Ich habe nun den Grund gefunden
Ich habe nun den Grund gefunden ist ein Kirchenlied, dessen Text von Johann Andreas Rothe gedichtet und im Jahre 1725 in Nikolaus Ludwig von Zinzendorfs Sammlung geistlicher und lieblicher Lieder, hier noch ohne Verfasserangabe, sowie 1727 in dessen Christ-Catholischem Singe- und Bet-Büchlein erstmals veröffentlicht wurde.[1] Rothe soll den Text auf Hans Christoph von Schweinitz auf Leube (1645–1722) gedichtet haben, bei dem er bis August 1722 als Hauslehrer angestellt war.[2] Vorbild dürften die Bibeltexte Hebr 6,18–19 , wo als Symbol der christlichen Hoffnung das bekannte Bild des Ankers entwickelt wird,[3] und eine Predigt Johannes Taulers dazu, sowie 1 Kor 3,11 , wo Christus als einzige Grundlage des Glaubens charakterisiert wird,[4] gewesen sein. Unter Lutheranern wurde das Lied zunächst nur zögernd angenommen, da Zinzendorf die Herrnhuter Brüdergemeine führte. Diese Zurückhaltung wich zufriedener Annahme, als bekannt wurde, dass das Lied von Rothe und nicht von Zinzendorf stammte.[1]
Melodien
Die gebräuchlichste Melodie stammt aus dem Chorbuch des Johann Balthasar König von 1738, dort unter dem Titel „Ach sagt mir nichts von Gold und Schätzen“.[5]
Zu dem Lied existieren mehrere vierstimmige Sätze:
Unter anderem schrieb Johann Sebastian Bach über die Melodie den viersätzigen Choral BWV 321, der erstmals 1769 unter dem Titel „Gottlob, es geht nunmehr zum Ende“ gedruckt wurde.[6][7][8] Bachs Melodiefassung weicht von Königs Vorlage in mehrfacher Hinsicht ab, so ist der 4/4-Takt zu einem 3/4-Takt geändert, und auch der melodische Verlauf weist deutliche Abweichungen auf.[9] Im Erstdruck erscheint der Choral ohne unterlegten Text, die Zuweisung des Textes von Christian Weise (1680[10]) ist erschlossen.[11][12] Rothes Text „Ich habe nun den Grund gefunden“ wurde Bachs Satz erst nachträglich kontrafaziert, vermutlich erst Mitte des 20. Jahrhunderts.[7] Diese Kombination erschien auch in Jesu Name nie verklinget 1 unter der Nummer 221.[13][14]
Im Buch Feiern & Loben erscheint das Lied mit einem Satz von Enno Popkes.
Eine andere Melodie wurde von Johann Balthasar Reimann in Hirschberg aufgezeichnet und 1747 veröffentlicht,[15][12] abgedruckt in Reichs-Lieder im Jahre 1909 unter der Nummer 206 und 1931/51 unter der Nummer 231.[16]
Die Melodien, die für „Ich habe nun den Grund gefunden“ verwendet werden, und ihre Verwendungen in Gesangbüchern sind wegen ihrer großen Anzahl im Folgenden tabellarisch zusammengefasst:
Herkunft | Verwendung in | Ursprünglicher Text |
---|---|---|
Johann Balthasar König, Chorbuch von 1738[5] | Evangelisches Gesangbuch, Nr. 354[17] (Noten)[13] ELKG[18] Nr. 269 Gemeindelieder Nr. 336[13] Ich will dir danken! Nr. 257[13] Jesus unsere Freude! Nr. 350[13] Sing mit, Nr. 87 (Noten, Akkorde)[13] Singt zu Gottes Ehre, Nr. 187 (Noten, mehrstimmig, Akkorde)[13] Unser Liederbuch, Nr. 293[13] | Verweis auf O dass ich tausend Zungen hätte (EG 330; Text: Johann Mentzer 1704); bei Dies ist die Nacht, da mir erschienen (EG 40; Text: Kaspar Friedrich Nachtenhöfer 1684) als alternative Melodie vermerkt |
Satz: Enno Popkes | Feiern & Loben, Nr. 341[13] | |
Satz: Johann Sebastian Bach, BWV 321 | Jesu Name nie verklinget 1, Nr. 221[13][14] | Gottlob, es geht nunmehr zum Ende[7][8] |
Hirschberg, 1747 | Reichs-Lieder 1909, Nr. 206; 1931/51, Nr. 231[16] | |
P. Kurzenwort, 1812 | Umdichtung „Es ist das ewige Erbarmen“ | O Jesus, Name ohnegleichen |
Johann Heinrich Egli | Umdichtung „Es ist das ewige Erbarmen“ | Anbetung Dir! Sei hoch gepriesen |
Johann Ludwig Friedrich Hainlin, 1790 | Umdichtung „Es ist das ewige Erbarmen“[19], Glaubenslieder,[20] Nr. 143; Englische Übersetzung „I now have found for hope of heaven“[21][22] | |
Traditionelle indische Melodie | Kannada-Übersetzung[23] |
Text
Deutscher Originaltext (mit Abweichungen) | Wesleys englische Übersetzung |
---|---|
1. Ich habe nun den Grund gefunden, | 1 Now I have found the ground wherein |
Die Strophen 7–9 des deutschen Textes wurden später gestrichen.
„Es ist das ewige Erbarmen“
Aus den Strophen 2 bis 4 entstand das Lied Es ist das ewige Erbarmen mit einem vierstimmigen Satz von Johann Ludwig Friedrich Hainlin aus dem Jahre 1790 und dem Text:[19]
1. Es ist das ewige Erbarmen, |
Das Lied findet sich in dem Gesangbuch Glaubenslieder[20] unter der Nummer 143 in beiden Ausgaben und kann auch auf die Melodien von O Jesus, Name ohnegleichen oder Anbetung Dir! Sei hoch gepriesen oder die übliche Melodie für Ich habe nun den Grund gefunden von Johann Balthasar König gesungen werden.
Übersetzungen
Das Lied wird unter dem Titel „Jag nu den säkra grunden vunnit“ auch von der Schwedischen Kirche verwendet, basierend auf der Übersetzung von Carl David af Wirsén.
Es existieren mehrere englische Übersetzungen, unter anderem aus dem Jahre 1740 von John Wesley für „Hymns and sacred poems“ mit dem Titel „Now I have found the ground wherein“[24] und von Henry Mills mit dem Titel „I now have found for hope of heaven“ zur Melodie von „Mir ist Erbarmung widerfahren“ von Johann L. F. Hainlin.[21] Eine weitere englische Übersetzung ist „Now I have found the firm foundation“.[25]
Wesleys englische Version wurde in Kannada weiterübersetzt und mit einer traditionellen indischen Melodie versehen. Dort hat es den Namen „Asareyanu kande“.[23]
Das Lied wurde auch in Inuktitut übersetzt, für die Brüdergemeine in Labrador (Kanada), mit den Anfangsworten „Okpernima kissarviksane“.[26]
Es existieren auch Übersetzungen in Kimaragang, einer austronesischen Sprache, die in Sabah gesprochen wird, mit dem Titel „Noontung tokow no kikiawi“, und in Malaiisch, mit dem Titel „T'lah kutemukan dasar kuat“.[27][28]
Literatur
- Thomas Melzl: 354 – Ich habe nun den Grund gefunden. In: Martin Evang, Ilsabe Alpermann (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 28. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2021, ISBN 978-3-525-50350-8, S. 40–42, doi:10.13109/9783666503504.40.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Hymn 362. Now I have found the ground wherein. In: Wikisource (englisch).
- ↑ Walter Schulz: Reichssänger. Schlüssel zum deutschen Reichsliederbuch. Ott, Gotha 1930, S. 116.
- ↑ Ernst B. R. Dünnbier: Auf Neptuns Dreizack aufgespießt. Band 3. Edition Falkenberg, Bremen 2015, ISBN 978-3-95494-060-8, Kapitel Sicher an Anker liegen …, S. 56–61 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Christa Wilhelm: Glaubenskurs Barmherzigkeit. 2016, S. 37 (yumpu.com).
- ↑ a b Johann Balthasar König: Harmonischer Lieder-Schatz : oder Allgemeines Evangelisches Choral-Buch, Welches die Melodien derer sowohl alten als neuen biß hieher eingeführten Gesänge unsers Teutschlandes in sich hält ; ... 150 Psalmen ... Franckfurt am Mayn 1738, S. 202 (Digitalisat).
- ↑ Johann Sebastian Bachs vierstimmige Choralgesänge, gesammlet von Carl Philipp Emanuel Bach. Zweyter Theil. Friedrich Wilhelm Birnstiel, Berlin und Leipzig 1769, S. 103 (Digitalisat).
- ↑ a b c Ich habe nun den Grund gefunden [BWV 321] (= Notenblatt für gemischten Chor; 149). Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1953 (Katalogeintrag beim Bach-Archiv Leipzig).
- ↑ a b Notenblatt zu BWV 321 (nur erste Seite)
- ↑ Johannes Zahn: Die Melodien der deutschen evangelischen Kirchenlieder. Band 2. Bertelsmann, Gütersloh 1890, S. 228, Nr. 2855 (Digitalisat).
- ↑ Christian Weise: Der abgehende Landes-Vater. Hartmann, Zittau 1680 (Digitalisat).
- ↑ BWV 321, bach-chorales.com, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ a b Gottlob, es geht nunmehr zum Ende Bach Cantatas, Chorale Melodies used in Bach’s Vocal Works (englisch)
- ↑ a b c d e f g h i j Ich habe nun den Grund gefunden in der christlichen Liederdatenbank, abgerufen am 24. April 2020
- ↑ a b Bachs Satz erwähnt auf Deutscheslied.com, dort zitiert aus Jesu Name nie verklinget – altes und neus erweckliches Lied, 1966, G120-1
- ↑ J.B. Reimanns Org[anist] v. Hirschb[erg] Sammlung alter und neuer Melodien Evangel[ischer] Lieder. C.H. Lau, o. O. [Hermsdorf bei Hirschberg] 1747, S. 40 Nr. 124 (Digitalisat) unter dem Titel „Wer nur den lieben [Gott läßt walten]“; vgl. Register (Digitalisat).
- ↑ a b Notenblatt für den Hirschberger Satz ( vom 5. Juli 2016 im Internet Archive) Liederindex.de (PDF; 33,8 kB)
- ↑ Evangelisches Gesangbuch. Ausgabe für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. Ausgabe mit Harmoniebezifferungen. Evangelischer Presseverband für Bayern, München 1995, ISBN 3-583-12100-7.
- ↑ Peter Merx: Johann Andreas Rothe – ein Sänger der Gerechtigkeit Gottes. In: Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e. V.: Schlesischer Gottesfreund. 66. Jahrgang, Dezember 2015, Nr. 12, ISSN 1861-9746 (gesev.de PDF).
- ↑ a b Notenblatt für Es ist das ewige Erbarmen ( vom 17. April 2018 im Internet Archive) unter Liederindex.de (PDF; 28,1 kB)
- ↑ a b Glaubenslieder. Christliche Verlagsgesellschaft, Dillenburg / CLV Bielefeld 1993, ISBN 3-89397-336-2, Neue Ausgabe: ISBN 978-3-86353-050-1
- ↑ a b I now have found for hope of heaven. hymntime.com, abgerufen am 11. Mai 2019 (englisch).
- ↑ Notenblatt für „Mir ist Erbarmung widerfahren“
- ↑ a b 132 ASAREYANU KANDE ಅಸರೆಯನು ಕಂಡೆ. vimeo.com, abgerufen am 11. Mai 2019 (Kannada).
- ↑ Now I Have Found the Ground Wherein. Hymnary.org, abgerufen am 11. Mai 2019 (englisch).
- ↑ Now I have found the firm foundation. hymntime.com, abgerufen am 23. April 2020 (englisch).
- ↑ Hymns (Esquimaux Hymns): Imgerutit attorekset illagêktunnut Labradoremẽtunnut. For the Use of the Christian Esquimaux in the Brethren's Settlements on the Coast of Labrador. London 1841, S. 76 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
- ↑ Kirchenliedtitel auf Kimaragangrohani.net, Lied A07
- ↑ Kirchenliedtexte auf Kimaragangrohani.net, Lied A7
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(Aurel von Bismarck) EG 354 Ich habe nun den Grund gefunden
Painting given to the National Portrait Gallery, London in 1871. See source website for additional information. This set of images was gathered by User:Dcoetzee from the National Portrait Gallery, London website using a special tool. All images in this batch have been confirmed as author died before 1939 according to the official death date listed by the NPG. Currently on display in John Wesley's House, City Road, London. Said to be the only painting John Wesley ever approved as it is more of a true likeness. The painting was commissioned by James Milbourne, a friend of Wesley who is buried in Wesley's Chapel graveyard.