Ibrahim Maalouf

Ibrahim Maalouf (Festival du Bout du Monde 2014)

Ibrahim Maalouf (* 5. Dezember 1980 in Beirut) ist ein französisch-libanesischer Musiker (Trompeter und Pianist), Komponist und Arrangeur.

Biografie

Ibrahim Maalouf stammt aus einer Familie von Akademikern und Künstlern. Er ist der Sohn des Trompeters Nassim Maalouf und der Pianistin Nada Maalouf, Neffe des Schriftstellers Amin Maalouf und Enkelkind von Rushdi Maalouf, Journalist, Dichter und Musikwissenschaftler. Ibrahim Maalouf spielt auf einer mit vier Ventilen ausgestatteten Vierteltontrompete, so wie zuvor sein Vater, aber auch Don Ellis und andere. Sie ermöglicht es, arabische Maquam-Musik zu spielen.

Im Juli 2010 bekam er den Prix Frank Ténot als «französische Neuentdeckung» («Révélation») des Jahres den Jazz-Preis «Les Victoires du Jazz» in Juan-les-Pins.

Kindheit und Jugend

Wegen des Bürgerkriegs flüchtete seine Familie aus dem Libanon nach Frankreich. Maalouf lebte mit seinen Eltern und seiner zwei Jahre älteren Schwester Layla in der Nähe von Paris, wo er bis zum Alter von 17 Jahren die Schule besuchte. Er legte sein Abitur am Lycée Geoffroy-Saint-Hilaire in Étampes (im Département Essonne) ab, mit dem Schwerpunkt Mathematik.

Ab dem Alter von sieben Jahren erhielt er von seinem Vater Trompetenunterricht. Sein Vater war Schüler von Maurice André. Er lehrte ihn die klassische Technik, das barocke, klassische, moderne und zeitgenössische Repertoire sowie die klassische arabische Musik und die Kunst der Improvisation. Maalouf hat sehr früh angefangen, Piccolotrompete zu spielen. Schon mit neun Jahren begleitete er seinen Vater als Duo-Partner durch Europa und den Mittleren Osten mit einem Barockrepertoire, so von Vivaldi, Purcell, Albinoni. Mit 15 Jahren spielte er in einem Kammerorchester den Trompetenpart im 2. Brandenburgischen Konzert von Bach, das für viele Trompeter als das schwierigste Werk des Repertoires für Barocktrompete gilt. Einige Jahre später begegnete er Maurice André, der ihm empfahl, Berufsmusiker zu werden.

Künstlerische Laufbahn

Nach bestandener Aufnahmeprüfung am Pariser Regionalkonservatorium (Conservatoire à rayonnement régional de Paris) durchlief er eine zweijährige Ausbildung als Schüler von Gérard Boulanger. Im Anschluss setzte er seine Studien an dem renommierten Pariser Konservatorium CNSM in der Klasse von Antoine Curé fort. Während seiner fünfjährigen Studienzeit nahm er an zahlreichen nationalen und internationalen Trompeten-Wettbewerben teil.

Zwischen 1999 und 2003 war Maalouf Preisträger von 15 Wettbewerben in aller Welt. Seit 2006 unterrichtet er das Fach Trompete am Konservatorium von Aubervilliers-La Courneuve. Maalouf ist regelmäßig eingeladen, um Meisterklassen und Solokonzerte in Frankreich oder im Ausland zu geben, vor allem in den USA, wo er eine langfristige Zusammenarbeit mit der Kansas State University eingegangen ist. Mehrmals ist Maalouf bereits berufen worden, um Frankreich an der ITG (International Trumpet Guild), die jedes Jahr Trompeter aus der ganzen Welt für Konzerte und Meisterklassen zusammenführt, zu repräsentieren.

Maalouf komponiert auch klassische Werke für verschiedene Ensembles. Er komponierte ein Auftragswerk für die Musikfestspiele «Printemps de Bourges», das dort und in der Kathedrale von Brüssel aufgeführt wurde.

Für sein Album bekam Maalouf bei den Victoires de la Musique 2014 den Preis für das beste Weltmusikalbum. 2016 wurde er mit dem Jazz-Echo als Instrumentalist des Jahres (Brass) ausgezeichnet. Im Jahr darauf wurde er als bester Livemusiker erneut bei den Victoires ausgezeichnet.

Begegnungen und Zusammenarbeit

Auch wenn Maalouf sich zeitweise intensiv den Wettbewerben stellte, widmete er sich insbesondere der Improvisation und Komposition, die stark durch arabische Musik und den Jazz beeinflusst werden. Während seines Studiums am Konservatorium von Paris (CNSM) besuchte Maalouf neben dem Unterricht für klassische Trompete stets auch Jazz-Kurse. Seine zunächst autodidaktische Ausbildung im Jazz ist auf Erfahrungen in Big-Bands und in anderen Gruppen zurückzuführen. Er spielt oft in Pariser Jazzclubs, wobei er oft Ensemble und Zusammensetzung wechselt auf der Suche nach dem eigenen Sound.

2000 stellte ihn der Produzent Marc-Antoine Moreau dem Cellisten Vincent Ségal vor. In der Folgezeit begegnete Ibrahim vielen weiteren Musikern wie Amadou & Mariam, Matthieu Chedid, Lhasa de Sela, Angel Parra, Jeanne Cherhal, Arthur H oder Marcel Khalifé.

2007 und 2009 begleitete er den französischen Sänger Vincent Delerm auf einer Tournee und spielte sowohl Klavier, Wurlitzer Piano, Vibraphon, Synthesizer, Schlagzeug als auch Trompete. In dieser Zeit beendet er auch sein zweites Album, das 2009 erschienen ist. 2011 wirkte er bei André Manoukians Album Melanchology mit, 2012 auf Trilok Gurtus Album Spellbound. 2013 spielte er auf dem Frankfurter Jazzfestival mit der hr-Bigband, dann mit Alfredo Rodríguez auf Tocororo. 2016 feierte er sein Bühnenjubiläum in der ausverkauften AccorHotels Arena (CD/DVD-Box Live in Paris). Maalouf hat für zwei Filme des französischen Regisseurs Safy Nebbou die Musik komponiert.

Das musikalische Werk

1999 präsentiert Maalouf zum ersten Mal seine Kompositionen der Öffentlichkeit. Seine erste Gruppe Farah war Jazz-orientiert und zugleich stark von der orientalischen Musik inspiriert. Die Besetzung dieser Gruppe bestand aus Saxophon, Ney, Querflöte, Klavier, Kontrabass, Gitarre, Buzuq und orientalischem Schlagzeug.

2004 kam Maalouf mit der Elektro-Sparte in Kontakt dank der Begegnung mit Lhasa de Sela. Durch seine Zusammenarbeit mit Pop- und Rocksängern entdeckte er andere Musikstile als Jazz, Klassik oder arabische Musik. 2006 traf Maalouf Alejandra Norambuena Skira von der SACEM, der französischen Verwertungsgesellschaft für Musik, die ihn dem Produzenten Jean-Louis Perrier vorstellte. Dieser vermittelte Malouf und seiner Band ein Konzert im New Morning Jazz-Klub in Paris. Mit diesem Konzert machte Maalouf sich endgültig in Frankreich im Bereich des Jazz’Electros und der Oriental Rock Musik einen Namen.

Seine Kompositionen und seine Art zu spielen sind sehr von der arabischen Musik inspiriert. Dennoch gelingt es Maalouf, durch die eingesetzten Musikinstrumente (Bassgitarre, Elektrogitarre, Schlagzeug, arabische Schlagzeuge und Vibraphon) seine Musik den aktuellen Klangstilen anzupassen, wobei sich Rock, Elektro und Jazzfunk abwechseln und ergänzen.

Von der Cinémathèque française bekam er 2012 den Auftrag, einen Stummfilm zu vertonen: La proie du vent von René Clair. Während der Aufnahmen in New York City spielte er auch mit Dave Douglas.[1] Sein Album Illusions würdigte Bayern 5 als „CD der Woche“. Es sei „eine äußerst farbige Produktion, auf der die glänzend eingespielte Band um Ibrahim Maalouf sich aus Versatzstücken von Jazz, Rock, Funk und arabischer Tradition einen eigenen musikalischen Kosmos baut.“[2]

Das künstlerische Schaffen Maaloufs mit seinen kulturellen Wurzeln, der Musik der Moderne, des Jazz und der Rockmusik war Thema eines 2004 und 2005 vom Regisseur Christophe Trahand realisierten und von Cocottes Minutes produzierten Dokumentarfilms. Dabei begleiteten die Filmemacher Maalouf während einiger Monate seine Konzerte und zeigen, wie Maalouf seine Inspiration sucht und welche Bedeutung hierbei die Beziehung zu seinem Ursprungsland hat.

Diskografie

Alben

JahrTitel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[3][4]
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 FR BEW CH
2009Diachronism
Mi’sTer Productions
FR97
(9 Wo.)FR
Erstveröffentlichung: 26. Oktober 2009
Doppelalbum mit Adnan Jubran, Matthieu Chedid, Jacky Terrasson
2011DiagnosticFR84
Gold
Gold

(20 Wo.)FR
BEW173
(1 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 29. September 2011
Charteinstieg in BEW 2013
2012Wind
Mi’sTer Productions
FR57
Gold
Gold

(16 Wo.)FR
BEW128
(12 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 6. November 2012
2013DiaFR197
(2 Wo.)FR
BEW161
(1 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: April 2013
Boxset (Diagnostic + Diasporas + Diachronism)
Illusions
Mi’sTer Productions
FR29
Gold
Gold

(60 Wo.)FR
BEW34
(35 Wo.)BEW
CH78
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 5. November 2013
2014Yves Saint LaurentFR78
(4 Wo.)FR
BEW125
(7 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 6. Januar 2014
Soundtrack
Au Pays d’AliceFR43
(18 Wo.)FR
BEW113
(6 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 4. November 104
mit Oxmo Puccino
2015KalthoumFR17
Gold
Gold

(32 Wo.)FR
BEW54
(32 Wo.)BEW
CH95
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 25. September 2015
Red & Black LightFR8
Gold
Gold

(66 Wo.)FR
BEW33
(44 Wo.)BEW
CH68
(3 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 25. September 2015
2016Dans les forêts de SibérieBEW63
(2 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 10. Juni 2016
Soundtrack
10 ans de live! - Best ofFR10
Platin
Platin

(33 Wo.)FR
BEW137
(1 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 7. Oktober 2016
Live Tracks 2006-2016FR93
(6 Wo.)FR
BEW70
(15 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 18. November 2016
Charteinstieg FR: 2018
2017Dalida By Ibrahim MaaloufFR29
Gold
Gold

(13 Wo.)FR
BEW51
(10 Wo.)BEW
CH49
(2 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 17. November 2017
2018Levantine Symphony N°1FR51
(10 Wo.)FR
BEW113
(2 Wo.)BEW
CH84
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 14. September 2018
2019S3NSFR16
(20 Wo.)FR
BEW53
(11 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 27. September 2019
202040 MelodiesFR28
(16 Wo.)FR
BEW26
(9 Wo.)BEW
CH49
(4 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 6. November 2020
Duoalbum mit Gästen wie Sting, Arturo Sandoval, Trilok Gurtu, Marcus Miller, Alfredo Rodriguez, Richard Bona, Hüsnü Şenlendirici, Jon Batiste, Kronos Quartet, Munir Hossn oder Matthieu Chedid[5]
2021First NoelFR18
(16 Wo.)FR
BEW73
(6 Wo.)BEW
CH40
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 16. November 2021
2022Capacity to LoveFR35
(12 Wo.)FR
BEW118
(2 Wo.)BEW
Erstveröffentlichung: 4. November 2022

Weitere Alben

  • 2007: Diasporas (Ponderosa Music & Art)
  • 2018: 14*12*16 Live in Paris

Singles

JahrTitel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[3]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 FR BEW CH
2014True Sorry
Illusions
FR57
(4 Wo.)FR
2015Red & Black Light
Red & Black Light
FR101
(1 Wo.)FR

Albumbeteiligungen

  • Cheikh Lô - Balbalou (2015)
  • YOM -Unue- (2009)
  • Sting -If on a Winter’s Night- (2009)
  • Steve Shehan - Awalin- (2009)
  • Smadj -Selin-(2009)
  • Saule -Western- (2009)
  • Vincent Delerm -Quinze Chansons- (2008)
  • Abed Azrié -Mystic-(2008)
  • Tryo -Ce Que l’on sème- (2008)
  • Bumcello -Lychee Queen-(2008)
  • Georges Moustaki -Solitaire- (2008)
  • Vanessa Paradis -Divinidylle- (2007)
  • Toufic Farroukh - Tootya- (2007)
  • Vincent Delerm -Live Cigale- (2007)
  • Vincent Delerm -Favourite Songs- (2007)
  • Mamia Cherif -Double Vie-(2007)
  • Vincent Delerm -Picqures d'arignées- (2006)
  • Arthur H - Adieu Tristesse-(2005)
  • Franck Monnet -Au grand jour- (2004)
  • Angel Parra -Chante Pablo Neruda-(2004)
  • Jeanne Cherhal - Douze fois par an- (2004)
  • Vincent Delerm -Kensigton Square- (2004)
  • François Audrain -Chambres Lointaines-(2004)
  • Amadou et Mariam - Dimanche à Bamako- (2004)
  • Lhasa de Sela -The Living Road- (2003)
  • Disiz La peste -Jeu de Société- (2003)
  • Thomas Fersen -Piece Montée des Grands Jours- (2003)
  • Las Ondas Marteles -Y Despues de Todo- (2003)
  • Matthieu Chédid -Qui de Nous Deux- (2003)
  • Amadou et Mariam -Wati- (2002)
  • Dupain - Camina- (2002)

Filmografie (Auswahl)

Auszeichnungen

César

  • 2017: Auszeichnung für die Beste Filmmusik (Dans les forêts de Sibérie)

Quellen

  1. Jean-Pierre Goffin: Ibrahim Maalouf. In: Citizen Jazz, 22. Mai 2013 (Interview, französisch).
  2. Jazz meets Orient (Memento vom 27. Dezember 2013 im Internet Archive)
  3. a b Chartquellen: FR BEW CH
  4. Auszeichnungen für Musikverkäufe: FR
  5. „40 Melodies“ vom französisch-libanesischen Jazztrompeter Ibrahim Maalouf. SWR2, 4. Dezember 2020, abgerufen am 20. Februar 2021.
Commons: Ibrahim Maalouf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Ibrahim Maalouf en concert sur la scène Cabaret lors du festival du bout du Monde à Crozon dans le Finistère (France).
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