Ich bin vergnügt mit meinem Glücke

Bachkantate
Ich bin vergnügt mit meinem Glücke
BWV:84
Anlass:Septuagesimae
Entstehungsjahr:1727
Entstehungsort:Leipzig
Gattung:Kantate
Solo:S
Chor:SATB
Instrumente:Ob 2Vl Va Bc
Text
Picander ?
Liste der Bachkantaten
Die Arbeiter der elften Stunde, Radierung von Jan Luyken

Ich bin vergnügt mit meinem Glücke (BWV 84) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Die Solokantate für Sopran für den Sonntag Septuagesimae wurde am 9. Februar 1727 in Leipzig unter der Leitung von Bach uraufgeführt.

Geschichte und Worte

Bach schrieb die Kantate in Leipzig für den Sonntag Septuagesimae, den dritten Sonntag vor Aschermittwoch. Sie wird seinem dritten Kantatenzyklus zugerechnet und ist eine der wenigen Kantaten, die Bach selbst als Cantata bezeichnet hat. Er hatte für den Anlass zuvor bereits zwei Kantaten komponiert, Nimm, was dein ist, und gehe hin 1724 und die Choralkantate Ich hab in Gottes Herz und Sinn 1725. Die vorgeschriebenen Lesungen waren 1 Kor 9,24  – 10,5 , „Wettlauf um den Sieg“, und Mt 20,1–16 , das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Wie in den früheren Kantaten bezieht sich der Kantatentext nur allgemein auf das Evangelium: Der Christ soll sich begnügen mit dem Glück, das ihm zuteilwird, ohne Neid auf andere, die bevorzugt erscheinen. Titel und Text zeigen Ähnlichkeit mit Picanders Ich bin vergnügt mit meinem Stande, das 1728 veröffentlicht wurde. Es ist unklar, ob Picander seinen Text auf einer früheren Vorlage aufbaute oder ob Bach eine Version von Picander benutzte, die für den Druck verändert wurde. Wie Klaus Hofmann beobachtet, enthält er Gedanken der frühen Aufklärung: „Seine Verse sind ein Preis der Genügsamkeit, der Bescheidung mit dem, was Gott uns zugedacht hat; ein Lob der Zufriedenheit (das ist mit dem Wort „vergnügt“ gemeint, in seiner damaligen Bedeutung), der Neidlosigkeit gegen andere und der Dankbarkeit gegen Gott. Wie die Gedankenwelt, so ist auch die Sprache nicht eigentlich die Bachs, sondern die der nächstjüngeren Generation: Es fehlt das rhetorische Pathos der Barockdichtung, die Drastik und Künstlichkeit der Bilder; die Sprache ist schlicht und prägnant und nicht bildlich, sondern rational.“[1]

Der Schlusschoral ist die 12. Strophe von Aemilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadts bekanntem Lied „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende“ (1686).[2] Bach benutzte seine erste Strophe bereits in seinen Kantaten Wo gehest du hin? (1724) und Wer weiß, wie nahe mir mein Ende? BWV 27 (1726).

Bach führte die Kantate am 9. Februar 1727 erstmals auf.

Besetzung und Aufbau

Die Kantate ist kammermusikalisch besetzt mit Solo-Sopran, vierstimmigem Chor nur im Choral, Oboe, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.

  1. Aria: Ich bin vergnügt mit meinem Glücke
  2. Recitativo: Gott ist mir ja nichts schuldig
  3. Aria: Ich esse mit Freuden mein weniges Brot
  4. Recitativo: Im Schweiße meines Angesichts
  5. Choral: Ich leb indes in dir vergnüget

Musik

Die Musik zeigt unterschiedliche Besetzung und Charakter, um trotz nur einer Singstimme Abwechslung zu bieten. Die erste Arie ist langsam und nachdenklich, begleitet von allen Instrumenten, und erinnert an ein Oboenkonzert. Das erste Rezitativ ist secco, das zweite wird von den Streichern begleitet. Die zweite Arie ist tänzerisch, begleitet von zwei obligaten Instrumenten, Oboe und Violine. Sie verdeutlichen in lebhafter Figuration der Violine und etwas vereinfachter der Oboe den Text „ein fröhlicher Geist, ein dankbares Herze, das lobet und preist“. Hofmann bemerkt, dass die Arie „das musikalische Genrebild einer ländlichen Idylle mit einer rustikalen Musikszene, eine Huldigung an die aufklärerische Utopie vom einfachen, glücklichen Leben auf dem Lande“ darstellt. Die Violin-Figuren erinnern an „Borduntöne nach Art eines Dudelsacks oder einer Drehleier“. Sextsprünge aufwärts in der Singstimme wirken volkstümlich und „vermitteln zugleich den Eindruck heiterer Gelassenheit“.[1]

Der Choral ist ein schlichter vierstimmiger Satz auf die Melodie von Wer nur den lieben Gott lässt walten.[3]

Einspielungen

CD

DVD

Literatur

  • Christoph Wolff, Ton Koopman: Die Welt der Bach-Kantaten. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2006, ISBN 3-476-02127-0
  • Werner Neumann: Handbuch der Kantaten Johann Sebastian Bachs. 5. Auflage. 1984, ISBN 3-7651-0054-4, Erstausgabe 1947
  • Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach: Die Kantaten. Bärenreiter, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1476-3
  • Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig, ISBN 3-374-02390-8; Carus-Verlag, Stuttgart 2006 (Edition Bach-Archiv Leipzig), ISBN 3-89948-073-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Klaus Hofmann: Ich bin vergnügt mit meinem Glücke / (I am Content with my Happiness), BWV 84 (PDF; 2000 kB) Bach Cantatas (englisch)
  2. Wer weiß, wie nahe mir mein Ende? Bach Cantatas, Texte und Übersetzungen (englisch).
  3. Wer nur den lieben Gott läßt walten Bach Cantatas, Chorale Melodies used in Bach’s Vocal Works (englisch).
  4. Matthias Lange: Inspiriert. Kritik der CD-Ausgabe. Klassik.com; abgerufen am 18. Juni 2014.

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Siegel von Johann Sebastian Bach
Teachings of Jesus 16 of 40. the eleventh hour labourers. Jan Luyken etching. Bowyer Bible.gif
Autor/Urheber: Phillip Medhurst, Lizenz: FAL
An etching by Jan Luyken illustrating Matthew 20:1-15 in the Bowyer Bible, Bolton, England.