an den Rhein und damit an Frankreich.
Geschichte
Erstmals wurde Ichenheim 1066 urkundlich als Besitz des Klosters Eschau als Ichelenheim genannt. Ichenheim gehörte wie die andern Riedorte anfangs zur Herrschaft Mahlberg, die dann aber Walter I. von Geroldseck 1250, wahrscheinlich mit Gewalt, an sich brachte. Als die Linie Lahr-Mahlberg mangels männlicher Nachkommen ausstarb, fiel die Herrschaft ans Reich zurück. Kaiser Sigismund gab sie daraufhin 1426 dem Grafen zu Mörs-Saarwerden, so dass auch Ichenheim unter fremde Herrschaft geriet. Die beiden Grafen kamen in finanzielle Schwierigkeiten und mussten den halben Teil ihrer Herrschaft Lahr-Mahlberg an die Markgrafen von Baden-Baden verkaufen. 1477 beherrschten zwei Herrschaftshäuser die Gegend gemeinsam. Durch Erbteilung ging Ichenheim 1629 wieder an die Mahlberger, bevor diese 1771 mit dem Haus Baden-Baden an die Markgrafschaft Baden-Durlach fiel, die schließlich nach der Säkularisation 1806 im Großherzogtum Baden aufging. 1776 wurde Ichenheim das Marktrecht verliehen. Seit 1798 wird in Ichenheim Tabak angebaut.[2]
Am 1. Januar 1973 wurde Ichenheim mit den Gemeinden Altenheim, Dundenheim und Müllen zur Gemeinde Neuried zusammengeschlossen.
Die katholische Kirche St. Nikolaus wurde 1822 von dem Weinbrenner-Schüler Hans Voß erbaut. Sie gehört zu den am meisten der formalen Reduktion verpflichteten Kirchenbauten des badischen Klassizismus. Sie profitiert von der monumentalen Wirkung klar gezeichneter Baukörper.
Natur
Auf der Gemarkung Ichenheim liegt das 29,2 Hektar große Naturschutzgebiet Sauscholle. Westlich von Ichenheim liegt in einer Altrheinschleife der Blattsee und südlich von Ichenheim liegt der Matschelsee. Zudem liegt in Ichenheim der Ichenheimer Jörgenwald, welcher ein Schonwald ist.
Religionen
Seit der Dekanatsreform am 1. Januar 2008 gehört Ichenheim mit der St.-Nikolaus-Kirche zum Dekanat Offenburg-Kinzigtal und seit 2015 zudem zur Seelsorgeeinheit Schutterwald-Hohberg-Neuried.
Vereinsleben
Narrenzunft Ichener Duwackstumbe 1987
Die Fastnacht in Ichenheim geht bis in die 1930er Jahre zurück, doch erst in den 50er Jahren lebte sie so richtig auf. Ein Elferrat wurde gegründet, welcher sich jedoch 1971 wieder auflöste, da sich keine Nachfolger mehr fanden. Erst am 27. Juni 1987 wurde die Fasend wieder richtig organisiert. An diesem Tag fand im Gasthaus Prinzen die Gründungsversammlung mit sieben Gründungsmitgliedern statt. Mit der neuen Zunft orientierte man sich nicht mehr am rheinischen Karneval, sondern am alemannischen Brauchtum. Durch den lokalen Tabakanbau lag es nah, sich an dieser örtlichen Tradition zu richten. Da man in der Region die Zigarren „Duwackstumbe“ und die einheimische Bevölkerung „Ichener“ nannte, war der Name der Zunft auch schnell gefunden. Seit 2015 veranstaltet man mit der Guggemusik Scholle Dudler jährlich am 11. November den „Carneval de Ichene“. Die Maske der Duwackstumbe hat ein verschmitztes Gesicht. Sie soll eine Person darstellen, die stets fröhlich ist und das Leben genießt. Besonderheiten der Maske ist die Nase, die als Wurzel dargestellt ist, und die ausgeprägte, lachende Mundpartie. Für die Augenbrauen und den Bart nahm man Tabakblätter. Das Cape wurde mit braunen, aus Stoff gefertigten Blättern genäht. Rechts und links ist daran ein getrockneter Stumbe (Tabakstiel) befestigt. Da die getrockneten Tabakblätter braun sind, entschied man sich ein zweiteiliges Häs mit braunen Blättern und aufgezeichneten Rippen zu nähen. Das Häs besteht je nach Größe aus 600 bis 800 Blättern. 6 bis 8 Stumben werden angenäht. Dazu trägt man braune Schuhe und braune Handschuhe. Das ganze Häs wird in Eigenleistung hergestellt. Heute hat die Zunft rund 20 aktive und 30 passive Mitglieder.[3]
Weitere Vereine
Neben der Narrenzunft gibt es in Ichenheim noch den Angelverein, die Anglergemeinschaft Riedwasser, die Bläserjugend, den CVJM, den evangelischen Kirchenchor, die Festgemeinschaft, den Förderverein SF, die Freiwillige Feuerwehr, den Freundeskreis der Grundschule, die Generationen-Gemeinschaft, den Historischen Verein, die Katholische Pfarrgemeinde, den Katholischen Kirchenchor, das Katholische Pfarramt St. Nikolaus, den Landfrauenverein, „Läwe im Lewe“, den Männergesangsverein „Harmonie“, den Motor- und Radsportverein, den Musikverein, den Reiterverein, den Schützenverein, den Skat-Club, den Tabakbauverein, den Turnverein, den VdK und den Verein der Eltern, Freunde und Förderer des Ev. Kindergartens.[4]
Ichenheim wurde vom 1. April 1898 bis 1959 durch die Mittelbadische Eisenbahn bedient. Gegenwärtig gibt es keinen Anschluss an das deutsche Schienennetz mehr.
Ichenheim wird von der L 75 in Nord-Süd-Richtung durchquert und von Ichenheim aus startet die L104.
Ludwig Leiner (1830–1901), Apotheker, absolvierte in Ichenheim eine Ausbildung
François Sevez (1891–1948), französischer Offizier, starb in Ichenheim
Alois Beichert (1893–1945), Geistlicher, war Priester in Ichenheim
Fred K. Prieberg (1928–2010), Musikwissenschaftler, starb in Ichenheim
Jonathan Fischer (* 1997), Handballspieler, spielte in der Jugend für den SF Ichenheim
Literatur
Albert Köbele, Hans Scheer und Peter Bläsi: Ortssippenbuch Ichenheim, Gemeinde Neuried, Ortenaukreis in Baden. Grafenhausen: Köbele 1978 (= Badische Ortssippenbücher 41), Bearbeiteter Zeitraum 1633–1977.
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2, S. 365–368
Ichenheimer Kirche.jpg Autor/Urheber:S. Finner,
Lizenz:CC BY-SA 3.0 Ichenheims Kirche im Weinbrenner-Stil. Sankt Nikolaus wurde 1819-1822 erbaut nach Entwurf von Weinbrenner-Schüler Hans Voss. Der Kirchenbau zählt zu den am stärksten der formalen Reduktion verpflichteten Entwürfen im badischen Klassizismus.